Rosenhochzeit

Auszug

17 47-71 Minuten 0 Kommentare
Rosenhochzeit

Rosenhochzeit

Leif Larsson

Wie auf Kommando drehte sich der Schlüssel im Schloss zur Wohnungstür. Rasch schlüpfte Silke in die Schuhe und ging ihrem Mann entgegen, der im Flur einen großen Blumenstrauß aus dem Seidenpapier wickelte. Er starrte sie an und vergaß die Blumen in seiner Hand.
„Donnerwetter!“ entfuhr es ihm ein wenig burschikos. „Habe ich mich in der Tür geirrt oder hast du dich tatsächlich so in Schale geworfen! Lass dich mal ansehen…“
Silke drehte sich einmal um die eigene Achse und warf sich in Pose.
„Na? Wie gefalle ich dir?“
„Du siehst umwerfend aus, Liebling. Und die Frisur erst!“
„Wie findest du sie? Hat mir ein Lehrling mit einem Faible für die Gothik-Szene verpasst.“
„Wenn ich den vorher-nachher-Vergleich anstellen soll, würde ich sagen: vorher Gundula Gause, nachher Luzia Braun. Vielleicht sollte ich deinen Lehrling auch mal in Anspruch nehmen, um mich ein wenig aufzupeppen.“
Silke lachte herzlich über den, wie sie meinte, nicht unpassenden Vergleich. „Das, mein Lieber, verbiete ich dir. Sie gehört zu jener Sorte junger Frauen, denen ihr Männer in den Ausschnitt fallt.“
„Und was ist d a s hier?“ wollte Oliver wissen, legte den Strauß auf die Garderobenkommode, fasste seine Frau bei den Schultern und zog sie an seine Brust. Genüsslich beobachtete er, wie sich ihre Formen aus dem Dekolleté hoben.
„Das,“ sagte sie und küsste ihn kurz auf den Mund, „das ist für später.“ Sie löste sich von ihm, ehe er auf einen Gedanken kam, der ihr ansonsten zwar gefallen hätte, den sie heute aber aus Gründen, die nur sie kannte, unterdrücken musste. Um ihn abzulenken, lobte sie sein Blumenbukett.
„Die sind aber schön! Ich stelle sie gleich in eine Vase. Du kannst derweil duschen und dich umziehen. Wir müssen dann bald los.“
„Essen wir auswärts?“ fragte er neugierig, während er ins Badezimmer ging.
„Glaubst du, ich stelle mich an einem Tag wie diesem an den Herd?“ rief sie aus der Küche.

Nachdem sie die Blumen ins Wasser gestellt hatte, folgte sie ihrem Mann ins Badezimmer. Sie wollte ihre schönsten Ohrringe anlegen und ein wenig Parfum auftragen. Außerdem wollte sie Oliver gegebenenfalls davon abhalten, dem Trieb, den sie in ihm geweckt hatte, jetzt schon nachzugeben. Als er sich abtrocknete, schielte sie verstohlen nach seinem Gemächt, das dick und schwer, aber nicht weiter angriffslustig zwischen seinen Schenkeln hing. Das bedeutete Entwarnung.
„Ich hole dir deine Sachen.“ erbot sie sich und huschte hinaus. Sie hatte sich für den hellen Anzug aus Leinen entschieden, der bereits recht gut zu der Jahreszeit passte. Rasch packte sie noch Wechselwäsche für sich und für ihn sowie einige Toilettenartikel in eine kleine Reisetasche.
„Fahren wir eigentlich wieder mit dem Bus oder mit der Straßenbahn?“ erkundigte er sich, während Silke ihm liebevoll die Krawatte band.
„Mit dem Wagen, Schatz.“ entgegnete sie zu seiner Überraschung. „Wir können trotzdem trinken, was wir möchten. Ich habe eine, äh, Übernachtung gebucht.“
„Du machst mich richtig neugierig. Ich bin echt gespannt, was du dir hast einfallen lassen.“

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 9851

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben