„Ich heiße Delilah und komme aus dem Libanon.“ unterbrach sie Silkes Gedankengang. „Wenn ihr mir bitte folgen wollt, ich bringe euch jetzt zu eurer Suite.“
Mit einer einladenden Geste forderte sie das Paar auf, ihr zu folgen. Oliver hob die Tasche auf und nahm Silke bei der Hand. Wie zwei Flitterwöchner trotteten sie hinter Delilah her.
„Ich wünsch´ euch einen angenehmen und genussvollen Aufenthalt! Amüsiert euch nach Herzenslust, Kinder!“ flötete Stella und streckte ihre Glieder in den wärmenden Strahlen des Heizkörpers aus.
Oliver und Silke folgten Delilah durch eine Tür, die auf einen schwach erleuchteten Flur führte. Ihre nackten Füße hinterließen keinerlei Geräusch auf der sauberen, noch neu riechenden Auslegware. Das hauchdünne Cape wehte hinter ihr her und gab hin und wieder den Blick auf ihre schmalen Hüften, ihren knackigen Po und ihre hübschen Beine frei. Nachdem sie einige Türen mit Aufschriften wie „Alpenglühn“ oder „Kamasutra“ passiert hatten, öffnete Delilah die Pforte zur orientalischen Suite mit der vielsagenden Bezeichnung „Tausend und eine Nacht“. Silke und Oliver betraten den großzügig bemessenen, mit unechten Perserteppichen ausgelegten Raum, der bis morgen früh zu ihrem Domizil werden sollte. Die in warmem Umbra gehaltenen Wände waren mit zahlreichen Arabesken geschmückt. Oliver, der ein paar Jahre Arabisch gelernt hatte, entzifferte amüsiert die dekorativen Schriftzeichen. Sie bedeuteten „Rauchen verboten“, „Notausgang“ oder auch „Nicht auf den Boden spucken“. Hinter Imitaten gitterartiger maurischer Fenster verborgene Leuchten erhellten den Raum mit indirektem, gedämpftem Licht. Neben einigen Sitzmöbeln unbestimmten Stils wurde die Suite von einem riesigen, mit blitzsauberen Laken bespannten Bett dominiert, auf dem sich zahlreiche Kissen und Polster für den mannigfaltigen Gebrauch türmten. Am Kopfende des Bettes sowie an der Decke waren großformatige Spiegel angebracht, an der gegenüberliegenden Wand prangte ein Flachbildschirm im super Kingsize-Format. Im hinteren Teil verhüllte ein dunkelroter Vorhang einen Durchgang, wahrscheinlich zum Sanitärbereich.
Wie die Empfangshalle war auch die Suite gut geheizt. Schließlich vollzog sich der Aufenthalt der Gäste zumeist in spärlich bis unbekleidetem Zustand. Oliver, dem langsam warm wurde, legte sein Jackett ab. Während die beiden Gäste noch ein wenig befangen herumstanden, machte sich Delilah an der kleinen Bar zu schaffen und mixte Willkommensdrinks. Dankbar nahmen Silke und Oliver die Getränke entgegen und nahmen probehalber in den bequem aussehenden Sesseln Platz.
„Möchtet ihr jetzt zu Abend essen oder zuerst einen kleinen Film zur Einstimmung ansehen? Vielleicht möchtet ihr euch aber auch sofort vergnügen. Was darf ich für euch arrangieren?“
Die beiden Rosenhochzeiter warfen sich unsichere Blicke zu und nippten befangen an ihren Gläsern.
„Wir haben Zeit.“ entschied Silke schließlich „Ich denke, wir essen erst mal ganz gemütlich. Nebenher können wir ja diesen Film anschauen, nicht wahr, Olli?“
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