Hatten wir Falk immer als lieben, anständigen, gut erzogenen Schatz erlebt, zeigte er nun uns gegenüber ganz neue Seiten. Chris und ich hatten alle Hände voll zu tun, wenn der kleine Rotzlöffel seine Trotzphase so richtig auslebte.
Da erst lernten wir richtig zu schätzen, was Franzi den ganzen Tag über leistete. Alle Achtung! Das brachte Chris dazu, seine Baupläne für Franzi’s Haus, um noch weitere Annehmlichkeiten zu erweitern.
Das Gebäude war wirklich hübsch geplant, nicht zu groß, aber mit allem Schnickschnack ausgestattet, was einem das Leben leichter machte. Chris wollte sogar goldene Wasserarmaturen einbauen lassen, aber die konnte ich ihm gerade noch rechtzeitig ausreden.
Falk vermisste Franzi schon sehr. Er weinte deutlich öfter als sonst, war wehleidiger, ließ sich schwerer ins Bett bringen und was besonders auffiel, er war viel anhänglicher und schmusebedürftiger in der Zeit. Es brachte Chris und mich an unsere Grenzen ihn davon zu überzeugen, dass Franzi auf jeden Fall wiederkommen würde. Er glaubte uns nicht. Erst, als Franzi im Flur stand, den schweren Koffer fallen ließ und er sich weinend vor Freude in ihre Arme werfen konnte, war seine kleine Welt wieder in Ordnung!
Chris und mich hatte es näher zusammengebracht. In den zwei Monaten waren wir auch im Privaten zu dem geworden, was wir in der Firma schon längst waren, zu einem Team nämlich. Im Grunde war es genau die Zweisamkeit, die wir uns schon so oft vorgenommen hatten, zu der es bis dahin aber nie wirklich gekommen war. Es war neu und ungewohnt, aber auch schön. Zumindest der Bereich, den früher, wie selbstverständlich, Franzi abdeckte. Wie bequem man doch wird, wenn jemand anderer diese Dinge ungefragt erledigt.
Noch etwas hatte Chris hinter meinem Rücken eingefädelt. Ich hatte es mir gerade auf der Terrasse mit einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht, als es klingelte. Noch bevor ich richtig aus dem Rattansessel hochkam, hatte Chris bereits den Summer gedrückt. Ich hörte Stimmen, erst leise, dann lauter werdend. Stimmen, die ich nur zu gut kannte.
Mein Schatz hatte heimlich ein paar lange Gespräche mit meinen Eltern geführt, an dessen Ende er sie eingeladen hatte, uns zu besuchen. Es war ihm einfach wichtig, für klare Verhältnisse zwischen ihnen und mir zu sorgen, bevor er mir einen Antrag machen wollte. Mein Vater stand da, mit einem Blumenstrauß in der Hand und meine Mutter mit Tränen in den Augen. Blut ist eben doch dicker als Wasser und es brauchte keine Worte der Entschuldigung, um uns lange in den Armen zu liegen. Uns allen war auch ohne große Worte klar, wie dumm wir uns nach der Aktion mit dem Dreier verhalten hatten.
Shiva und Marc. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden. Ja ich weiß, der Zufall wollte es so. Und wäre Ela nicht gewesen, ich wüsste nicht, ob die beiden wirklich ein Paar geworden wären. Nun ist es, wie es eben ist. Zwischen ihnen gibt es ein magnetisches Feld, was sie immer wieder zusammenzieht.
Gutes Stichwort! Das haben sie nämlich schnell getan, ‚zusammenziehen‘ meine ich. Und zwar in meiner ‚alten‘ Wohnung im Penthouse. Die hatte dann doch wesentlich mehr Luxus als die Altbauwohnung von Marc. Mal abgesehen davon, dass Chris die Miete unvergleichlich günstig ansetzte.
Ihr Kampfsportstudio floppte trotz perfekter Lage zu Anfang. Die jungen Frauen, auf die Shiva ihre große Hoffnung gesetzt hatte, blieben weg. Die Gruppen waren nur kleine Grüppchen. Und auch die Trainingseinheiten, die nach Altersgruppen aufgeteilt waren, wurden doch eher spärlich besucht.
Zeitungsanzeigen und Rundfunkwerbung wurde geschaltet, Flyer wurden dort ausgelegt, wo sich vorzugsweise Jugendliche, junge Erwachsene, bzw. junge Mütter tummelten. Dazu gehörten Kindergärten und Schulen genauso, wie McDonalds und Diskotheken.
Nach der Durststrecke nahm das Ganze dann langsam Fahrt auf. Auch, weil es von der Polizei unterstützt, und auch dort Werbung dafür gemacht wurde.
Shiva und Marc bauten sich ihr eigenes Leben auf, heirateten ein dreiviertel Jahr später und bekamen im Laufe der Zeit drei hübsche, gesunde Kinder. Unser Verhältnis litt dadurch nicht. Wir besuchten uns oft gegenseitig, unternahmen vieles zusammen und flogen auch gemeinsam in den Urlaub. Shiva und ich waren wie Schwestern und wussten sehr genau, was wir aneinander hatten. Beste Freundinnen eben, so, wie sie es sich am Anfang gewünscht hatte.
Damit schloss sich das Kapitel um Shiva. Sie nahm, und nimmt immer noch, weiter an unserem Leben teil und ich bin ihr im Nachhinein für so vieles unendlich dankbar. Nicht zuletzt dafür, dass sie immer für mich da ist, wenn ich sie als beste Freundin brauchte, genauso, wie sie sich 24/7 auf mich verlassen konnte.
Franzi’s Haus. Das war schon eine Nummer für sich. Es rüttelte uns fast aus dem Bett, als die ersten Bagger anrückten. Alles begann damit, dass seitlich von unserem Grundstück eine breite Zuwegung zu Franzi’s neuem Domizil geschoben werden sollte, und dazu der hohe Zaun entsprechend weiter nach innen versetzt werden musste.
Alles vibrierte so sehr, dass sogar die Kaffeelöffel in unseren Bechern klirrten, als die Baumaschinen neue Fundamente aushoben und die Raupen die neue Straße planierten.
Der Baulärm sollte uns die nächsten Monate täglich begleiten, bis etwa fünf Monate nach Baubeginn die Schlüsselübergabe stattfinden konnte. Franzi hatte ein lachendes und ein weinendes Auge, als eine Umzugsfirma ihr Zimmer in der Villa räumte.
Franzi blieb uns auch nach ihrem Umzug täglich erhalten, was abzusehen war. Einen alten Baum zu verpflanzen, ihn aus seiner gewohnten Erde zu reißen, ist eben nicht so einfach. Wollten wir ja auch nicht. Chris und ich waren uns sehr einig darüber, dass sie ihren Schlüssel zur Villa behalten sollte. Und wenn sie wirklich gewollt hätte, wäre es auch ok gewesen, wenn sie ihr altes Zimmer als Gästezimmer weiter zum ‚bei uns schlafen‘ genutzt hätte. Aber so weit ging ihre Anhänglichkeit dann doch nicht.
Freya und Leon. Die Hochzeitsfeier war für den 22.September angesetzt. Beide hatten einen ganz beachtlichen Freundeskreis um sich geschart. Freya hatte mir die Einladungsliste gezeigt, über 250 Namen standen da, fein säuberlich notiert. Sortiert nach ihren und seinen Gästewünschen. Davon übrig geblieben waren dann nur die Familien und die wirklich engsten Freunde*innen. Wenn ich es richtig behalten hatte, sollten es achtundneunzig Menschen werden, die sich im Schlossgarten in Potsdam einfinden sollten.
Das Wetter war, passend zur Braut, strahlend. Freya hatte ein schneeweißes, trägerloses Kleid an, mit Rüschenärmeln, die man einfach über die Arme zog, und auf der Brust mit Spitze verziert war. Gewagt, denn ihre schweren Brüste, die kurz vor dem Milcheinschuss standen, drohten oben aus dem Dekolleté zu springen.
„Kann nix passieren, ist festgeklebt.“, flüsterte sie mir lachend zu, als ich sie beim Anziehen darauf ansprach.
Sie sah so unendlich glücklich aus. Sie lachte förmlich mit den Augen und ihre roten Wangen sahen total süß aus.
Auch Nadine, deren Freund ich bei diesem Anlass das erste Mal zu Gesicht bekam, hatte sich … wow … echt sexy rausgeputzt. Ein zuckersüßes Mädel mit allem ausreichend ausgestattet, was sich ein junger Mann nur so wünschen konnte, was sie auch sichtlich stolz zu präsentieren wusste.
Ebenso stolz war ihr Freund, Mario, wie ich später erfuhr. Der hatte ständig eine Hand an Nadine. Er grinste verwegen immer dann, wenn er sie anfasste. Und ich glaube, er hatte seine Hände auch das eine oder andere Mal an Stellen, die für eine solche Gelegenheit nicht unbedingt schicklich waren. Aber mein Eindruck war, dass Nadine es genoss, so lieb von ihm umgarnt zu werden. Oft, sehr oft, sah sie ihn verliebt-lächelnd von unten an.
Während des Essens, schloss sie öfter mal die Augen. Sie hatte dann keine, und er nur eine Hand auf dem Tisch. Ich weiß das, weil wir am Tisch nebeneinander saßen. Sie, als ihre Tochter und ich als Freyas Trauzeugin.
Direkt sehen konnte ich nichts, weil sie dicht an den Tisch herangerückt waren. Was ich aber sehen konnte war, dass ihre Hände seine verdeckten, die in ihrem Schoß zugange war. Die Sehnen in seinem Unterarm, und manchmal auch die Tischdecke bewegten sich und sie atmete durch den geöffneten Mund. Da brauchte man nur 1 und 1 zusammenzählen, um zu schnallen, dass er sie gerade ungeniert fingerte.
Nach den ersten zwei Gängen verschwanden die beiden dann vom Tisch. Angeblich, weil er nur mal kurz eine rauchen wollte. ‚Nur mal kurz‘, war dann fast eine halbe Stunde. Als sie zurückkamen, war ihre Frisur im Eimer, beide waren kirschrot im Gesicht, und ihr leicht unrunder Gang verriet, dass sie die Beine beim Gehen zusammenpressen musste.
Er hatte sie offensichtlich kurz, aber heftig rangenommen, so frisch durchgefickt wie sie aussah.
Ihr könnt euch vorstellen, dass das als Erstes eine Ansage von Freya gab, was ihre Tochter noch roter werden ließ. Ich kannte Freya gut genug, um zu wissen, dass sie sicher sehr direkt angesprochen hatte, wonach ihre Tochter aussah.
Nadine wäre nicht Nadine gewesen, wenn sie sich daraus was gemacht hätte. Der Anschiss ihrer Mutter ging rechts ins Ohr rein, und flog unbeachtet links wieder raus. Bis sie sich dann zu mir rüber beugte.
„Josie, hast du mal n’Tempo oder ein OB? Der Idiot hat mich so vollgepumpt, ich laufe die ganze Zeit schon wie verrückt aus.“
„Klar, ich hab immer eine Reserve in der Tasche, kannste haben. Hauptsache, es hat Spaß gemacht.“
„Voll geil, ich schwör! Der Reiz, entdeckt zu werden und die ganze Grabbelei unterm Tisch vorher. Satan, was bin ich abgegangen. Mario aber auch, so hart hab ich ihn selten gehabt. Und dann fickt er immer so schön tief. Nur zum Rausziehen war er zu blöd, obwohl ich ihm das extra noch gesagt hatte … Spasti! Und nun hab ich den Salat, besser die Sauce, in der Hose. Das Höschen ist reif für die Wäsche. Ich glaub, ich lass es besser weg, bevor ich mir eine Blasenentzündung einfange.“
Ich gab ihr meinen letzten Tampon aus der Tasche, ich würde ihn die nächste Zeit eh nicht mehr brauchen.
„Du kannst doch nicht ohne Unterwäsche rumlaufen, kleines Ferkel.“, tadelte ich sie lachend.
„Why not?“, zuckte sie mit hochgezogenen Augenbrauen die Achsel, „Unter dem langen Kleid sieht das doch keiner. Außerdem fühlt man sich gleich viel freier, nix kneift oder zwickt. Ist geil Josie, musste auch mal machen.“
Und schwupp, schnappte sie sich ihren Mario und verschwand wieder wild knutschend mit ihm. Die beiden mussten ja einen mordsmäßigen Druck haben, dachte ich. Freya und ich sahen uns an, lachten hell auf und schüttelten nur ungläubig den Kopf. Diese Jugend … so unbeschwert, natürlich … und verdorben!
Alles in allem war es eine wirklich schöne Feier. Das Brautpaar hatte sich nicht lumpen lassen, ein perfektes 4 Gänge Menü aufgefahren und eine Band engagiert, die auch tanzbare Musik spielte. Für mich kam das schon sehr dicht an eine perfekte Hochzeit heran. Nicht zu überkandidelt-abgehoben, aber auf jeden Fall so, dass man sich lange und gern daran zurückerinnerte. Einfach schööön, wie eine gute Bekannte immer zu sagen pflegte.
Lange erinnern sollten Chris und ich uns auch, an diesen auch für uns denkwürdigen Tag. Die Hochzeitsgesellschaft stand in kleinen Grüppchen verstreut. Mit vollen Mägen versuchten sie sich mit ein paar Schritten die Beine zu vertreten, oder gönnten sich eine Tasse Kaffee zur Verdauung.
Die Band spielte einen Tusch, um die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zu ziehen. Alle sollten den traditionellen Kreis um das Brautpaar für den Ehrentanz bilden. Freya und Leon gaben sich allergrößte Mühe, aber der Babybauch von Freya war im Weg. Ansonsten sah das schon gut aus, was die zwei ablieferten.
Und dann kam das eigentlich denkwürdige für uns. Freya wurden die Augen verbunden, wurde bereit gemacht, den Brautstrauß über ihren Kopf hinweg in die Gruppe der ledigen Frauen zu werfen.
Sie machte das filmreif, deutete immer wieder einen Wurf an … und wir Frauen benahmen uns wie dumme, aufgescheuchte Hühner. Gackerten, schubsten, hüpften in die Richtung, wo er wohl landen könnte. Die Männer standen weiter im Kreis um das Spektakel herum, klatschten zum Takt der Musik.
Wie auf ein unsichtbares Zeichen hörte die Musik auf zu spielen. Freya deutete wieder einen Wurf an, nahm sich dann aber die Binde vom Kopf, steuerte schnurstracks auf mich zu, und drückte mir, besonders zu meiner und auch zur Verwunderung aller anderen Frauen, den Brautstrauß in die Hand.
Eine bedrückende Stille trat ein, selbst verhaltenes Gemurmel verstummte. 96 Augenpaare, also alle außer meinen, starrten meinen Chris an, der sich still und heimlich hinter mich gekniet hatte.
Freya stand vor mir, ihre Augen waren feucht und ihr Blick ging mir unter die Haut. Sie flüsterte: „HerzlichenGlückwunsch“ und drehte mich an den Schultern um. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen, verschleierten
meinen Blick für das Wesentliche, nämlich dem wunderbarsten Menschen auf der Welt … meinem Chris!
Das Blut in meinen Adern rauschte und mein Herz schlug wie wild. Ich spürte den Blutdruck in meinen pulsierenden Schlagadern. Alles in mir schrie ihn an ‚Chris bitte … steh auf … nicht hier, bitte steh auf …!‘, aber kein Wort kam über meine Lippen. Der Blick nach unten, in das liebevolle Gesicht von Chris, schnürte mir die Kehle zu.
Schatzi kniete vor mir, in der Hand ein weinrotes, in Samt gefasstes Schmuckkästchen, was er unbeholfen aufklappte. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es geworden. Der Ring, ein traumhaft schöner Diamant in Weißgold eingefasst. Meine Augen erfassten die Schönheit des Ringes sofort, aber mir verschlug es die Sprache. Wortlos kniete ich mich zu ihm auf den Boden und nahm seine Hände.
Der Sänger der Band kam geistesgegenwärtig zu uns und hielt Chris das Mikrofon vor den Mund. Chris Stimme war belegt, klang heiser und wackelig. So deutlich neben der Spur hatte ich ihn bisher noch nicht erlebt. Ich spürte, wie seine Hände zitterten.
„Ich hatte tausend Ideen, was ich dir in diesem Moment sagen wollte. Hatte viele Seiten dazu aufgeschrieben. Nun fällt mir nichts mehr ein. Ich hatte tausend Ideen, wo ich das sagen wollte, jetzt weiß ich es. Ich hatte tausend Ideen, welchen passenden Rahmen ich dafür nehmen wollte, aber du hast gesagt, du möchtest nichts Ausgefallenes, wenn es mal so weit sein sollte. Kein Banner hinter einem Flugzeug, kein in ein Kornfeld gemähtes Herz, kein unterbrochenes Livekonzert. Aber, wenn das hier, die Hochzeit unserer besten Freunde, nicht einen passenden Rahmen bietet, was denn dann? Und deshalb, hier vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft als Zeugen, frage ich dich voller tief empfundener Liebe, Josephina Schäfer, möchtest du meine Frau werden?“
Während er das sagte, liefen mir unzählige Tränen meine Wangen herunter. Ich spürte sie nicht! Wenn sie doch nur nicht meinen Blick so getrübt hätten! Chris weinte allerdings auch. Wie süß, dass er hier, vor all diesen Menschen Gefühle zulassen konnte. Liebevoll wischte ich seine Tränen mit meinem Daumen zur Seite, während meine eigenen auf die nackte Haut über meinen Brüsten tropften und zwischen ihnen verschwanden.
Ich musste mich zusammenreißen, dreimal tief Luft holen. Ich spürte die Blicke, die voller angespannter Erwartung auf mir ruhten. Eine Frau fächelte mir sogar Luft zu. Lieb gemeint, aber das Atmen machte es auch nicht leichter.
Das Mikrofon in der Hand des Sängers machte mich noch ein Stück nervöser. Es war schon komisch, Chris‘ Stimme über Lautsprecher zu hören, wie fremd würde sich dann erst meine eigene anhören.
Stirn an Stirn knieten wir voreinander. Der Strauß und der Ring in seinem Kästchen lagen in meinem Schoß. Alle hatten ein Recht auf die Antwort, ganz besonders mein Liebling. Ich richtete mich auf, wischte mir ein letztes Mal das salzige Wasser von den Wangen, bevor ich so gut es ging antwortete: „Ja, wir wollen!“
Chris nahm den Ring aus der kleinen Schatulle, schob ihn über das erste Glied meines Ringfingers der linken Hand. Nicht weiter, seine Bewegung war plötzlich wie eingefroren, sein Blick starr in meine Augen gerichtet.
„Was … was genau meinst du mit ‚wir‘?“, sah er mich mit Falten auf der Stirn an.
„Ich bin schwanger, Chris, wir werden Eltern. Willst du mich jetzt immer noch?“
„Jetzt noch mehr als sowieso schon. Und du?“, zerrte er mich in seine Arme.
„Ja, ich will immer noch!“, nickte ich heftig.
Der Ring rutsche mir vom Finger, rollte ein paar Zentimeter zur Seite und blieb dann kreisend liegen. Jedes Wort wurde vom Mikrofon eingefangen. Jeder im Raum hatte es gehört, verstanden, freute sich mit uns. Jubelschreie um uns herum, Pfiffe, zugeworfene Gratulationen, Beifall, eifriges Schulterklopfen.
Für mich war es nur ein Rauschen in meinen Ohren, passend zu den verweinten Augen, die mir ums Verrecken kein klares Bild mehr liefern wollten. Was ich wahrnahm, waren die Arme von Chris, die mich so stark an sich drückten, dass mir fast die Luft wegblieb. Und die Arme von Freya, die sich um uns zusammen legten.
„Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden, ich freue mich so für euch. Siehst du Josie, ich hab’s dir doch gesagt, er macht das schon.“, flüsterte sie.
„Und du steckst mit ihm unter einer Decke. Eine schöne Freundin bist du!“, lachte ich sie an und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
****
Was vorher geschah: Eine Panne, die eigentlich keine war. Das Thema war Familienplanung. Chris und ich waren uns einig, dass Falk nicht als Einzelkind groß werden sollte. Wir hatten beide nichts gegen weiteren Nachwuchs. Er natürlich lieber ein Mädchen, ich einen Jungen. Fast hätten wir darüber gestritten. Aber wie war das, die Versöhnung ist immer am schönsten?
Das Gespräch über das Kinderbekommen hatte uns so scharf gemacht, dass wir den Abend wie die Kesselflicker gefickt hatten. Das war weiß Gott ein ziemlich verschärfter Porno, der sich in unserem Bett abspielte. Es begann schon in der Sauna, wo er mich zum ersten Orgasmus des abends geleckt hatte, und endete für mich gefesselt und mit verbundenen Augen an unseren Bettpfosten.
„Und, will Sie heute ein böses Mädchen sein?“, wedelte er mit einer Gerte vor meinen Augen herum.
„Ja, Herr, ich will ein böses Mädchen sein!“, antwortete ich keck.
„Und will Sie mich jemals betrügen?“
„Ich kann nichts versprechen, Herr.“
„Braucht Sie noch dicke lange Schwänze, wie den vom Sven?“
Ich konnte ja nichts sehen, aber ich erkannte an seiner Stimme, dass er die Frage durchaus ernst gemeint hatte.
Außerhalb der Komfortzone, die zu unserem Spiel gehörte.
„Die sind schon geil, Gebieter, wenn Sie mir vielleicht einen besorgen würden?“, erwiderte ich trotzdem.
Ein erster Peitschenhieb traf mich auf dem Oberschenkel. Es brannte kurz, war aber auch geil. Dann ein zweiter auf
dem anderen Oberschenkel. Wieder das kurze Brennen.
Ich wusste, dass die Gerte einen kleinen Lederflicken am Ende hatte. Und ich wusste, dass es mich rasend vor Geilheit machte, wenn er mir damit direkt auf meinen Kitzler tippte.
„Sie ist ja wirklich ein unartiges Mädchen.“
„Ja, das bin ich. Und ich verdiene es, bestraft zu werden.“, flehte ich.
„Das werde ich, Ihr umtriebiges Weib. Ich werde Eure untreue Möse prügeln, damit ich Ihr den Teufel austreibe!“, drohte er mit betont tiefer Stimme.
„Das solltet Ihr tun, Herr, sie hätte es verdient. Sie quält mich auch immer, ist feucht und kribbelt.“
„Ihr meint hier?“
Der kleine Lederlappen traf mich fest, aber nicht zu fest genau auf den Punkt. Ein Stromstoß jagte durch meinen Körper. Dann wieder. Dieses Mal explodierte der Blitz in meinem Kopf. Da, noch einer. Meine Brustwarzen, die durfte Chris nicht vergessen. Er erkannte meine Lust. Die Gerte fuhr über meinen Körper, ich spürte sie genau, erwartete die nächste Lektion. Ich bekam sie. Unerwartet hart an den Seiten meiner harten Titten. Zwei Schläge auf jeder Seite, dann jeweils einen direkt von oben auf die harten Warzen. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Chris fand ein gutes Mittelmaß zwischen sinnlichem Fesselspiel und etwas verruchtem ‚Fifty Shades of Grey‘. Kitzeln war auch dabei, wenn ich mich recht erinnerte. Auf jeden Fall gönnten wir uns eine erotische Nacht der Extraklasse.
Chris brachte mich vier, oder waren es sogar fünf Mal über den Rand. Der letzte Abflug so, wie der erste begonnen hatte, mit seiner Zunge, weil er keinen mehr hoch bekam. Was mich aber auch nicht wunderte, weil er mir auch jedes Mal seinen Samen in meine Pussy platziert hatte. Müsste ich die Nacht bewerten, würde ich sagen: Übersinnlich!
Ich weiß nicht genau, ob es da schon passierte, was mich angesichts der eingebrachten Spermamenge nicht gewundert hätte. Wahrscheinlicher war trotzdem, dass es in den 48 Tagen danach passierte, weil ich sofort die Pille weggelassen hatte, nachdem mein Schatz und ich uns einig waren.
Und nun war jede Krise, jedes Gespräch über andere Männer, dickere Schwänze und Dreier, Jedes Gespräch über Reichtum und Kinderplanung vergessen, weil ich nun mit verlaufener Wimperntusche vor ihm kniete, küsste ihn mit all meiner Liebe, weil wir jetzt verlobt waren!
Epilog: Unsere Liljana wurde als Frühchen am Ende des siebten Monats geboren. Es süßes kleines Würmchen, obwohl alles an ihr mindestens eine Nummer kleiner als ‚normal‘ war. Schon bei der Geburt hatte sie pechschwarzes Haar. Von mir konnte sie es nicht haben, aber mir war es auch völlig wurscht. Wenn ich sie nur auf meiner Brust liegen hatte, oder ich ihr stundenlang die kleinen Fingerchen streicheln konnte, war ich die glücklichste Frau Berlins. Nadine wurde ihre Patentante, nachdem Freya ihre Erlaubnis dazu gegeben hatte.
Standesamtlich heirateten wir relativ schnell nach Freyas Hochzeit, damit unser Kind, genau wie ich, auf jeden Fall den Namen ‚Reichelt‘ tragen durfte. Mit der kirchlichen Hochzeit warteten wir tatsächlich bis nach der Geburt, damit hatten wir keine Eile. Die Form hatten wir gewahrt, alles andere hatte Zeit. Liljana blieb unser einziges gemeinsames Kind. Shiva und Marc steuerten ja noch drei zur Familie dazu.
Was soll ich sagen. Es ist eine dieser Geschichten, die man endlos weiter erzählen könnte, denn sie ist ja noch nicht vorbei. Aber bitte seht mir nach, dass wir auch unsere Privatsphäre haben. Aber ich fand diesen Teil meines Lebens am spannendsten … bisher. Vielleicht kommt ja noch was, dann erzähle ich weiter, wer weiß das schon.
Ende
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