Super-MILF

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Super-MILF

Super-MILF

T. D. Rosari

Kilian ließ sich erschöpft auf seinen reservierten Sitzplatz im Intercity fallen. Dank seiner wohlsituierten Eltern war er stolzer Besitzer eines Jahrestickets für die 1. Klasse. Kilian wusste, dass dieser Luxus hinausgeworfenes Geld war. Seinen Kommilitonen gegenüber verschwieg er sogar, dass er zwischen Anwälten, Betriebswirten, Ärzten, Industriellen und Gewerbetreibenden saß, wenn er mit dem Zug über das Wochenende nach Hause fuhr. Me-Too-Kolleginnen und Klimabewegte fanden es uncool, wenn man sich als 22-Jähriger Sportstudent verhielt wie Leute aus dem Establishment.
Heute aber war Kilian froh über die Annehmlichkeiten der höchsten Sitzplatzkategorie. Er hatte eine intensive Trainingswoche hinter sich. Er musste in zwei Disziplinen des Zehnkampfes noch bessere Leistungen erbringen: Diskuswurf und Kugelstoßen. Also verbrachte er viel Zeit in Krafträumen. Gleichzeitig musste er darauf achten, dass das Gewichte-Stemmen nicht zu Lasten seiner Schnellkraft ging. Dies hatte zur Folge, dass seine Trainingsplanung entsprechende Ausgleichsbelastungen im Bereich Explosivität vorsah. Jetzt, am Freitagabend, war er völlig platt. Zwei Tage aktive Regeneration sah der Trainingsplan nun vor. Dies klang paradiesisch! Ein wenig Joggen, viel Schlafen, Sauna und Dampfbad und ausgiebiges Stretching. Er würde seine Spotify- und Audible-Konten so richtig ausnutzen an diesem Wochenende!
Er war überpünktlich und saß schon eine Weile im bereitstehenden Zug. Gelangweilt wischte sich Kilian durch WhatsApp-Nachrichten und Social-Media-Accounts. Es war nicht so, dass das weibliche Geschlecht kein Interesse an ihm gehabt hätte. Das Gegenteil war der Fall. Kilian fand seine Studienkolleginnen aber ziemlich langweilig. Es waren Fräuleins und keine Frauen, das was das Problem. Sie waren sooo clever und sooo cool, lebten aber doch nur vom Geld der Eltern. Außerdem langweilte ihn ihre Pseudo-Intellektualität, die nie über Plattitüden hinausging. Im Gegensatz zu ihnen war sich Kilian immerhin bewusst, dass es da draußen noch einige Lektionen für ihn gab, die es zu lernen galt.
Doch nicht nur die Nachrichten der studentischen Damenwelt waren nervig. Auch seine Mutter war in den letzten Tagen lästig gewesen: Wann er wieder einmal nach Hause käme. Er solle die Schmutzwäsche nicht vergessen. Der Zifferncode der Alarmanlage hätte sich geändert (Tatsächlich hatte sein Vater diese Änderung vor mehr als einem Jahr vorgenommen). Tante Rita würde sich auch über seinen Besuch freuen.
Ein dunkler Schatten legte sich auf Kilians Gemüt. Sein Bizeps begann nervös zu zucken. (Was nach Trainings-Überlastung öfters geschah; dieses Mal war der Grund eher psychosomatisch!) Langsam fragte er sich, ob die Idee, den Eltern einen Überraschungsbesuch abzustatten, wirklich so gut war, wie er gedacht hatte. Kilian atmete tief durch und schloss alle bisher aktivierten Apps. Stattdessen öffnete er den Browser und loggte sich in seine bevorzugte Porno-Seite ein. Das intensive Training hatte seine Libido erheblich reduziert und Kilian fand, dass es nach so einer Woche mehr als legitim war, auch auf die sexuelle Fitness zu achten.
„Super-Milf“ tippte Kilian mit lustvoller Erwartung in die Suchmaske. Das WLAN des Zuges war mittelprächtig, also dauerte es einen Moment, bis seine Suchanfrage Resultate zeitigte. Darum lenkte Kilian seinen Blick gedankenverloren aus dem Fenster des Zugs auf den Bahnsteig.
SUPER-MILF!!! What the f***?! Da ging sie, die Frau seiner sexuellen Fantasien! Nicht am Bildschirm in der virtuellen Welt, sondern am Bahnsteig, ganz real. Nein, diese Frau ging nicht nur. Sie schritt. Impulsiv, strotzend vor Energie und Weiblichkeit! Was für ein BABE!
Der Anblick dieser Frau überforderte Kilians Wahrnehmungsfähigkeiten. Lange Beine, hohe Absätze, eine hautenge Hose aus mokkabraunem Leder. DIESE HÜFTEN! SHIT! Die perlmuttfarbene Bluse: War das Satin oder Samt oder Seide? Kilian kannte sich mit diesen Dingen nicht aus und es war ihm auch total egal. Viel wichtiger waren die vollen Brüste, die von diesem geilen Material umhüllt waren.  Jedes Mal, wenn die Absätze der Milf auf den Asphalt des Bahnsteigs donnerten, wippten die Titten der Lady im Takt. Das war TOO MUCH! Die Lederjacke, die diese SUPERWOMAN an diesem warmen Abend in der Armbeuge trug, die elegante Armbanduhr an ihrem Handgelenk, die Designer-Laptoptasche und die markante Sonnenbrille (dieses YSL hatte Kilian doch schon irgendwo gesehen?!) machten ihre Klassifikation als LUXUS-BITCH eindeutig. Und dann war da noch das lange, leicht gewellte blonde Haar….
Kilians Pulsmesser meldete erhöhte Werte. Doch das registrierte der junge Sportler kaum. Stattdessen wischte er hektisch über den Touch-Screen seines Handys, um die Kamera zu aktivieren. Vielleicht schaffte er es, diese fuckable Lady zu fotografieren? Wenn die Bilder gut sein sollten, hätte er die perfekte Wichsvorlage für die nächsten Wochen! Nein, Monate!
Kilian schaffte es tatsächlich, zwei Fotos von der an seinem Fenster vorbeigehenden Lady zu schießen. Mit Wonne nahm Kilian zur Kenntnis, dass vor allem das zweite Foto dieses göttliche Weib akkurat darstellte. Wie gerne würde er einer Frau von diesem Niveau seinen Sixpack zeigen…
Kilian seufzte. Der Bahnsteig war inzwischen wieder leer, die Frau war nicht mehr zu sehen. Eine computergenerierte, sterile Stimme verkündete die Abfahrt des Zuges. Leute suchten ihre Plätze, schoben Rollkoffer vor sich her, legten Klamotten ab und richteten es sich auf ihren Plätzen ein. Der Zug war mäßig frequentiert, so kehrte rasch Ruhe ein.
Kilian wollte gerade seine Earplugs aktivieren, um die blonde Lady, das bevorstehende Wochenende mit seinen Oldies und das harte Training zu vergessen, als er von einer dunklen, wohlklingenden Frauenstimme angesprochen wurde: „Ist dieser Platz noch frei?“ Kilian blickte irritiert auf.
HOLY SHIT! Die SUPER-MILF! NO WAY!!!
Die Frau schob mit ihren sorgfältig manikürten Fingern die YSL-Shades ein Stück von ihrer Nase und blickte ihn fragend an. „Ob dieser Platz noch frei ist?“, wiederholte sie ihre Frage, etwas ungeduldig.
„Yep!“, platzte es aus Kilian nach einer gefühlten Ewigkeit heraus. Und er bereute es sofort. „Yep!“ war als Antwort TOTAL unreif und ABSOLUT peinlich!
„Yep?“, fragte Bridget grinsend. Die Replik des jungen Mannes amüsierte sie. Ein leckeres Kerlchen hatte sich da in die erste Klasse verirrt. Ein leckeres Kerlchen mit beeindruckender Armmuskulatur und breiten Schultern, um genau zu sein! Dass der junge Muskelprotz noch grün hinter den Ohren war, erkannte Bridget sofort. Grün hinter den Ohren und verlegen, wenn er es mit attraktiven Frauen zu tun bekam. Bridget beschloss, sich mit dem Typen zu amüsieren.
„Yep? Hmm… Bedeutet das vielleicht, dass ich mich setzen kann?“ Bridget schenkte dem jungen Mann ein bezauberndes Lächeln, rückte aber ihre Brille wieder zurecht. So würde der junge Athlet nicht sehen können, welche seiner Muskelpartien sie gerade musterte…  
Indes hatten die Wangen des Mannes eine gesunde, rötliche Farbe angenommen. Hatte er sich bisher äußerst lässig in die Sitzgarnitur gelümmelt, so nahm er nun rasch eine aufrechtere, salonfähigere Sitzhaltung ein. „Aber bitte, nehmen Sie Platz. Hier ist frei!“
Bridget zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Der Mann hatte sich von seinem Schreck schneller erholt, als sie gedacht hatte! Und er konnte sich gewählter ausdrücken, als sie es im zugetraut hätte. Welch‘ angenehme Überraschung.
„Vielen Dank!“ Bridget legte Laptoptasche und Jacke ab und nahm gegenüber dem jungen Mann Platz. Dieser lächelte sie kurz an, griff dann aber zu seinem Smartphone. Damit signalisierte er Bridget, dass er nicht an einem Gespräch mit ihr interessiert war. Bridget grinste. Es war offensichtlich, dass sie der Mann sogar sehr interessant fand. Er wusste aber nicht, wie er mit ihr ins Gespräch kommen konnte, ohne ständig in Verlegenheit zu geraten. Fast hatte Bridget Mitleid mit ihm.
Sie beschloss schweren Herzens, den armen Jüngling nicht noch mehr zu verwirren und zog ebenfalls ihr Smartphone aus der Tasche, aktivierte es aber nicht. Stattdessen wanderte ihr Blick hinaus auf die vorbeirasende Landschaft. Die Reflektionen des Zugabteils vermischten sich auf surreale Weise mit den Bäumen, Sträuchern, Wiesen, Gebäuden und Fahrzeugen, die sie hinter sich ließen. Bridget gratulierte sich zu ihrer Entscheidung, am morgigen Samstag nicht mehr an diesem langweiligen Kongress teilzunehmen. Kurzentschlossen war sie aufgebrochen und ohne Sitzplatzreservierung in diesen Zug gesprungen. Wenigstens war der Intercity – untypisch für einen Freitag – halbleer gewesen und so saß sie nun hier, in Gesellschaft dieses niedlichen Jünglings.
Bridget veränderte ihren Fokus: Hatte sie ihren Blick bisher auf die vorbeiziehende Landschaft gerichtet, so konzentrierte sie nun ihre Aufmerksamkeit auf das Spiegelbild des Zugabteils. Und was sie da sah, war durchaus spannend: Der schüchterne Sportler richtete gerade sein Smartphone auf sie. Eine kaum merkliche Druckbewegung mit dem Daumen. Eine zweite. Eine dritte. Dann legte er das Smartphone beiseite.
Bridget tat so, als habe sie die Stalker-Aktivitäten des Mannes nicht bemerkt. Stattdessen griff sie nach ihrer Handtasche und holte ihren Lippenstift heraus. Normalerweise besserte sie ihr Make-Up mit Hilfe der Selfie-Kamera ihres Smartphones nach. Dem jungen Spanner zuliebe würde sie heute die Spiegelung des Zugfensters nutzen, um das Rot ihrer Lippen zu akzentuieren. Kaum hatte sie den Lippenstift herausgedreht und ihren Oberkörper zum Fenster gedreht, zückte ihr Sitznachbar erneut das Smartphone. Einmal, zweimal, dreimal. Seine Fotosammlung wurde im Sekundentakt größer.
Als Bridget mit ihrem Makeup zufrieden war, öffnete sie die Riemchen ihrer Absatz-Sandalen, schlüpfte aus ihren Schuhen und massierte ihre Fußsohlen. In Wirklichkeit schmerzten ihre Beine gar nicht, aber vielleicht hatte der Sportler ja eine Schwäche für schön pedikürte Füße? Sein Handy war aktiv, soviel war klar.
Bridget beschloss, sich beim Automaten einen Cappuccino zu holen. Erstens hatte sie Lust auf einen Kaffee und zweitens konnte sie auf diese Weise dem dahinschmachtenden Fotokünstler einen Blick auf ihren runden Arsch bieten. Bevor sie sich erhob, kramte sie extra lange in ihrer Handtasche, auf der vermeintlichen Suche nach ihrem Scheckkarten-Etui. Dann stand Bridget langsam auf und schlenderte wie ein Model auf dem Laufsteg in Richtung Heißgetränke-Automat. Sie war sich sicher, dass die Smartphone-Kamera des Knaben gerade auf Hochtouren lief und zahllose HD-Fotos von ihrem in glänzend braunem Leder steckenden Po anfertigte. Vielleicht lief sogar der Film-Modus?
Wenig später kehrte Bridget mit dem Pappbecher in der Hand an ihren Platz zurück. Der Mann spielte noch immer mit seinem Smartphone. Hinter ihm, auf der Trennscheibe zum Abteil zweiter Klasse, spiegelte sich das Display seines Gerätes und Bridget sah – nicht ohne Stolz – ihren knackigen, runden Arsch, der den schmalen Zugkorridor entlangwackelte.

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