...Es lebte einmal, vor langer, langer Zeit, in einem kleinen, aber verdammt mächtigen Königreich, ein wunderschönes, lebensfrohes Landmädchen, das der lockere Volksmund auf den Namen Schneeflittchen getauft hatte. Sie war die Tochter eines einfachen Schankwirtes, und der Augenstern ihres alten, stolzen Vaters. Und seit sie in der Schankstube aushalf, hatten sich die Umsätze verdreifacht. Denn in Fuhrmannskreisen sprach sich schnell herum, welch prächtiges „Früchtchen“ dort neuerdings servierte.
Und bald ging auch die Kunde, dass es sich in jenem Hause nicht nur vorzüglich speisen ließe. Bald erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, dass sich das hübsche Wirtstöchterlein auch gern mal ein paar „schwarze Kreuzer“ hinzuverdiente. Wenn die Kasse stimmte, sollte sie dann auch noch nicht einmal besonders wählerisch sein, ...wie man sich erzählte.
Natürlich waren das nur boshafte Gerüchte. Denn Schneeflittchen besaß durchaus einen guten Geschmack, ...und machte sich nichts aus Kreuzern. Doch musste sie sich selbst eingestehen, dass sie, waren die Knechte jung und ansehnlich, der Versuchung nicht immer widerstand.
Aber warum sollte sie auch? Schließlich war sie jung und schön, ...das Leben war kurz, ...und sie kam nur selten aus der Schankstube heraus. Und diese Gaben der Natur wollte sie nutzen und auch genießen, bevor sie einfach sinnlos verwelkten.
Stolz präsentierte die „Rotbrünette“ daher auch ihre augenscheinlichen Vorzüge. Mancher Kutscher verlor schon den Verstand, wenn sie da so, mit locker geschnürtem Mieder, den schweren Krug über den Tresen reichte. Dann begannen die schneeweißen Glocken so prall und geschmeidig zu läuten, dass ihm die großen, rosigen „Schellenknöpfe“ schier in die Augen sprangen. Denn um des Vaters Umsatz zu fördern, war unser drallen Schönheit jedes erlaubte Mittel recht.
Auch ihre langen, wirklich bildschönen Luxusbeine, waren im ganzen Königreich bekannt. Aber auch ihr fester Popo war ein Gedicht, dass man sich noch in den sturmumtobten Schäferhütten, weit westlich der großen Schneeberge erzählte.
Sprichwörtlich war auch ihr blutroter Mund. Und die zierlichen Schultern waren weiß wie Schnee, ...was ihr vermutlich auch den anzüglichen Spitznamen eintrug.
...Die eigentliche Geschichte, ereignete sich in einer eisigen Nacht. Der weiße Schnee lag hüfthoch, Ostern würde ausfallen, weil alle Hasen erfroren waren, ...und ein wütender Wind pfiff um die Schenke.
Schneeflittchen hatte schon den ganzen Abend hart gearbeitet. Jeder Muskel tat ihr weh. Sie wollte gerade die Schankstube abschließen und zu Bett gehen, als ein stattlicher Jüngling den Raum betrat.
Ihr Herz tat einen mächtigen Sprung. Denn das war endlich mal wirklich ein Mann nach ihrem Geschmack. Einmal kein derber Bauer oder Fuhrknecht von jener Art, die sie ständig dreist in den Hintern kniffen, dass das gute Stück schon ganz gefleckt war. Nein, dieser Mann war ein „Edler“ mit besseren Manieren. Er trug teure Kleider, ...und einen langen Degen dazu.
Eigentlich hatte sie jetzt Feierabend. Doch ihr Herz raste noch immer so aufgeregt, dass ihr geschmeidiges Brustfleisch unter jedem Herzschlag nach-zitterte. Ihre wasserblauen Augen glitzerten ganz feucht, ...und die breiten Lippen zeigten ein verlegenes Lächeln, so dass sie kaum noch sprechen konnte. Schon seit zwei Wochen hatte sie keinen Mann mehr im Bett gehabt. Denn entgegen ihrem schlechten Ruf, war Schneeflittchen sehr wählerisch. Eine heiße Welle der Vorfreude fuhr durch ihren glatten Bauch. Und sie ergoss sich auch prickelnd ungestüm, sogleich über Schoß und Schenkel.
Nein, sie würde diesen schönen Gast natürlich nicht abweisen. Auch wenn gerade kein Zimmer mehr frei war. Denn schließlich jagte man bei diesem Schneesturm nicht einmal einen Hund vor die Tür.
„Tretet ein, edler Herr“, ...forderte sie, endlich wieder ganz Herrin ihrer eigenen Stimme.
„Wir haben noch etwas heißen Glühwein auf dem Ofen. Ihr müsst ja vollkommen durchgefroren sein.“
Wiegenden Schrittes führte sie den Gast zum Kamin. Schneeflittchen bemerkte sehr wohl, dass sein Blick begehrlich auf ihren einladenden Hüften lag. Plötzlich war alle Müdigkeit verflogen.
„Ich bin Graf Gero,“ ...stellte sich der Fremde vor, als sie ihm den dampfenden Krug reichte.
Stolz bemerkte das Mädchen, dass sich seine Augen zwischen ihren milchweißen Halbkugeln verloren hatten.
„Ich bin ein Knappe der Königin, mit äußerst dringendem Auftrag...“
‚Die Königin soll warten‘, dachte Schneeflittchen bei sich. ‚So etwas Hübsches kriegt man nicht alle Tage ins Honigtöpffchen.‘ Bequem lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück, und zog das Knie ans Kinn, dass das lange Kleid wie zufällig bis in den Schoß herauf rutschte, und einen makellosen Schenkel in voller Länge preisgab.
„Aber bei diesem Wetter könnt ihr doch nicht weiter reiten. Es ist tiefe Nacht. Ihr könntet stürzen, ...und der reißenden Wölfe gibt es viele in unseren Wäldern. Ich werde Euch mein Bett geben, und selbst hier am Feuer der Schankstube schlafen. Tot nützt ihr der Königin schließlich überhaupt nichts.“
Natürlich dachte sie nicht einen Augenblick lang daran, allein am Feuer zu schlafen. Ihr Schenkel drückte nun so heftig gegen den fülligen Busen, dass dieser aus dem Kleid hervorquoll, bis die großen, rosigen Tupfen leuchteten.
Trotz des süffigen Glühweins hatte der Graf plötzlich eine trockene Kehle.
„Aber die Königin verlangt nach mir; ...ihr Wort ist mir Befehl“, ...sprach er schon mehr zu sich selbst.
Doch er wankte bereits, ob dieser herrlichen Aussichten.
*
...Ja, ...die Königin war durchaus ein schönes Weib. Nicht mehr ganz jung, ...aber sie verstand es schließlich, sich zu pflegen. Um harte, auszehrende Arbeit, machte sie natürlich einen großen Bogen. So konnte sie sich also mit Fug und Recht noch immer zu den schönsten Frauen des Landes zählen. Und mit zunehmender Reife, wurde sie auch immer schärfer. Ihr feuriger Schoß glich einem ausbrechenden Vulkan. Und unser schöner Gero hatte dringende Order, ihn augenblicklich zu stopfen, bevor er das königliche Bettlaken in Flammen setzte...
Natürlich hatte unsere Königin noch so manchen guten Hengst im Stall. Doch Gero war ihr der liebste Reitersmann, der je durch ihren tiefen Wassergraben geprescht war. Und in ihrer großen Eitelkeit, hütete die Herrscherin ihre knackigen Burschen noch sorgsamer, als die zahlreichen Diamanten ihres Kronschatzes. O, ...wehe dem, der es da wagte, ihr nicht jederzeit zur Stelle zu sein, wenn es die Gebieterin juckte.
Und wehe erst dem Weib, dass sich da erdreistete, jünger, heißer und schöner als seine Königin daherzukommen. Nicht auszudenken was geschehen würde, wenn ein solches Mädchen es wagte, einen königlichen Deckhengst zu satteln. Denn die Herrscherin war nicht nur schön und eitel, sondern auch ebenso grausam...
Doch davon wusste unser lebensfrohes Schneeflittchen zu dieser Stunde natürlich noch nichts. Sie sah nur den blonden Schönling, und ihre kleine, schnurrende Pussykatze, schwoll alsgleich zu einer großen, knurrenden Löwin an, der schon das Wasser aus dem Munde tropfte.
Wen wunderte es da schon, dass jenes kitzlige Tierchen unseren Gero bald gebannt hatte, ...ja somit auch die Macht der Königin brach?
So nahm das Verhängnis schließlich seinen Lauf. Auch wenn es ziemlich prickelnd begann...
...„Und so wahr ich Eichling heiße, so berichte ich die volle Wahrheit, ...und dichte nichts hinzu“...
*
...Ungeduldig, und gefährlich nah an der Grenze des blindwütigen Zorns, stampfte die große Königin derweil durch ihre leeren Schlafgemächer.
‚Wo steckte dieser verdammte Gero nur? Wagte es der unverschämte Kerl es etwa tatsächlich, seine Herrscherin zu versetzen?‘ Das würde er ihr bitter büßen. ...Keine Entschuldigung, wollte sie in solchen Fällen gelten lassen. Die Königin zu versetzten, grenzte an Hochverrat.
Gut, der Schneesturm war eisig. Man sah die Hand vor Augen nicht. Doch zweimal schon, hatte sie heute den Fahnenmast „markiert“. Und ihre unverkennbare Duftmarke, leitete bis jetzt noch jeden bockigen Recken ans Ziel.
„Sollen ihn doch die Wölfe holen“, ...fauchte die Königin zornig.
„Das ist die einzige Entschuldigung, die ich noch gelten lasse!“
So entschloss sie sich in ihrer überschäumenden Wut, auf einen einfachen Stallknecht zurückzugreifen.
„Gero, ...untreuer Bock. Gnade dir Gott, wenn du noch am Leben bist!“... zischte die Versetzte.
Doch so ein rechter Ersatz, war dieser Stallknecht beileibe nicht. Quälte die Königin doch noch immer der böse Stachel der Eifersucht. ‚Gibt es da etwa ein anders Weib? ...Jünger, vielleicht, ...oder sogar noch schöner als ich?‘
Ihr allwissender Spiegel hatte sie schon manches Mal vor einem gewissen "Schneeflittchen" gewarnt:
„Dereinst, meine schöne Königin, wird ein gewisses Schneeflittchen zu deinem personifizierten Verhängnis werden“, ...hatte das geschliffene Kristall prophezeit.
Doch eine einfache Wirtstochter, die konnte ihr, der mächtigen Königin, doch nicht etwa gefährlich werden?
Die königliche Eitelkeit hatte es bisher immer verhindert, dass sie sich jene Konkurrentin im Spiegelbilde vorführen ließ. Aber der Stachel saß tief.
Lustlos ließ sich die Königin also vom nächstbesten Pferdeknecht bestallen. Abwesend las sie dabei in ihrem Horoskop, ...und dachte sogar über Handentspannung nach, während sie ihm die Kehrseite anbot. Ihre enormen Melonen klatschten heftigen Beifall, ...doch die Königin gab sich stumm.
Gerade eben, wollte er seinen ländlichen Samen in ihre königliche Ackerfurche legen, als sie den Unglücklichen ungeduldig davonjagte.
So bestäubte der arme Knecht dummerweise nur die königlichen Seidenbettlaken. Und das war eine schlimme Sache...
„Pass doch auf, tumber Bauer, wohin du dich vergießt. ...Du bist hier schließlich nicht irgendwo, sondern zu Gast bei deiner Königin!“ ...fauchte die Despotin mit zornesrotem Kopf.
„Nimm schon das verdammte Sudellaken, und lass es gründlich waschen“…
„Oh... dieser Gero!“...
„Danke deinem Schöpfer für die Sanftmut deiner Königin. Wäre ich heute bei Sinnen, ich würde dich dem „Hofwahrheitsfinder“ übergeben...“
Eingeklemmten Schweifes verschwand der arme Bauernriese in der dampfenden Waschküche. Es stand zu fürchten, dass er seither an ernsthaften Erektionsstörungen litt.
...Doch was scherte das schon seine Königin?
‚Wo steckte nur dieser verfluchte Gero? ...Dieser Spross aus verräterischem Natterngezücht.“ ...Oder schlimmer noch: In wem?‘
Mit ihren gefährlich hochhackigen Bettstiefeln traktierte die zornige Königin ihre frisch polierten Dielen. Dann stampfte sie schließlich zum sprechenden Schminkspiegel.
Und das muss der Neid ihr lassen; sie war verdammt prächtig beim Stöckeln anzusehen...
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den schönsten Po im ganzen Land?“
Drall und fest, wie es nun einmal war, hob Die Herrscherin ihr knackiges Prachtstück vor das blitzende Kristallglas.
„Frau Königin, ihr habt den Schönsten hier, ...und wär ich aus Fleisch und Blut, ...ich könnt mich kaum beherrschen“...
...„doch im Wirtshaus zur Grenze, beim alten Lenze, da hab ich einen gesehen, dem könnte ich noch viel weniger widerstehen“...
„Das kann nicht sein“! ...fauchte die Königin, ...und zerzauste sich recht ungehalten die schwarzen Locken. Doch sie beruhigte sich erstaunlich schnell.
Mochte es auch eine geben, deren Podex etwas knackiger war; an ihren langen, besonders schlanken Beinen, konnte sich keine Andere messen. Denn harte Feldarbeit und derbe Kost, machten zwar nicht zwingend hässlich, sorgten im Allgemeinen aber für eher dralle Formen, die dem Proletariat vorbehalten waren.
So sprach unsere stolze Herrscherin also arrogant zum Spiegel:
„Spieglein, Spieglein an der Wand, ...wer hat die schönsten „Stelzen“ im ganzen Land?“
„Frau Königin, ...ihr habt die Schönsten hier, ...und wäre ich ein Mann, ich würd zum Tier“...
...„doch an der Grenze, beim alten Lenze, da lebt eine, die hat Beine, ...ich bliebe nicht mehr länger mehr bei dir“...
„Dieses Miststück!“ ...raste die Königin unter aufsteigender Zornesröte.
„Ich werde diesem Flittchen lebendig die Haut abziehen!“
Doch noch war ein Sieg nach Punkten nicht ganz ausgeschlossen. Die schwarzen Augen der Herrscherin hatten sich zu gefährlichen Sehschlitzen verengt, als sie mit drohendem Unterton erneut zur Befragung ansetzte:
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die dicksten Möpse im ganzen Land?“
„Frau Königin, ihr habt die dicksten hier.
...Doch Schneeflittchen, ...an der Grenze, ...beim alten Lenze, ...die hat viel festere als Ihr.“
Die Königin schäumte vor Wut.
Der schlimmste Konstruktionsfehler ihres Zauberspiegels lag in der bedauerlichen Tatsache, dass er sich nicht auf schmeichlerische Lügen verstand. Da halfen kein Jammern und kein Drohen.
Er war ein nützliches Zauberding, gewiss. Doch aus seinem reinen Kristall, sprach nichts, als die reine, schmerzlich ungeschminkte Wahrheit.
Die schmalen, königlichen Lippen waren fast blutleer, so sehr presste die Gedemütigte ihre hübschen Grinsewerkzeuge nun zusammen. Gefährlich lauernd, beinahe tonlos, dennoch gefährlich schneidend, formulierten sie die nächste Frage.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat das heißeste Döschen im ganzen Land?“
...„Frau Königin, Ihr habt das Heißeste hier, ...glühend rot, wie ein Geisir...
Halbwegs zufrieden, lächelte die Königin.
Doch der Spiegel hatte nur für einen Augenblick innegehalten, um seiner vielen, in unbeherrschter Wut zerschmetterten Ahnen zu gedenken.
Seine Situation war augenblicklich äußerst kritisch. Er hatte noch nie über den Tod nachgedacht; ...war weder gläubig noch besonders ängstlich. Doch wer sollte für seine vielen Kinder sorgen, die ihr junges Leben gerade erst unter den Deckeln von kleinen Puderdosen begonnen hatten? ...Wer würde sie dereinst die große Klarsicht lehren, wenn er in Scherben ging?
‚Scheiß Job‘, grübelte der Zauberspiegel noch kurz, dachte aber sogleich an sein Wahrheitsgelöbnis und fuhr eingedenk der Berufsehre tapfer fort:
...„Aber an der Grenze, beim alten Wirt Lenze, ...da lebt das Schneeflittchen, ...und das hat ein Schnittchen, das ist so heiß, da schmilzt sogar das kälteste Eis. ...Das kann ich beschwören, so wahr ich Spiegel heiß“...
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