Tiefen und Höhen

Josie

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Tiefen und Höhen

Tiefen und Höhen

Gero Hard

„Lass nur Chris, ich kümmere mich um ihn. Und Chris, ein kleines, ebenerdiges Haus, vielleicht 80 oder 90 Quadratmeter, damit es mir nicht zuviel wird es sauber zu halten. Vielleicht mit Flachdach, auf dem eine Terrasse ist, am See, dass ich immer eine schöne Aussicht habe, das wünsche ich mir. Ich würde auch die Hälfte der Baukosten dazugeben. “
„Das meine Liebe, kommt überhaupt nicht in Frage! Ich werde dem Weihnachtsmann von deinem Wunsch erzählen!“
„Du meinst Josie, oder? Sie ist ein Goldstück.“
„Kann sein? Ich hab dich lieb, Franzi. Hab ich dir das überhaupt jemals gesagt?“
„Nein! Und das du es jetzt getan hast, bedeutet mir sehr viel.“
****
Chris schlief schon, als ich im kurzen Schlafshirt ins Schlafzimmer kam. Sein gleichmäßiger Atem wurde von ganz leichtem Schnarchen untermalt. Das machte er immer, wenn er rundum zufrieden mit sich und der Welt war.
Langsam hob ich die Decke und schob mich vorsichtig ins Bett. Ich lag noch nicht ganz richtig, stupste das Kopfkissen zurecht, als sich mein Schatz von hinten an mich schmiegte. Seine Hände landeten, wie sollte es auch anders sein, auf meiner Brust. Wie zur Kontrolle, ob auch noch alles an seinem Platz ist, drückte er beide nacheinander, schnurrte kurz wie ein zufriedener Kater und kuschelte sich dann fest an mich.
Lächelnd schüttelte ich kurz den Kopf, weil es wie ein Ritual zu unserem Einschlafen dazugehörte. Hätte er nicht an meine Möpse gegriffen, mir würde was gefehlt haben. Auf meinen Schatz war eben doch Verlass.
„Da bist du ja endlich! Hab dich vermisst.“, murmelte er und küsste mich in den Nacken.
Er spielte noch kurz mit meinen Kuppen, schlief dann aber wieder ein. Na prima, der Kuss in den Nacken und seine Hände auf meinen Titten hatten mich etwas angegeilt. Ok, zum Feuchtwerden hatte es nicht gereicht, aber für ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch war gesorgt.
Ich glaube, Chris war nicht wirklich geil, aber er war hart. Mag sein, dass der Reiz meiner Oberweite, oder vielleicht ein Kopfkino den Knüppel in seiner Shorts anschwellen ließ. Mir war das völlig egal! Hauptsache, ich konnte den Moment so lange auskosten, wie er seine Erektion aufrecht erhalten konnte.
Obwohl ich mich an ihm rieb, mich an ihn drückte, ja sogar seinen harten Bringer zwischen meinen Schenkeln einklemmte, fiel der für meine Begriffe viel zu schnell zusammen. Ok, dann eben nicht. Wecken wollte ich meinen Schatz deswegen auch nicht, was blieb mir also übrig, als auch die Augen zuzumachen.
****
Drei Tage später beerdigten wir Ela. Der Selbstmord war zweifelsfrei festgestellt, deshalb gab es keinen Grund für die Behörden mit der Einäscherung zu warten. Eine schmucklose Urne wurde von einem Herrn im dunklen Anzug zur Beisetzung getragen. Nur etwa fünfzehn Menschen erwiesen ihr die letzte Ehre, wobei ich die meisten davon nicht mal kannte. Und das, obwohl wir mal beste Freundinnen waren. Einfach nur traurig, weil es nur noch deutlicher zeigte, dass unsere Freundschaft wohl doch nicht so dicke war, wie ich immer angenommen hatte.
Im Alltag verblasste die Erinnerung an Ela schnell. Eigentlich viel zu schnell, wenn ich darüber nachdachte, was wir alles zusammen erlebt hatten. Es machte mich nachdenklich zu erkennen, wie wenig Wert diese Erinnerungen hatten.
Allerdings musste ich auch zugeben, dass ich mich mit Schwung in die Arbeit stürzte. Es war, neben den Treffen mit
Freya, die beste Art mich abzulenken. Freya, die zu meiner Vertrauten geworden war, mit der ich über alles reden konnte. Auch außerhalb der Therapiesitzungen, die wir abhielten, wann immer es ihre Zeit zuließ. Freya brachte so viel mehr Lebenserfahrung mit, dass ich mir manchmal im Vergleich zu ihr wie ein kleines, dummes Mädchen vorkam.
Aber es war wertvoll, sie als Freundin zu haben, mit genügend Abstand zur Familie, dass ich ihre Ratschläge dankbar mehr als nur ernst nahm.
Mit ihr sprach ich auch über die ganze Geschichte mit dem Reichtum und meiner Einstellung dazu. Sie war schon ziemlich erstaunt über meine Meinung. Mir war schon klar, dass ich in diesem Fall ein Sonderling war, was sie mir auch bestätigte, aber sie rechnete es mir auch hoch an, mich nicht einfach auf dem Geld von Chris auszuruhen.
Die Gespräche mit ihr brachten zwar keine weltverändernden Ergebnisse, aber es tat gut, mit jemand Außenstehendem
darüber zu sprechen. Freya empfand das übrigens ähnlich gut, außerhalb ihrer Therapiesitzungen mit einer Freundin sprechen zu können, so von Frau zu Frau, über Frauenthemen eben.
Wie gesagt, ich stürzte mich kopfüber in meine Arbeit. Machte sogar Überstunden, weil ich des Öfteren die Zeit vergaß.
Ganz zum Leidwesen von Falk, der mich nun immer ‚Mama‘ nannte. Franzi lächelte immer verschmitzt, wenn sie es hörte, strich dem Jungen übers Haar oder knuddelte ihn dann.
Chris sah ich manchmal tagelang nicht. Oft erst, wenn er todmüde neben mir ins Bett fiel. Seit dem Selbstmord von Ela hatten wir nicht mehr miteinander geschlafen. Meine Blüte drohte zu vertrocknen und sein Stängel zu verkümmern. Komischerweise vermisste ich den Sex auch nicht unbedingt. Klar wäre es schön gewesen, ihn zu fühlen, zu schmusen und liebkosen, ich hätte mich ihm auch ganz sicher nicht verweigert, aber sowohl Chris als auch ich, waren abends einfach zu müde.
Sogar die Pille vergaß ich öfters. Wenn mir dann morgens der Pillenblister in die Hände fiel, ärgerte ich mich zwar, aber zu ändern war es auch nicht mehr. So viel sei vorweggenommen: Von den 21 Pillen waren am Ende des Monats noch 12 Stück auf dem Plättchen. Entsprechend unpünktlich bekam ich dann auch meine rote Woche.
Erst dachte ich …, aber das konnte ja nicht sein, wovon sollte ich schwanger sein. Die letzten zwei Wochen hatte ich den weißen Superdünger weder gesehen noch geschmeckt, geschweige denn, in mir gehabt. Na ja, die rote Flut kam dann ja auch. Ob ich enttäuscht war, meine Regel zu bekommen? Ja, ein bisschen schon. Ein Kind wäre vermutlich die Krönung unserer Liebe. Doch wäre es im Zweifel nicht auch nur ein Grund gewesen, zusammenzubleiben? Im Normalfall vermutlich ja, aber nicht bei Chris. Er hatte mit Falk schon einmal bewiesen, dass ein Kind für ihn kein Grund war, mit der Mutter verbunden zu bleiben. Außerdem wollte ich die Familienplanung nicht ohne Chris machen.
Sah so unser Alltag aus, den ich mir zwar gewünscht, aber deutlich anders vorgestellt hatte? Chris und ich lebten fast aneinander vorbei, hatten einen völlig anderen Schlafrhythmus bekommen. Jetzt war es gut, dass die Villa so viel Abwechslung bot. Wenn ich denn mal früh nach Hause kam, gönnte ich mir mit Falk ein paar schöne, unbeschwerte Stunden im Pool.
Selbst Franzi fiel auf, dass Chris sich verändert und zurückgezogen hatte. Manchmal kam sie mit Falk und mir in den Wellnessbereich und versuchte sein Verhalten zu entschuldigen. Dabei war ich ihm nicht mal böse, sie hatte das nur reininterpretiert und sich unnötig Sorgen gemacht. Eines Abends saß sie dann so lange auf der Treppe im Flur, bis Chris von der Arbeit kam und von ihr abgefangen wurde. Er hatte an diesem Abend eine lange Papprolle unterm Arm und lachte herzhaft, als Franzi ihn von der Seite rund machte.
„Ok, genug jetzt, sofort alle ins Esszimmer!“, fiel er ihr im Befehlston ins Wort.
Fünf Minuten später standen wir alle um den Esszimmertisch herum, auf dem er einige Zeichnungen ausgebreitet hatte.
„Zunächst zu dir Prinzessin: Entschuldige, dass ich dich vernachlässigt habe. Aber ich schwöre, es war für einen guten Zweck. Und nun zu dir Franzi, bevor du dich aufregst: Josie und ich sind nicht böse aufeinander, haben auch keinen Streit oder so etwas in der Richtung. Wir arbeiten eben nur beide viel. Und nun sieh dir das an, das kann, wenn du möchtest, dein neues Reich werden.
Ich konnte Monaco gut verkaufen. Du hattest recht damit, danke Liebes“, flüsterte er mir grinsend ins Ohr. „Die Makler haben es mir förmlich aus der Hand gerissen. Dafür darfst du dir was wünschen!“, küsste er mich auf die Wange.
Vor uns lag der Entwurf zu einem kleinen Häuschen, das im Grunde nur aus einem barrierefreien Erdgeschoss bestand, auf dem ein kleines Spitzdach war, das nur dazu diente, die Sitzecke und eine großflächige Terrasse mit freiem Blick über den See zu überdachen, so dass sie dort wettergeschützt ausspannen konnte. Ähnlich dem Vorschlag, den er Franzi gemacht hatte.
„Jetzt, wo ich das sehe und du es erklärt hast, habe ich eigentlich zwei Wünsche, mein Süßer.“
„So? Was denn? Hoffentlich muss ich dafür nicht einen Kredit aufnehmen.“, lachte Chris.
„Ganz sicher nicht! Ich möchte, dass du Franzi ihren Wunsch erfüllst. Und ich möchte mal wieder ein paar Stunden mit dir verbringen. Ist das machbar?“, sehe ich Chris mit Dackelblick an.
„Beides schon so gut wie erfüllt. Wer kann bei den Augen schon widerstehen?“
Zusammen standen wir um die Pläne herum. Der Architekt hatte sich wirklich Mühe gegeben. Viele kleine, neckische Details waren genauso enthalten, wie eine altersgerechte, vernünftig durchdachte Ausstattung, mit einem Hauch von dekadentem Luxus, der natürlich nicht fehlen durfte. Chris hatte an alles gedacht und ließ sich ganz sicher nicht lumpen.
Franzi hatte das mehr als nur verdient. Ihr ganzes Leben stand sie im Dienst der Familie und hatte sozusagen auf ein eigenes Leben verzichtet. Immer war sie es, die zurückstecken musste, und das auch gern tat. Nun also, war der längst überfällige Zeitpunkt gekommen, um den verdienten Lohn dafür einzustreichen.
„Und das willst du extra für mich bauen lassen? Du spinnst wohl, das kann und will ich nicht. Ich bin doch eine alte Frau, und wenn ich mal nicht mehr bin, dann steht das leer und verkommt. Nein, das kommt nicht in Frage.“
„Meine liebe Franzi, erstens hast du das gar nicht zu entscheiden, was ich auf meinem Grundstück baue. Zweitens möchte ich, dass du bei uns bleibst. Du sollst niemals das Gefühl haben, wir würden dich nicht mehr wollen. Und du sollst niemals allein sein müssen. Du bekommst eine eigene Zufahrt zum Haus, genieße dein Leben, suche dir Freundinnen oder eine Bridgerunde, gehe kegeln, mache Ausflüge, entspann dich auf dem Dach. Und wenn dir die Decke auf den Kopf fällt, dann kommst du zu uns und leistest uns Gesellschaft. Falk wird dir schon genug Zeit rauben, der wird bestimmt nicht auf seine Franzi verzichten. Keine Widerrede, die Bude wird gebaut …! Ende der Ansage!“
„Ach Chris, manchmal bist du wirklich so liebenswert-unvernünftig, dann weiß ich nicht, ob ich dir den Arsch versohlen, oder dich schwindelig knuddeln soll. Jetzt muss ich dich in die Arme nehmen, sonst kippe ich nämlich gleich aus den Latschen.“
Franzi sackte tatsächlich ein wenig zusammen, dass wir sie stützen und in einen Sessel setzen mussten. Die Aufregung war ihr auf den Kreislauf geschlagen.
„Franzi, du bist doch sowas wie meine Mama. Du brauchst weder das eine, noch das andere zu tun. Ich möchte, dass du hier bei uns glücklich bist. Und wenn du wirklich irgendwann nicht mehr bist, was nach Möglichkeit noch ewig lange dauern möge, dann wird Falk ein schönes Haus für sich haben.“
„Ach Junge, du verstehst es immer wieder, aus allem was Nützliches zu machen. Da hab ich wohl keine Chance mit meinem Einspruch?“
„Auf gar keinen Fall, oder was sagst du dazu Josie?“
„Niemals!“
Das war auch der Abend, an dem Shiva mit Chris über ihre Zukunftspläne sprach. Sie und Marc hatten die Idee, eine Kampfsportschule zu eröffnen, die sich neben den täglichen Übungsabenden mit Selbstverteidigungskursen für Frauen einen Namen machen wollte.
Marc wollte seinen Job bei der Kripo natürlich nicht aufgeben, wäre er ja auch schön dumm, und konnte sich deshalb nur abends mit einbringen. Deshalb bat Shiva Chris darum, nur noch halbtags im Büro zu arbeiten.
So ganz nebenbei fehlte noch das nötige Startkapital. Was lag näher, als ihren Bruder bei dieser Gelegenheit um ein kurzfristiges Darlehen zu bitten.
****
Im Grunde hatte ich jetzt alles erzählt. Oder … nein! Es gab da noch ein paar Dinge, die ich euch nicht vorenthalten durfte!
Ich hatte es geschafft! Der liebe Gott, oder wer immer dafür verantwortlich war, hatte mir meine früheren Fehltritte offenbar verziehen. Derselbe Typ, vermutlich mein Schutzengel, hatte dafür gesorgt, dass es mir gut ging. Und nicht nur das, es ging mir in allen Bereichen besser als jemals zuvor.
Ausgerechnet Chris, den ich in der Schule noch belächelt und als einfältigen Nerd bezeichnet hatte, war zu meinem Retter geworden. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich mein lasterhaftes Leben wirklich aufgeben, oder ob ich mich weiter nach Männern mit dickem, langem Schwanz umsehen wollte. Zugegeben, es hatte seinen Reiz, aber die Zeiten waren endgültig vorbei.
Jetzt könnte man denken: Ach na klar, der Gute kriegt die Schöne und jeder hat was er will. Er hat ne tolle Frau, und sie einen Typen mit Kohle. Das gemachte Nest sozusagen. Ende gut, alles gut. Ich kann euch sehen, wie ihr die Augen verdreht. Jetzt kommt er wieder … der Klassiker: Liebe, Antrag, romantische Hochzeit und so weiter, denkt ihr.
Nur sollte es bis dahin noch ein bisschen dauern. Um genau zu sein: zwei Monate, vierundzwanzig Tage und achteinhalb Stunden, bis Chris den Deckel zumachte, soviel sei vorweg genommen.
Erst mal fuhr Franzi in ihre Kur. Es waren anstrengende sieben Wochen für uns Zurückgebliebene, in denen wir einige neue Hürden unseres Alltags meistern mussten. Es war gut, und dafür danke ich meiner Mutter, dass sie mir bei Zeiten das Kochen ein wenig nähergebracht hatte, sonst wären wir vielleicht verhungert. Naja, so schlimm wäre es natürlich nicht gekommen, wofür gab es Restaurants, Lieferdienste und Mac Donalds.
Meiner Mutter war es auch zu verdanken, dass ich die unterschiedlichen Funktionen der Waschmaschine zu nutzen wusste hatte. Mir hätte sonst nämlich ein einziges gereicht. Vierzig Grad für bunte Wäsche, denn auch weiß ist eine Farbe … oder?

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