SMS - Sex Macht Spass

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SMS - Sex Macht Spass

SMS - Sex Macht Spass

Anita Isiris

Genussvoll, aber nicht ohne Wehmut drang Rainer nochmals in Anke ein. Ob sie schon schlief? Anke wandte Rainer den Rücken zu, und er zeichnete langsam ihre Dornfortsätze nach, die ihrer Wirbelsäule einen wahrhaft erotischen Schwung verliehen. Anke zog ihre Beckenbodenmuskulatur zusammen, so, als wollte sie ihren Rainer für immer in sich drin behalten. Rainer schob Ankes dichtes blondes Haar zur Seite und bedeckte ihren Nacken mit kleinen Küssen. „Schmusebär, Du“, flüsterte Anke und drängte ihren nackten Po gegen Rainers Hüften. Dieser konnte sich nicht mehr länger beherrschen und ergoss sich in Ankes Scheide. Es würde für lange Zeit das letzte Mal gewesen sein, dass er sich dermassen lustvoll mit seiner Geliebten vereinigen konnte. Bereits morgen Sonntag würde Anke nämlich Allgemeingut werden – als Teilnehmerin der ersten Staffel von „SMS – Sex Macht Spass“. Die Sendung würde in 3D ausgestrahlt werden – mit voraussichtlich enormen Einschaltquoten. Begonnen hatte ja alles zu Beginn des neuen Jahrtausends – mit „Big Brother“. Noch heute zirkulieren ein paar kurze Nacktfilmsequenzen von Alida durchs Internet. Wer erinnert sich noch an Alida? Irgendwann hat sie im Container ihren BH ausgezogen, um zu Bett zu gehen. Keine ungewöhnliche Handlung, durchaus nicht. Was aber die Herzen der Zuschauer höher hat schlagen lassen, war die Tatsache, dass der im Grunde belanglose Entkleidungsakt LIVE stattgefunden hatte, vor Millionen Zuschauern. Mit der Sequenz von Alidas BH war etwas in die Welt gesetzt worden, das die Menschen vor den TV-Geräten in Zukunft stark in Beschlag nehmen würde – die so genannte implizite Erotik. In den Sendegefässen, die folgten, war diese implizite Erotik eine Dauererscheinung. Supermodels, Superstars und Supertalente wurden aus dem Boden gestampft, und speziell bei den Supermodels ahnte der Zuschauer, wusste aber nicht. Die Models unterstanden selbstverständlich einer Nacktklausel, durften sich also vor den laufenden Kameras niemals ausziehen. Leicht bekleidet? Egal, kein Problem. Brüste? Intimbereich? Weit gefehlt. Das „letzte Geheimnis“ blieb immer hinter einem Fetzchen Stoff verborgen.

Damit machte nun SMS, die Sendung, die morgen Sonntag erstmals ausgestrahlt würde, für alle Zeiten Schluss. In SMS würde alles zu sehen sein. Die Models würden sich beim Auskleiden zeigen, beim Liebesspiel mit Prominenten, Upskirt, Downblouse und was der Dinge mehr sind. Auch Anke würde ihren nackten Hintern in die guten Stuben halten, in 3D. Dazu wurde mit neuen Monitoren und neuer Übermittlungstechnologie bekanntlich keine Brille mehr benötigt. Die Girls wirkten so plastisch, dass man meinte,sie berühren zu können, überall, hemmungslos – und Anke würde eine von ihnen sein.

Das war es, was Rainer hatte wehmütig werden lassen. Seine Anke, millionenfach reproduziert. Jetzt hatte er sie ein letztes Mal ganz für sich allein. Anke drehte sich auf den Rücken. Im Vollmondlicht betrachtete Rainer seine Freundin nochmals in ihrer ganzen Schönheit: Ankes Endlosbeine, Ankes sorgfältig getrimmtes Schamhaardreieck, Ankes Hüften, Ankes hübscher Nabel, Ankes sportliche Brüste mit den Schokonippeln, Ankes geschwungene Schlüsselbeine, Ankes Hals, Ankes Lippen, Ankes Lächeln, Ankes gelocktes Blondhaar. Ein letzter inniger Zungenkuss. Dann schliefen Anke und Rainer ein, eng umschlungen, und der Samstag wurde zum Sonntag.

Der Empfangsraum wirkte nicht unfreundlich. Ein paar Clubtischchen, an der Wand dahinter ein Kunstdruck von Chagall, in Falschfarben, zwei riesige Couchs, und darauf jede Menge Mädchen. Der Duft frischer Weiblichkeit, Fenjal, l'air du temps, Nivea lag in der Luft, und drei Bedienstete, schwer beladen mit amuse-bouches, wuselten umher. Kameras waren keine zu sehen. Kameras würden diese taufrischen SMS-Kandidatinnen ohnehin nonstop begleiten, aber FOZ hatte entschieden, die voyeuristischen Linsen beim Vorempfang wegzulassen. FOZ war eine der grössten deutschen TV-Stationen, „Fernsehen Ohne Zensur“. Hier, in diesem verhältnismässig engen Raum, fand bereits eine erste Vorselektion statt. Die jungen Frauen mussten einen Scanner passieren, und es wurden Beinlänge, Hüftknochen, Taille, Oberweite und sogar die Halslänge vermessen. Passten die Damen in ein vordefiniertes Raster, wurden sie durchgewinkt, entsprachen sie nicht dem EA, dem Erotik-Aequivalent, das in zehntausenden von Zuschauerumfragen ermittelt worden war, wurde ihnen unmissverständlich die Tür gewiesen. Schon bei diesem Vorempfang wurden bittere Tränen vergossen.

Anke wurde durchgewinkt. Und da waren sie, die lauernden Kameras. In den Boden eingelassene Objektive zoomten schamlos heran, was unter den Röckchen zu sehen war, wohl denen, die sich an diesem ersten Tag in Jeans zeigten. Kameras auf Fahrgestellen zeigten Frontalaufnahmen der SMS-Anwärterinnen, Gesichter mit sämtlichen Hautunreinheiten in UHD-Qualität. Ultra High Definition war der Standard nicht nur für höchstmögliche Auflösung, sondern auch für 3D-Übermittlung.

Rainer stockte der Atem. Mit feuchten Händen drehte er seine Bierdose hin- und her, als Ankes Beine aus dem Monitor mit der 2-Meter-Diagonale in sein Wohnzimmer ragten und ihm zuzuwinken schienen.

Es waren zweifellos Ankes Schenkel. Ein weisses Baumwollhöschen mit blauen Tupfen verdeckte artig Ankes Scham – im Verlauf der Staffel würde sie aber auch dieses süsse kleine Geheimnis preisgeben müssen. Einmal abgesehen davon, dass Rainer in diesem Moment seine Anke mit mindestens 50 Millionen andern Zuschauern teilte, war die Situation sehr intim. Rainer, sein 3D-Monitor von Apple, und Ankes Schenkel.

Raymund F., Rainers Nachbar, sah das genau so. Ankes Schenkel wirkten so plastisch, als würden sie nur ihm gehören, ihm, dem Direktor der grössten Krankenversicherung im Land. Er dämpfte das Licht, kniete sich auf den Wohnzimmerteppich und holte sich einen runter. Viele taten ihm das gleich – und viele hätten es ihm gleich getan, so sie denn gekonnt hätten. Aber es gab ja da noch die Ehefrauen, die mit schmallippigem Lächeln zum nächsten Kanal zappten, dorthin, wo noch immer Krieg herrschte in Jerusalem oder dorthin, wo Flüssigseife im Multipack angeboten wurde.

Die Einschaltquoten zu SMS stiegen sprunghaft an und stellten alles bisher da Gewesene in den Schatten. Noch hatten die Zuschauer im Grunde nichts zu sehen bekommen. Nichts jedenfalls, das nicht auch auf einem beliebigen Werbekanal zu sehen war. Der wahre Film spielte sich in den Köpfen ab – und darin lag das Erfolgsgeheimnis dieser ersten Staffel begraben. Man stelle sich dies vor: FOZ präsentierte im Rahmen seines neuen Sendekonzepts ein wahres Ultrafiltrat an schönen Frauen – mittlerweile waren nur noch Girls im Rennen, die zu hundert Prozent dem EA, dem erwähnten Erotik-Aequivalent, entsprachen. Anke war eine von ihnen.

Am Mittwoch Abend ging es dann erstmals so richtig zur Sache. Die Mädchen mussten nichts anderes tun, als in einem künstlich angelegten Garten Wäsche aufzuhängen. Die jungen Frauen trugen Bikini und wirkten auf den 3D-Monitoren ausgesprochen anmutig, wie sie sich den luftigen Höhen des Stewi-Ständers entgegenreckten und -streckten. Ute aus Hannover hatte einen veritablen Mega-Hintern, der durch das klitzekleine gelbe Höschen noch stärker betont wurde. Utes 3D-Arsch in den guten Stuben brachte nicht nur die Bildschirme zum Platzen. Genussvoll wichsten die männlichen Zuschauer, wider Willen erregt seufzten deren Frauen. Was hatte diese Ute, was sie selber nicht hatten? Sie hängten doch auch Wäsche in ihren Gärten, und das seit Jahr und Tag? Aber nie hatte der Gatte, Heiner, Kuno oder Bert, mit derart tellergrossen Augen zugeschaut.

Heiner, Kuno oder Bert betrachteten Utes Hinterteil und stellten sich wohl vor, sie würden sich der Kleinen nähern, diskret von hinten, ihre Hüften umfassen und mit ihren Unterleibern Utes prallen Po erfühlen.

Dann kam es zur ersten SMS-X-Rated Szene. Wesley Broadman, der wahrhaftige Wesley Broadman, einer der bekanntesten Hollywood-Stars näherte sich Ute von hinten. Umfasste ihre Hüften. Erfühlte mit seinem Unterleib ihren Po. Die Szene wirkte authentisch. Utes Überraschung war offensichtlich. Im ersten Schreck riss sie ein Leintuch vom Stewi herunter, deckte Broadman und sich selbst damit zu.

Das lindgrüne Leintuch regte sich, wirkte wie ein Gartengespenst. Dann wurden die hektischen Zappelbewegungen darunter ruhiger und vor allem rhythmischer. Hatte Perwollduft eine derart aphrodisierende Wirkung? Stöhnen drang im Surround-Sound aus den TV-Lautsprechern. Es bestand kein Zweifel, dass Broadman seine Sache gut machte. Oder simulierte Ute? Das Keuchen wurde lauter. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel das Leintuch zur Seite, Utes nackter Hintern war zu sehen. Ein wunderbarer Vollmondarsch. Broadman lag unter ihr, spreizte ihre Backen und vögelte, was das Zeug hielt.

Ute war eine ausgesprochen sensible Frau, Kliniksekretärin, leidenschaftliche Volleyballspielerin, Bikerin, Köchin. Hätte ihr ein Jahr zuvor jemand gesagt, dass sie sich eines Tages in einer Liebesszene – vor laufenden Kameras – durch einen Garten bewegen würde – knapp verdeckt nur von einem Leintuch – sie hätte die impertinente Person mit tellergrossen Augen angeschaut und ihr womöglich sogar eine geklebt. Das Phänomen von sms war aber die Normalität, die mit psychologisch grossem Geschick an die Zuschauer, aber auch an die Teilnehmerinnen herangetragen wurde.

Die Gesellschaft war längst durchsexualisiert; Brüste ein offenes Gesprächsthema auch in der gehobenen Gesellschaft. „Ich hab meine machen lassen.“ Viele junge Frauen merkten nicht einmal mehr, was ihre tief sitzende Jeans so alles herzeigte. Die Schamgrenze bewegte sich asymptotisch in Richtung Null. Auch die sensible Ute kleidete sich im Arbeitsalltag knapp. Sie zeigte viel Bein, viel Arsch, viel Bauch, viel Busen. Zur erwähnten sms-X-rated-Szene war es aber dennoch ein grosser Schritt gewesen. Man stelle sich bloss die mediale Situation vor!

Millionen von glücklichen Besitzern eines brandaktuellen iPhones nutzten ihr Gerät als Videorecorder. Zeichneten die Garten-Vögelszene auf. Jagten den Datenstrom durch eine App, mit der sich Filmsequenzen nicht nur beschleunigen, sondern auch verlangsamen liessen. So wurde Ute von Wesley Broadman in Zeitlupe gevögelt – millionenfach. Wirklich, wirklich reizvoll, wie sich ihre Arschbacken bewegten – wie sanft hin- und her geschobene Sanddünen. Ute wurde zum Tagesthema. In der Strassenbahn. Im Büro. Im Pub und im Club. Sie war die erste Frau in der sms-Staffel, die ein wenig mehr von sich preisgab als ein viel versprechendes klitzekleines Höschen. Gab man bei Google – oder, je nachdem, auch in einer wissenschaftlichen Online-Datenbank die Stichwörter „Ute“, „moaning“, „Wesley Broadman“ und „mp3“ ein, wiesen hunderttausende von Treffern auf die Relevanz der Sexszene hin, die auch akustisch einiges hergab.
Und doch war Ute nicht ganz wohl bei der Szene. Sie war da einfach reingerutscht – mit Dutzenden von Kameras und den Leuten dahinter als Zeugen. Wie würde ihr Freund es hinnehmen, dass Broadman bei ihr derart zur Sache ging? War die Beziehung gefährdet? Ute war der vertiefte Blick in Männerseelen bisher aber verwehrt geblieben. Ihr Freund David sass nämlich mit Kollegen grölend vor einer riesigen weissen Wand, an die ein Beamer Bilder warf. Bilder von der sms-X-rated-Szene mit seiner Ute. Es machte ihn geil, sie so zu sehen. Es machte ihn scharf zu wissen, dass Millionen von Menschen in diesem Augenblick Utes Arsch bewunderten. Es machte ihn stolz zu beobachten, wie sich Wesley Broadman an seiner Freundin verlustierte. Beziehungsschluss? Denkste. David konnte es kaum erwarten, seine Freundin am Ende der Staffel, oder nach ihrer Abwahl, wieder in die Arme zu schliessen. Ute würde weicher sein, reifer, und um viele sexuelle Erfahrungen reicher.

Dann war da die Sache mit dieser verteufelten iPhone App.

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