Rosenhochzeit

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Rosenhochzeit

Rosenhochzeit

Leif Larsson

„Gebongt! Also am Freitag.“ sagte sie und legte auf. Der nächste Anruf galt ihren Eltern. Sie musste unbedingt wissen, ob sie bereit waren, Jasmin am Freitag nach der Schule zu sich zu nehmen.
„Kind, wir wissen doch, dass das euer Hochzeitstag ist.“ beruhigte sie ihre Mutter. „Jasmin ist uns immer willkommen, wenn du und Oliver etwas unternehmen wollt.“
„Danke, Mutti. Und grüße Papa von mir!“

Aufgekratzt lief Silke durch die Wohnung. Alles klappte wie am Schnürchen. ´Jetzt nur nichts anmerken lassen!` ermahnte sie sich selbst und zwang sich zur Ruhe. Die Tage bis Freitagabend mussten so normal wie sonst auch ablaufen. Sie würde sich wie stets um Jasmin kümmern, die Einkäufe erledigen, an ihrem Artikel für eine Fachzeitschrift weiterarbeiten und Oliver eine treusorgende Ehefrau sein. In einer Hinsicht jedoch würde sie vorübergehend von der Regel abweichen: sie würde Oliver seinen wohlverdienten Schlaf gönnen. Schließlich würde er seine Kraft noch brauchen…

*
Tina küsste Silke auf beide Wangen, als die Freundin den Kosmetiksalon betrat.
„Schön, dass du dir extra die Zeit für mich nimmst.“ bedankte sich Silke. „Ich habe direkt ein schlechtes Gewissen, dass ich dich um deinen Feierabend bringe.“
„Ich wäre enttäuscht und beleidigt gewesen, wenn du vor dem großen Tag nicht zu mir gekommen wärst, Silke. Das ganze Programm?“
„Und noch ein bisschen mehr, Tina. Oliver soll keinen Grund zum Klagen haben.“
Silke legte sich in den bequemen Behandlungsstuhl und gab sich Tinas erfahrenen Händen hin. Sie schätzte die stets gutgelaunte Endzwanzigerin mit dem pfiffigen Gesicht und der wilden, grün und orange gefärbten Föhnfrisur.
„Entspanne dich, meine Liebe.“
Tina legte dampfende, nach Lavendel und Zitrone duftende Tücher auf das Gesicht der Freundin und widmete sich ihren Fingernägeln. Während sie geschickt feilte, schliff und polierte berichtete die Kosmetikerin über den Klatsch und Tratsch, der ihr von ihren Kundinnen zugetragen wurde. Erst als sie die Gesichtsmaske auflegte, konnte sie ihre Neugier nicht länger zurückhalten.
„Nun habt ihr also auch schon euer erstes Ehejubiläum. Kinder, wie die Zeit vergeht!“
„Das hat Oliver auch gesagt. Aber das Datum kann er sich bis heute nicht merken.“
„Darüber musst du hinwegsehen, Silkchen.“ riet ihr Tina und begann, Silkes Schläfen zu massieren. „Hauptsache, ihr seid glücklich, ihr und Jasmin, der süße Fratz. Wollt ihr an eurer Rosenhochzeit etwas Besonderes unternehmen?“
„Etwas ganz Besonderes, Tina. Ich habe Oliver sogar von seiner Pflicht entbunden und mir etwas total Verrücktes ausgedacht.“
„Etwas total Verrücktes? Das klingt ja spannend. Darf man erfahren, was es ist?“
„Wenn du mir heilige Eide schwörst, nicht ein Sterbenswörtchen auszuplaudern.“
„Nie wird je etwas über meine Lippen kommen, was du mir anvertraust, ehrlich! Diskretion gehört zu meinem Beruf.“
Silke musste bei diesen Worten unter ihrer Maske lächeln. Tina war zwar eine Plaudertasche, aber als Freundin war auf sie Verlass. Sie zog sie ins Vertrauen und berichtete über ihre Internetbestellung für Freitagabend. Tina stellte das Massieren ein, hob die beiden Gurkenscheiben auf Silkes Augen und starrte sie entgeistert an.

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