Ich stelle den Kaffeebecher in die Spüle von Frau Mboke und hänge meine Handtasche um. Sie ist eine richtig liebe "Neger-Mama" wie aus dem Bilderbuch; kümmert sich um mich wie eine Mutter. Erst war ich etwas pikiert über die Unterbringung aber nun würde ich kein Hotelzimmer mehr gegen Frau Mbokes Häuschen eintauschen. Ich muß mich beeilen. Es ist schon fast acht Uhr. Wer weiß wie lange es dauert, bis ich ein Taxi erwische? Die Tür fällt ins Schloß und die afrikanische Sonne schickt ihre wärmenden Strahlen in mein Gesicht. Zu dieser Zeit ist es noch erträglich, am Nachmittag wird das Thermometer wieder auf über 30° Grad steigen. Aber am schlimmsten ist die Luftfeuchtigkeit. Sie treibt einem schon am frühen Morgen den Schweiß aus den Poren. Jedes Deo versagt hier. Als ich vor vier Wochen in Kamerun eintraf bin ich fast verzweifelt. Die Bürokostüme hängen seit langem nur im Schrank. Ich habe mir sehr schnell einige leichte Kleider und T-Shirts gekauft, etwas anderes ist einfach nicht erträglich. Auch jetzt trage ich ein buntes Kleid mit dünnen Trägern. Dazu Sandalen mit flachem Absatz. Die wunden Stellen am Fuß habe ich mit Pflastern beklebt. Ich bin es nicht gewohnt ohne Strümpfe zu gehen, so hat der nackte Fuß dem Scheuern der Riemchen nicht stand gehalten. Zumal sich der rote Staub hier überall hinsetzt. Jedes Auto, das über den Lateritboden fährt, zieht eine Staubwolke hinter sich her. Alles entlang der Straße wird bis zum nächsten Regen rot, selbst die Pflanzen. Auch jetzt hat er sich wie Puder zwischen meine Zehen gesetzt. Ich bin froh als ich die asphaltierte Hauptstraße erreiche und ein Taxi in die Innenstadt erwische. Der Fahrer lenkt den Wagen schnell an vielen kleinen Ständen und Läden entlang. Irgendwie fühle ich mich auf dem Rücksitz doch etwas sicherer in diesem rollendem Autowrack. Mein Rücken klebt am Plastikpolster und im Dekolleté sehe ich kleine Schweißperlen zwischen meine Brüste rinnen. An einem Bürohaus aus den siebziger Jahren halten wir. Der Fahrer versucht wieder mal das alte "Kein-Wechselgeld-Spiel". Doch seit mir die Kollegen einige derbe französische Beschimpfungen beigebracht haben, kommen mir die Typen nicht mehr so leicht damit durch. Aufbrausend zeigt er mir sein fast leeres Portemonnaie. Ich winke ab und steige aus. Vermutlich hat der Kerl einen zweiten Geldbeutel in der anderen Hosentasche aber ich habe keine Zeit für weitere Diskussionen und lasse ihm den Restbetrag als Trinkgeld. Schließlich möchte ich nicht wieder zu spät kommen und haste durch die Glastüren zum Fahrstuhl.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.