Rosenhochzeit

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Rosenhochzeit

Rosenhochzeit

Leif Larsson

Olivers vage Kopfbewegung ließ nicht erkennen, ob sie als Zustimmung oder als Widerspruch gemeint war. Offensichtlich hatte er an Delilahs Anwesenheit im Allgemeinen und an ihrer leichten Bekleidung im Besonderen Geschmack gefunden und sann auf die Einlösung des unausgesprochenen Versprechens. Doch die Dienerin hob das Zimmertelefon ab und gab eine kurze Anweisung durch.

Nach wenigen Minuten, in denen Delilah einen niedrigen Tisch für das Dinner herrichtete, erklang der Türsummer. Leichtfüßig huschte sie an die Tür und nahm einen Küchenrollwagen entgegen, der mit allerhand Schüsselchen, Tellern und anderen Utensilien beladen war. Sofort begann sich der aromatische Duft von
Hummus, Falafel, Mutabbal, Taboulé, Warak Enab und anderen nahöstlichen Köstlichkeiten im Zimmer auszubreiten.
„Das Zeug kommt von einem Catering-Service.“ stellte Oliver mit Blick auf die Warmhaltegefäße skeptisch fest.
„Die Speisen werden nach Wunsch in einem Libanesischen Restaurant zubereitet.“ beschwichtigte Silke ihren Mann. „Sie werden wirklich frisch ausgeliefert. Riech nur, wie das duftet!“
Angesichts der schmackhaften Häppchen, Bällchen und Pastetchen, die Delilah appetitlich auf dem niederen Tisch anrichtete, lief auch Oliver das Wasser im Mund zusammen. Sie nahmen in den bequemen Polstersesseln Platz und griffen hungrig zu. Ihre Dienerin entkorkte eine Flasche Bordeaux und servierte den Wein.
„Nicht übel.“ urteilte Oliver und ließ den Rebensaft genießerisch durch die Mundhöhle schwappen. „Hast du ihn ausgesucht?“
„Für unseren Abend war mir nichts zu teuer, Schatz.“
Delilah hatte sich auf den Rand des Bettes gelegt und hantierte mit der Fernsteuerung. Mit leisem Knistern erhellte sich der riesige Bildschirm. Exotische Klänge aus arabischen und indischen Musikinstrumenten erklangen aus den Lautsprechern.

Die Kamera flog über weite, hitzeflirrende Ebenen, hohe Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln und breite Flusstäler, ehe ein prachtvoller Palast, vermutlich eines Maharadschas oder eines anderen östlichen Potentaten, ins Bild rückte. Die Kamera glitt durch weitläufige Parks, vorbei an künstlichen Wasserspielen, tauchte durch ein hohes, reich verziertes Portal in die kühlen, dämmrigen Vorhallen des Schlosses ein und hielt schließlich Einzug in einen festlich geschmückten Saal, in welchem sich zahlreiche vornehm gekleidete, meist junge Leute in fröhlichem Beisammensein tummelten. Die Zuschauer lernten einen jungen orientalischen Prinzen und seine Zwillingsschwester kennen. Die beiden führten in luxuriösem Ambiente das satte, wohlbehütete Leben reicher Adelssprösslinge, die sich trotz ihres unvorstellbaren Besitzes zu Tode langweilten. Aus diesem Grund veranstalteten sie in einem ihrer Paläste zusammen mit zahlreichen adligen Freunden und Freundinnen sinnenfreudige Feste. Nach einem fröhlichen Gelage in einem mit unzähligen bequemen Sitz- und Liegegelegenheiten ausgestatteten Saal eröffnete der junge Prinz als Ranghöchster den sinnlichen Reigen. Er legte seine Gewänder ab und lagerte sich auf einen ungeheuer großen Diwan. Seine Schwester schob ihm sorgsam samtbezogene Kissen und Polsterrollen unter den Kopf, unter die Arme und unter die Knie, damit er während des lustvollen Zeitvertreibes keine Bequemlichkeit vermisse. Die geladenen Jünglinge und ihre Begleiterinnen nahmen derweil ihre Plätze in respektvoller Entfernung rund um den Diwan ein. Als sie ihren Bruder gebettet hatte, klatschte die Prinzessin in die Hände und kauerte sich auf ein benachbartes Sofa, um dem amourösen Treiben in nächster Nähe beizuwohnen.

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