Timo - Kapitel 11

Das Polarlicht

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Timo - Kapitel 11

Timo - Kapitel 11

Gero Hard

Ich schweife ab. Warum komme ich eigentlich immer wieder von Julia auf Sandra … es ist, weil Julchen mir wirklich

das Gefühl gibt, dass sie zu mir gehört und ich zu ihr. Jetzt auch, beim Packen, ihr Blick, der mir unter die Haut geht.

Die wenigen Worte: „… ich liebe dich“, die sie mit ihrer warmen Stimme sagt und dabei so viel Zuneigung rüberbringt. Es sind viele kleine Momente, die mir auffallen, die meinen Schatz so einzigartig machen.

Jetzt noch die Jacke auf die Tasche, dann ist es vollbracht. Julchen steht vor mir, ihre Hände auf meiner Brust, wieder dieser liebevolle Blick, eine Fingerspitze, die über meine Lippen streicht. Dann legt sie ihre Arme um meine Brust, legt ihren Kopf an meine Schulter. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich mir um sie keine Sorgen machen muss. Sie schafft das, wie sie es die letzten Jahre auch geschafft hat, einfach deshalb, weil sie es musste. Sie ist stark und ich muss das jetzt auch sein.

Zeit zum Frühstücken. Es ist unsere gemeinsame Zeit. Julia hat mir verraten, dass es ihr wichtig ist, die Familie zu diesen Zeiten zusammenzuhalten. Wie ein Ritual, dass den Zusammenhalt stärken soll. Zeit sich auszutauschen, Probleme zu besprechen oder Sorgen und Nöte. Niemand verlässt den Tisch, bevor nicht alle mit Essen fertig sind. Und ich unterstütze das, weil ich diese Momente, wie sie, für sehr wichtig halte.

Genug des sentimentalen Geschreibsels. Ich bin, darauf würde ich jedenfalls wetten, der glücklichste Mensch in der Stadt. Neben Julchen natürlich und den Kindern.

Nach dem Frühstück spielen Peter und ich noch etwas Fußball im Garten, bolzen die olle Lederpelle ein wenig hin und her. Nicole, Emmas Puppe, bekommt wohl zum hundertsten Mal die Haare gebürstet. Und Julia liegt entspannt auf einer der Liegen mit einem Buch in der Hand. Nein, nicht irgendeines, es ist MEIN Fitzek, den sie anscheinend spannender findet als ich. Regelrecht vertieft ist sie in die Seiten.

Aber auch der schönste Moment findet sein Ende. So auch dieser Vormittag. Erst hatte Julchen das Mittagessen vorbereitet, Klöße mit Rotkohl und Schweinebraten, dann hatte sie es sich gemütlich gemacht, während alles vor sich hin brutzelte.

Es war ein Vormittag, wie er wohl genauso in Millionen von Haushalten abläuft, bis es dann für mich so weit war.

Die Geschwister nehmen das locker. Kinder sind da deutlich entspannter. Papa fährt weg, kommt aber wieder, also ist alles gut. So easy kann das alles sein, ist es ja auch, wenn man es auf den Punkt bringt.

Eine letzte Umarmung für die Kids, mit Küsschen rechts und links, eine letzte Umarmung für Julia mit einem wunderschönen Abschiedskuss, dann winken sie mir zu, wie ich langsam mit gemischten Gefühlen vom Hof fahre.

XI. Lasst mich den Kalender etwas vorschieben und dann zurückblicken:Die Zeit zog ins Land. Am Anfang war es schwierig für mich, meiner Arbeit professionell nachzugehen.

Manchmal grenzwertig, weil man sich in meinem Beruf keine schwachen Momente leisten darf und auch nicht kann. Leben können davon abhängen, wie ich nur zu gut weiß. Habe ich doch selbst ein Paradebeispiel dafür zu Hause.

Ich weiß noch, dass ich auf der ersten Fahrt nach Magdeburg, den Sonntag, wie ein Schlosshund geheult habe. Der Abschied fiel mir tatsächlich unsagbar schwer. Julia hatte mir gesagt, ich solle jetzt ganz brav sein und losfahren, damit es für alle Beteiligten nicht noch schwerer werden würde. Ich sollte sie kurz anrufen, wenn ich angekommen sein würde. Natürlich wollte sie wissen, dass es mir gut ging. Kurz anrufen … heute weiß ich, dass das bei uns einfach nicht möglich ist. Unter zwei Stunden geht da nichts. Wie war dein Tag … was machen die Kinder … wie geht es dir …

Ein ständiges hin und her. Sollten wir uns mal einen Abend nicht hören, bzw. online sehen können, konnte ich nicht schlafen. Und wie sie mir sagte, ging es ihr ganz genauso.Mit der Zeit spielte sich das alles ein. Die anstrengenden Dienste lenkten mich ausreichend ab und die Kinder genossen ihre neu gewonnenen Möglichkeiten. Emma lernte in meinem Pool schwimmen und verlor die Angst vorm Wasser und brachte auch gelegentlich mal eine Freundin aus dem Kindergarten mit, den sie wieder besuchen durfte. Peter schleppte seine Freunde an, von denen er mit der Zeit immer mehr für sich gewann. Zufrieden bolzten sie mit dem Ball im Garten, tobten im Pool, solange das Wetter es zuließ oder verbrachten Stunden in seinem Zimmer.

Und Julia kümmerte sich wie eine Mutter um die Kinder und wie eine Ehefrau um Haus und Garten. Die Kinder wurden selbstständiger und so konnte sie sich immer mal wieder eine entspannte Auszeit auf einer Liege oder drinnen auf der Couch gönnen. Sie legte zwei oder drei Kilo zu, die sich sehr schön auf ihrem Körper verteilten. Julia war rundum glücklich mit ihrem neuen Leben.

Sie schaffte es sogar, einige von den jungen Müttern aus dem Kindergarten um sich zu scharen und einen Spiel- und Bastelkreis zu gründen, der dann reihum jeden Donnerstag bei einer anderen Mutter stattfand. Es machte mich glücklich zu sehen, wie sie regelrecht aufblühte. Auch in meinen Freiwochen verzichtete sie nicht darauf, sich mit ihren Frauen zu treffen. Diese Treffen waren ihr wichtig geworden. Und mir war es egal, dass ich sie ein paar Stunden nicht sehen durfte. Es war einfach schön zu sehen, wie sehr sie in diesen Treffen aufging und wie gut sie ihr taten.

Wir profitierten auch als Paar davon, weil sie ausgeglichener, gelöster und lockerer war, was wohl an den tiefgreifenden Gesprächen unter Frauen liegen musste.

Und Julia stand nie schon mit hochgeklapptem Rock und nacktem Po im Flur und wartete darauf, dass ich in sie eindrang, ohne vorher meine Reisetasche abgestellt zu haben. Das, was ich ja bei Sandra vermutet hatte und was mich in unserer kurzen Zeit schon ängstigte. Obwohl ich mich an so manchem Tag nach meinem Schatz verzehrte. Eines Abends verselbstständigte sich unser Telefonat und schleichend waren wir beim Telefonsex in einer ziemlich scharfen Form angelangt. Skype eröffnete uns dazu ungeahnte Möglichkeiten. Wir konnten uns nicht nur haargenau beschreiben, was wir mit unseren Händen anstellten, sondern sogar live miterleben, wie wir uns gegenseitig zum Höhepunkt brachten. Diese Offenheit bewahrte uns davor, glaube ich zumindest, dass wir je daran gedacht hätten, nach anderen Partnern oder Affären Ausschau zu halten.

Ich durfte ihr dabei zusehen, wie sie sich selbst befriedigte, lernte auf diese Weise ihren Körper besser kennen. Ich durfte ihre Vulva bewundern, in ihrer ganzen Schönheit. Entweder geschlossen, zart oder auch offen, erregt und feucht. Ich schämte mich nicht sie zusehen zu lassen, wie ich mein hartes Rohr bearbeitete, mal langsam und mal schnell, bis der Quell des Lebens in hohem Bogen aus mir herausschoss. Meistens machten wir es uns gleichzeitig, weil es uns sehr erregte, den Partner in wilder Ekstase zu erleben.

Die Wochen gingen ins Land und jeder Tag brachte uns als Paar ein Stück näher. Egal, ob wir ihn zusammen mit den Kindern erleben durften oder wir getrennt sein mussten. Man sagt immer so leichtfertig: „Ich liebe sie, wie am ersten Tag.“

Eigentlich ist es schlimm, wenn man seinen Partner nach langer Beziehung immer nur noch ‚wie am ersten Tag‘ liebt.

Mein Schatz und ich schafften den Klimmzug, unsere Liebe jeden Tag stärker und tiefer werden zu lassen. Nein, wir liebten uns nicht mehr wie am ersten Tag, sondern noch viel mehr.

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, wir hätten niemals gestritten. Wie in jeder Beziehung, gab es auch bei uns mal dunkle Wolken. Ich erinnere mich da an eine Sache: Ich hatte den Vorschlag gemacht, mich versetzen zu lassen, um dichter an Blankenburg beschäftigt zu sein. Das wäre aber nur unter großen Gehaltseinbußen und dem Verlust des Beamtenstatus möglich gewesen. Ich hätte es, ohne weiter darüber nachzudenken, gemacht, nur um jeden Abend zu Hause sein zu können, Peter und Emma ins Bett bringen zu können und meine Julia im Arm zu halten. Kurz, ich wünschte mir ein Leben, wie es auch tausende andere führen, auch wenn ich dafür Zugeständnisse hätte machen müssen.

Julia hörte mir zu und ich konnte sehen, wie ihre Halsschlagader zu pulsieren begann. Ihr Atem beschleunigte sich und ihre Augen drohten zu schmalen Schlitzen zu werden. Sie war sauer … und wie! Die anschließende Standpauke brachte mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Natürlich hätte sie mich auch gern jeden Abend zu Hause gehabt, aber nicht um jeden Preis. Und im Hinblick auf unsere Zukunft, auf eine Altersvorsorge, hatte sie selbstverständlich recht. Also trat Paragraph 1 in Kraft: Die Frau hat immer recht!

Wir füllten unsere Wochen mit Leben und ehe wir uns versahen, fielen die ersten Schneeflocken. Der Pool war winterfest gemacht und die Büsche und Sträucher vom Landschaftsgärtner beschnitten und frostsicher verpackt.

Die Landschaft im Harz, der Garten um mein Haus herum, sah schön aus in seiner winterlichen Pracht. Aber anders als noch im letzten Jahr, wo mein Haus kalt und fast feucht war, wenn ich nach Hause kam, war es jetzt mollig warm und empfing mich freudig, zusammen mit meiner Familie.

Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, lag etwas auf meinem Kopfkissen. Mal war es Bild von Emma, mal ein Bild von Peter, ein Mon Cherie von Julia oder ein paar nette Zeilen von der ganzen Familie. Ich freute mich schon darauf, wenn ich auf dem Heimweg war, überlegte, was sie sich denn wohl dieses Mal ausgedacht haben könnten.

Aber das war keine Einbahnstraße. Manchmal hatte ich nur etwas Schokolade im Gepäck, dann wieder eine neue Puppe oder Kleidung für die alte, Peter brachte ich neue Fußballschuhe mit, einfach so zwischendurch und Julia bekam mal eine neue Kette, eine neue Armbanduhr oder ein neues Set verspielter Unterwäsche. Es war ein Geben und Nehmen.

Im Grunde hatte es einen großen Vorteil, dass wir uns nicht ständig auf der Pelle hingen. So konnten wir unsere Weihnachtsgeschenke kaufen ohne, dass wir uns still und heimlich aus dem Haus schleichen mussten. Mit Ausnahme der Geschenke, die für die Kinder bestimmt waren, die besorgten wir natürlich zusammen, wobei meine Julia das Einpacken übernahm.

Meine Kollegen hatten ein Einsehen und hatten mir die Möglichkeit gelassen, von kurz vor Weihnachten bis in den Januar hinein freizumachen. Sonst war ich immer derjenige gewesen, der als Single den Familienvätern den Vortritt ließ. Dieses Jahr bat ich ausnahmsweise mal darum, Urlaub nehmen zu dürfen, weil ich etwas ganz Besonderes für uns vier geplant hatte. Ich fand, meine kleine Familie hatte sich ein paar schöne Tage, außerhalb unserer vier Wände, verdient. Es war für uns alle ein aufregendes Jahr gewesen und so dachte ich, es wäre eine gute Idee, auf der „Mein Schiff 2“ eine Kreuzfahrt durch nordische Fjorde zu buchen. Wir würden uns allen Luxus gönnen, den dieses Schiff zu bieten hatte und uns vom Schauspiel der Natur verzaubern lassen.

Mich faszinierte das Lichtspiel des Nordens schon immer, aber bisher ergab sich einfach keine Gelegenheit. Dass Julia sich das schon mal ansehen durfte, konnte ich mir nicht vorstellen und die Kinder erst recht nicht.

Leider waren die Termine für solche Fahrten meistens in der Zeit vor Weihnachten. Aber ich wollte gern den Jahreswechsel auf dem Schiff erleben. Ich musste lange suchen und wurde letztendlich auch fündig. Damit hatte ich also meine Weihnachtsgeschenke zusammen … fast.

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