Lady Chatterly und Fanny Hill. Später fand sie zunehmend Interesse an den tiefgründigen Beziehungskisten, wie sie in „Die Angst vorm Fliegen“ oder in „Salz auf unserer Haut“ thematisiert werden. Aber das alles half ihr im Grunde nicht wirklich weiter. Oliver und sie hatten keine Krise und keine Eheprobleme. Vielleicht lag es ja an ihr, dass er sie in letzter Zeit nicht mehr so sehr begehrte? Silke beschloss, auf Abhilfe zu sinnen. Heute Abend jedoch würde sie es nochmals auf die konventionelle Art und Weise versuchen müssen.
Als sie Oliver im Badezimmer wirtschaften hörte, legte sie das nutzlose Buch beiseite, dimmte die Nachttischlampe herunter und probierte einige verführerische Posen aus. Da sie eine Pyjamajacke mit kurzer Hose trug, streckte sie das rechte Bein lang aus und winkelte das andere leicht an, so dass der linke Fuß auf dem rechten Unterschenkel zu liegen kam. Um den Oberkörper etwas aufzurichten, stützte sie sich mit dem rechten Unterarm auf ihrem Kopfkissen ab. Mit der Linken öffnete sie die obersten vier Knöpfe des Pyjamas und sorgte für einen appetitlichen Anblick ihrer knackigen Formen. Da Oliver bereits das Licht im Flur löschte, zerwühlte sie noch rasch ihr Haar und setzte ihren wirkungsvollsten Schlafzimmerblick auf. Als er sie so auf dem glänzenden Satin drapiert sah, huschte ein überraschtes Lächeln über sein offenes Gesicht.
„Du liest heute wohl gar nicht, Liebes?“ stellte er fest und huschte nur mit Shorts bekleidet gleich unter die Decke.
„War mir zu langweilig. Ich habe nur noch auf dich gewartet.“ antwortete Silke und ließ die Fingerspitzen ihrer freien Hand über ihren Schenkel gleiten.
„Das hättest du wirklich nicht tun müssen. Du weißt doch, der Schreibkram dauert immer ewig. Na, dann lese ich auch nicht mehr.“ entschied er mit einem Blick auf die digitale Zeitanzeige des elektronischen Weckers und gähnte demonstrativ. Er gab ihr einen Gutenachtkuss und kuschelte sich in der eindeutigen Absicht, zu schlafen, in sein Kissen.
Verblüfft öffnete Oliver die Augen und sah Silke fragend an. Sie hatte ihm mit einem energischen Ruck das Laken vom Körper gerissen.
„Ja was ist denn?“
„Nichts ist!“ entgegnete sie mit einer Mischung aus Enttäuschung, Ungeduld und Ratlosigkeit in der Stimme. „Ich könnte hier nackt vor dir tanzen, du würdest es nicht mal zur Kenntnis nehmen! Das ist los!“
„Ach so, das meinst du.“ Er lachte erleichtert, aber auch ein wenig verunsichert. „Tut mir Leid, dass ich so unaufmerksam war, ehrlich.“ versicherte er ihr, beugte sich zu ihr hinüber und küsste die beiden Hügel, die sich ihm herausfordernd aus der Pyjamajacke entgegenwölbten.
„Schatz, ich würde wirklich gerne. Glaube mir.“ versicherte er ihr kleinlaut. „ Aber mir brummt der Kopf von all diesen Listen und Tabellen. Nach so einem Tag wärst du auch nicht in Stimmung.“
Versöhnlich streichelte er ihr über die Wange, bis sie ihren Schmollmund aufgab.
„Na schön, du Held der Arbeit. Ich gebe nach. Aber dafür möchte ich, dass wir in die Schlafhöhle gehen.“ Sprach`s, und drehte ihm den Rücken zu.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.