Swenja

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Swenja

Swenja

Jürgen Lill

Ich war noch immer völlig verwirrt und weiß nicht, worüber ich mich am meisten wunderte; darüber, dass Swenja einfach meine Gedanken las, oder darüber, wie sie sprach. Das waren nicht die Worte einer zwanzig Jahre alten Frau, in der ich noch immer ein jüngeres Mädchen sah. Es klang für mich wie die Stimme eines Engels. Swenja, die ‘junge Kriegerin’ hatte alle meine Mauern niedergerissen und mein Herz im Sturm erobert. Und doch war sie eine reine Seele, die trotz der erotischen Anziehungskraft, die zwischen uns herrschte, nur aus Licht zu bestehen schien. Obwohl sie sich dieser Kraft ebenso wenig entziehen konnte wie ich, wollte auch sie nicht, dass jemand verletzt wurde. ‘Mach keine Heilige aus mir, Josh’ erwiderte Swenja jetzt wieder stumm auf meine Gedanken und forderte mich zum zweiten Mal auf, Selina zu rufen. Um ihre Lippen spielte dabei ein leises Lächeln und sie öffnete matt ihre Augen, deren grünes Feuer mich sofort wieder versengte. Die Situation war aber nicht die, in der ich einen lauten Ton von mir hätte geben wollen oder können. Die Mattigkeit der eben erlebten Ekstase …
Kann man das Ekstase nennen? Meinen Orgasmus, der ohne jede Berührung erfolgt war und Swenjas Orgasmus, den sie nur durch meine Küsse auf ihren Brüsten erlebt hatte!? Wir waren beide auf so ungewöhnliche und wie ich eingestehen muss, unglaubliche Art zu so intensiven sexuellen Höhepunkten gelangt, wie man sie vielleicht nur einmal im Leben erlebt. Ja, ich glaube, das kann man Ekstase nennen.
Die Mattigkeit dieser eben erst erlebten Ekstase lag noch wie ein schwerer Mantel des Glücks über uns gebreitet. Ein lauter Ruf hätte diesen Mantel zerschnitten, wie der kalte Wind einer sibirischen Winternacht in die nackte Haut schneiden würde. Ganz behutsam hob ich Swenja wieder hoch und trug sie zurück zur Decke, auf der ich sie ebenso behutsam wieder ablegte.
Mein Blick suchte Selinas Augen, vor denen ich in gewisser Weise ganz offen Sex mit Swenja gehabt hatte. Ich befürchtete, in ihnen so etwas wie Traurigkeit oder Schmerz zu entdecken. Aber Selinas Blick zeigte nichts dergleichen. Ich las in ihm eine eigenartige Faszination und Anteilnahme an den Geschehnissen.
„Ich liebe Dich!“ flüsterte ich, nahm Selinas Kopf zärtlich in meine Hände und bedeckte ihre Lippen mit einem langen, innigen Kuss. Selina erwiderte den Kuss voller Hingabe. Diese innige und vertraute Liebe und Hingabe waren es, die es mir beinahe unbegreiflich erscheinen ließen, dass ich eine andere Frau überhaupt begehren konnte. Aber zu behaupten, dass ich in dieser Hinsicht besser wäre als irgendein anderer Mann, wäre zu heuchlerisch, als dass ich den Versuch überhaupt wagen möchte. Seit ich mit Selina zusammen war, hatte es tatsächlich keine andere Frau für mich gegeben. Ich hatte die Frauen immer nur durch den Sucher meiner Kamera begehrt. Nur einmal hatte Selina mir eine Nacht geschenkt, in der sie mich zusammen mit einer anderen Frau verwöhnt hatte. Ich glaube zwar, sicher zu wissen, wer diese Frau gewesen war, doch meine Augen waren während dieser Nacht verbunden gewesen und ich hatte sie deshalb nicht sehen können. Und um das Geheimnisvolle dieser Nacht nicht zu zerstören, haben wir auch später niemals darüber gesprochen.
Vielleicht hatte ich vor dieser Nacht meine eigene Untreue nur durch das Objektiv meiner Kamera gefiltert. Nach dieser Nacht war mir wieder bewusst geworden, dass auch andere Frauen sich gut anfühlen, gut riechen und gut schmecken konnten. Trotzdem war ich in meiner Treue zu Selina weiterhin unerschütterlich geblieben – bis jetzt! Und jetzt, wo zwischen Swenja und mir mit der Gewalt eines Orkans etwas entstanden war, das ich nicht einmal annähernd begreifen konnte, da war das noch nicht einmal ein Fremdgehen, denn Selina tolerierte es nicht nur, sondern sie selbst war die treibende Kraft dabei gewesen, dass ich mich meinen Gefühlen stellte.  
Während Selina und ich uns noch in diesem unendlich liebevollen Kuss vereinigten, spürte ich Swenjas kleine Hände zärtlich meinen Rücken berühren. Sie streichelte sanft von meiner Hüfte aufwärts bis zu meinen Schultern und dann unter meinen Armen hindurch, umarmte mich und schmiegte sich an mich. Ich spürte, wie ihre kleinen Brüste sich gegen meinen Rücken pressten und ihre Lippen meinen Nacken küssten. Dann löste sie sich wieder von mir.
Als ich mich nach einigen Augenblicken zu ihr umwandte, sah ich, dass sie am Ufer des Meeres stand und in die Ferne blickte, während die am Strand auslaufenden Wellen ihre Füße umspülten.
„Geh zu ihr!“ forderte Selina mich auf. Ich war hin- und her gerissen zwischen den beiden, wollte bei jeder sein, ohne mich dabei aber von einer von ihnen entfernen zu wollen. Irgendwie spürte ich in dem Moment, dass ich der Situation nicht gewachsen war. Vielleicht hätte ich eine Frau lieben können und eine andere begehren; aber zwei Frauen gleichzeitig zu lieben und auch zu begehren, damit wusste ich einfach nicht umzugehen.
„Warum“, fragte ich Selina, während ich ihr so tief in die Augen blickte, dass ich im Grunde ihrer Seele schon die Antwort auf die Frage zu finden hoffte, „Warum tust Du das alles?“
Selinas Ausdruck wurde sehr nachdenklich und fast träumerisch. Ihr Blick wanderte an mir vorbei und suchte die kleine, nackte Gestalt von Swenja, die so einsam und verloren auf dem riesigen, fast menschenleeren Strand wirkte. Swenja wandte sich zu uns um und winkte uns lächelnd zu.
„Was ist die Essenz der Liebe?“ fragte Selina in Gedanken versunken. Ich zuckte unbewusst mit den Schultern. Ich wusste keine Antwort auf diese Frage, die auch keine Antwort auf meine Frage gewesen war. Selina blickt mir wieder in die Augen und fragte weiter: „Wenn Du Dich zwischen Swenja und mir entscheiden müsstest, …?“
Sie vollendete den Satz nicht und ließ die Frage unausgesprochen. Ich nahm ihr Hände, zog sie an meine Lippen und küsste sie, bevor ich als Antwort noch einmal die Frage stellte: „Warum tust Du das?“
„Weil“, begann Selina ganz leise, „ich Dich liebe!“
Ich schüttelte verständnislos den Kopf, weil die Antwort meine Frage nicht zu beantworten schien. Selina schenkte mir ein ermutigendes Lächeln und erklärte: „Ich habe noch nie eine so starke Kraft gespürt, eine solche Magie und Energie, wie sie zwischen Swenja und Dir besteht. Dem kann ich mich nicht entgegenstellen. Und ich will es auch nicht. Alles, was ich will, ist, dass Du glücklich bist!“
„Ich bin glücklich mit Dir!“ versicherte ich und drückte Selinas Hände wieder an meine Lippen.
„Und ich bin glücklich mit Dir!“ erwiderte Selina und zog nun ihrerseits meine Hände an ihre Lippen.
„Und was soll ich jetzt tun?“ fragte ich, da ich nun überzeugt war, dass Selina doch unter der Situation litt. Selina lächelte mich wieder an und antwortete: „Hab ich doch gesagt; Geh zu ihr!“
Es gibt Momente, in denen ich überzeugt davon bin, dass Männer und Frauen einfach nicht dieselbe Sprache sprechen. Das war einer dieser Momente!
Natürlich, ich wollte zu Swenja gehen. Ich wollte sie nicht so verlassen und einsam stehen lassen. Aber ich wollte auch Selina nicht verlassen, um zu Swenja zu gehen. Meine Gedanken purzelten, wie ein einstürzendes Kartenhaus durcheinander, ohne dass ich in der Lage gewesen wäre, auch nur einen einzigen von ihnen festzuhalten. Kurz entschlossen und ohne, dass ich hätte erklären können, warum, nahm ich Selina bei der Hand, sagte „Komm mit!“ und zog sie sanft mit mir mit zu Swenja.
Neben Swenja blieb ich stehen, schob Selina behutsam vor mich und legte zärtlich meine Arme um ihren Körper. Mehrere Minuten blickten wir schweigend aufs Meer hinaus. Ich versuchte, meine Gedanken so weit zu ordnen, um in dieser Situation irgendetwas Sinnvolles sagen zu können. Aber es gelang mir nicht. Ich genoss das vertraute und erregende Gefühl von Selinas nacktem Körper in meinen Armen und spürte trotzdem diese Anziehungskraft, die von Swenja ausging und der ich mich nicht entziehen konnte.
‘Hast Du Angst vor mir?’ hörte ich plötzlich Swenjas Stimme in meinem Kopf fragen. Ich sah sie an, sog den Anblick ihrer Schönheit in mich auf und antwortete so, dass auch Selina es hören konnte: „Ich hab Angst vor meinen eigenen Gefühlen.“
Swenja sah mir tief in die Augen und ihr Blick durchdrang meinen ganzen Körper und ließ mich vor Sehnsucht und Begierde erschaudern.
„Ihr beiden liebt Euch so sehr!“ sagte Swenja mit leiser, sanfter Stimme.
„Und ihr beide liebt euch mindestens ebenso sehr!“ erwiderte Selina genauso leise darauf.
„Ich habe so eine Macht noch niemals gespürt!“ bestätigte Swenja, erklärte dann aber trotzdem: „Aber wenn Josh sich zwischen uns beiden entscheiden müsste, dann würde er sich für Dich entscheiden. Ihr seid über Jahre zusammengewachsen.“
Da ich Swenja auch liebte und sie nicht aufgeben wollte, versuchte ich, eine andere Lösung für den Fall zu finden, dass ich mich wirklich hätte entscheiden müssen. Aber irgendwo tief in meinem Innern wusste ich, dass Swenja Recht hatte. Selina war ein Teil von mir geworden, den ich mir niemals hätte herausreißen können.
„Du musst Dich aber nicht entscheiden!“ wandte sich Swenja jetzt an mich. Ich starrte sie voller verzweifelter Panik an. Die Konsequenz dessen, was sie gesagt hatte, schnürte mir den Hals zu. Als es mir schließlich gelang, mich endlich wieder zu artikulieren, fragte ich nur: „Du willst gehen?“
Swenja schüttelte den Kopf und ich sah Tränen in ihren Augen schimmern, als sie fast flüsternd antwortete: „Nein!“
Ich beobachtete eine Träne, die über ihre Wange rann und auf ihre rechte Brustwarze tropfte, wo sie in tausende kleine Kristalle zersprang.
Selina hatte sich aus meinen Armen befreit, ohne dass ich mir dessen bewusst geworden war. Jetzt schob sie mich zu Swenja, die ich sofort an mich zog. Ich wünschte, ich hätte sie trösten können, oder zumindest mich selbst. Aber die Macht der Gefühle war stärker als wir.
„Ich habe noch zwei Tage!“ erklärte Swenja. „Dann muss ich gehen!“
„Und dann?“ fragte ich verzweifelt. „Werden wir uns wieder sehen?“
„Ich weiß es nicht.“ antwortete Swenja. Und ihre Stimme war jetzt so schwach, dass ich sie mehr mit dem Herzen, als mit den Ohren hörte. Ihre Tränen brannten auf meiner Brust, während sie leise schluchzte.
Warum, fragte ich mich, ist immer alles so kompliziert?
Diesmal bekam ich keine Antwort von Swenja. Ich hielt sie fest und bedeckte ihre Stirn, ihre Augen, aus denen noch die Tränen rannen und ihre Lippen mit sanften Küssen, die Trost spenden sollten und dabei nur eine Leidenschaft entfachten, die wir beide nicht kontrollieren konnten. Und jetzt hatten wir begonnen, diese Leidenschaft zu fürchten. Swenja klammerte sich an mich. Ihr geschmeidiger, junger Körper schmiegte sich verzweifelt an meinen und unsere Herzen schlugen laut und im selben Takt.
Was unternimmt man zwei Tage lang im Paradies, wenn man weiß, dass man nach Ablauf dieser Frist sterben muss, dass der Himmel über einem zusammenstürzt und einem das Herz aus der Brust gerissen wird? Lebt man diese zwei Tage so intensiv, wie man noch keinen Tag zuvor gelebt hat und genießt man jeden verbleibenden Augenblick mit jeder Faser seines Körpers und jedem Schlag seines Herzens, glücklich und von Dankbarkeit erfüllt für das Geschenk dieser zwei Tage? Oder verbringt man diese Zeit in tiefster Verzweiflung, fühlt, wie sich der Strick um den Hals des eigenen Glücks unaufhörlich weiter zuzieht, hadert mit dem Schicksal und verflucht alle Götter für das grausame Spiel, das sie mit den Menschen treiben?
Ich tendierte mehr zu Zweiterem und zürnte den Göttern dafür, dass sie mich eine Liebe kosten ließen, nur um sie mir dann wieder zu entreißen. Ich wäre zu jedem Handel bereit gewesen und hätte meine Seele dem Meistbietenden dafür überlassen, dass ich den Rest meines Lebens glücklich mit Selina und Swenja hätte verbringen dürfen. Aber die Götter verhandeln nicht mit den Menschen. Und nicht einmal der Teufel ließ sich auf den Deal ein.
„Sei nicht traurig, Josh!“ flüsterte Swenja mit tränenerstickter Stimme. Sie wollte mich trösten, obwohl ihr eigenes Herz zerbrach.
Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass, was immer auch mit Swenja und mir geschah, nicht von Dauer sein konnte. Ich wollte Selina die Schuld dafür geben, dass sie mich dazu gedrängt hatte, mich meinen Gefühlen zu stellen, als ich noch geglaubt hatte, mich dagegen wehren zu können. Aber das konnte ich nicht. Ich konnte Selina nicht für ihre selbstlose und grenzenlose Liebe zu mir verurteilen.
„Was sollen wir jetzt tun?“ fragte ich Swenja, während ich ihr tröstend über die Haare strich.
Es dauerte noch einige Minuten, bis Swenjas Tränen versiegt waren. Dann hob sie den Kopf und blickte mich zärtlich an. Das Grün ihrer Augen war durch ihre Tränen dunkel geworden und erinnerte mich an die Farben eines tropischen Regenwaldes, als sie mir antwortete: „Lass uns das Geschenk annehmen, Josh. Und sei nicht böse auf das Schicksal, denn es hat uns hier zusammengeführt.“
„Aber …“ wollte ich anfangen zu klagen. Swenja schnitt meine Worte mit einem zärtlichen Kuss ab. Als ihre Lippen meine berührten, konnte ich nur noch das Glück dieses Augenblicks fühlen und alle negativen Gedanken und Gefühle fielen von mir ab.
Obwohl wir wussten, dass unser Glück nur von begrenzter Dauer war, konnten wir es festhalten und genießen, solange die Zeit uns dafür blieb. Selina, Swenja und ich verbrachten die Tage voller Liebe und Harmonie. Wir trugen in dieser Zeit nicht eine Sekunde lang Kleidung, verbrachten die Tage am Strand und rutschten in den Nächten im Zelt ganz dicht aneinander. Wir versteckten unsere gegenseitige Begierde nicht voreinander, berührten uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit und Swenja und ich schafften es sogar, uns mehr und ausgiebiger zu berühren und dabei unsere Orgasmen immer länger hinauszuzögern. Auf diese Weise lernte ich immer neue Stufen der Lust und der Erregung kennen, und auch eine vom sexuellen Aspekt völlig unabhängige, tief verwurzelte Liebe, die älter zu sein schien als unser Leben selbst.
In dieser Zeit erfuhr ich auch, dass Swenja keine Kontaktlinsen trug und das intensive Grün ihrer Augen tatsächlich echt war.
Obwohl Selina und, wie ich annehme, auch Swenja absolut heterosexuell waren, sah ich am letzten Abend, wie Swenja hinter Selina kniete und ihr einen Zopf flocht. Dabei sprach Swenja lange, ernst und leise zu Selina, die ihr still und ebenso ernst zuhörte, ohne sie zu unterbrechen. Als Swenja mit dem Zopf fertig war, küsste sie ganz zärtlich Selinas Nacken. Und Selina schloss dabei die Augen und genoss den Kuss sichtbar. Dann drehte sie sich zu Swenja um und umarmte ihre ‘kleine Schwester’, wie sie sich angewöhnt hatte, Swenja zu nennen. Lange lagen sich die beiden so in den Armen. Und obwohl diese Geste nichts Erotisches an sich hatte, war es ein erregender Anblick, zu sehen, wie sich ihre Brüste sanft aneinanderschmiegten.
In der Nacht, bevor Swenja abreisen musste, befürchtete ich, kein Auge zu zubekommen. Aber eigenartigerweise schlief ich wie ein Toter. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, in dieser Nacht etwas geträumt zu haben.
Als ich am Morgen aufwachte, war Swenja weg. Selina schlief noch neben mir, wachte aber durch meine Bewegung ebenfalls auf. Voller böser Vorahnungen lief ich aus dem Zelt. Swenja war verschwunden. Sie hatte mir und auch sich selbst den Schmerz eines Abschieds erspart und war aufgebrochen, als ich noch friedlich geschlummert hatte. In den weichen Sand des Strandes war ein riesiges Herz gemalt, in dem der Wind die Worte ‘Ich liebe Dich Josh – für immer – Swenja’ bereits zu verwischen begann.
Ich fiel mitten in dem Herz auf Swenjas Liebeserklärung auf die Knie, ließ den Sand über meinen Kopf rieseln und – ich gebe es zu – Ich begann zu weinen! Zuerst liefen lautlos meine Tränen und meine Trauer lähmte mich, doch dann begann ich lauthals zu schluchzen.
Nach wenigen Augenblicken legten sich Selinas Arme von hinten um mich, hielten mich und gaben mir Halt.
„Ich bin da, Josh!“ flüsterte sie zärtlich und wiegte mich wie ein kleines Kind in ihren Armen, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
Selina war für mich da und ich weiß, sie wird immer für mich da sein, so wie ich für sie da bin.
Ich drehte mich zu ihr um und wir umarmten uns mit all unserer Liebe.
Die Trauer über meinen Verlust ließ mich die uns verbleibenden Tage unseres Urlaubs nicht mehr so recht genießen und der Strand auf der Insel Schiermonnikoog wurde mir plötzlich unerträglich. Selina spürte es. Und bis der Wind die letzten Spuren von Swenjas Botschaft an mich vom Strand geweht hatte, hatte sie bereits unser Zelt abgebaut und unsere Sachen gepackt. Die letzten Tage unseres Urlaubs kutschierten wir durch Holland, sahen uns viele Orte und Sehenswürdigkeiten an und gönnten uns sogar, ein paar mal auszugehen.
Selina tat alles, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Und ich rechnete es ihr hoch an, dass sie nie von mir erwartete, dass ich ihr Fröhlichkeit vorspielte.
In gewisser Weise mag ich solche Urlaube, in denen man immer unterwegs ist, im Auto schläft und Land und Leute kennen lernt. Ich mag sie sogar lieber als reine Urlaube am Strand. Selina und ich verstanden uns in diesen Tagen fast wortlos, was nicht nur an meiner Schweigsamkeit lag. Wir spürten diese innige Verbundenheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das uns über die Jahre unserer Beziehung immer fester zusammengeschweißt hatte.
Selina ist die große Liebe meines Lebens!
Und doch werde ich niemals Swenja vergessen können. Und ich werde niemals die Liebe leugnen, die mich auch mit ihr verbunden hat und immer verbinden wird! Oft wenn ich träume, fühle ich das Feuer ihrer grünen Augen auf mich gerichtet. Und nicht selten erwache ich dann nicht nur mit einer Erektion, sondern durch einen intensiv erlebten Orgasmus.
Jedes Mal, wenn Selina davon erwacht, sagt sie mir: „Swenja war wieder bei Dir! Ich hab die Magie gespürt.“
Ich weiß, dass es die Wahrheit ist, wenn sie das sagt, denn auch ich kann die Magie spüren.
Und ich wehre mich nicht mehr gegen sie.
Im Nachhinein bereue ich nur eines, und zwar, dass ich kein einziges Foto von Swenja geschossen habe. Aber vielleicht führt das Schicksal oder ein gütiger Gott, der mir meine lästerlichen Gedanken vergeben kann, uns noch einmal zusammen...

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