Das Schimmelpilz-Sex-Genie

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Das Schimmelpilz-Sex-Genie

Das Schimmelpilz-Sex-Genie

Charles Haiku

Das Gravitationszentrum der Stationswache bildete eine Flasche Whiskey, die, auf dem Tisch stehend, den Krankenpfleger in eine spiralförmige Umlaufbahn zwang. Der Mittelpunkt seines kontrollierten Absturzes funkte ihm kontinuierlich zu. "Maria, der grüne Engel kommt... Maria, der grüne Engel kommt..." Der Krankenpfleger schraubte die Flasche auf und nahm einen tiefen Schluck. "Uuuuuaaaaah." Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund trocken, kratzte sich den Warzenwald auf seinem Kinn und presste die Flasche an sein Ohr. "Maria, der grüne Engel kommt... Maria, der grüne Engel kommt....", rief sie. Leiser jedoch und ein wenig freundlicher. Der Krankenpfleger lächelte zufrieden. Er verschraubte die Flasche, verwahrte sie sicher unter seinem Kittel und verließ das Stationszimmer für einen kleinen Rundgang.

"Weißt du, Caprizio ...", sagte der Pate und sein Jackett karierte sich auf verbrecherische Art und Weise. Er holte tief Luft und griff statt fis nach f, "Chopin ist für mich ganz einfach ... Zum Beispiel diese Stelle hier ...", der Pate verspielte sich mafios gleich um eine ganze Septime und das Klavier schlug verstimmt die Saite an. "Ich bin völlig unmusikalisch", entschuldigte sich der Pizzabäcker Caprizio und seine Hände zitterten leicht. "Du willst mir also erzählen, daß du zu dumm bist, die Schönheit von Chopin zu hören?", fragte bedauernd der Pate und mit einer eisgrau verfärbten Stimme fauchte er: "Aber du hälst dich für klug genug, mich bescheißen zu wollen!" Das Telefon auf dem Klavier erwachte und leierte schlaftrunken Mozarts kleine Nachtmusik herunter. Der Pate griff nach dem Hörer.
"Ja... ah Herr Doktor Montorelli... Ja, ich habe den Katalog bekommen. .... Nein, ich will keinen Bauchschuß. Ich will eine Streifwunde an der linken Schläfe und sie muß überzeugend aussehen. ... Herr Montorelli, ich bitte Sie. In zwei Wochen ist Familientreffen. Ich habe keine Lust, mir in der Sauna wieder die stolz präsentierten Brandnarben, Messerschnitte und Lungendurchschüsse ansehen zu müssen, während mein Körper makellos vor sich hinschwitzt ... Nun, ich finde, der Preis ist zu hoch für einen Streifschuß! ... Was? Zwanzig Prozent Rabatt bei täuschend echtem Bauch- und Streifschuß!? Was soll ich mit einem Bauchschuß, Herr Doktor? Also wenn schon, dann dreißig Prozent! ... siebenundzwanzig ... Mein letztes Angebot ... Na gut, ja ... ich bin einverstanden. Vierundzwanzig Prozent für Bauch und Schläfe nächste Woche. ... Und Sie glauben wirklich, ich kann eine Woche später schon ... Besten Dank, Herr Doktor ... Ja, ja ich denke daran ... auf jeden Fall ... und grüßen Sie Ihre Frau von mir ... Bis bald."
Der Pate legte auf und spielte auf dem Klavier hingebungsvoll Chopins Stück "e-Moll Largo" aus den 24 Préludes. Zumindest stand es so auf dem Notenblatt. "Wo waren wir stehengeblieben?", fragte er den Pizzabäcker. "Ach, ja! Richtig! Du wolltest mir gerade erzählen, wo der fällige Betrag abgeblieben ist. Wo hast du ihn versteckt? Glaubst du, ich finde es nicht heraus? Bist du wirklich so dumm?" "Nein, nein", versicherte der Pizzabäcker Caprizio und seine Arme wickelten sich um seinen fetten Leib wie eine Boa constrictor um ihren Schlangentänzer. "Die Geschäfte, sie laufen ..." "Erzähl´ mir nichts von schlechten Geschäften. Dein Laden befindet sich in bester Lage." Der Pate suchte verzweifelt die Taste, die sich seiner Meinung nach zwischen e und f befinden mußte. "Aber ich habe es dir schon einmal gesagt. Du sollst Pizzas verkaufen und aufhören, hübschen jungen Männern die Knie zu zerschießen, um sie in deinem Büro ...", er gab die Suche auf, blätterte die Seite einfach um und begann den Kampf mit D-Dur und Allegro molto. Das Klavier stöhnte auf, denn seine zartbesaiteten Nerven lagen blank. "Du hast Glück!" fuhr der Pate fort, "Großes Glück! Ich habe heute gute Laune. Nächste Woche wird mich Doktor Montorelli mit zwei gutaussehenden Narben verschönern. Damit ich endlich ..." und er fing unvermittelt an zu brüllen.

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