Tagelöhner

16 17-26 Minuten 0 Kommentare
Tagelöhner

Tagelöhner

A. David

Jeff ging auf sein Reich zu und verteilte seine wenigen Habseligkeiten. Hinter sich hörte er ein Geräusch. Marie stand hinter ihm mit Bettzeug. „Hier“ sagte sie und streckte ihm die Sachen hin.

Jeff griff danach und bedankte sich. Marie wollte gehen. „Ma’m, können Sie mir helfen? Ich kann kein Bett beziehen.“

Die Rothaarige musterte den Mann. „Na schön, aber das zeig ich dir nur einmal. Dann musst du es können.“ Sie ging auf die Schlafstätte zu, nahm ein Laken und schlug es um die Matratze. Dann nahm sie die Alte Wolldecke, schlug sie ebenfalls in ein Laken und legte sie sorgfältig ab. Dann legte sie noch einmal ein Laken obenauf, das alles bedeckte. Sie bückte sich und bewegte sich, Jeff schaute auf ihren Hintern und hatte den Wunsch, ihn zu berühren. Marie hatte keine tolle Figur, soweit er das beurteilen konnte. Sie hatte wenig Brust, dafür ein paar Kilo zuviel an Bauch und Hüfte, sie war aber nicht dick. Jeff stellte fest, dass sie gut roch und er verspürte noch mehr den Wunsch, sie zu berühren.

Als sie fertig war, drehte sie sich um und ging wortlos. Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. Jeff bedankte sich. Dann ging er an Deck, um beim Ablegen zu helfen. Er hatte noch nie auf einem Schiff angeheuert, aber er war sich sicher, den Aufgaben gewachsen zu sein.

Clarke ließ den Dieselmotor an, der sich unter Ächzen und Qualmwolken ausstoßend in Bewegung setzte. Jeff Conway löste die Leinen. Das erste Seil schaffte er problemlos, bei dem zweiten war das Schiff schon ein wenig in Bewegung. Er stellte sich ungeschickt an und das Seil ratschte über seine Hand. Er verspürte einen brennenden Schmerz und er hatte etwas Haut eingebüßt. Es blutete. Clarke hatte das Ganze beobachtet und lachte meckernd. „Geh unter Deck und lasse Dir ein Tuch geben.“

Jeff ging unter Deck und öffnete die Tür zur Wohn-/Ess-/ Schlafkammer des Käpt’n. Ein spitzer Schrei schallte ihm entgegen. Marie stand splitterfasernackt an der Herdplatte und wusch sich. Sie versuchte zwar noch, ihre Blöße zu bedecken, aber Jeff hatte schon alles gesehen: ihre kleinen, spitzen Brüste und ihre intimste Stelle, die rasiert war. Er hatte schon viele Frauen nackt gesehen und mit ihnen geschlafen, aber das war neu für ihn. Er war fasziniert. Er blieb stehen und starrte sie an.

„Was platzt du hier herein?“ herrschte sie ihn an. Er stammelte, dass er sich verletzt habe und deutete auf die blutende Hand. Er möge sich gefälligst umdrehen, sagte Marie. Jeff tat es und bedauerte, dass nirgendwo ein Spiegel war. Marie zog eilig Bluse und Rock an, dann versorgte sie fachmännisch die Wunde. Sie stand nah bei ihm und Jeff nahm wieder ihren guten Geruch wahr. Sein bestes Stück regte sich. „So, fertig“ sagte Marie, „ab nach oben mit dir.“

Das Schiff erreichte bald die Ladestelle. Jeff machte die Leinen fest. Ein riesiger Berg Kohle lag am Kai. Die nächsten Tage würden die beiden Männer benötigen, die Ladung an Bord zu nehmen. Clarke stellte den Motor ab, dann ging es auch schon los. Der Käpt’n brachte zwei große Schaufeln mit, große Eimer wurden gefüllt, diese in Loren umgekippt und die wiederum wurden mit einem Derrick, einem primitiven Kran, an Bord gehievt und entleert. Clarke war Ende vierzig und nicht mehr ganz fit. Und er genehmigte sich öfter einen Schluck aus einem Flachmann, den er immer bei sich trug. Das war seiner Arbeitsleistung ebenfalls nicht förderlich. Es war klar, dass er Jeffs Tempo, der fast 15 Jahre jünger war, nicht mitgehen konnte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 11322

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben