Dieser Sommer schien kein Ende zu nehmen.
Seit Wochen lastete eine drückende Wärme über der Stadt, die jedes Leben, ja jede Empfindung dämpfte. Bewegungen wie Gefühle wurden nur noch wohldosiert verteilt. Endlich kam die ersehnte Abkühlung, ein Regen, schwer, kühl. Ein fast ungewohntes Gefühl auf der Haut. Mitten in diesen Regen hinein kam Ihr Anruf.
"Ich liebe diesen Regen. Wie ist es mit dir? Wollen wir die Abkühlung ausnutzen?" So ganz klar war mir nicht, was sie meinte. Etwas abwesend antwortete ich. "Hä?"
Stille am anderen Ende. Dann ein Lachen: "Reagierst du immer so geistreich, wenn du zu einem Rendezvous eingeladen wirst, lieber Hans?" Jetzt konnte ich meine ganze Wortkunst einsetzen. "Äääh..." "Lass mal. Wir sehen uns Samstag, sagen wir halb sechs?" "Einverstanden." Ich steigerte mich. "Äh..." "Was noch?" "Du hast nicht gesagt, wo."
"Stimmt. Warte, in Mitte gibt es ein nettes Café, ich beschreibe dir mal den Weg dahin, die Adresse kenne ich nicht."
Die Beschreibung des Weges war ziemlich genau. Leider pflegte sie meist mit dem Fahrrad zu fahren, und hatte daher vergessen, dass Autos lieber nicht entgegen der vorgeschriebenen Richtung in Einbahnstraßen fahren sollten.
Eine knappe halbe Stunde nach dem vereinbarten Zeitpunkt öffnete ich die schwere Holztür des Cafés. Das Wetter hatte sich seit unserem Telefonat nicht sonderlich geändert, es war feucht, nicht mehr so warm - der angenehme Regen machte das Verweilen in der Stadt erträglich. Im Café war es verhältnismäßig leer. Ich blickte mich um. Ich wusste, wie sie ungefähr aussehen musste, obwohl das Webcam-Foto, das ich von ihr hatte, nicht von allererster Qualität war.
Draußen schützten große Schirme vor dem Wetter. Unter einem dieser Schirme winkte eine Hand. Konnte ich gemeint sein?
"Hallo Hans!" begrüßte sie mich. Lächelnd. Mir fiel es nicht schwer, zurückzulächeln. Das Bild, das ich von ihr erhalten hatte war tatsächlich ungünstig aufgenommen: hier gefiel sie mir sofort.
"Hallo! Schön dich endlich einmal zu sehen. Du hast ein nettes Lokal für unser Rendezvous ausgewählt!"
Der sanfte Begrüßungskuss - noch ganz sittlich auf die Wange - verbesserte meine ohnehin schon gute Laune noch einmal. Sie hatte sich für ein leichtes Kleid und ein ebenso leichtes Parfum entschieden. Ich war mal wieder in enger Jeans und Hemd gekommen. Ich beneidete zum x-ten mal die Kleiderfreiheit, die eine Frau genießt.
Wir begannen ein belangloses, nettes Gespräch. Zu nett für meinen Geschmack. Also versuchte ich, das Thema ein wenig zu beeinflussen. "Du hattest einmal erwähnt, dass es dir sehr großen Spaß macht, ohne Slip auszugehen." Ich hatte bei diesem Gespräch natürlich erwähnt, dass ich dies auch sehr gerne mochte - bei einer Frau. "Wann hast du es denn das letzte mal so gemacht?", fragte ich ein wenig frech.
"Lass mich überlegen," kam die sachliche Antwort. "Es muss, ja genau - es muss am Samstagnachmittag gewesen sein." "Soso," grinste ich, "letzte Woche erst?"
"Sagte ich letzte Woche? Heute ist Samstag."
"Du warst vorhin ohne Unterwäsche aus?" fragte ich, amüsiert und schon etwas erregt. "Nein." "Wieso nein? Du sagtest doch..."
"Ich sagte Samstagnachmittag. Und jetzt ist Samstagnachmittag."
Ich erwiderte ihr Lächeln.
In Zeitlupentempo schlug sie die Beine übereinander, beobachtete mich, genoss meine begehrlichen Blicke.
Wir kamen wieder auf unser vorheriges Gespräch zurück. Ich ließ mir von Soufflés erzählen, hörte schwärmerische Berichte von Italien-Reisen.
Plötzlich stand sie auf, drängte sich an mir vorbei. Ich hielt die Luft an. Ihr Kleid streifte an meinem Arm entlang.
Ihr Mund war plötzlich neben meinem Ohr: "Möchtest du es fühlen?", fragte sie und ging mit ihrem weichen, etwas tänzelndem Gang in das Café.
Natürlich wollte ich. Verdammt nochmal, was dachte sie denn?
Ich hoffte innig, dass die Gelegenheit kommen würde.
Kurz nach ihr betrat ich das Café. Den Weg in den hinteren Bereich fand ich leicht. Vor den Toiletten war ein schmaler Flur, der im Gegensatz zu anderen Lokalitäten nicht schmuddelig wirkte. Ich sah mich um, betrachtete die Plakate und Werbepostkarten, die einen Teil der Wand bedeckten und mitgenommen werden wollten. An der anderen Wand hingen Fotografien. Gut gemachte Bilder von Events wie der Loveparade oder dem CSD. Mir fielen ein paar Fotos ein, die ich bei solchen Gelegenheiten gemacht hatte. Neidvoll musste ich zugeben, dass diese hier besser waren.
Nur schwach nahm ich hinter mir ein Geräusch wahr. Hände umfassten meine Hüften, ein weicher Körper schmiegte sich an meinen. Ich blieb ruhig stehen, genoss die erste richtige Berührung von ihr. Ihre Hände blieben nicht lange dort, wanderten um meinen Bauch herum, glitten über meine Jeans. Ich legte den Kopf in den Nacken, spürte ihre Wange an meiner.
Als ihre Hände über die Knopfleiste meiner Jeans strichen, hielt ich den Atem an.
"Dreh dich um!", flüsterte sie in mein Ohr. Ich folgte ihrem Wunsch und sah in ihre strahlenden Augen.
Ich umarmte sie, fühlte ihre Haut durch das dünne Kleid. Ihr Oberschenkel strich warm an meinem Bein hoch. Ich ließ ihm meine Hand entgegenfahren. Spürte den Stoff unter meinen Fingern, bis ich ihre Haut berührte. Die Hand drehte sich ein wenig und begann den Stoff den Oberschenkel hoch zu schieben. Folgte der warmen Haut. Das Kleid fiel wieder hinunter, bedeckte die Hand, hüllte sie ein.
Die Wärme nahm zu, ich fühlte mein Ziel schon bevor ich es tatsächlich erreichte. Feuchtigkeit. Hitze.
Sanfte Hügel unter meinen Fingerkuppen. Glatte Haut.
Da senkte sie das so reizvoll angehobene Bein. Stellte es auf den Boden. Lächelte mich an.
Auf dem Weg zurück zeigte sie sich ein wenig verändert, ihre Augen strahlten, ihr Gang wirkte noch eine Spur federnder.
Sie setzte sich schwungvoll hin, der Rock flog ein wenig auf. Aber schon war sie wieder bei ihren Lieblingsthemen - Kochen und Reisen. "Ich sage dir, in La Spezia findest du Restaurants, die suchst du in Rom vergebens. Du solltest dort unbedingt mal hin, die Pasta in dieser kleinen Trattoria ist unbeschreiblich."
Pasta? Konnte das wahr sein? Nach diesem - wenn auch kurzen - erotischen Leckerbissen redete sie über - Pasta.
Aber es war so auch sehr reizvoll. Das Wissen, wie sie mir gegenüber saß. Das Wissen, wie sie sich anfühlte. Und gleichzeitig das Verlangen, mehr davon zu spüren.
"Ich werde dir etwas mit auf den Heimweg geben", fuhr sie fort. Ich beobachtete sie, ihre Brüste, deren Knospen sich durch den hellen Stoff abzeichneten. Ihr Kleid, das alles verbarg, was doch so nah war. Ihre Lippen, die sanfte Zärtlichkeiten versprachen. "Wir sehen uns morgen wieder. Möchtest du mir dann einen Wunsch erfüllen?" "Gern", antwortete ich ein wenig atemlos. "Dann möchte ich, dass du nichts unter dieser Jeans trägst."
"Ich?" Ein leichtes Stirnrunzeln stoppte meinen Redefluss. "Nein, nein," wehrte ich ihren kommenden Einwurf gleich ab. "Ich werde es tun, du bist nur die erste Frau, die sich so etwas von mir wünscht. Aber es gefällt mir."
Sie schaute sich kurz um. Dann ließ sie ihre Hand unter ihrem Rock verschwinden, lächelte mich verführerisch an. Sie zog die Hand hervor, strich mir damit über die Wange, dann über das Kinn um endlich meine Lippen zu berühren. Ich schloss die Augen.
Ihr wundervoller Duft stieg mir in die Nase. Zart begann ich, an ihrem Finger zu lecken.
"Gut. Ich werde kommen", sagte ich, während sie aufstand und sich anschickte, das Café zu verlassen. Als sie die Straße erreichte, drehte sie sich nochmal zu mir um. "Davon gehe ich aus!" rief sie mir lachend zu.
Sommerregen
6 4-7 Minuten 0 Kommentare
Zugriffe gesamt: 7437
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.