Stoaalm

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Stoaalm

Stoaalm

Michael Müller

Was machen sie eigentlich hier?"
"Ich und meine Eltern wohnen hier. Und was ich mache? Nun, ich treibe die Kühe zum melken."
Er sah sich um und sah in einiger Entfernung eine Herde Rinder. Auch Schafe weideten an den Hängen und der helle Klang der Kuhglocken war zu hören.
"Sie wohnen hier? Gibt’s denn eine Alm in der Nähe?"
"Die "Stoaalm" liegt in der Senke zu ihrer rechten. Wir wohnen dort. Bereits in der dritten Generation," erklärte sie nicht ohne den Stolz der "Alteingesessenen" in ihren Worten klingen zu lassen.
"Aber die Stoaalm ist verfallen, so steht es auf meiner Karte. Hier" und er hielt ihr seine Wanderkarte hin. "Und bei meinem Aufstieg zum See sah ich weder ein Haus noch Rinder oder Schafe."
"Na ja die Kartographen!" sie lachte " Sind auch nicht immer am letzten Stand. Vor einigen Jahren – es sind 16! – hat eine Steinlawine das Haus zerstört. Aber heute steht die Stoaalm wieder. Und" fügte sie hinzu "sie sind eingeladen die Nacht in unserem Haus zu verbringen,"
"Die Einladung nehme ich gerne an."
"Ich muss aber zuerst noch die Kühe in den Stall zum melken bringen. Wollen sie mitkommen?"
"Gerne. Kann ich meinen Rucksack hier lassen?"
"Lassen sie ihn hier. Sie können ihn mitnehmen wenn wir die Kühe vorbeitreiben."
Er verstaute noch sein Kochgeschirr im Rucksack und lehnte ihn gegen einen Felsen.
Gemeinsam zogen sie los.
"Wir brauchen nur die Leitkuh in den Stall zu bringen. Die anderen Kühe folgen ihr von selbst nach."
"Wie heißen sie?" frug er und fügte nach "ich heiße Fritz."
"Wie glauben sie kann eine Frau heißen, die vor 23 Jahren als Hausgeburt auf einer Alm geboren wurde?" gab sie zur Antwort.
"Ich tippe auf Maria, obwohl Resi auch möglich erscheint."
"Maria ist richtig. Resi! Zu meinem Glück hieß meine Großmutter Maria! Resi heißt die Leitkuh!"
"Lebst du immer auf der Alm?" er fand es angebracht, nach dem sie einender nur ihre Vornamen genannt hatten, vom förmlichen Sie zum Du zu wechseln.
"Seit einiger Zeit. Seit ich mich entschloss die Schule abzubrechen.
Da ist ja unsere Resi! Nun hilf mir sie in den Stall zu treiben."
"Ich sehe aber kein Haus. In welche Richtung soll es gehen?"
"Zum See hinunter und dann über den kleinen Berggrat. Dahinter liegt das Haus."
Es bedurfte keiner großen Anstrengung die Kuh zu treiben. Selbständig schlug sie den zum Haus führenden Weg ein.
Am See nahm er seinen Rucksack auf und beeilte sich, Maria einzuholen. Jetzt kam es ihm so vor, als stiege leichter Rauch hinter dem Grat auf. Offenbar wurde das Nachmahl gekocht. Der Gedanke an ein warmes Essen ließ ihn auch seinen Hunger spüren. Zudem war er neugierig die Reaktion der Eltern auf seinen Besuch zu erleben.
"Es kommen kaum noch Wanderer in die Berge" begann Maria zu erzählen als er sie eingeholt hatte "und damit auch kaum Gäste auf unsere Alm. Als ich noch ein Kind war schliefen oft Burschen und Mädchen bei uns im Haus. Meine Mutter freute sich immer, wenn sie die jungen Leute bekochen konnte."

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