Strafe muss sein

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Strafe muss sein

Strafe muss sein

T. D. Rosari

„Was für ein Mann!“
Das dachte Bridget, als sie die Boutique für Lingerie und Dessous in der Fußgängerzone der Innenstadt betrat. Es war kalt und es schneite und Heerscharen von Touristen und Einheimischen tummelten sich in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt, um sich mit Punsch, Maroni und gebrannten Mandeln in Weihnachtsstimmung zu versetzen.
Bridget war nur in das Geschäft gehuscht, um für einen Augenblick der Kälte und dem Gedränge zu entfliehen. Kaum jemand schien sich an diesem frühen Abend für sexy Unterwäsche zu interessieren, denn außer ihr gab es nur diesen einen Kunden. Der Anblick dieses Kunden zauberte Bridget aber ein verträumtes Lächeln ins Gesicht.
Zuerst sah sie ihn nur von hinten. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ihr Sehzentrum zwei äußerst reizvolle Informationen verarbeitet: Da waren zum einen sehr breite Schultern zu sehen - Schultern, in einem engen, schwarz schimmernden Hemd. Und zum anderen war da dieser Knackpo, der in schmalen, indigoblauen Jeans steckte. Da wurde es einer Frau wie Bridget, die eine ausgeprägte Schwäche für attraktive Männer hatte, trotz der winterlichen Temperaturen warm ums Herz!
„Hier haben wir das gleiche zweiteilige Set in Rot!“, verkündete eine attraktive Verkäuferin in mittleren Jahren. Sie machte ihren Job mit großem Eifer, stellte Bridget fest. Die Dame präsentierte ihrem Kunden soeben einen roten BH mit Mesh-Einsätzen und einen Stringtanga in der gleichen Farbe. Obwohl sie ganz in ihrer Aufgabe aufzugehen schien, war ihr nicht entgangen, dass Bridget den Laden betreten hatte. „Sie werden gleich bedient!“, erklärte sie.
„Sehr freundlich! Nur keine Eile!“, entgegnete Bridget. „Ich sehe mich ein wenig um!“ Nun hatte auch der Mann ihre Anwesenheit entdeckt. Er warf ihr einen freundlichen Blick zu.
„Himmel!“, dachte Bridget. Dieser Mann war ja ein Prachtexemplar seiner Gattung! Die Augen waren dunkel, ebenso die kurzgeschnittenen Haare. Die Kinnpartie war ein wenig kantig und vermutlich würde kaum jemand seine Gesichtszüge als hübsch bezeichnen. Aber auf Bridget wirkte er energisch und durchsetzungsstark. Seine Mund- und Augenpartie hatten etwas Spitzbübisches und ungemein Einnehmendes. Und was noch wichtiger war: Mimik und Gestik waren elegant, präzise und lebendig, voller Nuancen und Feinheiten.
Bridget war an einen Ständer mit Sonderangeboten getreten und tat so, als würde sie konzentriert die Bodys begutachten, die hier zum Kauf angeboten wurden. Tatsächlich fand sie diesen Mann gerade viel interessanter als die Wäsche in diesem Laden.
„Etwas zu brav, finden sie nicht?“, erklärte der Mann. Die Verkäuferin lächelte den Mann wissend an. „Es darf also etwas gewagter sein?“
„Auf jeden Fall!“, erklärte der Mann und während er diese Antwort gab, drehte er seinen Kopf zu Bridget und blickte ihr kerzengerade in die Augen. In Momenten wie diesen war Bridget froh, dass sie keine sechszehn Jahre mehr war. In diesem Alter hätte sie der Blick dieses Mannes erröten lassen und sie hätte verschämt zur Seite geschaut. Inzwischen war sie aber im Umgang mit attraktiven Männern routiniert genug, um den Flirt zu erwidern: Reflexartig legte Bridget ihren Kopf ein wenig in den Nacken und präsentierte dem Mann ihren langen Hals. Beiläufig legte sie ihre sorgfältig manikürte Hand in den Nacken. Dann öffnete sie ihren langen Mantel. Bridget trug einen engen Pulli und einen etwa knielangen Bleistiftrock sowie Strümpfe und hohe Stiefel. Der Mann hatte sich inzwischen wieder der Verkäuferin zugewandt. Wenn er aber das nächste Mal in ihre Richtung blicken würde – und Bridget wusste, dass dies sehr bald der Fall sein würde – sollte er etwas mehr von ihren körperlichen Vorzügen zu sehen bekommen!
Die Verkäuferin kramte kurz in einer Schublade. Sie hatte ihrem Kunden den Rücken zugewandt „Größe 38 und Körbchengröße 85C haben Sie gesagt?“, frage sie, während sie eilig das Sortiment durchforstete. Dann schien die Verkäuferin das Richtige gefunden zu haben: Sie zog eine kleine Cellophan-Tüte hervor, in der sich, eingeschlagen in einem dünnen Karton, eine Corsage mit Strapshaltern und String befand.
Bridget blieb das Herz stehen, denn es handelte sich exakt um die Unterwäsche, die sie selbst gerade trug! Was für ein Zufall! Sie war versucht, spontan ihr intimes Geheimnis zu verraten, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Lippen.
Die Verkäuferin pries gerade die Vorteile ihrer Ware an: „Europäische Ware, handgefertigt!“, erklärte sie. „Das transparente Material, einfach wunderschön!“, schwärmte sie. „Der String ist klassisch-schlicht!“ Fein säuberlich breitete die Frau die Unterwäsche am Verkaufstresen aus. „Dazu noch die richtigen Strümpfe!“ Die Verkäuferin eilte davon, um in einer anderen Lade die passende Strumpfware zu finden.
„Gefällt mir wirklich sehr gut!“, erklärte der Mann. Trotzdem klang er etwas zögerlich. „Wie trägt sich die Spitze?“, wollte er dann wissen. Bridget war angetan. Dieser Typ kaufte nicht zum ersten Mal Unterwäsche für seine Herzdame. Die Spitze von Billigware konnte wirklich sehr steif und unangenehm auf der Haut sein.
„Wie gesagt – erstklassige Qualität. Die Spitze trägt sich wie ein Hauch von Nichts!“
„Das kann ich nur bestätigen!“, meldete sich nun Bridget zu Wort. „Ich besitze dieses Ensemble und ich trage es sehr gerne!“ Sie lächelte dem Mann zu. Dieser schaute überrascht in ihre Richtung und zog verblüfft die linke Augenbraue hoch. „Tatsächlich?“ Dann erwiderte er Bridgets Lächeln. Die Verkäuferin strahlte von einem Ohr bis zum anderen.
Bridget trag näher an den Mann und die Verkäuferin heran. Sie hatte noch immer den kleinen Bügel mit dem Lederstring in der Hand, der vorne mit einem goldenen Reißverschluss zu öffnen war. Mit Vergnügen registrierte Bridget, dass der neugierige Blick des Mannes kurz auf die Fetischware in ihrer Hand fiel.
„Wie Sie sicherlich wissen, ist der Kauf von Dessous für den Partner eine heikle Sache!“, erklärte der Mann. „Er verlangt Fingerspitzengefühl und viel Vorstellungskraft!“, fuhr er fort. Die Verkäuferin nickte zustimmend. Bridget tat hingegen so, als ob sie den Ausführungen des Mannes nicht ganz folgen könnte. „Inwiefern?“, frage sie und schenkte dem Mann einen kokett-provokanten Blick. Ein Lächeln legte sich um die Mundwinkel des Angesprochenen. Bereitwillig ging er auf Bridgets Frage ein. „Nun, Fingerspitzengefühl braucht es, weil die Wäsche romantisch und erotisch sein soll. Aber sie soll nicht zu sexy sein – meine Liebste möchte nämlich nicht zum billigen Sexualobjekt reduziert werden!“
Bridget widersprach im Gedanken der letzten Aussage. Sie wurde in intimen Stunden sehr gerne zum Sexualobjekt reduziert. Zu sexy gab es überhaupt nicht. Intellekt war in triebhaften Moment nur im Wege. Bridget behielt ihre Meinung aber für sich. Die Verkäuferin nickte indes zustimmend, noch eifriger als zuvor.
„Und Vorstellungskraft braucht es, weil man sich die Unterwäsche am Körper der Frau vorstellen muss, die sie geschenkt bekommt!“ Bridget rieb sich zweifelnd das Kinn. Der Mann bemerkte Bridgets Geste: „Sie sind anderer Meinung?“
„Darf ich offen sein?“, antwortete Bridget mit einer Gegenfrage.
„Natürlich!“, entgegnete der Mann. „Jetzt bin ich wirklich neugierig!“
„Soll die Holdeste die Wäsche im Alltag tragen oder geht es hier um ein Geschenk für romantische Stunden?“, erkundigte sich Bridget.
„Für romantische Stunden!“, erklärte der Mann wie aus der Pistole geschossen. Er schien kein Problem damit zu haben, einer fremden Frau derart intime Auskünfte zu geben. Im Gegenteil, er schein die Unterhaltung mit Bridget sehr amüsant zu finden. „Keine Frau würde diese Unterwäsche im Alltag tragen!“, vermutete er.
Bridget schlüpfte aus ihrem Mantel und drückte diesem dem Mann samt ihrer Handtasche in den Arm. „Sie würden mich für eine Sekunde entschuldigen?“ Überrascht blickten der Mann und die Verkäuferin Bridget nach, die hurtig in einer Umkleidekabine verschwand.
Keine halbe Minute später wurde der Vorhang beiseitegeschoben und Bridget trat in den Verkaufsraum: Sie trug nur das zweiteilige Corsage-Set samt Strapshalter, den dunklen Strümpfen und ihren hohen Stiefeln.
Triumphierend, mit den Armen in die Hüften gestemmt, präsentierte sich Bridget den Beiden. „Ich hatte heute nichts Romantisches vor und trage diese Unterwäsche sehr wohl im Alltag!“, erklärte Bridget. „Und wollen Sie wissen, warum ich auch im Alltag edle Dessous trage? Weil ich mich so besser fühle! Und ab und zu sehr gerne zum Sexualobjekt reduziert werde!“
Die Verkäuferin hatte überrascht eine Hand vor ihren offenstehenden Mund gelegt, der Mann bemühte sich um Fassung. „Wirklich sehr attraktiv!“, versuchte er es dann mit einem Kompliment.
„Die Unterwäsche oder ich?“, fragte Bridget frech.
„Beides!“, gab der Mann erstaunlich souverän zurück und nickte anerkennend. Ihm fiel es schwer, die Contenance zu behalten. Diese Blondine hatte längere Beine als seine Partnerin, die lasziveren Hüften, die schmalere Taille. Sie bewegte sich wie eine Gazelle und legte ein feminines Selbstbewusstsein an den Tag, wie er es noch nie erlebt hatte. Er spürte, wie sich das Begehren in ihm regte.
„Darf ich Ihnen einen Tipp geben?“, hörte der Mann die blonde Frau in den sexy Dessous sagen. „Kaufen sie ihrer Liebsten dieses Set für den Alltag und was richtig Scharfes für den Sex!“
Der Mann setzte zum Protest an, doch Bridget unterbrach ihn: „Ich suche ihnen das Richtige heraus und ich garantiere Ihnen: Sie beide werden viel Spaß haben!“
Die Verkäuferin schlug sich sofort auf Bridgets Seite. „Die Dame hat völlig recht! Erotische Unterwäsche soll animieren – das ist schließlich das Einzige, was zählt!“ Sie zwinkerte Bridget zu. Nun war es Bridget, die überrascht war. So aufgeschlossen hatte sie die Dame nicht eingeschätzt…
„Ich zeige ihnen die etwas frecheren Teile!“ Die Verkäuferin wandte sich nun nicht mehr an den Mann, sondern an Bridget.
„Darf ich auch noch mitreden?“, protestierte der breitschultrige Mann lachend.
„Nein!“, sagten Bridget und die Verkäuferin unisono und kicherten.
Der Kerl hatte Humor, stelle Bridget fest. Grinsend gab er klein bei und trottete brav den beiden Damen hinterher. Belohnt wurde er für seine Folgsamkeit mit einem Blick auf Bridgets (fast) nackten Arsch. Diese außergewöhnliche Frau machte nicht die geringsten Anstalten, sich wieder anzukleiden. In Corsage, String und Strümpfen marschierte sie durch den Laden, als wäre es das Normalste der Welt. Die langen Beine, der Hüftschwung und das lange, locker über die Schulter fallende blonde Haar brachten den Mann aber zunehmend aus der Fassung. Kein Wunder, dass diese opulenten optischen Reize erheblichen Eindruck auf sein limbisches System, den Hypothalamus und die Regio Praeoptica machten – mit dem Resultat, dass sein Schwanz zum Leben erwachte und mit einer beginnenden Erektion seine Ansprüche deutlich machte.

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