Der Stuhl

9 16-25 Minuten 0 Kommentare
Der Stuhl

Der Stuhl

r.fellini

Ina und Mike führen ein Alltagsleben, das man wohl als vorbildlich bezeichnen kann.
Beide Ende vierzig, beruflich fest im Sattel, zwei erwachsene Kinder, ein schönes Haus auf dem Lande und einen interessanten sowie abwechslungsreichen Freundeskreis. Menschen, mit denen man sich gerne umgibt, und dennoch……

…..ja, was denn eigentlich, dennoch!? Wieder einmal beschleicht Mike dieses nagende Gefühl, welches ihn schon seit Wochen irritiert und aufwühlt, während er sinnierend den See umrundet, ohne die Schönheit seiner Umgebung wahrzunehmen. Wieder und wieder durchläuft er gedanklich sein Leben, und es gelingt ihm einfach nicht, eindeutige Makel oder beängstigende Umstände für seine umtriebigen Gefühle zu analysieren.

„Was ist nur los mit mir?“, denkt er während sein Blick auf eine Holzbank fällt, (die wohl in diesem Moment jemand hingestellt haben muss), auf der ein junges Paar engumschlungen Zärtlichkeiten austauscht. Er kann gerade noch sehen, wie der Mann auf der Bank, der ebenfalls sehr überrascht wirkt, seine Hand unter der Bluse seiner Liebsten hervorholt und leicht verlegen zur Seite schaut. Schmunzelnd passiert er die Stelle und im selben Augenblick drängt sich ihm die Frage auf:

„Wann hatten Ina und ich zuletzt Sex? Ich meine wirklich Sex! Leidenschaft, Hingebung, verruchte Fantasie, pochende Herzen, Verschmelzung, Obsession. Stattdessen weihevoll verräucherte Liebe machen, nette Zärtlichkeiten austauschen, um nach der Missionarsstellung in der Löffelchenstellung einzuschlafen (Ich liebe dich!).“

„Was ist passiert? Haben uns die vielen gemeinsamen Jahre unsere Geilheit, unser gegenseitiges Begehren abgeschliffen? Haben wir das richtige Arrangement für uns gefunden? War es das oder gibt es irgendwo ein Elixier, welches uns über die freundlichen Gepflogenheiten der vergangenen Jahre nochmal einen Rausch versetzen kann?“

Ja, er ist sich ganz sicher, nachdem ihn eine frische Brise aus seinen tiefen Gedanken
herausgeholt hat. Das ist das merkwürdige Gefühl, das ihn in den letzten Wochen begleitet hat. Das ist der Umstand, der ihn in Sehnsüchte gerissen hat, die er schon seit langem in der Onanie auslebt statt mit seiner geliebten Frau. Es ist die Tristesse, die sich wie eine schleichende Seuche über ihre Ehe gelegt hat.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 5144

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben