"Mit anderen Worten. Keine Chance, mein Lieber!" und wischte sich das Haar an seiner Schürze ab. "Es gibt immer einen, der den Eisbrecher spielt!" widersprach Leonardo gelassen und nahm sein neues Bier in Empfang. "Du etwa? Vergiß es! Wenn du es schaffen solltest, heute abend und hier, geht deine, ach was sag´ ich, geht eure Rechnung auf mich!"
Leonardo akzeptierte die Bedingungen und prostete dem Kellner zu. Maria trat ein. Der Spiegel hinter dem Tresen reflektierte das ungeölte Quietschen der sich schließenden Eingangstür. Wie eine fiebrige Kompaßnadel drehte ein Dutzend männlicher Köpfe sich magnet
sch dem Pol der relativen Unzugänglichkeit entgegen. Mit Mühe unterdrückte Leonardo bei sich selbigen Reflex und verfolgte nur aus den Augenwinkeln das rückwärtige Treiben im Spiegel. Zwölf hechelnde Blicke sprangen an Marias Kleid empor und rutschten wie an einer vereisten Granitwand wieder ab. Zwölf schwanzwedelnde Gedanken liebkosten Marias Locken und verbrannten jämmerlich in einem Flammenwald. Zwölf Seelen, die den grünen Engel auf Knien als ihre Göttin priesen, küßten unterwürfig Marias Schuhe. Zwölfmal verlosch ein Selbstbe
ußtsei
wie die fallengelassene Zigarette, die sie mit ihrem spitzen Absatz achtlos zerdrückte. Der grüne Engel ging zum Tresen, stellte sich neben Leonardo, wahrte einen angemessenen Abstand von einem Meter siebenundachtzig und bestellte einen Drink. Eisgekühlt und mit einer breiten Zitronenschulter baute sich der Tequila vor Maria auf.
Der Kellner wartete ab, bis Maria ihn ausgetrunken hatte, goß nach und räumte das Feld. Nicht ohne Leonardo verstohlen zuzuzwinkern, was soviel bedeutete wie: "Ich laß euch jetzt allein, dreh eine Runde, kümmere mich um die anderen Gäste, säubere die Aschenbecher und stech ein neues Faß an. Deine Chance!" Wortlos standen Leonardo und Maria nebeneinander, und die Drei-Wege-Box wartete verstummt auf den nächsten Titel, der von einem Wackelkontakt aufgehalten wurde. Die Stille blähte sich auf wie ein Luftballon. Doch Leonardo schwieg. Ein verdammt schwieriger Moment. Einen Meter siebenundachtzig entfernt forderten zwei ausgewachsene sündige Momente unter Marias Kleid dazu auf, angesprochen zu werden, und Leonardo mußte sie ignorieren. Ein Wort nur, ein Blick oder eine unruhige Geste reichten einer Frau wie Maria zum Triumph aus. Sie war den Kniefall gewohnt, sie forderte ihn und wurde nie enttäuscht. Bis jetzt.
Der Luftballon erreichte Deckenhöhe und Leonardo riß sich zusammen. Langsam, ganz langsam wechselte die Nervosität die Fronten. Mit jeder Sekunde, in der Leonardo an Sicherheit gewann, steigerte sich Marias Ungeduld. Sie änderte ihre Taktik und musterte Leonardo im Profil. Nicht übertrieben, aber doch spürbar.
Er kostete diesen Moment genüßlich aus und schwieg beharrlich. Wie eine Degenspitze richtete Maria ihren Blick auf Leonardos Hals. Offensiv und die Kapitulation fordernd. Fehlanzeige! Wütend gab Maria auf und öffnete ihre Handtasche. Hektisch kramte sie nach der Zigarettenschachtel und dachte: "Was ist das für ein Schnösel? Ist der Kerl schwul, steht er nicht auf Frauen? ... Kann ich mir andererseits aber nicht vorstellen. Diesen Eindruck macht er mir nicht. ... Ist etwas mit mir nicht in Ordnung?" Maria prüfte unauffällig ihr makelloses Äußeres in einem kleinen Handtaschenspiegel.
Das Schimmelpilz-Sex-Genie
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