Sven, Ela und andere Irrwege

Josie

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Sven, Ela und andere Irrwege

Sven, Ela und andere Irrwege

Gero Hard

„Es reicht Josie, ich bin nicht scharf auf die Details, echt nicht!“
„Na gut. Aber bevor du mich heute morgen abgeholt hast, hatte ich einige Nachrichten von ihr auf dem Handy, weil ich mich nach der Aktion nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Was soll ich sagen … Sven war ein Thema, er hat nach mir gefragt und auch, ob wir so ein Event wiederholen wollen. Ich will dich nicht anlügen Chris, ich hatte sofort wieder die Bilder im Kopf.“
„Und, willst du?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Eigentlich? Also doch!?“
„Sein Schwanz war der erste, bei dem ich schon beim bloßen Ficken heftige Orgasmen hatte. Sein Ding war wirklich der Hammer!“
„Das heißt also, mein Pimmel ist dir zu klein. Ist es das, was du mir sagen willst?“
„Nein, so ist das nicht Chris! Es ist geil mit dir. Vorhin hatte ich ja auch einen Abgang.“
„Echt? Hab ich gar nicht gemerkt.“
„Weil du in dem Moment selbst abgespritzt hast. Das liegt an diesen blöden Gummis. Ich mag sie nicht. Ich verhüte mit Pille.“
„Was auch bedeutet, dass du mit den Typen immer ohne gefickt hast.“
„Nein, mit Sven und … dem anderen, nur mit Gummi. Aber sonst … schon mal …“
„Nichts aber! Jetzt erst recht nicht mehr ohne, Josie, soviel steht fest! Außerdem hast du meine Frage noch nicht beantwortet. Willst du wieder mit Sven und seinen Kumpels ficken?“
„Nein, wirklich nicht!“
„Ich glaube, jetzt hast du mich das erste Mal belogen! Darüber muss ich nachdenken. Ehrlichkeit ist, was ich unbedingt erwarten kann und will. Genau wie Loyalität und Vertrauenswürdigkeit. Überleg mal, womit wir jeden 
Tag arbeiten.
Ok, jeder hat geheime, geile Fantasien. Manche leben sie aus, manche nicht. Wenn ich mir deiner aber nicht sicher sein kann, der Person, die mir in allem am nächsten steht, meine intimsten Geheimnisse kennt, jeden Tag mit meinem Sohn umgeht, dann hat das keinen Sinn, Josie!
Was glaubst du, wie es Falk gehen würde, wenn er dich nicht mehr sehen dürfte. Du wärst dann wieder eine von den wenigen Frauen, die ich in mein Herz gelassen habe, und von denen ich ausnahmslos enttäuscht wurde.“
„Chris, ich liebe dich wirklich! Beim Leben meiner Eltern, nie wieder wird es eine Wiederholung geben. Ich schwöre es!“
„Und Ela, wie wollen wir mit ihr umgehen?“
„Wir?“
„Na klar, wenn sie es sein wird, die einen Keil zwischen uns treiben wird, dann geht es mich auch an. Gib mir ihre Telefonnummer und ihre Adresse.“
Seine Stimme war fest und klang sehr bestimmend. Die Schärfe, mit der er seine Worte würzte, ließen keine Widerrede zu. Abgesehen davon gehörte es zu der Ehrlichkeit, die er zu Recht gefordert hatte. Nach seiner Ansage hätte ich mich auch nicht getraut, ihm zu widersprechen, deshalb schickte ich ihm gleich den Kontakt aus meinem Handy zu.
Es piepte auf seinem Nachtschrank. Kurz sah er sich die Informationen an, die auf seinem Display aufleuchteten. Dann nickte er, legte das Telefon zurück und küsste mich.
„Ich bin auf morgen gespannt.“, flüsterte er. „Die werden Augen machen, wenn wir zusammen in die Firma kommen. Darf ich dann deine Hand halten, oder ist es dir peinlich?“, ergänzte er.
„Wie kommst du darauf, dass es mir peinlich wäre? Ich bin stolz, deine Freundin zu sein. Ich liebe dich doch. Peinlich … was für ein Blödsinn!“
„Ich liebe dich auch Josie. Bedingungslos! Bitte tritt das nicht mit Füßen. Wenn es aus deiner Sicht nicht passt, dann warte nicht zu lange und sei bitte ehrlich.“
„Das verspreche ich dir hoch und heilig Chris.“
„Gut. Dann wäre das zu Ende besprochen. Schlaf gut, Schönheit.“
Chris kuschelte sich eng an meinen Rücken und nahm mich fest in seine Arme. Wie ich es am liebsten hatte, legte er seine Hände auf meinen Bauch und auf eine meiner Titten. Sofort durchströmte mich wieder ein warmes Gefühl. Seine Finger, die sanft das weiche Fleisch kneteten, die Finger, die über mein Schambein strichen, machten aus dieser Wärme wieder eine sofort präsente Geilheit. Dazu sein Bringer, der sich wieder aufgerichtet hatte und an meinem Hintern zu spüren war.

****

Die Glastür schob sich zur Seite. Iris, stand mit offenem Mund auf und begrüßte uns freundlich.
„Guten Mo …r … gen, Herr Reichelt! Hallo, Frau Schäfer!“, wurde ihre Stimme immer leiser.
„Hallo Iris, gibt’s was Neues?“, hielten wir vor ihrem Tresen an. Chris hatte seinen Arm provokativ um meine Hüften gelegt und mich dicht an sich herangezogen.
„Bei mir nicht. Aber bei Ihnen offensichtlich.“
„Offensichtlich, das stimmt! Und deshalb ordne ich an, dass Frau Schäfer ab sofort mit dem gebührenden Respekt behandelt wird. Klar?“
Iris ließ sich langsam wieder auf ihren Bürostuhl sinken. Ihr hatte es nach der Ansage nun völlig die Sprache verschlagen. Um das Chaos in ihrem Kopf perfekt zu machen, küsste mich Chris, noch bevor sie sich von ihrem ersten Schock erholt hatte.
Im Aufzug konnte ich nicht anders, als ihn zu umarmen und meine Lippen spüren zu lassen. Wir standen noch dicht voreinander, als in der Chefetage die Aufzugtür zur Seite schwebte.
Karo erwartete uns schon wissend. „Iris?“, fragte ich. Was sie lachend mit ‚Daumen hoch‘ quittierte.
„Karo, bitte veranlasse, dass das Audi Cabrio heute noch zugelassen wird. Egal, wie viele Angestellte von der Behörde du dafür bestechen musst. Und du Schatz, gibst der lieben Karo deinen alten Fahrzeugschein, damit deine alte Verkehrsgefährdung gleich abgemeldet werden kann. B-JS 1995, richtig, oder?“
„Ja, das war mein altes Kennzeichen. Aber das ist doch dein Auto.“
„Hase, hast du mir gestern nicht zugehört? Seit gestern ist es deins.
Karo, den Fahrzeugbrief raussuchen und in Josie’s Büro damit.“
„Wierd challes erlädigt Scheff. Kaffää für euch zwei?“, ihr russischer Akzent war irgendwie niedlich.
Chris drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. „Bist ein Schatz, Karo! Was würde ich nur ohne dich machen?“
Die erste Aufregung war überstanden. Langsam kam ich zur Ruhe und fuhr erstmal den Rechner hoch. Die Arbeit würde mich wieder erden. Die letzten zwei Tage hatten es echt in sich. Die Bootstour, die Liebesgeständnisse, die vielen schönen Stunden mit ihm und Falk, die tiefgründigen Gespräche mit Franzi, die aufreibende Unterhaltung gestern, von der ich erst dachte, sie würde mich meine gerade neu begonnene Beziehung kosten, und nun die Blicke der Kollegen, die mich ganz sicher in den nächsten Tagen treffen würden. Gönnerhafte, glückliche, neidische, eifersüchtige und abfällig-verachtende, alles wird dabei sein.
Es klopfte. Ich drückte die Freigabe und das Milchglas meiner Bürotür wurde durchsichtig. Lydia und Manuela, die Buchhalterinnen, standen vor der Tür und strahlten über mindestens vier Backen. Sofort kamen sie um meinen Schreibtisch herum und nahmen mich in ihre Arme.
„Du und Chris? Ohne Witz? Das ist ja geil! Herzlichen Glückwunsch!“
„Woher …? Iris!“
Beide nickten strahlend. „Freut uns wirklich für euch. Ich hab das ja gleich gesehen, als er dich vor Wochen vorstellte. Seine Augen haben gefunkelt wie Edelsteine. Josie, Süße, den halte dir mal warm, er ist ein toller Kerl.“
Karo kam mit dem Kaffee und nahm auch gleich meinen alten Fahrzeugschein und den Schlüssel zu meinem Gefährten mit, der mir lange Jahre treu gedient hatte, aber zuletzt dann doch hier und da kränkelte. Es hätte mich vor ernsthafte Probleme gestellt, mir ein gebrauchtes neues Auto zu kaufen, doch nun hatte sich das von ganz allein erledigt, dank Chris, wie so oft.
In der Mittagspause wurde ich dann, wie zu erwarten war, noch von ein paar anderen Kollegen angesprochen, ob die Gerüchte denn wahr seien, die seit heute morgen die Runde machten. Manchen war es egal, andere gratulierten, wieder andere wandten sich ab, als sie mich sahen. Sie würden sich schon daran gewöhnen, wenn sie erst merkten, dass ich mich dadurch nicht veränderte. Nun war es also rum! Iris hatte ganze Arbeit geleistet. Mir sollte es recht sein, dann wurde dem Gerede sofort der Nährboden entzogen.

Zwischendurch nutzte ich die Zeit, und räumte meinen alten Golf aus, den man in den nächsten Tagen abholen und seiner letzten Ruhe zuführen wollte. Gegen 16 Uhr durfte ich mich dann das erste Mal in ‚den neuen‘ setzen und eine Runde drehen. Er war auf Hochglanz poliert und vollgetankt worden. Bevor mir Chris den Autoschlüssel in die Hand drückte, legte er einen dicken Strauß langstieliger, roter Rosen auf den Beifahrersitz. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, mich vorher beherzt in die Arme zu nehmen.

****

Es vergingen etwa vier Wochen, in denen sich die Lage in der Firma beruhigte. Alle gingen wieder ihrer Arbeit nach und kümmerten sich nicht mehr um Chris und mich. Nur Iris gab sich nach wie vor seltsam, vor allem mir gegenüber. Aber auch Chris hatte nicht mehr den Status, ihr Lieblingschef oder eben auch der potenzielle Mann an ihrer Seite zu sein. Ihre Begrüßungen morgens fielen sehr knapp, oft abfällig, und immer mit verächtlichem Blick, aus.
Eines Morgens, ich hatte mir gerade einige Unterlagen auf den Schreibtisch gelegt, brachte Chris einen Umschlag und legte ihn vor mich.
„Sieh hinein!“, klang er ernst.
Zum Vorschein kamen neben bestimmt 40 aussagekräftigen Fotos ein umfangreicher Bericht eines Privatdetektiven. Sven und Herpes erkannte ich sofort. Aber einige Aufnahmen später tauchten auch Ela und zwei anderer meiner Freundinnen auf. Aufgenommen, in eindeutigen Posen, meistens nackt, oft mit steifen Schwänzen und offenen Löchern. Den Bericht überflog ich nur schnell, zum langsamen Lesen war er zu lang.
Darin stand, dass Sven der Kopf einer Zuhälterriege war, die Mädchen in dem Hinterzimmer des Clubs für Geld anboten. Vorher wurden sie mit Geld oder mit geilem Sex gefügig gemacht, oder die Notsituationen der Mädels wurden ausgenutzt. Deswegen waren es oft arbeitslose Frauen oder Hartz-IV-Empfängerinnen, die sich dort unter dem Schutz von Sven den Männern hingaben, oder junge Mädchen, denen dort schnelles, leicht verdientes Geld versprochen wurde. Berichtet wurde von Orgien, ausschweifendem Gruppensex, bei dem es so gut wie kein Tabu gab.
„Willst du das? Ist es das, wo du landen möchtest? Und nur deshalb, weil der Typ einen Monsterpimmel hat und dich schwindelig gefickt hat? Lies das in Ruhe und heute Abend möchte ich eine ehrliche Antwort darauf.“
Chris war sauer, sein Tonfall verriet das deutlich. Um seinen Worten die nötige Deutlichkeit zu verleihen, tippte er fest mit der Zeigefinger auf den Bericht, den ich entsetzt auf den Tisch fallen gelassen hatte. Er drehte sich ohne weitere Worte um und verließ mein Büro.

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