Silke duschte und zog sich an. Sie weckte Jasmin und bereitete ihr das Frühstück. Nachdem sie ihre Tochter in die Schule gebracht hatte, erledigte sie ein paar Einkäufe und fuhr wieder nach Hause. Sie kochte sich eine Tasse Tee und setzte sich am großen Wohnzimmerfenster, durch das die Frühlingssonne ihre wärmenden Strahlen schickte, in einen bequemen Sessel und sah die Post durch. Anschließend legte sie die Füße hoch und blätterte in der Zeitung. Fast hätte sie die Anzeige übersehen, die unter „Vermischtes“ dezent und doch nicht unauffällig um die Aufmerksamkeit der Leser heischte. Silke war wie elektrisiert. Sie las die Anzeige ein zweites mal. Ein Gedanke kam ihr, reifte zur Idee, die so kühn war, dass sie erschrocken die Zeitung zuklappte. Und doch, der spontane Einfall ließ sie nicht mehr los, ergriff vollständig Besitz von ihr. Sie ließ den Tee stehen und lief mit der Zeitung in das Arbeitszimmer, um den PC hochzufahren. Ungeduldig wartete sie, bis sich die Startseite aufgebaut hatte, dann tippte sie die Webadresse aus der Zeitungsannonce ein und drückte die Entertaste. Aufgeregt surfte sie über die professionell und ansprechend gestalteten Seiten, verglich verschiedene Angebote und deren Preise. Auf der Unterlippe kauend betrachtete sie lange die verlockenden Fotos und dachte nach. Was würde Oliver dazu sagen? Würde es ihm gefallen? `Dafür werde ich schon sorgen!´ machte sie sich selbst Mut. Entschlossen tippte sie Ihre Wahl in den elektronischen Einkaufskorb. Sie zögerte kurz, dann löste sie die Bestellung aus.
Silke lehnte sich zurück und betrachtete die Bestätigungsnachricht auf dem Bildschirm. Ihr Atem ging schneller. Etwas beklommen war ihr schon zumute, aber nun waren die Würfel gefallen. Sie löschte den Verlauf im Speicher, damit Oliver ihr nicht durch einen dummen Zufall auf die Schliche kam, und schaltete den PC ab. Da fiel ihr ein, dass sich Oliver heute um ein Restaurant und um Theaterkarten kümmern wollte. Sie rannte zum Telefon und wählte seine Nummer. Er war sofort am Apparat.
„Schatz, hast du schon den Tisch und die Theaterkarten besorgt?“ überfiel sie ihn.
„Ich, äh, nein…Das wollte ich gleich nach der Mittagspause erledigen.“ antwortete er vorsichtig.
„Hör zu, ich habe eine Idee. Da du dich bisher immer so schön um unseren Hochzeitstag gekümmert hast, möchte ich es zur Abwechslung diesmal selbst tun. Ich hätte da nämlich eine…wunderbare Idee.“
„Wenn es dein Wunsch ist, bitte sehr. Ich habe nichts dagegen.“ entgegnete er . „Was hast du dir denn schönes ausgedacht?“
„Das wird nicht verraten.“
„Nur eine kleine Andeutung.“ bat er.
„Dann wäre es keine Überraschung mehr.“
„Eine klitzekleine…“
„Oliver!“
„Gut, ich gebe auf und lasse mich überraschen, was sich meine Liebste hat einfallen lassen.“
„Du bist ein Schatz!“ rief sie in den Hörer und hatte auch schon abgeschaltet.
Nun, da die Sache ins Rollen gekommen war, war Silke in ihrem Element. Sofort wählte sie die nächste Nummer, um sich noch vor dem Freitag einen Termin bei Ihrer Visagistin zu sichern. Natürlich waren alle Termine vergeben, doch als Tina, ihre langjährige und ihr freundschaftlich verbundene Kosmetikerin vom bevorstehenden Hochzeitstag erfuhr, bot sie Silke spontan an, sie am Donnerstag nach der letzten Kundin privat zu bedienen. Silke dankte ihr begeistert und rief sogleich ihren Friseursalon an. Ja, wenn sie bereit wäre, sich von Silvia, dem Lehrling, die Haare machen zu lassen, könne man sie am Freitagnachmittag dazwischenschieben.
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