Susannes Geschichte

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Susannes Geschichte

Susannes Geschichte

Martin Kübler

Stell Dir vor, Du spazierst durch die Straßen einer fremden Stadt. Die Sonne scheint, es ist drückend heiß. Die Hitze macht Dich müde und benommen und Du sehnst Dich nach etwas Schatten und kühler Luft.
Vor Dir steht ein alter Torbogen, rote Backsteine die in der Hitze glühen. Du trittst unter den Bogen, eine angenehme Kühle empfängt Dich und Du beschließt, Dich im Schatten des Torbogens eine Weile auszuruhen.
Bänke gibt es keine und so setzt Du Dich einfach auf den Boden und lehnst Dich an die kühle Steinwand.
Die Innenmauern des Tores sind unverputzt und Du spürst deutlich die Konturen der Steine in Deinem Rücken. Du streckst Deine Beine aus, Dein Kleid rutscht ein bißchen hoch und die Pfastersteine schmiegen sich and Deine Kniekehlen. Das Pflaster ist kalt und erstaunlich glatt. Du schließt die Augen und genießt den Kontrast zwischen den rauhen Backsteinen gegen die Du lehnst und den glatten Pflastersteinen auf denen Deine Beine liegen.
Deine Hände streichen über das Pflaster und Du denkst an all die Menschen, die seit Bestehen des Torbogens über diese Steine gelaufen sind, als Deine linke Hand plötzlich auf etwas zu liegen kommt, das sich so gar nicht pflastermäßig anfühlt. Du öffnest die Augen und entdeckst ein kleines, altes Buch mit verstaubtem Einband und vergilbten Seiten, das in einer Pflastermulde liegt.
Neugierig hebst Du es auf, legst es in Deinen Schoß und betrachtest es von allen Seiten. Eine merkwürdige Hitze scheint von dem Buch auszugehen, obwohl es sich genauso kalt anfühlt wie das Pflaster auf dem es lag. Die Stelle an der das Buch in Deinem Schoß liegt erwärmt sich, Wärme pulsiert durch Deine Beine und Deinen Bauch - Wärme, die direkt aus Deinem Körper zu kommen scheint, anstatt von außerhalb.
Du schlägst das Buch auf und blickst auf eine Bleistiftzeichnung zweier Hände. Beide Hände wenden Dir die Innenseiten zu, fragend, als ob sie auf eine Antwort von Dir warten würden. Fast scheint es so, als ob Dich die Hände beobachten würden, was Dir unangenehm ist.

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