Sonntagmorgen, kurz nach sieben. Hamburg Reeperbahn.
Kühle Luft strömt in mein Zimmer und ich wickle mich aus der Decke heraus, um die wohltuende Frische nach dem gestrigen heißen Tag und der aufregenden Nacht zu genießen.
Von draußen höre ich, wie man beginnt, die Spuren des vergangenen Tages und der im farbigen Licht getränkten Nacht zu beseitigen.
Weit nach Mitternacht, gegen zwei und nachdem er gegangen war, schaute ich noch eine Weile aus meinem Fenster. Auf der Straße stauten sich die Autos, die Gehwege voller Menschen, vor den Geldautomaten Schlagen. Musik aus allen Ecken, Scherbengeklirr, die Nutten, Große Freiheit, Herbertstraße, die vielen Bars, die Diskotheken, das bunte Licht. Ein Flair, dass man einmal gesehen und gespürt haben muss, um es einmal gesehen und gespürt zu haben.
Und es ist eine andere Welt, die sich dann hinter den Türen abspielt.
Ich erinnerte mich an die vielen Menschen, die zuvor durch die Straßen gezogen waren, Menschen die überwiegend zum Schauen kommen. Einige von ihnen haben mich vielleicht bemerkt. Es war ein besonderes Gefühl für mich gewesen, an der Seite meines Herrn zu gehen mit dem Ziel, einen der doch sehr außergewöhnlichen Orte aufzusuchen.
Es ist ein besonderes Gefühl an der Seite meines Herrn zu gehen.
Mit diesen Gedanken und ja, mit dem Erlebten des Tages ging ich zu Bett. Ich schlief, trotz des Lärms der durch das offene Fenster drang und der unerträgliche Hitze.
Während ich jetzt hier noch im Bett liege und ihm meine morgendlichen Grüße schicken möchte, denke ich an Sonnabend und weiß, was ich ihm mitteilen möchte, denn zu wissen und zu spüren, in ihm meinen alleinigen Herren gefunden zu haben, es ist wie ein Geschenk.
Ich denke an unser erstes Treffen, bei dem einiges nicht lief, wie es hätte sein sollen. Er wollte mich ganz und ich war nicht richtig da für ihn. Ich spürte Zweifel und es folgten für mich Tage, in denen mein Wunsch, seine Dienerin zu werden stärker den je wurde und ich möchte noch immer diesen Kampf um diese Stellung gewinnen. Jeden Tag ein Stück mehr.
Josephine, Cora und Tamara, starke Frauen, die leben, was sie lieben. Ich wandte mich Hilfe suchend an sie und die Gespräche und die kleinen Einblicke, die sich mir boten, halfen mir sehr.
Irgendwann zu entdecken, dass man Erotik auf eine ganz andere Art und Weise viel intensiver erleben möchte, eine Neigung zum Lebensinhalt und mitbestimmend für das Empfinden jeder einzelnen Stunden wird, fordert Mut, Vertrauen und eine ganz besondere Hingabe.
Heute fühle ich mich wie unter einem Teppich aus Gefühlen, Gedanken und Erlebnissen, der sich über mein ganzes Ich ausgebreitet hat.
Es war gestern so ungewohnt, ihn kniend zu begrüßend und auch in angemessener Art anzureden, woran ich noch arbeiten muss. Die Einheit von Haltung, Bewegung und Sprache in unserer Beziehung!
Ich kann nicht massieren aber trotzdem war es schön, ihn ganz sanft mit den Händen einfach nur zu berühren, die Finger kreisen zu lassen. Wohltuende Momente, Leichtigkeit und Schwere fühlen.
Zum ersten Mal verziert er mich dann mit Kerzenwachs. Jedes Mal zucke ich zusammen, wenn er zartere Hautpartien dabei mit einem Tropfen bedenkt und beiße in das Kissen über mir, um das ich ihn dann gebeten habe.
Und es ist wahr, wenn gesagt wird, es ist schön, wenn der Schmerz nachlässt. Später auf dem Bauch offen und angeschnallt vor ihm zu liegen machte mir deutlich, dass ich trotz meiner eigentlichen Hilflosigkeit mich voller Vertrauen dem hingeben kann, was er mir schenkt. Es war intensiv und hart. Es war schön! Jeder einzelne Schlag traf mein Innerstes ebenso wie die wohltuenden und schmerzlindernden
Berührungen. Was für eine Tiefe!
Ich kann mich an sein Flüstern noch erinnern, aber was er zu mir sagte, daran nicht. Irgendwann wird es mir einfallen.
Die Erkenntnis, dass er dabei noch nicht meine Grenze erreicht hat, hat mich gestern selber erstaunt. Ich wusste erst nicht, was es war, was ich hinterher empfand, bis er es aussprach und ich stimmte ihm zu.
Er ist ein Mensch voller Humor, mit einem verschmitzten Lächeln der es in seiner Art geschafft hat, dass ich mich gestern auf einer Party halbnackt auf einer Liege angekettet präsentierte und ich nach diesem Feuerwerk an Schlägen, seiner besonderen Zuwendung und den Eiswürfeln noch immer lächelte und ich mich insgeheim fragte, wie wohl eine Grenze aussehen oder ja, wie sie sich anfühlen würde. Will ich das wissen? Und wenn, was ist danach?
Im Hintergrund gab es nur irgendwelche Stimmen, aber mehr konnte ich nicht wahrnehmen, nur noch meinen Herren und mich.
Es stimmt, als er mir gestern prophezeite, der Tag werde mir lange in Erinnerung bleiben.
Ich liege im Bett, meine Nachricht ist verschickt und ich schmunzle, weil er mich mit der Zeit immer mehr vereinnahmt und meine Ideen auch immer irrer werden.
Lauter kleine Gemeinheiten eben!
Süßes Salz
Dinge gibt es, die gehören einfach zu uns. Wir leben mit ihnen, ohne sie fehlt uns einfach das Besondere. Wir haben uns an sie gewöhnt, brauchen sie, denken ohne sie nicht leben zu können.
Die rechte Dosis Salz zwischen Daumen und Zeigefinger, nur ein wenig, ja die gewisse Prise und schon schmeckt mitunter das tote rote Fleisch auch roh, Speisen verlieren ihren faden, öden Geschmack. Jeder schmeckt es, jeder empfindet anders. Salz ist nicht nur salzig: ein paar Körnchen nur verursachen diesen unverwechselbaren Geschmack im Mund und auf der Haut verleiht es uns etwas, was die Sinne zu betören vermag und auf eine Wunde gestreut, verspürt man einen Schmerz, es brennt.
Heute streue ich Salz in meine Wunde. Aber heute möchte ich bewusst genießen, diesen salzigen Geschmack. Und wenn ich dann meine Augen schließe, dann vermag ich mir vorzustellen, wie süß doch alles um mich herum sein kann.
Jeden Tag schaue ich in den Spiegel um zu sehen, was zu sehen ist; was im Verlauf der Zeit überhaupt noch zu sehen ist.
Mein Hintern: Rechts ist scheinbar alles normal, aber irgendetwas schimmert noch in ganz blassen Tönen. Links. Ein Farbenmeer in Rot, Grün, Blau und etwas Gelb. Bizarre Muster ebenso bizarr wie Vorstellung, wie und was alles gerade mit mir passiert und noch kommen wird.
Am Anfang. Die ersten Schläge sind so erträglich wie ein strammer Klaps auf den Hintern. Jungfräulich und blass die Haut, der Schlag wird Vergangenheit und das war es. Aber trotzdem; da war doch was!
Sanftes Streicheln ergeht über das Ziel und weiter. Der Beginn eines scheinbaren Kampfes zwischen Gut und Böse. Langsam durchdringt jeder weitere Schlag die - meine - Haut viel tiefer und im Kopf geht es: Es tut weh! Dabei tut es nur weh, wenn da nicht gleich wieder diese Hand wäre, die alles lindert und vergessen lässt. Der Puls beginnt zu rasen und was genau mit mir passiert ist mir unbegreiflich, schön und bizarr!
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