Ganz langsam beugte Leo sich über das Mädchen. Ihre Gesichter kamen sich ganz nahe, so dass sie gegenseitig ihren Atem auf der Haut spüren konnten. Die Lippen des Mädchens waren leicht geöffnet. Und als Leo sich ihr noch weiter näherte, schloss sie die Augen. Doch Leo küsste sie nicht, sondern richtete sich wieder auf und betrachtete erneut die zarte und anmutige Schönheit ihres jugendlichen Gesichtes. Er konnte kaum fassen, dass es etwas so Schönes auf der Welt gab. Und noch weniger begriff er, dass dieses Wesen wie aus dem Nichts in sein Leben getreten war, um sich ihm in dieser Nacht zu schenken.
Vor Ungeduld, Erregung und freudiger Erwartung bebend erwartete das Mädchen noch immer Leos Kuss. Und obwohl er sie so lange warten ließ, um sie zu betrachten, ließ sie ihre Augen geschlossen. Ihr Turban hatte sich gelöst. Und eine Fülle schwarzen, welligen Haares umfloss nun ihr hübsches Gesicht. Langsam wanderte Leos Blick von diesem über ihren schlanken Hals bis zu den kleinen, weichen Brüsten, auf denen die dunklen Knospen sich vor Erregung aufgerichtet hatten und leicht zitterten. Es war ein überaus verführerischer Anblick. Der schlanke Bauch verriet durch sein heftiges Heben und Senken ebenfalls die Erregung des Mädchens, zwischen dessen Schenkeln Leo kniete. Er wagte kaum, seinen Blick auf die winzige, jungfräuliche Spalte zu richten, und tat es auch erst, nachdem er sich durch einen schnellen Blick davon überzeugt hatte, dass die Augen des Mädchens noch geschlossen waren. Da war sie, die Pforte des Paradieses! Bei ihrem Anblick wünschte Leo sich nichts sehnlicher, als in dieses Paradies vorzustoßen. Doch er wusste, dass er diese Schwelle nicht übertreten durfte, denn das Mädchen war mit Sicherheit noch Jungfrau. Und er hatte kein Recht, ihr diese Jungfräulichkeit zu rauben.
Langsam beugte er sich wieder über sie, stützte sich mit seinen Händen rechts und links von ihrem Körper ab und näherte sich wieder ihrem Gesicht. Ganz behutsam berührte er ihre vollen, sinnlichen Lippen, die sich nach seinem Kuss verzehrten, mit seinen Lippen. Und ohne den Druck zu verstärken, folgen seine Lippen dann langsam und zärtlich dem Weg, den zuvor seine Augen beschritten hatten; über das kleine, energische Kinn und den dünnen Hals, durch den heftig das Blut pulsierte, bis zu den kleinen erregten Brüsten, deren Knospen sich ihm gierig entgegenstreckten. Seit Leos Lippen auf diese Weise das Mädchen liebkosten, wurde sie von einem erregenden Schauer durchströmt, der ihren Körper in einem fortwährenden Beben gefangen hielt. Und als er dann seine Lippen sanft auf die Knospe ihrer linken Brust legte, bäumte sie sich mit einem unterdrückten Schrei unter ihm auf. Das Ziehen, das von ihrer zärtlich geküssten Brustwarze ausging und sie bis in die Haarwurzeln durchdrang, war so intensiv, dass es beinahe ihre Kräfte überstieg. Dennoch flehte sie atemlos, als Leo auf ihren Schrei hin zögerte: „Bitte nicht aufhören, 'asadun 'abyad.”
Noch einmal bedeckte er die kleine, erregte Knospe mit einem zärtlichen und liebevollen Kuss. Die Reaktion darauf war noch heftiger, als beim ersten Mal, so dass Leo schon befürchtete, dass man sie unter Deck würde hören können. Doch die anhaltende Musik und die monotone Geräuschkulisse der unten geführten Gespräche, ließen keinen Schluss darauf zu, dass irgendjemand auf das, was an Deck vor sich ging, in irgendeiner Weise reagierte. Also fuhr Leo mit seinen zärtlich-liebkosenden Küssen fort. Als er von ihrer linken zur rechten Brustwarze wechselte, schlang sie ganz plötzlich ihre Arme um seinen Nacken und presste ihre so schmerzhaft erregte Knospe mit aller Kraft gegen seine Lippen, um nicht laut aufzuschreien und damit doch noch die Besatzung und die Gäste der Petrel auf ihr heimliches Spiel an Deck aufmerksam zu machen. Leo sog die kleine, kaum erbsengroße Brustwarze zwischen seine Lippen, umschmeichelte sie mit seiner Zunge und begann, zärtlich an ihr zu knabbern. Das Mädchen verkrallte sich in seinen Haaren. Sie wurde allein durch Leos sanft-verspielte Liebkosung ihrer Brustwarzen in eine Ekstase versetzt, in der sie das Gefühl hatte, dass ihre Seele ihren Körper verlassen und sie sich selbst von außen betrachten würde. Solange Leo damit fortfuhr, die Knospen ihrer Brüste zu küssen und an ihnen zu saugen und zu knabbern, konnte das Mädchen sich nicht aus der Ekstase befreien, in die sie verfallen war. Und Leo ließ sich endlos Zeit. Es konnte nichts Schöneres geben, als das Gefühl dieser kleinen, zitternden und so unbeschreiblich gut schmeckenden Brustwarzen auf und zwischen seinen Lippen. Und so ließ er erst nach Stunden wieder von ihnen ab, um seine Lippen über den heftig bebenden Bauch und den weichen Venushügel in das Zentrum der Lust des Mädchens zu lenken. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub und befand sich in einem Zustand der Trance, in dem ihr Körper die Zärtlichkeiten Leos in pure Lust und Ekstase verwandelte. Ganz behutsam zog Leo die winzige Spalte mit seinen Fingerspitzen auseinander, um die verdeckten, zarten Schamlippen des Mädchens freizulegen, denn wenn er diese Schwelle schon nicht überschreiten durfte, so wollte er sie doch zumindest mit der gleichen Zärtlichkeit beschenken, mit der das Mädchen ihn verwöhnt hatte. Er nahm den dezenten, würzigen Duft des Mädchens wahr, das ebenso wie er selbst sauber und gepflegt war. Mehr noch als es der Geruch des Mädchens bisher bereits vermocht hatte, stieg ihm der zarte Duft, der ihren jungfräulichen Schamlippen entströmte, zu Kopf. Und berauscht vom Anblick und dem Duft des Mädchens berührte er die bisher noch unberührten Venuslippen mit seinen Lippen. Das Mädchen bäumte sich unter ihm auf und begann so heftig zu zittern, dass Leo plötzlich Angst bekam, seine Zärtlichkeiten könnten ihre Kräfte überstiegen haben. Besorgt ließ er ab von ihr, rutschte nach oben und nahm sie behutsam in seine Arme.
Im selben Moment endete unter Deck die Musik. Das Fest war offensichtlich vorbei. Die Gäste verabschiedeten sich und Leo zog das Mädchen in den Schatten der Kajüte. Doch während er gebannt auf die Stimmen und Geräusche der sich verabschiedenden und in das Beiboot hinabsteigenden Beduinen lauschte, kroch das Mädchen auf seinen Schoß und ließ sich, noch immer am ganzen Körper bebend, auf seine pralle Männlichkeit herab, die sie mit zitternden Fingern an ihre winzige Scheide dirigierte. Leo wollte protestieren und das Mädchen davon abhalten zu tun, was sie im Begriff stand zu tun. Er wagte jedoch weder, laut zu sprechen, noch seine und ihre Anwesenheit durch eine zu heftige Bewegung zu verraten, da es durchaus peinlich hätte werden können, in dieser Situation überrascht zu werden.
Ganz langsam presste das Mädchen ihre heiße und nur wenig feuchte Scheide gegen Leos harte, aufgeblähte Eichel. Und obwohl er mit unterdrückter Stimme eindringlich mahnte „Es geht nicht“, weil er das Gefühl hatte, dass ihre jungfräuliche Mädchenscheide viel zu eng für sein seit Stunden erigiertes Glied war, bewegte das Mädchen sich mit zunehmendem Druck und leichtem Kreisen ihres Beckens unbeirrt weiter, bis sich Leos überreizte Eichel zwischen ihre Schamlippen zwängte. Beiden fiel es in diesem Moment schwer, ein verräterisches Stöhnen zu unterdrücken. Doch da auch beide um die Gefahr des entdeckt Werdens wussten, beherrschten sie sich so weit, dass niemand sie hörte. Einen kurzen Moment verharrten sie atemlos in der Position, die ihre Ekstase neu entfacht hatte. Leo spürte die Enge, die Hitze und das erregende Pulsieren des Mädchenkörpers, der nach einigen Augenblicken wieder begann, seinen Penis mit ganz langsamen, kreisenden und stoßenden Bewegungen immer tiefer in sich aufzunehmen, und er spürte auch, dass er seinen Orgasmus nicht mehr lange unterdrücken oder zurückhalten konnte. Doch das Mädchen kam vor ihm, katapultierte ihn allerdings mit den unkontrollierten Zuckungen ihrer gerade erst entjungferten Scheide ebenfalls in die höchsten Gefilde der Ekstase, in der er mit der Gewalt einer Sonneneruption explodierte. Im letzten Moment gelang es ihm, das Mädchen an den Hüften zu packen und von sich herunterzuheben, um seinen Penis aus der Scheide, die ihn so fest umschlossen hielt, als wollte sie ihn nie wieder freigeben, mit Gewalt herauszuziehen. Dann entlud er sich in einer Fontäne, die über das Mädchen und weit über die Reling hinaus ins Meer spritzte.
Im selben Moment vernahm er durch den Schleier der Glückseligkeit und der Ekstase, in der er schwebte, sich wie aus unendlich weiter Entfernung nähernde Schritte und die Stimme Tahar ben Bahris, der seine Worte an den Gastgeber und Besitzer der Petrel richtete.
„Ich möchte mich gerne noch von Eurem amerikanischen Freund verabschieden, Lord Lindsay“, sagte der Beduine. Wie vom Blitz getroffen sprangen Leo und das Mädchen auf, denn die unendlich weite Entfernung schrumpfte in diesem Moment auf nur wenige Meter zusammen, die sich mit jedem Schritt Tahars und Lindsays weiter verringerte. Leo sprang in seine Hose und hob das Mädchen auf das Dach der Kajüte, um dessen Ecke im selben Moment die beiden sich Nähernden traten.
„Genießt Ihr die Nachtluft?“ fragte Sir David, der Leo mit nacktem Oberkörper an der Reling stehend entdeckte. Leo nickte und war froh, dass man ihm bei seiner dunklen Sonnenbräune und im schwachen Licht der Sterne und der Schiffslaterne die Röte nicht ansehen konnte, die über seine Wangen zog. Doch ihm war bewusst, dass der auf seiner Haut glänzende Schweiß auffallen musste und er befürchtete, dass der Duft des Mädchens und der Ekstase, der ihn wie eine Wolke umhüllte, den beiden auffallen müsste. Glücklicherweise sprach ihn keiner darauf an. Tahar reichte ihm die Hand und sagte: „Der Samum weht heiß von der Wüste her.“
Leo fragte sich, ob das eine Anspielung auf seinen verschwitzten Körper war und ob der Beduine ahnte, was ihn so erhitzt hatte. Doch ohne eine Erwiderung auf diesen Satz abzuwarten, fuhr Tahar fort: „Ich bedauere, dass Euch das Fest des Lords zu meinen Ehren nicht zugesagt hat, 'asada. Doch ich hoffe, dass Ihr mir die Ehre erweist, morgen mein Gast zu sein und an dem großen Wettschießen teilzunehmen.“
Eigentlich hatte Leo nicht vorgehabt, sich an irgendwelchen Wettkämpfen zu beteiligen. Da er sich jetzt aber auf keine langen Diskussionen einlassen wollte, nickte er und antwortete: „Meinetwegen, Fürst.“
Tahar verneigte sich, wünschte eine gute Nacht und verabschiedete sich mit dem Versprechen, dass Leo der Ehrengast bei seiner Hochzeit sein würde.Als Leo wieder allein war, hob er das Kleid des Mädchens, das er zuvor mit dem Fuß nur noch schnell in den Schatten hatte schieben können, vom Deck auf. Doch als er auf das Dach der Kajüte stieg, stellte er fest, dass das Mädchen bereits verschwunden war. Am nächsten Morgen fragte er Lindsay beim Frühstück nach ihr. Doch der Lord schüttelte verwundert den Kopf und antwortete: „Sorry, my friend. Ein Mädchen, wie Ihr es beschreibt, war gestern nicht unter den Gästen.“
Kurz darauf brachen Leo, Lindsay und die übrigen Europäer zum Lager der Beduinen auf. Diese hatten einige Pferde für die Männer und Sänften für die Damen geschickt. Und so erreichte die kleine Gruppe bereits am frühen Vormittag das Zeltlager der Beduinen. Überall herrschte geschäftiges Treiben. Leo fiel auf, dass die Frauen und Mädchen alle verschleiert waren, so dass seine Hoffnung, das Mädchen von der Yacht hier vielleicht zu entdecken, bald schwand. Tahar ben Bahri war dem festlichen Anlass entsprechend herausgeputzt. Er war sichtlich aufgeregt, als er Leo und Lindsay erklärte, dass inzwischen auch die Familie seiner Braut eingetroffen war. Und während er sie zu deren Zelt führte, erzählte er, dass diese Ehe bereits bei der Geburt seiner Braut von ihren Vätern ausgehandelt worden war. Er selbst hatte seine Braut noch nie gesehen. Doch ihm war versichert worden, dass sie eine Schönheit sein soll, die gut auf ihre Ehe vorbereitet worden war.
„Sie ist gehorsam und treu“, erklärte Tahar. „Und sollte ich dennoch etwas an ihr zu beanstanden haben, kann ich sie jederzeit ihren Eltern zurückschicken. Die Brautgeschenke kann ich aber selbstverständlich behalten.“
Leo war bestürzt über die Vorstellung, dass die Braut wie eine Ware verschachert worden war. Doch als er etwas dazu sagen wollte, mahnte Lindsay ihn eindringlich: „Nicht, Surehand! Es sind ihre Bräuche. Da dürfen wir uns nicht einmischen. You understand?“
Leo sah ein, dass der Lord Recht hatte. Dennoch fühlte er sich sehr unwohl, als er die Eltern der Braut begrüßte. Die Braut selbst wurde erst zur Hochzeitszeremonie aus ihrem Zelt geführt. Und so wie alle anderen Frauen war auch sie verschleiert. Leo beobachtete, dass ihre Eltern heftig mit ihr diskutierten. Und plötzlich zogen sie sie wieder zurück in das Zelt. Dann wurden Tahar und seine Eltern geholt.
„Was geht da vor?“ fragte Lindsay einen Beduinen aus der Familie des Bräutigams. Der Mann zuckte mit den Schultern; nicht, weil er die Frage nicht beantworten konnte, sondern weil er im Gegensatz zu Tahar kein Englisch sprach und verstand. Fast eine halbe Stunde blieben die Familien des Brautpaares in dem Zelt. Dann sickerte langsam etwas durch. Krüger-Bei unterhielt sich mit einigen Beduinen. Dann ging er zu Sir David Lindsay und Leo und raunte ihnen zu: „Die Braut ist angeblich keine Jungfrau mehr.“
Leo traf die Erkenntnis wie ein Schlag.
Das Mädchen, dachte er sich. Und er meinte damit natürlich das Mädchen, das am Abend zuvor auf der Yacht gewesen war und Sex mit ihm gehabt hatte. Das Mädchen ist die Braut!
„Oh, well, wunderbares Abenteuer“, jauchzte Lindsay und fragte: „Was wird jetzt geschehen?“
Krüger-Bei zuckte mit den Schultern und antwortete: „Das hängt vom Bräutigam ab. Wenn er …“
Weiter kam er nicht in seinen Erklärungen, denn Tahars Vater Bahri trat aus dem Zelt und verkündete: „Sayastamiru alhafla!“
„Die Zeremonie wird fortgesetzt!“ übersetzte Krüger-Bei für Lindsay und Leo.
Als kurz darauf die Braut wieder aus dem Zelt geführt wurde, gelang es Leo, einen Blick von ihr zu erhaschen. Mehr als ihre Augen konnte er nicht von ihr sehen. Doch er wusste, dass er in diese Augen schon geblickt hatte. Sie war das Mädchen von der Petrel!
Jetzt fühlte sich Leo noch unwohler, als er es bisher schon getan hatte. Jetzt fühlte er sich schuldig. Er hatte das Mädchen entehrt. Und nun befürchtete er, dass sie dafür bestraft werden würde. Das durfte er nicht zulassen. Er musste die Hochzeit verhindern. Und am besten tat er das, indem er gestand, dass er der Schuldige war. Er war bereit, alle Konsequenzen seiner Tat zu tragen.
Als Leo sah, dass der Bräutigam auf ihn zukam, nahm er an, dass dieser schon Bescheid wusste und ihn zur Rechenschaft ziehen wollte. Doch Tahar ben Bahri druckste verlegen herum, bevor er begann: „Arijana, meine Bint ʿamm, Tochter Omars, des Bruders meines Vaters, des Scheichs der Imenan, und Suhejlas, bittet 'asadun 'abyad, den weißen Löwen, ihr Brautführer zu sein.“
„Mich?“ erwiderte Leo verwundert. „Ich, ähm … Kann ich mit Euch sprechen, Fürst?“
„Nicht jetzt. Kommt mit.“ Damit nahm Tahar Leo am Arm und zog ihn zu seiner Braut. „Hier ist der weiße Mann, der mit Sir David Lindsay über das große Salzwasser gekommen ist, um unserer Hochzeit beizuwohnen, Arijana. Ich übergebe ihn Deinen Händen, auf dass er Dich zurück in meine Arme führt.“
Tahar verneigte sich vor seiner Braut und ließ Leo ohne ein weiteres Wort bei ihr zurück.
„Was soll ich tun?“ fragte Leo unsicher, als er mit dem Mädchen, das vor kaum neun Stunden noch in seinen Armen gelegen hatte, allein war.
„Reiche mir Deinen Arm, 'asadun 'abyad.“
Leo tat wie ihm geheißen und führte Arijana langsam und feierlich dem Priester zu, der die Trauung vollziehen sollte. Und während sie so nebeneinander her gingen, sprach das Mädchen leise: „Tahar ben Bahri hat erfahren, dass seine Braut keine burj aleadhra’, keine Jungfrau mehr ist. Er hat es erfahren, weil ich wollte, dass er es erfährt. Trotzdem möchte er mich zu seiner Frau machen … Tahar ist ein guter Mann. Er hat versprochen, mich zu achten und zu ehren und sich keine weiteren Frauen neben mir zu nehmen.“
Da Arijana einen Schleier trug, konnte niemand sehen, dass sie mit Leo sprach. Leo hätte gerne etwas auf ihre Worte erwidert. Er hatte so viele Fragen; vor allem die eine, warum sie auf Lindsays Yacht gewesen war und sich von ihm, dem ihr vollkommen Fremden, die Jungfräulichkeit hatte nehmen lassen, und das ausgerechnet in der Nacht vor ihrer Hochzeit. Doch er spürte, dass alle Blicke auf die Braut und ihn gerichtet waren und wagte nicht, etwas zu sagen, von dem er befürchten musste, dass irgendjemand es von seinen Lippen ablesen konnte. Daher fragte er nur: „Und jetzt?“
„Jetzt übergibst Du mich meinem Bräutigam.“
Sie hatten den Ort der Zeremonie erreicht. Leo hatte weiche Knie, weil er die kleine Hand Arijanas auf seinem Arm spürte und die Erinnerung an das, was er mit ihr erlebt hatte, sein Herz schneller schlagen ließ. Aus genau denselben Gründen hatte er Schuldgefühle dem Bräutigam gegenüber, in dessen Hand er jetzt die Hand Arijanas legen sollte. Wenn er seine Schuld eingestehen wollte, dann musste er es jetzt tun. So unangenehm es ihm auch war, so sehr gebot es ihm seine Ehre, zu seinem Verbrechen zu stehen. Also öffnete er den Mund, um sein Geständnis abzulegen. Doch bevor der erste Ton über seine Lippen kam, spürte er den Druck von Arijanas Hand. Und als er sie anblickte, schüttelte sie unmerklich den Kopf und flüsterte so leise, dass ihr Verlobter es nicht hören konnte: „Bitte sag’ es nicht!“
Leo schwieg, legte Arijanas Hand in Tahars Hand und bekam von der übrigen Zeremonie kaum noch etwas mit. Seine Gedanken kreisten nur um die vergangene Nacht, um das Gefühl von Arijanas Haut auf seinen Lippen, ihren betörenden Geruch und ihren berauschenden Geschmack.
„Was ist los mit Euch, Old Surehand?“ fragte irgendwann Sir David Lindsay und riss Leo damit aus seinen Erinnerungen.
„Gar nichts“, log Leo. Und er blickte seinen Freund dabei so unbefangen an, wie es ihm möglich war.
Nach der Zeremonie begann das eigentliche Fest, das die Braut mit dem nächsten Eklat einläutete. Sie legte in aller Öffentlichkeit ihren Schleier ab. Und ihr frisch angetrauter Ehemann verkündete laut und deutlich, dass dies in seinem Willen geschehe.
„Diese Ehe wurde den Bräuchen entsprechend bereits vor vielen Jahren von Arijanas und meinen Eltern arrangiert“, erklärte er feierlich. „Bis heute waren mein Weib und ich nicht mehr als ein verpfändetes Wort. Nun ist es an der Zeit, mit den Traditionen zu brechen. Arijana ist so frei, wie ich es bin und es steht ihr frei, zu tun und zu lassen, was sie möchte.“
Unter den älteren Beduinen gab es einiges Gemurre über diese Ansprache, Tahars. Doch das legte sich bald wieder. Der verliebte Bräutigam zog Leo mit sich zu den Pferden und forderte ihn auf, sich eines für das Wettschießen auszusuchen. Leo nahm das erstbeste. Es fiel ihm schwer, sich an den Feierlichkeiten zu erfreuen, denn seine Gedanken wanderten immer wieder zu der schönen Braut, mit der zu sprechen ihm unmöglich war, da sie von zu vielen Leuten umgeben war.
Das Wettschießen fand zu Pferde statt. Neben einer etwa achthundert Meter langen Piste waren in unregelmäßigen Abständen Lanzen in den Boden gerammt auf deren Spitzen unterschiedlich große Ziele, von Melonen bis zu Datteln, steckten. Sieger des Wettschießens war der Schütze, der die Strecke in der kürzesten Zeit zurücklegte und dabei die meisten Ziele traf. Es war eine Freude, die Beduinen bei diesem Wettkampf zu beobachten. Die Reiter schienen mit ihren Pferden verwachsen zu sein. Und sie waren auch vorzügliche Schützen. Doch keiner von ihnen traf alle Ziele, denn alle waren sie darauf bedacht, so schnell wie möglich zu reiten. Als Leo ziemlich am Ende des Wettkampfes an die Reihe kam, wusste er, dass er den anderen Teilnehmern gegenüber im Nachteil war, denn er kannte das Pferd nicht, auf dem er reiten sollte. Also musste er sich ganz auf sein Geschick als Schütze verlassen. Als er im Sattel saß, reichte Lindsay, der vor ihm ebenfalls schon teilgenommen, aber nicht sonderlich geglänzt hatte, seine Henry-Rifle.
„Zeigt es ihnen, Old Surehand!“ forderte der Lord den Westmann auf. Leo nickte, ritt einmal im Kreis, um ein Gefühl für die kleine Araberstute zu bekommen und sich davon zu überzeugen, dass der Sattel fest saß und winkte dann Scheich Bahri, um anzuzeigen, dass er bereit war. Der Scheich, der höchstpersönlich das Wettschießen leitete, hob die rechte Hand, in der ein seidenes Tuch flatterte. Dann ließ er es los. Und in dem Moment, in dem es den Boden berührte, machte die Stute einen Satz vorwärts und preschte mit Leo auf ihrem Rücken die Piste entlang. Doch sie hatte noch nicht einmal zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, da hatte Leo schon sämtliche Ziele von den Speerspitzen heruntergeschossen.
Einen solchen Schützen hatten die Beduinen noch niemals gesehen. Datteln aus einer Entfernung von fast dreihundert Metern vom galoppierenden Pferd aus von Speerspitzen herunter zu schießen, erschien ihnen beinahe übermenschlich, so dass sogar einige Stimmen laut wurden, die die Meinung vertraten, dass al’amriki, der Amerikaner mit einem Shaytan im Bunde sein musste. Doch Scheich Bahri, der Leo voller Bewunderung anstarrte, glaubte nicht an Dämonen und sorgte dafür, dass wieder Ruhe einkehrte und nur noch leise gemurrt wurde.
Insgesamt war Leo der drittschnellste Reiter. Aber als Schütze hatte er die anderen Teilnehmer so weit überragt, dass niemand ihm den Preis des Wettkampfes streitig machte.
„Das ist Samum“, erklärte der Scheich mit seinem Sohn als Dolmetscher. Und in der Erinnerung an die vergangene Nacht, erwiderte Leo versonnen: „Samum; der heiße Wind der Wüste!“
„Ihr erinnert Euch an meine Worte!“ stellte Tahar anerkennend fest. Leo nickte. Er erinnerte sich an die Worte, aber noch vielmehr an das, was er mit ihnen verband; die Nacht mit Arijana, deren Namen er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gekannt hatte.
„Samum ist das schnellste Pferd unseres Stammes“, fuhr Tahar fort. „Werdet Ihr es mit in Euere Heimat nehmen?“
Leo dachte einen Moment lang nach, während er dem edlen Hengst über den Hals streichelte. Dann schüttelte er den Kopf und antwortete: „Die Überfahrt über den Atlantik wäre eine Qual für ihn.“
„Was werdet Ihr dann mit ihm anfangen?“
Leo blickte sich suchend um. Und als seine Augen fanden, wonach sie suchten, forderte er das Pferd mit einem stummen Blick auf, ihm zu folgen. Samum verstand ihn und trabte freudig wiehernd an seiner Seite, bis sie vor Arijana standen.
Eine lange Sekunde bohrten sich die Blicke von Leo und der jungen Braut ineinander. Dann senkten beide schnell wieder ihre Augen, um zu vermeiden, dass irgendjemand das lodernde Feuer darin entdeckte. Leo verbeugte sich ehrerbietig und sagte: „Meine Prinzessin, Ihr habt mir die Ehre erwiesen, Euch von mir Eurem Gemahl zuführen zu lassen. Dafür möchte ich mich bedanken. Nehmt als Hochzeitsgeschenk bitte dieses Pferd von mir an. Sein Name ist Samum.“
Arijana erhob sich von ihren Kissen, trat an Leo und das schöne Tier heran und erwiderte: „Ich danke Euch, 'asadun 'abyad. Ihr beschämt mich.“
Dann küsste sie Leo auf beide Wangen und flüsterte ihm dabei ins Ohr: „Ich werde an Dich denken, wenn ich auf ihm reite!“
Im nächsten Moment schwang sie sich auf den Rücken ihres kostbarsten Hochzeitsgeschenkes und preschte aus dem Dorf. Pferd und Reiterin schienen miteinander zu verschmelzen. Es war wunderbarer Anblick, den sie den staunenden Zusehern boten. Nur wenige Augenblicke später waren sie schon wieder zurück. Als Arijana jedoch vom Rücken Samums sprang und nach Leo Ausschau hielt, hatte dieser sich bereits von dem Fest verabschiedet und auf den Rückweg zur Küste gemacht, vor der die Petrel ankerte.
Die Nacht mit Arijana blieb Leo sein Leben lang in Erinnerung. Doch er sah sie nie wieder.
ENDE
Weitere Abenteuer Old Surehands gibt es in meinem Roman:
Die Abenteuer des Old Surehand - Band I - Durch kriegsversehrtes Land
Der Roman ist sowohl als Taschenbuch, als auch als Kindle erhältlich.
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