Judith straffte den Rücken, knöpfte ihre Bluse zu und strich sorgsam ihren Rock glatt, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
Ihm in die Augen zu sehen wagte sie nicht und murmelte nur:
„Wenn sie mich einen kurzen Moment entschuldigen würden“ bevor sie durch die Tür huschte, die er soeben wieder aufgeschlossen hatte.
Der Schreibtisch war wieder tadellos aufgeräumt und er erwartete sie bereits mit einem Drink in jeder Hand, als sie zurückkehrte.
„Danke, nein. Ich bin im Dienst“ lehnte sie höflich ab und platzierte ihren geschundenen Hintern vorsichtig auf dem Sessel.
Sein zufriedenes Lächeln erstarb und weder das Heben seiner Braue noch der erstaunte Blick, den er ihr zuwarf entgingen ihr, als sie nach ihren Akten griff und ihm eine dicke Kladde über den Schreibtisch schob.
„Wir waren noch nicht ganz fertig, Herr Broich!“
Misstrauisch verengten sich seine Augen während er sich wieder in seinen Sessel setzte. Bedächtig leerte er sein Glas, bevor er nach den Papieren griff und diese ziellos durchblätterte.
„Ersparen sie mir die Leserei?“ fragte er sanft.
„Gerne!“
Judith schlug die Beine übereinander und lehnte sich entspannt zurück.
„Die Nachforderung beträgt überschlägig etwa siebzigtausend.“
Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein und sie fügte schnell hinzu:
„Natürlich plus der üblichen sechs Prozent Zinsen per anno sowie Säumnis- und Verspätungszuschlägen, das versteht sich. Möchten sie nicht vielleicht doch diesbezüglich eine fachkundige Beratung hinzuziehen um gegebenenfalls Einspruch einzulegen?“
Missmutig schüttelte er den Kopf.
„Nein, nicht nötig. Ich werde bestimmt nicht gutes Geld dem Schlechten hinterherwerfen.“
Er schnappte sich einen Stift und setzte schwungvoll seine Unterschrift unter das Dokument, bevor er es wieder zu ihr schob.
Judith nickte ihm dankend zu und verstaute die Papiere sorgsam in ihrer Aktentasche, bevor sie ihm ihr bezauberndstes Lächeln schenkte und weitersprach:
„Da sie etwas nachlässig mit ihrer Buchhaltung umgehen, sehe ich mich allerdings gezwungen, eine Anschlussprüfung für ihre anderen Firmen anzuordnen. Wenn nichts dagegen spricht, werde ich in etwa einem Monat damit beginnen. Ich hoffe“ sagte Judith und fuhr sich leicht mit der Zungenspitze über ihre Oberlippe „dass unsere Zusammenarbeit dieses Mal besser funktionieren wird!“
Der Löwe beugte sich mit glitzernden Augen zu ihr vor und ein verschmitztes Grinsen erschien auf seinen Lippen.
„Wie sie wünschen. Ich hoffe, bis dahin sind die Handwerker mit der Renovierung fertig, denn das Büro neben dem meinen scheint mir erheblich angemessener für sie zu sein. Außerdem wird uns das die Zusammenarbeit bestimmt ungemein erleichtern.“
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