Schreibtisch

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Zina Straudt

"Sie haben ganz schön lange gebraucht, um das zu merken" säuselte sie, „aber mit Komplimenten ziehen sie ihren Hals auch nicht mehr aus der Schlinge. Vor allem nicht“ fügte sie hinzu, „seit mir ihre Bank freundlicherweise auch die Daten ihrer Privatkonten zur Verfügung gestellt hat!“ Triumphierend beobachtete sie, wie die zornige Röte seines Gesichts zu einer fahle Blässe wechselte. Deutlich traten seine Wangenknochen hervor, als er wütend mit den Zähnen knirschte, bevor er seine Züge wieder unter Kontrolle bekam. Betont gleichgültig lehnte er sich in den schweren, ledernen Bürostuhl zurück und nur das verärgerte Funkeln in seinen dunklen Augen verriet noch seine Wut.
Der Löwe nahm die schmale, goldumrandete Brille ab und kniff sich leicht in den Nasenrücken, bevor er sich wieder über seinen Schreibtisch beugte und die kräftigen Hände scheinbar entspannt auf die Tischplatte legte.
„Was fällt ihnen ein, ohne meine Erlaubnis in meinen privaten Finanzen zu stöbern?“ fragte er
gefährlich leise und Judith hob angesichts des drohenden Untertons tadelnd eine Braue.
„Tja, Herr Broich, ich benötige ihre Genehmigung dazu nicht. Und da sie sich bislang nicht sonderlich kooperativ gezeigt haben, hielt ich es für angebracht. Außerdem“ Judith lächelte breit und fuhr sich vor Vorfreude mit der Zungenspitze über die Lippe „hat mir das Ergebnis meiner Nachforschungen Recht gegeben!“
Einige Sekunden lang musterte er sie schweigend, dann atmete er tief durch und erhob sich aus seinem Stuhl.
Judith bemerkte das Glitzern in seinen Augen und wurde misstrauisch.
Was sollte das? Wollte er ihr etwa Angst machen?
Er trat um seinen Tisch herum, doch kurz bevor er Judith gegenüber stand, schien er sich anders zu besinnen. Ruckartig drehte er sich um, ging zur Tür und verschloss diese. Den Schlüssel zog er ab und ließ ihn in seine Jackentasche gleiten bevor er wieder auf sie zu trat. Dieses Mal konnte Judith sich nicht mehr beherrschen und wich vor ihm zurück.
"Was soll der Unsinn? Öffnen sie sofort wieder die Tür!" fuhr sie ihn harsch an, aber seine Lippen verzogen sich nur zu einem sardonischen Lächeln was Judith dazu veranlasste, einen weiteren Schritt zurück zu machen, bis sie mit dem Rücken gegen einen Schrank stieß.

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