„Hi, ihr Lieben! Ich bin Stella. Ich freu´ mich, dass ihr uns b´sucht. Was kann ich schönes für euch tun?“
„Hallo,“ begann Silke, während sie an den Tresen herantraten. „Mein Name ist…ich bin Silke. Ich hatte am Mittwoch per eMail gebucht…und das ist Oliver.“
„Am Mittwoch…“ wiederholte die rothaarige Stella und ließ ihre schlanken Finger mit den künstlichen Nägeln über die Tastatur huschen. „Einen Moment, Süße, ich sehe in den Reservierungen nach.“
Silke und Oliver waren nun am Tresen angekommen. Während sie warteten, musterten sie die freundliche Empfangsdame in ihrer eigenartig anmutenden Dienstbekleidung. Sie hatten eigentlich jemanden in knallengem Top und figurnahem Minirock in den in diesem Gewerbe üblichen grellen Farben erwartet. Stattdessen trug die Frau hinter dem Tresen einen dunkelgrauen Blazer mit Nadelstreifen, eine rotbraune, zugeknöpfte Weste und darunter ein weißes Hemd. Das einzige auffallende Accessoire war eine rote Krawatte mit blauen Schrägstreifen und einem korrekt gebunden Knoten. Erst beim zweiten Blick fiel ihnen auf, dass es sich bei Stellas Businessoutfit um ein perfekt ausgeführtes Bodypainting handelte. Ein Meister seines Faches musste es ihr auf den Leib gepinselt haben. Durch die abgeklebten Brustwarzen wirkte die Illusion von Kleidung, zumindest auf einige Entfernung, täuschend echt. Stella trug ihre imaginäre „Berufskleidung“ jedenfalls so unbefangen, als ob es sich um einen echten Blazer handelte.
„Ah, da haben wir es ja! Silke und Oliver, nicht wahr? Eine Nacht all inclusive in der orientalischen Suite. Gratuliere, ihr Lieben, eine gute Wahl! Das wird euch in der Hochzeitsnacht bestimmt g´fallen.“
„Äh, eigentlich nicht direkt die Hochzeitsnacht.“ klärte Silke die angezogene Nackte auf. „Heute ist unsere Rosenhochzeit.“
„Wie schön, wie romantisch!“ begeisterte sich Stella und lächelte noch eine Spur breiter als zuvor. „Wir freuen uns natürlich sehr, dass auch reifere Baare unsere Bauschalangebote nutzen. Es ist wirklich sehr romantisch. Ihr werdet´s begeistert sein.“
Erneut flogen Stellas Finger über die Tastatur. Fasziniert beobachtete Oliver, wie ihre durch Silikon in Form gehaltenen Brüste zum Takt ihrer Anschläge schaukelten. Unauffällig trat ihm Silke ans Schienbein.
„Du hast ein Abendessen gebucht, Süße. Es ist alles arrangiert. Basst es, wenn gegen neunzehn Uhr serviert wird?“
„Basst berfekt.“ antwortete Silke schmunzelnd. Nun fühlte sie sich hier fast schon zuhause.
„Danke, Süße.“ säuselte Stella, die gänzlich in ihrem Job aufzugehen schien. „Der Brunch wird morgen um Elf Uhr serviert.“ Sie drückte eine Mikrofontaste. „Delilah, schönes Kind, deine Gäst sind da!“
„Delilah steht euch als Dienerin jederzeit und für alles zur Verfügung.“ wandte sie sich wieder an ihre Gäste. „Sie wird euch in eure Suite bringen. Wenn ihr Fragen, Wünsche oder Beschwerden habt, wendet´s euch vertrauensvoll an sie…ah, da kommt sie ja!“
Die Tür des Fahrstuhles schwang auf und eine junge Frau, Silke schätzte sie auf Anfang zwanzig, trat auf sie zu. Sie war etwas kleiner und graziler als sie selbst und ihre schönen, regelmäßigen Gesichtszüge mit den dunklen, ausdrucksvollen Augen und der leicht geschwungenen Nase verrieten ihre nahöstliche Herkunft. Ihr pechschwarzes Haar war streng gescheitelt und am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen. Auf dem Haarknoten war mit einer Spange ein dünnes, luftiges Cape mit Leopardenmuster und goldener Borte befestigt, das über ihre schmalen Schultern bis über die Kniekehlen fiel. Die Exotik ihres ausgesprochen hübschen Gesichtes wurde unterstrichen durch kleine, unterschiedlich gestaltete, goldfarbene Plättchen, die vom Scheitel herab in einer bis auf die Nasenwurzel reichenden, geraden Linie auf die Haut geklebt waren. Manche der Plättchen waren mit winzigen Kunstperlen oder amethyst-, aquamarin- und chrysolitfarbenen Edelsteinimitaten besetzt. Zwei Bögen aus auf die Stirn geklebten Applikationen vollzogen den kühnen Schwung ihrer schmalen, schwarzen Augenbrauen nach. Weitere, von den Augenwinkeln bis zu den Schläfen reichende Plättchen betonten ihre großen, wundervoll geschminkten Augen. Ihre Ohren zierte ein langes, golden glänzendes und mit zahllosen kleinen Perlen besetztes Gehänge, das bis in die Grübchen über ihren Schlüsselbeinen herabhing und das schmale Gesicht mit dem fliederfarben geschminkten Nofretete-Mund auf das Vorteilhafteste zur Geltung brachte. Als Halsschmuck trug sie symmetrisch in Collierform aufgeklebte Strasssteinchen, Halbperlen und Chatons. Ihre jugendlich anmutende Brust wurde von einem fliederfarbenen, spitzenbesetzten Büstenhalter aus raffiniert durchbrochenem Gewebe in Szene gesetzt. Über ein Bauchnabelpiercing mit heraushängendem Kettchen und einem daran befestigten, silbernen Krummdolch glitt der Blick hinunter zu dem knappen Tanga, der ihren Schoß bedeckte. Ihre wohlgeformten Beine waren ebenso wie ihre Füße unbekleidet. Silke fühlte sich von Delilahs reizvoller Erscheinung sofort angenehm berührt. Ein Mädchen wie dieses würde auch sie nicht von der Bettkante schubsen…
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