Prolog
Nennt mich doch einfach Julia. Ich bin 1960 in Zürich geboren. Mein Vater war Neurochirurg. Am 27. Mai 2010 bin ich 50 Jahre alt geworden. Heute leite ich eine Rehab-Klinik in den Bergen. Krankenschwester ist immer mein Traumberuf gewesen – und in gewissem Sinne auch geblieben.
Vor etwa einem Jahr habe ich bei einem Umzug meine Tagebücher wieder entdeckt. „Julia – 1978 – 1984“. Es waren die Jahre meiner Ausbildung, und ich schildere meine sexuellen Erlebnisse als Berufsfrau. Diese Schriften habe ich auf meinen PC transkribiert und an Anita Isiris gemailt. Sie hat mir umgehend geantwortet und sich bereit erklärt, die Texte zu redigieren und in ihrem Blog zu veröffentlichen.
Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Anita in ihren Stories schreibt. Vor allem stellt sie den Frauenkörper zu stark in den Vordergrund, finde ich. Aber ich habe mir gedacht, dass ihre Leserschaft sich womöglich dafür interessiert, wie sich eine Krankenschwester öffnet – in sexueller Hinsicht, meine ich
Anita hat gewisse Wendungen eingebaut, meinen Erlebnissen Schärfe verliehen oder sprachliche Rundungen vollzogen. Der Inhalt weicht aber nie von der Wahrheit ab, dafür bürge ich. Würde bekannt, wer ich bin und wüsste der Chefarzt meiner Klinik, was ich damals getrieben habe, ich würde meinen Job wahrscheinlich verlieren – selbst in unserer abgebrühten Zeit.
Damals war aber manches anders – sehr anders. Ich lade Euch ein: Setzt Euch mit mir in eine Zeitkapsel. Reisen wir zurück ins Jahr 1978.
Love to love you baby
Liebes Tagebuch
Keiner darf Dich finden, nein, niemals. Ich lege Dich zu meinen Sachen, die niemanden ausser mir etwas angehen. Ich lege Dich zu meiner Unterwäsche, die nach meinem Ableben sowieso verbrannt wird. Tagebuch, Du bist Vertrauensträgerin, denn Du wirst schweigen. Du wirst den Inhalt nicht ausplappern, den ich Dir gebe, mit dem ich Dich füllen werde. Du bist der Spiegel meiner Seele, in Dir verschärft sich, was ich oft nur verschwommen, in Schemen, erlebe und wahrnehme. Es sind Dinge, von denen ich noch nichts weiss, wenn ich am Morgen aufstehe, am Abend bin ich aber kundig, mit brennender Seele, mit pulsierendem Geschlecht, und mit einem tiefen Verlangen nach mehr.
Heute habe ich meine Arbeit auf der Neurorehabilitation aufgenommen. Ich bin ja erst 18 Jahre alt und rasch überfordert, wenn es um wirklich schwere Krankheitsbilder, um Unfälle unerträglichen Ausmasses, um Schädel-Hirn-Traumata geht. Ich kenne mich mit globaler Aphasie, mit Broca-Feldern und mit Bobath-Konzepten nur theoretisch aus – mir fehlt die Empirie, die Erfahrung, das „Bauchgefühl“, dass es mit dem einen oder andern der mir anvertrauten Patienten gut herauskommt. Nicht nur als Berufsfrau bin ich unerfahren, sondern im Leben ganz allgemein. Viele meiner Kolleginnen haben schon einmal mit einem Mann geschlafen, oder sie hatten zumindest Petting, ich aber noch nie. Dabei bin ich doch hübsch und Abenteuern keineswegs abgeneigt.
Die Ausbildung, das viele Lernen, meine kranke Mutter haben mich aber bisher einfach zu stark in Anspruch genommen, als dass ich Zeit gehabt hätte für Parties, Bars, Saturday Night Fever.
Dann lag da dieser Jan. Als ich ihn zum ersten Mal sah, schlief er. Er wirkte wie ein Engel, mit seinem schön geschnittenen Gesicht und den dunklen Locken, und er atmete ruhig. Jan hatte mehrere Monate auf der Überwachungsstation der neurochirurgischen Klinik zugebracht; sein Zustand war immer instabil gewesen. Er hatte einen Horrorunfall gebaut mit seiner alten Honda 1000 – nur weil die Bremsen versagt und die Tanne am falschen Ort gestanden hatte.
In letzter Zeit ging es ihm sehr viel besser; er sprach wieder, und auch von der Schädelfraktur war nicht mehr viel zu sehen. Jan hatte aber noch einen langen Weg vor sich in einem Zentrum für Hirnverletzte, wohin wir ihn verlegen würden, wenn unser Rehabilitationspotenzial ausgeschöpft war.
Ich sollte ihn waschen. Etwas ratlos stand ich an seinem Bett, mit der grossen metallenen Waschschüssel und dem kleinen so genannten Intimbecken aus weissem Plastik. In beiden Gefässen schäumte es; die Seife duftete gut und stärkte mich. Ich schlug das Laken zurück. Jan war splitternackt. Ich habe schon viele Männer gesehen in meinen bisherigen Praktika, aber Patienten sind Patienten, und ich hätte es mir verbeten, an etwas anderes zu denken als an deren Genesung. Bei Jan war alles anders. Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich stand mit dem Rücken zum Fenster, und die Februarsonne reflektierte sich an einer Blumenvase, in der eine einsame weisse Rose stand.
Jan war sehr gut gebaut, was mich erstaunte. Er trainierte ja seit Monaten nicht mehr. Und Jan hatte einen enormen Schwanz, der ihm bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Jans Schwanz war unbeschnitten. Ich mag sie nicht, diese nackten Eichelköpfchen, die erinnern mich an Pflanzen oder Pilze. Jans Glied war aber der Archetypus eines männlichen Schwanzes. Was wohl meinen Kolleginnen für Gedanken durch den Kopf gingen, wenn sie ihn waschen mussten? Am Teamrapport wurde kaum je darüber geredet.
Ich begann mit den Schultern, dem Thorax, den Armen. Ich wusch von proximal nach distal, wie ich es gelernt hatte, und Jan dankte es mir mit einem Lächeln. Ich arbeitete mich Richtung Unterleib vor, übersprang den Intimbereich sozusagen, und befasste mich mit Jans Oberschenkeln, seinen Waden, seinen Füssen. Danach deckte ich ihn zu. „Der Patient darf sich niemals nackt vorkommen“, war das Credo unserer Lehrerin. Vor mir lag ein Ausschnitt, von zwei grossen Waschtüchern gebildet, und in diesem Ausschnitt lag Jans Riesenschwanz.
Um für mich die Situation einfacher zu gestalten, schaltete ich das Radio ein, das sich auf Jans Nachttisch befand. „... Donna Summer. Love to love you baby“, hörte ich den Moderator sagen. Ich stellte etwas leiser, schob das grosse Waschbecken nach hinten und tauchte das Waschtuch ins Intimbecken. Mit der Linken hob ich Jans Penis an. „Beim Mann gehen die Hoden oft vergessen“, hörte ich unsere Lehrerin im Hintergrund. Also wusch ich Jans Skrotum, genauer gesagt, ich tupfte scheu daran herum. Dann benetzte ich den Penisschaft. Im Moment, in dem das Schlagzeug diesen treibenden Rhythmus übernimmt und Donna Summer zu stöhnen beginnt, schlug Jan die Augen auf. „Hallo Du“, sagte er mit warmer Stimme. Sein warmer Schwanz lag in meiner Hand.
„Ahhhhh.... love to love you baby...“
„Geht es so?“, fragte ich. „Prima“, antwortete Jan, und sein Schwanz richtete sich auf. „Mach einfach weiter.“ Ich schob die Vorhaut zurück, so, wie ich es aus der Theorie wusste, und bestaunte die violette, pralle Eichel. „Magst Du ihn lutschen?“ Ich glaubte ich hätte mich verhört.
„Ouuuhhh... love to love you baby...“
Die Stimmung war unglaublich; die Sonne wärmte meinen Rücken. In der Küche draussen wartete dampfender Kaffee und ein frischer Zopf mit Butter, Käse und Konfitüre auf mich. Es war Sonntag, und mein Team zelebrierte das immer mit einem leckeren Imbiss.
„Lutsch ihn“, forderte Jan mich auf. „Nur ein paar Minuten... bitte... ich hatte in den letzten Monaten nichts zu lachen... schieb ihn Dir zwischen die Lippen...“ Fluchtgedanken packten mich. Sollte ich losrennen, die Stationsleiterin informieren? Oder doch nicht? Sollte da ein kleines Geheimnis sein zwischen Jan und mir? Ich entschied mich fürs Geheimnis, beugte mich über Jans Schwanz und schob ihn mir in den Mund. Meine Zunge umspielte seine Eichel. „Geil, Schwester Ju, so geil...“
„Aaaaah...“, stöhnte Donna Summer, bevor der Synthesizer wieder einsetzte.
„Aaaaah...“, stöhnte Jan, und er füllte meinen Mund mit seinem Samen.
Ich schloss die Augen, schluckte.
Ich räumte die Utensilien weg, gab der weissen Rose frisches Wasser, betätigte das Kopfende von Jans Bett, damit er sich aufrichten konnte. „Tschüss“, sagte ich, verliess das Zimmer, ging mir die Zähne putzen, setzte mich zu den andern und schenkte mir einen Kaffee ein.
Blick ins Paradies
Liebes Tagebuch!
Es ist Mittwoch – und mein Erlebnis mit Jan liegt nun schon einige Tage zurück. Wie gerne hätte ich mein Geheimnis mit jemandem geteilt! Ich habe viele Freundinnen im Schwesternhaus, wo ich im 8. Stock wohne – direkt neben meiner Freundin Claudia. Mein Zimmer ist klitzeklein, hat aber alles, was es zum Leben so braucht – sogar eine Kochnische. Trotzdem beneide ich meine Kolleginnen unten im Quartier, die es geschafft haben, sich in einer WG einzunisten. Diese Krankenschwestern-WG's hatten für Aussenstehende immer etwas Sagenumwobenes. Nein, es ging nicht um Männerbesuche, keineswegs. Da kam eher selten einer vorbei – Weiberhorden wirken auf Jungs wohl eher abschreckend. Aber dieses Ein-und-Aus, zwischen Tagschicht, Spätdienst und Nachtwache, das war schon was Besonderes. In der Nacht gingen wir zur Arbeit, wenn nur noch Sonderlinge auf den Strassen herumtorkelten, und beendeten die Schicht zu einer Zeit, wo sie noch immer herumtorkelten, die Sonderlinge.
Besonders Ninas WG ist mir in bester Erinnerung geblieben. Es handelte sich um ein mehrstöckiges Wohnhaus in bester Lage, und hier hausten acht Weiber auf einem Haufen. Acht Weiber teilten sich das Bad, suchten sich ihre Zahnbürste aus einem überfüllten Tontöpfchen, schmierten sich Deo unter die Arme und verwalteten ein gigantisches Lager aus Tampons und Slipeinlagen. Acht Krankenschwestern, wie wir damals noch hiessen. Ist im übrigen auch eine wesentlich literarische Berufsbenennung als die moderne „Pflegefachfrau“.
„Die Krankenschwester stand mit nackten Füssen auf dem kalten Steinboden und wärmte Wasser für einen Schwarztee.“
„Die Pflegefachfrau stand mit nackten Füssen auf dem kalten Steinboden und wärmte Wasser für einen Schwarztee.“
Der zweite Satz ist ein literarischer No-Go ohne jede Stimmung, nicht wahr?
Aber zurück zu Ninas WG. Ich habe oft dort übernachtet, unter dem Dach, in der Gästekammer. Hier gab es keinerlei Luxus, aber ich fühlte mich unter all den lustigen Frauen weniger einsam als im sterilen Schwesternhaus, dessen Loge von einer grimmigen älteren Frau besetzt war. „Wehe der, die Männerbesuch mitbrachte – und sei es auch nur der Bruder – und diesen Besuch nicht spätestens um 20:00 Uhr wieder auf die Strasse setzte. Frau Fuhrer kam dann höchstpersönlich vorbei, klopfte an die Tür und sorgte für Ordnung.
Ninas WG haftete eine gewisse Aura von Freiheit an – ich liebte diesen verruchten Weiberhaufen. Keine einzige von denen konnte richtig kochen – es gab meist Spaghetti oder Käsetoast mit Ananas und Kirsche – aber ich habe in meinem Leben nie mehr so oft gelacht wie an den Abenden, an denen ich dort war. Das Idyll wurde immer durch den Nachtdienst unterbrochen, die eine von uns verrichten musste. Mitten im Kartenspiel, mitten in heissen Diskussionen brach dann eine von uns auf, schweigend, zog Schuhe und Jacke an, schnappte sich ihr Handtäschchen und verschwand in der Nacht. In der Ferne blinkten die Lichter „unseres“ Spitals. Wieviele Krankenschwesternseelen hat es schon verschlungen, dieses Spital?
Wir arbeiteten alle in verschiedenen Teams – zwei auf der Orthopädie, drei auf der Gynäkologie, und vier – ich inbegriffen – verbrachten ihre Schichten auf der Neurorehabilitation. Zimmer 321, in dem Jan lag, war allen ein Begriff. Ob allerdings meine Kolleginnen ihm auch schon einen geblasen hatten, wagte ich nicht zu erfragen – um mich selbst nicht zu verraten.
Dann war da die Geschichte mit dem Teamrapport. Wir sassen auf schwarzen Hockern im Halbkreis zwischen dem Medikamentenschrank und den Wagen mit den Patientenberichten. Wand und Tür zum Korridor waren verglast, und jeder konnte hereinschauen, wie wir da hockten und diskret gähnten. Diese Rapporte nahmen oft kein Ende. So beobachtete man halt Details, nur, um sich nicht zu langweilen und nicht vom Stuhl zu fallen.
Interessant war die Art und Weise, wie wir da sassen. Da hätte sich problemlos ein Soziogramm anfertigen lassen. Die Töchter aus gehobenen Schichten schlugen dezent die nackten Beine übereinander und spielten leise mit ihren grünen, gelben und blauen Korksandaletten. Auch ich gehörte dieser Zunft an. Die einfachen Arbeitermädchen, Pflegeassistentinnen und Töchter von Grundschullehrern etwa hielten es eher mit der Bequemlichkeit. Sie sassen mit gespreizten Beinen, und die weisse Schürze spannte sich über ihre Schenkel. Man konnte mühelos das Höschen sehen, was wohl mit ein Grund war, dass etliche Assistenzärzte während unseres Rapports im Hintergrund werkelten und verstohlen unters Röckchen schauten. Was, wenn es damals schon iPhones, Minicams und dergleichen gegeben hätte? Das Internet wäre voll von jungen Krankenschwestern, mit oder ohne Häubchen, wohlverstanden, und ihre Schenkel wären herangezoomt worden, Krankenschwesternschenkel – der Traum von Tausenden von Männern!*
*Dies ist eine der Stellen, die von Anita Isiris redigiert worden sind. 1978 wusste noch keiner etwas von iPhones, Minicams und Internet!
Ja, und da war dieser Dr. Sebastian Lennon. Er hiess tatsächlich Lennon, und John Lennon war auch noch am Leben! Sebastian Lennon war auffallend oft während unserer Rapporte anwesend, und er amüsierte sich köstlich ob all der grünen, rosa, blauen und orangefarbenen Slips. Ich fand den Mann ausserordentlich begehrenswert. Sollte ich es tun? Vieles sprach dagegen, aber ich war so jung, so geil... und ging tatsächlich so weit, dass ich mit einem klitzekleinen schwarzen Höschen bei der Arbeit erschien. Ich habe einen eher ausladenden Po, und der Stoff verschwand fast völlig zwischen meinen Backen. Kurz bevor der Nachmittagsrapport begann, zog ich den Stoff zwischen meinen Schamlippen hoch und setzte mich auf meinen Hocker – mit dem Rücken zum Medikamentenschrank. Ich verliess meine Gewohnheit und schlug die Beine dieses eine Mal nicht übereinander, sondern spreizte die Schenkel, so, wie die Kolleginnen links und rechts von mir. Schwester Gaby und Schwester Sue. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als im Moment, wo ich über meine Patienten erzählte, Sebastian Lennon das Stationsbüro betrat. Er wirkte sehr geschäftig hinter den Patientenberichten, ergänzte Verordnungen, schaute aber immer wieder mal zu uns herüber – über seine Brillenränder hinweg. Sein Blick ging mir durch und durch. Ich spreizte die Beine noch ein wenig stärker, und siehe da: Lennon reagierte! Er starrte! Er brachte den Mund nicht mehr zu! Sein Blick war ganz und gar auf meine Muschi gerichtet! Meine Möse hypnotisierte ihn! Ich räkelte mich ein wenig, und in diesem Augenblick entdeckte ich meine exhibitionistische Ader.
Ich übernahm den Spätdienst, und es kam, wie es kommen musste. „You have a beautiful black one down there.“ Dr. Lennon meinte damit meinen Slip!Ich lief bestimmt puterrot an, liebes Tagebuch. „Du mit mir kommst“, sagte er mit englischem Akzent. „Wir müssen sprechen über neurologische Ausfälle und Medikation von Herrn Klammer.“ Herr Klammer war einer meiner Patienten, der uns Sorgen bereitete. Er hatte Sensibilitäts- und Gleichgewichtsstörungen, und wir mussten die Medikation überprüfen. Ich fühlte mich geehrt, dass Dr. Lennon mich da mit einbezog, aber ich wusste genau, was da im Hintergrund schwelte.
Ich folge im ins Arztbüro und stellte sofort fest, dass er die Gardinen zugezogen hatte. Auch das Pikettbett stand dort, und mein Unterleib wurde sofort schwer. Ich hatte noch nie mit einem Mann geschlafen. „Just sit down“, lud mich Dr. Lennon ein. Wir beugten uns über die Patientenakten. „Spreiz doch bitte Deine Beine“, forderte er mich auf. „So, wie Du es hast getan an Schwesternrapport.“ Ich leistete dem Folge, aber bald stellte sich bei mir Enttäuschung ein.
Dr. Lennon war ein Voyeur. Er wollte wirklich nur schauen. Wir reduzierten die Medikamente von Herrn Klammer, und er bat mich, Beobachtungen genau zu rapportieren und vor allem schriftlich festzuhalten. Dabei starrte er mir auf den Slip, und weil dieser schwarz war, konnte man nicht erkennen, dass meine Muschi klitschnass war.
Bernd
Liebes Tagebuch
Oh... dieser Doktor Lennon! Irgendwie tat er mir leid. Was ging wohl in seinem Kopf vor? War er Uniformfetischist? Litt er unter Nursophilie? („Krankenschwestern-Liebhaberei“?). Oder stand er etwa gar auf mich, Julia Brunner alias Schwester Ju? In seinem Arztbüro war jedenfalls nichts weiteres geschehen, jedenfalls nichts, das Erwähnung verdiente. Wir einigten uns bei den Medikamenten und ich verliess den Raum mit einem warmen Unterleib, einem Unterleib, der sich doch mal einem Mann öffnen wollte, und zwar richtig.
Dann war da die Geschichte mit Bernd. Er war der einzige Mann in unserem Jahrgang, und wir bewunderten ihn. Wir bewunderten ihn für seine Männlichkeit, wir bewunderten seine Intelligenz, und, ja, wir bewunderten seinen Arsch. Bernd war gross gewachsen, hatte athletische Schultern, grosse grüne Augen und eine markante Nase. Ich liebe markante Nasen an Männern! Einzig sein Kurzhaarschnitt entsprach nicht ganz meinem Geschmack; ich mag Locken an Männern, Locken, wie sie einst Samson getragen hatte, der Samson aus der Bibel.
Wir waren 25 geile Hühner, und so ein Bernd würde uns möglicherweise im ganzen Leben nicht noch mal unterkommen. Kurz: Wir waren alle verliebt in ihn. Und was tut Frau, wenn sie verliebt ist und weiss, dass sie von Konkurrentinnen umzingelt ist? Genau! Sie macht auf sich aufmerksam. Wir achteten vermehrt auf unsere Kleidung. Schämten uns nicht, auch mal ein tief ausgeschnittenes T-Shirt zu tragen, wofür wir von der Schulleiterin gerügt wurden. Wir suchten alle die Nähe zu Bernd, vertrauten ihm unsere Frauenprobleme an. Essverhaltensstörungen, Figurprobleme... ja, auch das. Claudia, diese verdammte Nutte – ich hasse sie!!! - hat es sogar geschafft, dass Bernd sie in einer der langen Mittagspausen in die Stadt begleitet hat. Er hat sie in der Unterwäsche-Abteilung beraten, bei den Jeans und bei den Röcken. Claudia und Bernd. Allerdings hätten wir nie feststellen können, dass er mit ihr anders umgegangen wäre als mit uns andern. Claudia und Bernd. War er etwa schwul?
Bernd, unser Klassenkollege, war der Einzige, der seine Mittagspausen auch auf dem Flachdach des Schwesternhauses verbringen durfte. Dort sonnten wir uns. Oben ohne, versteht sich. Und wir gönnten Bernd den Blick auf unsere Titten. Auch ich habe mich ihm gezeigt – und war enttäuscht, als Bernd diskret zur Seite blickte. Ich habe doch schöne Brüste! War er überfordert?
Im Grunde ist ein Mann in einer reinen Frauenklasse ein Problem. Frau kann sich doch nicht ganz so verhalten, wie sie es unter ihresgleichen täte – immer ist da der Bernd, vor dem man letztlich doch gute Figur machen muss – im wahrsten Sinne des Wortes!
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