Schichtende

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Schichtende

Schichtende

Osbourne Borough

Es war einer dieser langen, nie enden wollenden Samstage. Thomaes taten die Füße weh und er flehte innerlich, dass der Stammtisch doch langsam zum Ende kommen möge. Aber da war wohl der Wunsch Vater des Gedanken. Immer wieder wurden die Gläser gefüllt, Halbe, Hefe, Halbe, Russe, Ramazotti, Tee, Tee mit Rum, Kaffee, Diesel, Schoko Baileys usw. Der Feierabend war schon eine halbe Stunde überfällig und die Gespräche kamen so langsam ins stocken. Ein Hoffnungsschimmer im Dunkel der verrauchten Schankstube.Es waren alles nette, junge Leute, Simon, der Kfz-Schlosser mit der frechen Frisur und dem verschmitzten Lächeln, dem keine Frau etwas abschlagen konnte, Reinhard, der IT-Techniker, der so gar kein Klischee des verstaubten und beleibten Junggesellen erfüllte, der mit seinem Computer verheiratet war, Ralf der Uhrmacher, der für sein Leben gern die Berge bestieg, die der Alpen und einige andere, weniger hohe, doch nichts desto Trotz um so Reizvollere, oder Uwe, der gelernte Bäcker, der mittlerweile ein kleines Unternehmen leitete und drei süße, kleine Töchter hatte. Nicht die weiblichen Gäste zu vergessen, war da Alex, die Krankenschwester, die noch nie eine andere Klinik als die von Carl-Olga von innen gesehen hatte, oder Vivian, die Tagesköchin in einem Kindergarten, Celeste, die osteuropäische Immigrantin, deren Vater bei der kroatischen Botschaft arbeitete und die immer das meiste Trinkgeld gab, und Chelsa, die Halbitaliener-Halbtürkin, die stets akkurat im orientalischen Stil geschminkt war, obwohl sie so gar keine Aktien an den Traditionen ihrer Familie hatte. Doch wie dem auch sei, selbst ein Kellner sehnte sich irgendwann nach einem kühlen Bier, einer heißen Dusche und seiner liebeshungrigen Frau.
Mittlerweile war es halb Eins. Die Herren der Schöpfung, bis auf Ralf, hatten sich zurückgezogen. Simon konnte sogar, nach nunmehr gut einem halben Jahr, bei Vivian landen. Seine Offerten hatten endlich gefruchtet. Wie viel Pils saß er bei Thomaes an der Bar und bat ihn um Rat und Hilfe, was er denn noch machen könnte, damit sie ihn mehr als nur eines Blickes würdigte.

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