Das große Haus, einsam abgelegen an einem Hang. Im Dunkeln ein dünner Film russschwarzen Schnees auf fröstelnder Erde. Aufgeregtes Bellen wachsamer Hund in ländlicher Stille. Die Luft schwer, tief geschwängert vom Kohlenstaub zahlreicher uralter Heizungen.
Das Gartentor, schief in den Angeln, ein Draht als Halt zum alten, eisernen, rostigen Zaun.
Unsere Schritte, vorsichtig schwankend, über eisglatte Steine, eine Linie zur Eingangstür. Eine Frau, um die 30, in Kittelschürze, ein teilnahmsloser Blick, und ein Baby auf dem Arm, öffnet uns. Knappe polnische Worte erklären das Haus. Schweigend führt sie uns nach oben.
Dort, wo wir sein werden, in den nächsten 2 Wochen.
Die einzelnen Zimmer des Stockwerks, noch dunkel, aber gefüllt mit Erinnerungen von Liebe, von Erotik, von Spiel, von Paaren, die sich hier umschlangen, vereint, auf diesen Betten, in diesen Zimmern, die nun, noch, und nur noch ein paar Stunden, so leer und schweigend vor uns liegen würden.
Mein Mann und ich, wir sitzen, in der schlichten Küche mit dem billigen PVC Boden, draußen die kalte Nacht, wir umschlingen uns auf einem Ledersessel und ruhen in der Stille, wartend, kuschelnd, gespannt, ängstlich und äußerst erregt.
Die Teilnehmer, tröpfelnd, vorsichtig, noch schüchtern, eintretend. Acht Menschen, sich unbekannt, aus Finnland, aus der Schweiz, aus Italien, aus Deutschland, sich fremde Menschen, der Älteste 70, die Jüngste 30. Menschen, die hier mindestens eine, vielleicht auch zwei Wochen zusammen verbringen würden.
Kurze Vorstellung, vorsichtige Blicke, wir offenbaren uns durch unsere Teilnahme, dann werden die Zimmer bezogen, mit ersten neuen beginnenden Geschichten gefüllt. Später gehen wir hinunter ins Erdgeschoss, ins Wohnzimmer, ein Feuer brennt warm im Kamin, und auf 2 großen Tischen, plastiktischdeckenbespannt, stehen Platten mit Fleisch und Schüsseln mit Gurkensalat und Körbe mit Brot und Plastiktermoskannen mit schwarzem Tee. Das Abendessen, schweigend, Blicke wandern, Essen verschlingend, und scheu.
Dann gehen wir auf unsere Zimmer, um uns zu ändern.
Eine enge Lederweste und ein knapper, kurzer Lederminirock. Hohe Stiefel, halterlose Strümpfe, nichts drunter. Das Leder spannt auf meiner Haut. Mein Liebster vor mir, schön und groß, mit Händen, doppelt so groß wie meine, mit kräftigen Händen, Arbeit gewöhnt, Händen in denen das Leben pocht, das Leben lebt, Händen, in denen Materialien und Haut zum Atmen kommt. Breite Schultern, und Oberarme, durch körperliche Arbeit kräftig und muskulös, Arme, die halten können, die packen können, die zarte und auch harte Hände führen. Enge Lederhosen geben seinen wohlgeformten, festen Arsch frei, sein schöner großer Schwanz durch einen Reißverschluss von mir getrennt. Schön ist er, mein Mann, und stolz bin ich auf ihn, und wie ich ihn verehre für seine Schönheit und Männlichkeit und Wärme und sein Herz.
Aber auch, wie ängstlich bin ich deswegen.
Ein großer Raum mit schwarzem Tanzboden und ein Sofa, sonst nichts. Leer.
8 verwandelte Menschen nun, in diesem Raum. Hohe Schuhe, enge Röcke, lange Röcke, enge Hosen, nackte Oberkörper, Leder, Strümpfe, Lippenstift, schön, sinnlich und erregend.
Der schwere Koffer meines Mannes. Er breitet seinen Inhalt auf dem Boden aus.
Ein schwarzer Dildo, so groß wie ein Pferdeschwanz. Kleine Dildos, harte, weiche, hautfarbene. Mehrschwänzige Peitschen, einschwänzige Peitschen. Seile, rote Seile, schwarze Seile, lange Seile. Handschellen. Lederriemen.
Mister S. hat auch einen großen Koffer. Rote Peitschen, Rosshaarpeitschen, Lederpeitschen, Fesseln, Seile, Wäscheklammern.
Mister S. Auf den 1. Blick kein schöner Mann. Aber ein Mann, bei dem die Frauen Schlange stehen, und auch die Männer. Einmal in den Genuss seiner legendären Liebhaberqualitäten zu kommen. Groß, athletisch, tänzerisch, sehr männlich, sehr tief, sehr kreativ, provokant, genial, Mischung aus jungenhafter Verlorenheit und männlicher Distanz, aus Einfühlsamkeit und. Der Anblick meines Mannes und Mister S. nebeneinander, groß, männlich, und in mir die Vorstellung, die beiden, im männlichen Liebesspiel vereint, starke, männliche Körper sich berührend, küssend, nehmend. Das erregt mich. Sehr.
Ich gehe, etwas verloren, auch sehr ratlos, durch den Raum und beuge mich zu den Peitschen, nehme eine in die Hand und lasse das zarte Leder durch meine Hände gleiten. Madame Anelma kniet sich neben mich. Groß, blond, kräftig, bestimmt, ungefähr Mitte Dreißig, finnisch.
Madame Anelma ist das Thema neu. Aber sie packt mich, ganz ohne Worte, kurzentschlossen am Hinterkopf, zieht meinen Kopf an den Haaren nach hinten, hält mich fest und küsst mich, fordernd, auf den Mund, dringt mit ihrer Zunge in mich ein. Madame Anelma hat ein schönes Gesicht, und versteckt ihre Zartheit und große Schmerzlichkeit hinter einer bestimmenden Dominanz, die aber eigentlich nach Unterwerfung schreit.
Ich küsse sie, nicht weil ich das Verlangen habe, sie zu küssen, sondern weil sie mich überrascht und dazu zwingt. Ihr Kuss, eher ein mechanischer Akt, fast klammernd, hilfesuchend, als echte Einfühlsamkeit. Und weil ich nicht weiß, was ich tun soll, wie ich mich dieser Situation entziehen soll, während mein Freund und alle uns beobachten, ziehe ich sie an mich und fasse sie an den Schenkeln, dort, wo die halterlosen Strümpfe aufhören und die Haut unterhalb des Gesäßes beginnt. Ihre Haut dort ist rauh unter meinen Händen. Ich finde die Situation nicht abstoßend, aber sie hat etwas Haltloses, als hätte Madame Anelma sich mir zu eigen gemacht, um das Unsichere der ganzen Situation durch mich in den Griff zu bekommen.
Sie küssend, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Senora Francesca gefesselt wird. Senora Francesca, dunkelschwarze Locken, einen Busen, der selbst Frauen ins Träumen geraten lässt, mit Mitte 40 noch groß und fest, formvollendet schön und stolz. Madame Francesca ist fast würdevoll, legt aber gleichzeitig eine leichte Dümmlichkeit an den Tag, die jedem Mann die Angst vor ihrer Erscheinung nimmt. Und nun, Senora Francesa, fast nackt, nur mit einem dünnen Höschen bekleidet, dass kaum das Allernötigste verdeckt, und gefesselt. Wehrlos. Ihre Hände auf den Rücken verbunden, presst sich ihr schöner Busen noch praller zwischen den roten Seilen hervor, und ihre Muschi ist verführerisch durch die Seile geschützt, und nun wird diese schöne Senora Francesca, hilflos, äußerst weiblich, auf meinem Mann zugeführt. Madame Anelma hält mich immer noch ganz fest gepackt. Und dort, auf dem Sofa, liegt sie, ganz ergeben, die Schöne, Haut an Haut mit meinem Mann, und ich sehe, noch immer gepackt von Madame Anelma´s harten Griff, wie die Hände meines Freundes über diesen wundervollen prallen italienischen Busen zu wandern beginnen, zart, sachte, ach, so bewundernd.
Es ist diese Zartheit, die mich fast erschauern lässt.
Ich löse mich von Madame Anelma. Ich habe keine Lust auf sie. Die Situation erscheint mir zu einsam, zu nutzlos. Ich muss die Tatsache mit der gefesselten Dame unter den Händen meines Freundes unter Kontrolle bringen. Dieses Schauspiel, von dem ich nicht weiß, ob es mich erregt oder zutiefst verletzt. Vielleicht ist es ja beides zugleich und damit noch schwerer.
Mein rechter Fuß wird plötzlich schwer, hindert mich am Gehen, wird von einem Gewicht nach unten gezogen. Ein junger Mann in Frauenkleidung, mit Netzstrümpfen, schwarzem Rock und hohen Schuhen, hält meinen Stiefel fest und küsst ihn begehrlich. Ich schaue zu meinem Mann, der inzwischen zärtlich, bedächtig den prallen italienischen Busen küsst. Und, ist es Schmerz den ich spüre, oder Verwunderung, aber ich sehe, wie seine Hände langsam, sachte, vorsichtig hinab zu den Seilen wandern, die das Allerheiligste so keck, so verführerisch verschließen und die er zu öffnen begehrt. Und nun küsst er Senora Francesca, gibt ihr einen nicht endenden, langsamen, zärtlichen, so einfühlsamen Kuss, wie ich sicher bin, ihn niemals von ihm bekommen zu haben.
Der Mann, unten, hängt küssend an meinem Schuh. Ich versuche diesen Menschen abzuschüttelnd, wegzutreten, wie ein sich in meinen Schuh verbeißender Hund, doch je mehr ich das versuche, desto mehr küsst er so klebend, leidenschaftlich, begehrend meine Stiefel, die ich erst vor wenigen Tagen aus dem modrigen Schimmelgeruch meines Altbaukellers befreit habe, und die noch immer ein wenig den Geruch von Modrigkeit an sich tragen.
Der Kuss, langsam, sinnlich, unendlich zart. Seine Hände, zart fühlend auf ihrem Bauch, hinabwandernd zum Seil, suchend, lockernd, fordernd.
Ich packe den Mann zu meinen Füssen, setze mich auf ihn, ich drücke ihm meine Stiefel in den Bauch, er leckt sie, ich weiß nicht, ist das ein Spiel, ist das Ernst, was soll ich tun? Ich packe ihn hart, werfe ihn auf den Boden, ich kann sehr stark sein, doch ich weiß nicht, was tun.
Meine Dominanz ist mir ganz neu.
Neben mir auf einmal wilde Schreie von Säde. Verheiratet, perfekte Frisur, schöne Figur, Finnin, ihr Mann hat ihr viel Spaß gewünscht, vergnüge Dich gut, in diesen 7 Tagen, hat er gesagt. Mister S sitzt auf einem Stuhl, und Säde, kniend vor ihm, von ihm fest gepackt, zu seinen Füssen. Mister S hält sie mit festen Griff, wild und leidenschaftlich, männlich sich nehmend, rücksichtslos männlich, ihr Begehren weckend, das nun so gierig, so weiblich, bisher so tief in ihr schlummernd und nun so wach und wild aus ihr heraus pulsiert. “Sie hat nur darauf gewartet“ sagt der Mann, auf dem ich knie. Ja, tatsächlich, diese wilde, ekstatische, fordernde, nehmende, kraftvolle und so tiefe Erregung, die uns auf wilden Wellen davonträgt, die alle Gedanken vergessen lässt und uns mit Angst und Furcht und Triebhaftigkeit und pulsierenden Leben durchdringt.
Und daneben, dort, auf dem Sofa, mein Mann, noch immer, noch immer und schon so lang, so lange, wie ich es nie mit ihm erlebt habe, im tiefen, sanften Kuss mit Senora Francesa vereint, und seine Hände noch immer suchend, lösend, spürend, und die schöne Senora Francesa ihm ganz hingegeben, liegend, fühlend, unendlich weiblich und ruhig, unter seinen Händen fließend.
Ich löse mich, endlich, von dem Mann zu meinen Füssen. Verlasse den Raum, lege mich auf mein Bett. Schmerz. Lust in meiner Brust. Der Anblick von seinen Händen auf seinem Busen. Erregend, schmerzlich, Eifersucht, Anziehung. Ich stelle mir vor, wie er sie nimmt. Der Gedanke, aber nur der Gedanke, und nicht die Wirklichkeit, erregt mich. Ich gehe zurück in den Raum, sehe meinen Mann und Senora Francesca noch immer im langen, zärtlichen Kuss vereint, der mir so verwehrt erscheint.
Ich stelle mich vor die beiden.
„Bitte hört auf“ sage ich „ich ertrage es nicht länger.“
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