Schneeschmelz

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Schneeschmelz

Schneeschmelz

Odaiko

Draußen schneit es wie wild. Sie steht am Fenster und lehnt den hitzigen Kopf gegen das kühle Glas der Scheibe. Völlig überhitzt der Raum- und das bereits seit Stunden. Völlig überhitzt auch sie. Heizungsdefekt.

Sie hatte den Monteur angerufen und hierher bestellt. Der war nun vor kurzem gekommen und hatte sich über die nicht frei geräumte Auffahrt zum Haus beklagt. Jemand hätte den Schnee räumen müssen. Es sei kaum ein Durchkommen gewesen.
Jajaaa, schon gut! Sie hätte den Weg zum Haus frei machen müssen. Aber es war so heiß gewesen und das hatte sie träge gemacht. Und ihr Kopf? So leicht und leer…
Sie hatte dem Monteur den Weg zum Heizungskeller gezeigt und war aus Höflichkeit mit hinunter gegangen. Langsam waren ihre Schritte und sie musste acht geben, nicht zu stolpern.
Wenn ihr nur nicht so heiß wäre! Auch schien nicht nur der Kopf leer zu sein, der Körper fühlte sich ebenso leicht und luftig an. Gar nicht mal so unangenehm, dieses Gefühl. Wie schweben. Heiß und leicht und leer. So abdriften zu können…
Sie erklomm mit langsamen, tastenden Schritten die Treppe zurück nach oben. Die Hitze bewegte sich nun in ihr, schien ins Fließen zu geraten, schien sich nach unten zu ziehen und in ihrem Unterleib, zwischen den Schenkeln, zusammen zu knäulen. Und dort staute sie sich. Glutheiß.

Draußen schneit es wie wild. Nun steht sie hier, das hitzig gerötete Gesicht an die kühle Fensterscheibe gepresst und schaut hinaus in den wirbelnden Schnee, der sich auf dem weiten Rasen wie ein weißes, weiches Laken ausbreitet.
Wie gerne würde sie sich jetzt die Kleider vom Körper reißen und den unerträglich heißen Leib von den kalten, weichen Flocken berieseln und streicheln lassen! Dort, mitten auf dem weißen Rasen. Kaum wahrnehmbar würden die Flocken sie berühren, auf ihre heißen Wangen und Lippen fallen, auf ihre schweren Brüste, auf die leicht gewölbte weite Ebene des Bauches. Auflecken würde sie sie von den Lippen und mit der Zunge über die Arme streifen, um ein wenig Kühle aufzufangen und in sich zu leiten, dorthin, wo die Hitze so glutrot brennt.
Und wenn sie sich dann auf den Rücken in den Schnee legte, würde er unter ihr im Nu weg schmelzen. Ihre Schenkel würde sie, dort im kalten, wirbelnden Schnee hitzig lagernd, weit spreizen, das glutvolle Zentrum dem Himmel anbieten und die kleinen, leichten, weißen Flocken würden kitzelnd hinein geweht in die Tiefe von dem Wind, der sich neugierig erhoben hat, um sich satt zu sehen. Die Flocken aber würden weinen vor Glück und mit ihr die Kälte gegen ihre Hitze eintauschen und in einem Rinnsal, vermengt mit ihren Körpersäften den Erdboden tränken.
Und im Frühling würde dort eine Feuerlilie erblühen, die mit ihrem betörenden Duft jeden, der an ihr röche, vor Lust vergehen ließe.
Nur der Monteur, der die Hitze der defekten Heizung drinnen zu regulieren versuchte, würde sich über die frische Brise und das Gewirbel dort draußen wundern, wenn er aus dem Keller hinauf käme.

Sie öffnet die Terrassentür und tritt hinaus auf das weiße Laken des Rasens.

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