"Sechs Stunden für den Aufstieg zum Gipfel werden sie wohl rechnen müssen. Vier Stunden werden sie wohl für den Abstieg zum Schutzhaus brauchen. Das Wetter hält und Wasser finden sie genug. Jetzt, im Frühjahr, sind alle Bäche voll mit Schmelzwasser."
Diese Informationen erhielt er am Morgen beim Frühstück vom Hüttenwirt. Seit drei Tagen war er in den Bergen unterwegs, der vor ihm liegende Aufstieg zum Gipfel des Berges war der Abschluss seines Kurzurlaubes. Der Gedanke in wenigen Tagen wieder in der Stadt zu sein und sich um die finanziellen Gewinne anderer Menschen – seiner Kunden – kümmern zu müssen, war für ihn kein erfreulicher. Bisher verlief seine Wanderung ganz nach seinen Wünschen.
Die Sonne war angenehm warm, die Nächte erfrischend kühl und die Natur präsentierte sich frühlingsbunt. Alle Menschen die er traf begegneten ihm freundlich und waren immer an einem kurzen Gespräch mit ihm interessiert.
"Ich werde wohl acht Stunden für den Aufstieg benötigen und nur bis zur Baumgrenze absteigen. Dort suche ich mir dann einen Zeltplatz und setze am folgenden Morgen den Abstieg fort." Er sah auf seine Uhr "Es ist halb acht, wenn ich um acht losgehe kann ich um vier am Nachmittag oben sein. Dann eine Stunde Rast – ist Fünf – und rund zwei Stunden für den Abstieg ist sieben Uhr. Dann habe ich noch eine gute Stunde um mir einen Platz für mein Zelt zu suchen, bevor es dunkel wird."
"Sie können es in vielleicht weniger als zwei Stunden bis zu einem Bach schaffen. Dort finden sie auch etwas flachere Stellen zum Campieren.
Aber jetzt lade ich sie noch auf einen Abschiedsdrunk ein – selbstgebrannter Wacholderschnaps" und der Wirt holte eine Flasche und Gläser von der Schank. Früher, erzählte er weiter, kamen sehr oft Wanderer in die Berge. Seit einigen Jahren seien aber nur mehr jene Hütten stärker besucht, welche mit dem Auto oder der Seilbahn erreichbar sind.
"Früher" sagte der Wirt und lachte "da war alles besser und ich war jünger! Edelweiß pflücken für meinen Schatz war ich. Das war schon damals streng verboten – Naturschutz – aber hier bei uns pflücken die Burschen noch immer ein Edelweiß für ihre Liebste. Selbst den Gendarm hab ich in der Wand klettern gesehen – das war drei Tage vorm Kirtag! Edelweißpflücken und Wildern hat hier bei uns noch Tradition. Ja aber ich will sie nicht länger aufhalten. Einmal noch trinken und dann – Berg Heil!" Der Wirt füllte nochmals die Gläser, sie prosteten einander zu und tranken sie in einem Zug leer.
Die beiden Männer verabschiedeten sich von einander und er begann die letzte Etappe seiner Wanderung.
In etwa drei Stunden sollte er einen Bergsee in der Nähe der in der Karte als verfallen bezeichneten "Stoaalm" erreicht haben. Dort wollte er Rasten und eine Mahlzeit kochen. Dann rechnete er noch mit rund fünf Stunden um den Gipfel zu erreichen.
Wenige hundert Meter von der Hütte entfernt begann der Weg steil anzusteigen. Dem Gelände folgend wand sich der Bergpfad dem Plateau auf dem der See lag zu. Bald schon lag die Baumgrenze hinter ihm. In südliche Richtung, dem Verlauf des Weges entgegensetzt, öffnete sich das Tal. Wenn er kurz anhielt und sich umwandte bot sich ihm ein beeindruckendes Bild der Bergmassive dar. Schneefelder leuchteten in der Sonne und die Luft war klar und roch würzig nach den erblühenden Blumen.
Schon seit längerem hatte er das Almgebiet hinter sich gelassen. Der Klang der Glocken der weidenden Leittiere – Rinder und Schafe aber auch einige Ziegen – war nicht mehr zu hören. Dafür pfiffen jetzt Murmeltiere ihre Nachrichten von Bau zu Bau und Dohlen zogen krächzend ihre Kreise.
Der Bergsee lag nun vor ihm. Die letzte Strecke des Weges führt leicht abfallend in die Senke. Nach einem Blick auf seine Uhr stellte er zufrieden fest, dass der Aufstieg keine, so wie er gedacht hatte, drei Stunden gedauert hatte. Es war kurz nach halb elf, also hatte er den Weg in rund zweieinhalb Stunden geschafft.
Er suchte sich einen Rastplatz nahe des Ufers, zog seine Schuhe und Socken aus und watete in den See. Das Wasser war eisigkalt und er hielt es nur wenige Minuten darin aus. Dann packte er das Kochgeschirr aus und bereitete sich ein Fertiggericht.
Nach dem er gegessen hatte holte er neuerlich Wasser um sich noch Tee zu kochen.
Nach der ersten Tasse legte er sich ins Gras, sah den Dohlen am Himmel nach und bemerkte plötzlich, das er von totaler Stille umgeben war.
Kein Murmeltierpfiff, kein Dohlengekrächze. Auch das leise Säuseln des Windes war nicht mehr zu hören. Sein Blick folgte einem Bussard, der sich von der Thermik in weiten Kreisen aus dem Tal immer Höher tragen ließ. Von dem hellen Licht ermüdet, schloss er seine Augen.
"Hallo! Ich werde sie doch nicht etwa aufgeweckt haben?"
Überrascht setzte er sich auf. Die Stimme kam von einer Frau in Arbeitskleidung. Hose und Jacke waren aus dem grünen Stoff, der auch für die Jagdkleidung verwendet wird, die Schuhe waren derbe Arbeitsstiefel. Es war ihnen anzusehen, dass sie schon einige Jahre und viele Schlechtwetterperioden erlebt hatten.
Am meisten überraschte ihn aber, dass die Sonne schon tief im Westen stand. Noch einige Minuten und sie wird hinter dem vor ihm liegenden Berggrat versunken sein. Er sah auf seine Uhr: fast 5 Uhr! Offenbar war er eingeschlafen und hat gute fünf Stunden hier am Ufer des Bergsees gelegen!
"Sie scheinen mir aber recht verstört. Haben sie Angst vor Menschen?"
"Nein – natürlich nicht. Ich kann es nur nicht fassen, dass ich fünf Stunden verschlafen habe. Um 5 Uhr wollte ich schon den Abstieg vom Gipfel beginnen und nun liege ich hier am Ufer des Sees. Keine Ahnung wie lange ich noch weiter geschlafen hätte, wären sie nicht gekommen.
Was machen sie eigentlich hier?"
"Ich und meine Eltern wohnen hier. Und was ich mache? Nun, ich treibe die Kühe zum melken."
Er sah sich um und sah in einiger Entfernung eine Herde Rinder. Auch Schafe weideten an den Hängen und der helle Klang der Kuhglocken war zu hören.
"Sie wohnen hier? Gibt’s denn eine Alm in der Nähe?"
"Die "Stoaalm" liegt in der Senke zu ihrer rechten. Wir wohnen dort. Bereits in der dritten Generation," erklärte sie nicht ohne den Stolz der "Alteingesessenen" in ihren Worten klingen zu lassen.
"Aber die Stoaalm ist verfallen, so steht es auf meiner Karte. Hier" und er hielt ihr seine Wanderkarte hin. "Und bei meinem Aufstieg zum See sah ich weder ein Haus noch Rinder oder Schafe."
"Na ja die Kartographen!" sie lachte " Sind auch nicht immer am letzten Stand. Vor einigen Jahren – es sind 16! – hat eine Steinlawine das Haus zerstört. Aber heute steht die Stoaalm wieder. Und" fügte sie hinzu "sie sind eingeladen die Nacht in unserem Haus zu verbringen,"
"Die Einladung nehme ich gerne an."
"Ich muss aber zuerst noch die Kühe in den Stall zum melken bringen. Wollen sie mitkommen?"
"Gerne. Kann ich meinen Rucksack hier lassen?"
"Lassen sie ihn hier. Sie können ihn mitnehmen wenn wir die Kühe vorbeitreiben."
Er verstaute noch sein Kochgeschirr im Rucksack und lehnte ihn gegen einen Felsen.
Gemeinsam zogen sie los.
"Wir brauchen nur die Leitkuh in den Stall zu bringen. Die anderen Kühe folgen ihr von selbst nach."
"Wie heißen sie?" frug er und fügte nach "ich heiße Fritz."
"Wie glauben sie kann eine Frau heißen, die vor 23 Jahren als Hausgeburt auf einer Alm geboren wurde?" gab sie zur Antwort.
"Ich tippe auf Maria, obwohl Resi auch möglich erscheint."
"Maria ist richtig. Resi! Zu meinem Glück hieß meine Großmutter Maria! Resi heißt die Leitkuh!"
"Lebst du immer auf der Alm?" er fand es angebracht, nach dem sie einender nur ihre Vornamen genannt hatten, vom förmlichen Sie zum Du zu wechseln.
"Seit einiger Zeit. Seit ich mich entschloss die Schule abzubrechen.
Da ist ja unsere Resi! Nun hilf mir sie in den Stall zu treiben."
"Ich sehe aber kein Haus. In welche Richtung soll es gehen?"
"Zum See hinunter und dann über den kleinen Berggrat. Dahinter liegt das Haus."
Es bedurfte keiner großen Anstrengung die Kuh zu treiben. Selbständig schlug sie den zum Haus führenden Weg ein.
Am See nahm er seinen Rucksack auf und beeilte sich, Maria einzuholen. Jetzt kam es ihm so vor, als stiege leichter Rauch hinter dem Grat auf. Offenbar wurde das Nachmahl gekocht. Der Gedanke an ein warmes Essen ließ ihn auch seinen Hunger spüren. Zudem war er neugierig die Reaktion der Eltern auf seinen Besuch zu erleben.
"Es kommen kaum noch Wanderer in die Berge" begann Maria zu erzählen als er sie eingeholt hatte "und damit auch kaum Gäste auf unsere Alm. Als ich noch ein Kind war schliefen oft Burschen und Mädchen bei uns im Haus. Meine Mutter freute sich immer, wenn sie die jungen Leute bekochen konnte."
"Wird sie überrascht sein über meine Anwesenheit?"
"Nein, wir haben mit dir gerechnet."
"Ihr habt mit mir gerechnet? Wie meinst du das?"
"Wir wussten, dass heute jemand kommt. Eigentlich haben wir schon vor drei Wochen gewartet."
Er blieb stehen. Das eben gesagte war ihm nicht geheuer. Seine Wanderung wollte er tatsächlich vor drei Wochen unternehmen, musste sie aber wegen der Erkrankung eines Kollegen verschieben. Nun erfuhr er, dass drei ihm unbekannte Menschen auf ihn gewartet haben - auf einer als "verfallen" gekennzeichneten Alm!
"Bleib bitte stehen! Maria, du musst mir erklären was du damit meinst: ihr hättet auf mich gewartet!"
"Komm weiter. Du nimmst meine Worte viel zu ernst. Hier heroben haben wir selten Besuch. Wenn du hier leben würdest, könntest du verstehen, dass wir immer auf Besuch warten."
Die Antwort war nicht wirklich zufriedenstellend für ihn. Er beschloss aber nicht weiter zu fragen.
Kaum 200 Meter entfernt lag das Haus. Zunächst fiel ihm nicht auf, dass das Haus, das vor 16 Jahren verschüttet und anschließend neu aufgebaut wurde, aussah als stünde es seit mehr als 100 Jahren. Erst als er die Küche betrat, die alten Möbel und den Holzherd sah begann seine Verwunderung darüber.
"Vater, Mutter ich bringe unseren Gast" begann Maria seine Vorstellung "das ist Fritz. Ich habe ihn eingeladen die Nacht in unserem Haus zu verbringen."
Der Vater stand auf, schüttelte Fritz die Hand und hieß ihn willkommen. Dann begrüßte ihn die Mutter "Sie können im Dachgeschoss im Gästezimmer schlafen. Das Bett wird ihnen Maria richten. Und zum Essen gibt’s Geselchtes und Sterz."
"Zuerst gehe ich melken. Das Bett richte ich später" sagte Maria und ging in den Stall.
"Kommen sie, bis das Essen fertig ist geht sich noch ein Schnaps aus" lud der Vater Fritz ein.
"Maria erzählte mir, das Haus sei vor 16 Jahren verschüttet worden. Für mich macht es aber den Eindruck schon seit mehr als 100 Jahren an seinem Platz zu stehen. Wie ein neu errichtetes Haus sieht es für mich nicht aus. Auch die Möbel und der Herd scheinen mir älter zu sein" bemerkte Fritz zum Vater mit dem er nun am Küchentisch saß Schnaps trank.
"Nicht alles wurde von den Felsmassen zerstört und einige der Möbel stammen aus anderen Häusern. Ich wollte die Alm wieder so aufbauen als hätte es diese Katastrophe nie gegeben."
"Und es ist gelungen" fühlte sich Fritz veranlasst zu erwidern.
Die Männer unterhielten sich noch einige Zeit über das Leben und Arbeiten auf einer Alm. Fritz war dankbar, einen Gesprächspartner zu haben, der offenbar sein Leben als sehr erfüllt erlebte ohne aber ins romantisieren zu Verfallen.
Ihre Unterhaltung wurde von Maria unterbrochen, welche die beiden Männer in die Küche zum Abendessen rief.
Während des Essens wurde Fritz von Marias Eltern immer wieder nach seinem Leben und seiner Arbeit befragt. Einige ihrer Fragen waren aber so auf ihn bezogen, dass er den Eindruck gewann, mit Menschen aus seinem unmittelbaren Lebensumfeld, und nicht mit solchen, die fast 200km von seinem Wohnort entfernt auf einer Alm lebten, zu sprechen.
Maria schwieg die meiste Zeit.
Auf Fritz Frage, was sie denn so für ihre Zukunft plane und ob sie die Alm einmal übernehmen wolle, antwortete sie nur sehr kurz. Sie plane nicht wirklich für ihre Zukunft. Das Studium zum Agraringenieur habe sie kurz vor Abschluss abgebrochen. Sie kann sich auch nicht vorstellen, dies wieder aufzunehmen oder in der Stadt zu leben und zu arbeiten.
Ob er, Fritz, sich ein anderes, als das Leben das er zur Zeit führe, vorstellen könne, wollte die Mutter wissen.
Fritz erklärte, dass er seine Arbeit und das Leben in der Stadt sehr mag. Einige Tage alleine in den Bergen wandern, drei- bis viermal im Jahr, brauche er aber auch. Diese Naturerfahrungen sind für ihn als Ausgleich sehr wichtig.
Maria sah ihn, während er sprach an und Fritz bemerkte, dass ihre Augen bei jedem seiner Worte trauriger wurden.
Als er geendet hatte, stand Maria auf um, wie sie sagte, sein Zimmer für die Nacht herzurichten und eine Petroleumlampe hineinzustellen. Diese würde für gut 8 Stunden Licht geben und Fritz solle sie nicht vor dem Einschlafen abdrehen. So habe er immer Licht bis zur Morgendämmerung und könne leicht seinen Weg finden, solle er das Haus in der Nacht verlassen müssen.
Sie verließ die Küche und kurz darauf hörte Fritz, wie sie im Gästezimmer ober der Küche hin und her ging.
Der Vater erhob sich vom Tisch, trat an den Küchenschrank und nahm eine Taschenlampe daraus.
"Ich zeig dir wo unser WC ist," sagte er zu Fritz und gemeinsam traten die Männer vor das Haus.
"Dieses Häuschen", damit ließ der Vater den Lichtstrahl der Lampe auf ein kleines, aus Holz gezimmertes Hüttchen fallen.
Fritz nahm die Taschenlampe und machte sich auf den Weg.
Als er zurück ins Haus ging, blieb er bevor er eintrat, noch kurz vor der bereits geöffneten Türe stehen.
Am Himmel strahlten die Sterne so kraftvoll wie dies in der Stadt mit der, die Straßenbeleuchtung reflektierenden, fast allnächtlich sich bildenden Dunst- und Staubglocke kaum wahrgenommen werden konnte. Tief einatmend füllte er seine Lungen mit der kühlen, frischen Nachtluftluft.
Aus der Küche vernahm er die Stimmen Marias und ihrer Eltern.
Gerade sagte die Mutter: "Ach Maria, ich kann mir nicht vorstellen, dass er bleibt. Unsere Existenz ist nichts für ihn. Hör doch bitte auf, nach etwas zu suchen, dass du nie finden wirst. Komm ganz auf unsere Seite. Füge dich in das, was geschah – es ist unabänderlich."
"Sobald du deine Situation akzeptierst wirst du auch wieder frei für ein neues, anderes Dasein. Und auch wir können dann das unsere verändern," fuhr Marias Vater ergänzend zu den Worten der Mutter, fort.
"Du weißt auch, dass niemand dich auf seine Seite holen kann. Und um auf die unsre zu kommen – wer sollte dafür bereit sein?" wurde Maria von ihrer Mutter gefragt.
"Ich bin euch sehr dankbar dafür, dass ihr bei mir geblieben seit. Aber Vater, du hast es eben jetzt gesagt: ich bin noch nicht bereit zu akzeptieren, was damals geschah.
Ich freute mich schon so sehr ..........."
"Ich will eure Unterhaltung nicht stören und nur Gute Nacht sagen" unterbrach Fritz Marias Rede. Er hatte es nicht länger ertragen, wie ein Spion an ihrem Gespräch beteiligt zu sein.
"Auch Dir eine Gute Nacht", "Schlaf gut" und so weiter erhielt er von den Dreien zur Antwort. Sehr nachdenklich stieg er die schmale Holzstiege zu seinem Zimmer hinauf.
Bevor er sich in das Bett legte, drehte er den Docht der Lampe soweit zurück, dass gerade noch ein schwacher Lichtschein sein Zimmer erhellte.
Das zuvor mitgehörte Gespräch beschäftigte ihn und er versuchte eine Erklärung für das Gehörte zu finden. Obwohl er am Nachmittag fast fünf Stunden geschlafen hatte, fühlte er bald wie sein Denken immer langsamer wurde, jeder Gedanke wie aus einem Traum zu kommen schien und nach wenigen Minuten schlief er ein.
Maria weckte ihn.
Er hatte ihr kommen nicht gehört. Nun stand sie neben seinem Bett und ihre Hand lag auf seiner Schulter.
Ihre Hand war kalt. So kalt das er sie auf seiner Haut, er schlief wie immer nackt, schmerzhaft empfand.
In dem Dämmerlicht der Lampe, die zudem auf dem Tisch neben der Türe hinter ihr stand, konnte er ihr Gesicht kaum erkennen. Sie trug ein weites, weißes Leinennachthemd wie es ihm für eine Almbewohnerin passend erschien.
"Ist etwas geschehen?" fragte er Maria.
"Lass mich zu dir ins Bett" verlangte sie.
Er sah sie erstaunt und verwirrt an. Dann hob er die Decke hoch und bemerkte dabei erst jetzt sein hartes, steifes Glied. Offenbar war sein Schlaf sehr entspannend und die Träume erregend gewesen. Die Decke legte er rasch so über seinen Körper, dass seine Erregung nicht sichtbar war.
Als Fritz seine Bettdecke für Maria zurückschlug, zog sie sich ihr Nachthemd aus. Für einen Augenblick stand sie nackt vor Fritz. Er sah ihre kleinen, weichen Brüste, ihren vollen Körper und das Dreieck ihrer Haare unter der Rundung ihres Bauches. Dann schlof sie unter seine Decke
Maria schmiegte sich eng an Fritz. Er stellte fest, dass nicht nur von ihrer Hand, sondern von ihrem ganzer Körper eisige Kälte ausging.
"Wärme mich", bat sie und presste ihre Lippen gegen die seinen.
"Was ist mit deinen Eltern?" fragte Fritz, nachdem er seinen Mund von ihrer forschenden Zunge befreit hatte.
"Sie sind nicht mehr hier. Morgen früh werden sie aber zurück sein" gab sie ihm zur Antwort.
"Sie sind weg? Jetzt mitten in der Nacht?" wunderte sich Fritz.
"Frag nicht so viel. Wärme mich!" wiederholte Maria ihre Bitte. Ihre kalte Hand strich über seine Brust, wanderte weiter über seinen Bauch, bis zu seinem nun sehr hart und steif gewordenen Glied.
Ihre eisig kalten Finger begannen den Schaft sanft zu massieren. Zuerst fürchtete Fritz, seine Erregung würde unter den kalten Berührungen zurückweichen. Um dies zu verhindern, begann er ihre weichen Brüste zu massieren. Nun waren es seine Hände, die ihren Körper erforschten.
Maria drehte sich auf den Rücken. Sein Mund wanderte von den ihren über ihren Hals zu ihren Brüsten. Seine Lippen schlossen sich um einen der Nippel. Er saugte sich daran fest und umkreiste ihn mit seiner Zunge.
Seine Hand lag auf ihrem Venushügel, glitt langsam weiter bis er ihre Klitoris ertastete. Diese streichelte er und Maria presste ihr Becken gegen seine Hand.
Zärtlich strich sein Finger über ihre geschlossenen Spalte auf und ab. Als er die Öffnung ihrer Grotte fühlte, stellte er fest, das diese trocken geblieben war. Trocken und genauso kalt wie Marias Körper.
Er begann Spalte und Löchlein zu lecken. Aber seine ganze Zärtlichkeit war vergeblich. Maria blieb trocken. Nur die Bewegung ihres Körpers und ihr lustvolles Stöhnen zeigten, wie erregt sie war.
"Einiges ist bei mir anders," flüsterte Maria, "du musst mich mit deinem Speichel nass machen."
Er benetzte einen seiner Finger und führte ihn Maria ein.
"Das ist gut", sagte sie. "Mache es nocheinmal und dann komm in mich", bat sie.
Fritz kniete sich zwischen ihre gespreizten Beine, feuchtete die Spitze seiner Eichel an und drang langsam in sie ein.
Seine Bewegungen wurden immer schneller. Jeden seiner Stöße beantwortete Maria mit Leisem Stöhnen und das Bett mit immer lauter werdendem Knarren.
Die Eltern sind ja nicht zu Hause, beruhigte sich Fritz.
Knapp bevor er kam, zog Fritz sein Glied aus Marias Scheide. Sie versuchte ihn mit ihren Beinen fest zu halten. Er aber war etwas schneller.
"Leg dich auf den Rücken" verlangte Maria, "ich will auf dir sein."
Fitz drehte sich um. Maria befeuchtet ihre Spalte nochmals mit Speichel und ließ sich rasch auf Fritz’ steil emporragendes Glied sinken.
Wild ritt sie darauf und Fritz knetete ihre Brüste. Als sich Maria rückwärts bog, massierte er ihren Kitzler mit seinen Fingern.
"Ich komme!" rief er und wollte Maria von seinem Glied heben. Diesmal aber war er nicht schnell genug.
In seinem Orgasmus bäumte er den Oberkörper gegen Maria und zog sie an sich. Sein Sperma ergoss sich in kräftigen Stößen und er fühlte wie Marias Körper mit jedem Tropfen seines Spermas wärmer wurde.
Ihre Körper waren Schweißnass als sie aus der orgastischen Umarmung gelöst, Seite an Seite lagen.
Beide atmeten schwer. Maria beugte sich über Fritz.
"Lass es uns noch einmal tun", sagte sie.
Sie begann seinen Körper zu streicheln. Es dauerte eine Weile bis Fritz’ Erregung ausreichte um von neuem in sie einzudringen.
"Nimm mich von hinten", schlug sie vor, kniete sich im Bett nieder und stützte ihren Oberkörper mit den Händen ab.
Wie feucht und warm war nun ihre Spalte! Fritz fühlte sich förmlich hineingesaugt in ihr Gröttchen. In dieser Stellung war es ihm nun ein Leichtes ihren Kitzler zu streicheln.
"Diesmal werde auch ich kommen", flüsterte sie. "Bleibe in mir. Du kannst mich nicht schwängern", sagte sie und fügte ein "Nicht mehr" an.
Nach allem was Fritz an diesem Abend gehört hatte, entschloss er sich, diese Aussage nicht weiter zu beachten.
Was heißt "Nicht mehr"? dachte er und kam zu der Erkenntnis: "Eigentlich will ich’s gar nicht wissen".
Diesmal erreichte Maria ihren Höhepunkt früher als Fritz. Ihr Lustschrei ging in ein langgezogenes Stöhnen über. Ihr Becken presste so hart gegen das seine, dass er glaubte, sein Schambein würde gebrochen. Schweißperlen rannen über ihre Körper, verklebten ihre Haare.
Immer schneller wurden seine Bewegungen, bis auch er den erlösenden Erguss empfand.
Noch ein drittes Mal vereinigten sich in dieser Nacht ihre Körper. In Seitenlage glitt sein Glied in sie. Sein Finger umkreiste ihre Poöffnung, drang etwas ein, schob sich so weit, bis er seinen Schwanz durch ihren Körper gleiten fühlte.
Auch diesmal waren ihre Orgasmen heftig. Danach schliefen sie ermattet, sich in den Armen haltend, ein.
Am nächsten Morgen hatte Maria schon das Bett verlassen als er erwachte. Er hörte sie in der Küche mit ihrer Mutter reden. Er entschied, nicht auf die Worte zu achten, zog sich an und stieg die Treppe zur Küche hinunter.
"Einen schönen guten Morgen" begrüßte ihn die Mutter mit einem freundlichen lächeln. "Ich hoffe die Nacht war erholsam", fügte sie hinzu.
"Maria wird ihr wohl nicht geschildert haben, wie die Nacht verlief", hoffte er.
Maria trat aber auf ihn zu und gab ihm einen Kuss.
Fritz wusste nicht, wie er nun reagieren sollte. Schließlich umarmte er Maria und erwiderte ihren Kuss.
"Das Frühstück ist bereit" sagte die Mutter und lud Fritz mit einer Geste ein, am Tisch Platz zunehmen.
"Wir haben schon gefrühstückt" fuhr sie fort. "Mein Mann ist bereits bei seiner Arbeit und bat mich seinen Gruß an sie zu bestellen."
"Danke," erwiderte Fritz. "Ich werde nach dem Frühstück aufbrechen. Einen Tag bin ich bereits verspätet. Heute, Montag, wollte ich schon in meinem Büro sein, denn es gilt einen wichtigen Termin wahrzunehmen."
"Du könntest aber auch bleiben" unterbrach ihn Maria.
"Ich komme gerne wieder. Heute muss ich aber weiter. Eure Gastfreundschaft werde ich nie vergessen. Solltest du einmal in die Stadt kommen" wandte er sich an Maria "so lass es mich wissen. Ich werde mich über unser Wiedersehen freuen. Und wer weiß, was sich alles ergeben kann."
"Wir werden in Gedanken verbunden sein" antwortete sie und verließ den Raum.
Nachdem er sein Frühstück zu sich genommen hatte, machte sich Fritz bereit für seinen Weg. Er verabschiedete sich von der Mutter, die ihn umarmte und dann noch einen kürzeren Weg ins Tal, als den von ihm geplanten, beschrieb.
Auf diesem Weg könne er in vier Stunden ein Schutzhaus erreichen. Dieses war nur vierzig Minuten vom Bahnhof entfernt. Wenn er es also wirklich wünsche, könne er am späten Nachmittag in der Stadt sein.
Fritz bedankte sich für diese Wegbeschreibung und fragte wo den Maria sei. Draußen bei den Kühen auf der Weide. Er wird sie sicher antreffen und von ihr Abschied nehmen können, bekam er zur Antwort.
Fritz trat vor das Haus und sah Maria in einiger Entfernung auf einem mit Flechten überzogenen Stein sitzen.
"Maria", sprach er sie an als er vor ihr stand "ich will, dass du weißt wie sehr ich es mir wünsche mit dir zu sein. Ich weiß aber, dass das Leben hier, so abgeschieden von der Stadt, für mich nicht lange aushaltbar ist. Wenn du zu mir kommen willst, bist du willkommen." Er hatte sie bei ihren Schultern gehalten. Nun hob er ihren Kopf an und sah in ihre Augen.
"Ich sagte es schon, wir werden in Gedanken verbunden sein. Hier," und damit gab sie ihm ein kleines, in Leinen gewickeltes Päckchen, dass sie auf ihren Schoß gehalten hatte "ein kleines Geschenk, es soll dich an uns erinnern. Öffne es wenn du zu Hause bist."
Er nahm das kleine Paket an sich, bedankte sich und verstaute es in einer der Außentaschen seines Rucksackes.
Zum Abschied küssten sie einander und er stelltefest, dass ihre Lippen wesentlich kühler waren als nach ihrem Zusammensein in der vergangenen Nacht. Maria nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust.
Fritz schob seine Hand unter ihren Pullover, öffnete darunter ihre Bluse und Umschloss ihre Brust. Weich und kühl fühlte diese sich an.
Maria zog seine Hand weg.
"Es ist genug" sagte sie. "Du musst jetzt gehen."
Er machte sich auf seinen Weg und schlug den von Marias Mutter beschriebenen Pfad ein. Lange blickte er sich nicht um, da er es nicht ertragen wollte, Maria auf dem Stein sitzen und ihm nachblicken zu sehen.
Erst ehe der Weg über den Berghang wieder abwärts führte blickte er zurück. Der Weg musste unmerklich einen weiten Bogen um das Tal gemacht haben. Da wo er stand konnte er den See an dessen Ufer er gerastet hatte sehen. Auch den Hügel der die Alm vom See trennte erkannte er. Die Alm selbst war aber nicht zu sehen. Nur ein Schwarm Krähen zog über das Tal. Drei Vögel trennten sich vom Schwarm und flogen auf ihn zu. Eine der Krähen umkreiste in mehrmals, bevor sie sich den anderen beiden wieder anschloss.
Wie Marias Mutter ihm gesagt hatte kam er in der angegebenen Zeit zu dem Schutzhaus. Diese war auch über eine Strasse die aus dem Tal führte erreichbar. Auf einem kleinen Parkplatz standen Autos, einige auch entlang der schmalen Strasse.
Fritz war überrascht, an einem Montag so viele Autotouristen anzutreffen. Neben der Türe war die Speisenkarte hinter einer Glasscheibe angebracht. Fritz stellte fest, dass die Angebote sehr traditionell und so schien es ihm, auch teuer waren. Unter dem Verzeichnis der Speisen waren noch zwei Zeilen geschrieben.
Die erste zog seine Aufmerksamkeit nicht auf sich. Sie lautete: "Reservierungen für Feiern möglich".
Die zweite aber las er mehrmals. Da stand: "MONTAG RUHETAG"
"Ach was", dachte er "wahrscheinlich findet eine Feier statt. Bei so vielen Menschen wird der Wirt sicher gerne auf seinen Ruhetag verzichten".
"Ich werde ja sehen ob ich auch etwas bekomme. Nur nicht schüchtern sein" sagte er zu sich und betrat das Lokal.
Der Wirt hinter der Schank begrüßte ihn mit einem lauten "Grüß Gott" fuhr aber fort Bier zu zapfen. Die Kellnerin nickte ihm freundlich zu und einige Gäste sahen zu ihm.
Fritz legte seinen Rucksack ab und ging zu einem der freien Tische. Auf einem der untergeschobenen Sessel lag eine Zeitung. Es war eine Lokalzeitung von gestern, Sonntag. Fritz nahm sie und begann darin zu blättern.
Bei der Kellnerin bestellte er ein Bier und das Menü. Sie nahm seine Bestellung entgegen und Fritz hatte nicht den Eindruck, dass sie sich über seine Anwesenheit wunderte.
Als sie mit seinem Bier und dem Gedeck kam, fragte er, ob sie ihm wohl eine aktuelle Zeitung bringen könne.
"Wir haben nur die Lokalzeitung. Und aktueller? Tja, die für morgen ist vermutlich noch nicht einmal geschrieben", sagte sie mit einem Lächeln.
Fritz unterlies zu fragen, welcher Tag den heute sei. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese Frage unpassend wäre.
Nachdem er sein Menü bekommen und gegessen hatte, bezahlte er und wollte zum Bahnhof weiter. Er entschloss sich aber, zuvor in seinem Büro anzurufen. Der Wirt stellte ihm das Telefon auf die Schank und schaltete den Zähler ein.
Fritz wählte die Rufnummer. Nach dem ersten Rufsignal hörte er die Ansage des Anrufbeantworters. Er hinterlies die Mitteilung, dass er sich um einen Tag verspätet habe, dass alles in Ordnung sei und er sich am Nachmittag nochmals melden würde. Dann legte er nachdenklich auf. Wieso fragte er sich, ist niemand im Büro?
Der Wirt las die Gebühr vom Zähler ab und nannte sie.
Fritz sagte: "Die Gebühr und noch zwei Schnäpse, wenn ich sie auf einen einladen darf".
"Danke. Gerne," antwortete dieser. Er goss Schnaps in zwei Gläser und die Männer prosteten einander zu.
Von wo er denn komme, wollte der Wirt von Fritz wissen.
Er habe auf der Stoaalm übernachtet und sei dann direkt zum Schutzhaus abgestiegen, antwortete er.
"Auf der Stoaalm?" fragte der Wirt. "Gezeltelt?" fügte er fragend an.
"Nein, die Leute von der Alm haben mich übernacht beherbergt. Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich dann auf meinen Weg;" antwortete Fritz.
Der Wirt erstarrte. Dann richtete er sich auf und griff nach der Schnapsflasche.
"Die gehen aufs Haus", sagte er, als er die Gläser bis zum Rand füllte.
"Sie haben im Haus der Familie Leitenkogler übernachtet. Dort gefrühstückt" er machte eine Pause und Fritz sah wie seine Hände zitterten "Herr!" rief er dann "die Stoaalm wurde vor vielen Jahren von einer Felslawine verschüttet. Alle drei Leitenkoglers, Vater, Mutter und Tochter wurden getötet. Am Friedhof im Dorf sind ihre Gräber. Ich selbst habe geholfen die Leichen ins Tal zu bringen. Dort oben steht kein Haus, kein Mensch bewirtschaftet die Alm!" nun trank er sein Glas in einem Zug leer und füllte es neuerlich.
"Aber Maria, die Tochter, hat mir ein Geschenk gegeben. Ich hole es," sagte Fritz und nahm das kleine Paket aus seinem Rucksack. Seine Hand tastete in der Seitentasche, aber anstatt den Stoff in dem das Päckchen gehüllt war zu ertasten, wühlten seine Finger in einem Bündel aus getrocknetem Moos und Flechten.
Das Bündel legte er auf die Schank. Er griff nach seinem Glas und auch er leerte es in einem Zug.
Der Wirt füllte nach.
Schweigend blickten sie auf das zwischen ihnen liegende Gemisch aus trockenem Moos und Flechten.
"Welcher Tag ist heute?" fragte Fritz flüsternd. Sein Mund war so trocken, dass ihm das Sprechen schwer fiel.
"Sonntag," antwortete der Wirt. "Sie sollten mit unserem Pfarrer reden," fügte er noch an.
"Nein," entschied Fitz "ich werde auf den Friedhof gehen."
"Seien sie vorsichtig" warnte der Wirt.
Fritz wollte die beiden Schnäpse und sein Telefongespräch zahlen.
"Ich bekomme nur die Telefongebühr" sagte der Wirt "alle Schnäpse gehen aufs Haus."
Eine tiefe Traurigkeit fühlte Fritz in sich aufsteigen. Rasch ging er dem Dorf entgegen, sah schon von weitem die Kirche hinter welcher der Friedhof lag.
Eine niedere Steinmauer mit einem schmiedeeisernen Tor umgab den Friedhof. Der Wirt hatte Fitz noch erklärt wo die Gräber der Familie Leitenkogler zu finden seien. Als er vor dem Grab mit der Inschrift auf dem Stein: "Maria Leitenkogler" stand, fühlte er seine Tränen aufsteigen.
Und wenn ich geblieben wäre? dachte er. Was wäre mit uns geschehen?
Eine Krähe setzte sich auf den Grabstein.
Fritz sah sie an.
"Maria?" flüsterte er.
Die Krähe flog auf seine Schulter. Langsam hob er die Hand und strich dem Vogel zärtlich über den Rücken.
"Maria" wiederholte er fest.
Die Krähe flog auf einen nahen Baum. Lange Blickte er in die Augen des Vogels.
Dann nahm er seinen Rucksack auf und ging zum Bahnhof.
Stoaalm
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