Timo - Kapitel 6

Eine Entscheidung

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Timo - Kapitel 6

Timo - Kapitel 6

Gero Hard

Die Kinder haben lange geschlafen. Sandra und ich haben einfach im Bett rumgetobt. Ich habe sie durchgekitzelt und sie hat sich versucht zu wehren. Das geht soweit, bis ich mich zu ihrem Bauch hinunter küsse und mit meinem Ohr auf diesem sanften Hügel liege. Sie fährt mir mit den Fingern durch die Haare, während ich ihren Bauch liebkose, streichle und mit tausend Küsschen übersähe.

„Das hat Franjo nie gemacht. Weißt du wie schön das ist und wie süß ich das finde? Ich liebe dich so unfassbar. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit ein dermaßen tiefes Gefühl für jemanden empfunden, wie für dich Timo.“

„Ich liebe euch auch meine Prinzessin.“

Wieder lege ich mein Ohr auf ihren Bauch. Es gluckst und gluckert. Klingt niedlich. Ein letzter Kuss auf ihren Bauchnabel, dann krieche ich wieder hoch, bis wir auf Augenhöhe sind. Unsere Nasenspitzen berühren sich ganz leicht, wobei wir uns tief in die Augen sehen. Ich schiebe ihre Haare hinter ihr Ohr, lege meine Hand in ihren Nacken und dann finden sich unsere Lippen. Es ist mir egal, dass wir unsere Zähne noch nicht geputzt haben und wir ‚abgestanden‘ schmecken. Der Kuss ist einfach überirdisch schön… und endlos, wenn …

… ja wenn nicht Emma mit einem übermütigen Sprung genau zwischen uns ins Bett springen würde. Gerade noch rechtzeitig kann Sandra ihren Bauch in Sicherheit bringen um der größten Wucht eines kleinen Knies auszuweichen. Aber einen kleinen Tritt bekommt sie trotzdem ab. Das Mädchen hat es nicht absichtlich gemacht. Aber etwas vorsichtiger hätte sie schon sein können. Ich wollte schon ärgerlich losschimpfen, dann fällt mir ein, dass die kleine Emma wahrscheinlich nicht mitbekommen hat, dass Sandra schwanger ist.

Ich nehme sie kurz in den Arm und ein Guten-Morgen-Küsschen bekommt sie auch. Dann schiebe ich Sandras Nachthemd ein Stück über ihren Bauch.

„Emma, Liebes, sieh mal. Tante Sandra hat ein süßes Geheimnis in ihrem Bauch. Sie bekommt ein Kind. Noch kann man nicht viel sehen, aber sie wird in nächster Zeit noch einen großen Bauch bekommen. Im Moment ist das kleine Baby etwa 5 bis 7 Zentimeter groß.“ Ich zeige ihr den Abstand mit den Fingern.

„Ist das auch dein Kind Onkel Timo? Und wird es ein Junge oder ein Mädchen?“

„Ja Schatz, wenn Tante Sandra das möchte, dann ist es auch mein Kind. Und ob Junge oder Mädchen wissen wir noch nicht. Weißt du, du kannst jederzeit zu uns ins Bett kommen, nur musst du etwas vorsichtiger sein, verstehst du das?“

„Tut mir leid Tante Sandra.“

Sandra nimmt die kleine Prinzessin in den Arm. „Ist ja nichts passiert, es ist alles in Ordnung.“

Ne gute Weile später sitzen wir zusammen am Frühstückstisch und planen den Tag. Von Sandra erfahre ich, dass sie am Nachmittag einen Termin bei ihrer Frauenärztin hat. Routine, Ultraschall … das Übliche.

Die Kinder und ich werden wie jeden Tag einen Abstecher in die Klinik machen, dann sehen wir weiter.

„Timo, ich bin gestern sehr erschrocken, als du mir von dem neuen Infarkt erzählt hast. Wie lange denkst du, wird sie im Krankenhaus bleiben müssen?“, fragt Sandra zwischen einem Schluck Kaffee und einem Bissen von ihrem Brötchen.

„Ich weiß nicht. Klar ist nur, dass sie die Kinder nicht alleine betreuen kann, wenn sie so labil bleibt.“

„Kann ich das nicht machen? Ich meine, wir können sie hier wohnen lassen? Ich helfe ihr dann mit den Kindern und sie mir mit der Schwangerschaft.“ Ihr Blick zeigt, dass sie es ernst meint. Wie süß, dass sie meinen Gedanken teilt, Julia hier aufzunehmen. Nachdem Sandra gestern hier eingezogen war, hätte ich im Leben nicht mehr daran gedacht.

„Wie … dir bei der Schwangerschaft helfen?“

„Liebling, es ist meine erste Schwangerschaft. Es gibt Momente, da habe ich Angst vor dem, was auf mich zukommt. Auch wenn es mir mit dir an meiner Seite schon viel wohler ist. Und trotzdem ist es manchmal gut, eine Frau in der Nähe zu haben, verstehst du?“

„Das verstehe ich gut Sandra, glaub mir. Aber du hast doch deine Schwester.“

„Sabrina ist als Familie zu dicht dran, emotional, das hilft mir nicht.“, antwortet sie.

„Aber du kennst Julia doch gar nicht.“

„Dann komme ich heute mit in die Klinik, werde sie kennenlernen und ihr das Angebot machen, wenn ich darf.“

„Dürfen?“, frage ich ungläubig.

„Es ist dein Haus Timo, da kann ich doch nicht einfach …“

„Na na na … wir sind doch zusammen oder?“ Sie nickt „Ja aber …“

„Nichts aber … und du wohnst jetzt bei mir, oder?“ Sie nickt wieder „Ja aber …“

„Nichts aber … dann ist es jetzt dein Zuhause und dann darfst du auch selbst was entscheiden.“

Sandra beugt sich zu mir und küsst mich. Die Kinder beobachten uns genau. Ihnen entgeht nicht die kleinste Bewegung, jedes Augenzwinkern, jedes schmunzeln und jede Berührung. Beide sehen und lächeln sich an, klatschen sich mit ‚High Five‘ ab. Was hat das zu bedeuten, ich verstehe es gerade nicht. „Na weil wir hier wohnen bleiben können. Hat Tante Sandra doch gerade gesagt, oder?“, beantwortet er meinen fragenden Gesichtsausdruck.

„Ja, das hat sie.“ Sandra bringt mit ihrer Jugend eine ungewohnte Dynamik in mein Leben, die mich gleichermaßen erfreut wie erschreckt.

Plötzlich ist da jemand, der mit neuen Ideen meinem Dasein neuen Schwung gibt. Für einen Augenblick bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich ihre Lebhaftigkeit und Energie auf die Dauer ertragen kann. Wir kennen uns erst ein paar Tage und jetzt wohnt sie schon bei mir. Wie schon einmal überkommt mich das Gefühl, es könnte einfach zu schnell mit uns gegangen sein. Normalerweise lernen sich Paare über Monate kennen, bevor sie den Schritt wagen, den wir nach nur wenigen Tagen gewagt haben.

Was hatte sie gesagt: Franjo ist von ihr genervt? Kann es sein, dass es bei ihm gar nicht so sehr um die Häufigkeit beim Sex oder seiner Zeit vor der Playstation ging, sondern eher um die allgemeine Ruhelosigkeit Sandras? Die Frau hat Hummeln im Hintern. Jedenfalls tagsüber.

Kurz sehe ich, wie das Display von Sandras Handy aufleuchtet. Sie sieht kurz drauf, verdreht die Augen und legt es weg. „Franjo!“, sagt sie sichtlich genervt. Wenigstens hat sie keine Geheimnisse vor mir, denke ich. Dass er sich bei ihr melden würde, damit hatte ich sogar gerechnet. Ich an seiner Stelle, hätte es auf jeden Fall getan. Manche Entscheidungen, manchen gesagten Satz, bereut man erst am nächsten Tag.

Sandra hatte ihre anscheinend noch nicht bereut. Ihre Miene verdunkelt sich, als sie seine Nachricht liest. Dass er es war, hat sie mir verraten, was er geschrieben hat, nicht.

„Laß uns losfahren“ sagt sie wie aus heiterem Himmel. Plötzlich hat sie es eilig, obwohl es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt.

„Was Schlimmes?“, frage ich neugierig.

„Nein, nichts.“, antwortet sie kurz angebunden.

Und doch ist sie wie ausgewechselt. Ihre gute Laune ist weg und sie wirkt nachdenklich.

„Ehrlich nicht?“, frage ich nach.

„Ne, ne, alles ok.“, antwortet sie schnell. Für meinen Geschmack etwas zu schnell. Aber gut, wenn sie nicht will…

Ich verdränge den Zweifel, der mich gerade erfasst. Sie gibt sich Mühe, ihre innerliche Unruhe zu vertuschen. Ein Außenstehender würde es auch ganz sicher nicht erkennen, aber ihre heimlichen Blicke zu mir und immer wieder auf ihr Telefon, sagen mir das Gegenteil. Was soll ich denn jetzt davon halten?

Sie hat sich ihre dünne Jacke schon übergeworfen und das Erste was sie einpackt, ist ihr Telefon. Ich bin sonst nicht so schnell eifersüchtig. Aber hier werde ich doch misstrauisch. Wenn es nichts Schlimmes ist, warum sagt sie dann nichts? Und vor allem, warum versteckt sie plötzlich ihr Telefon vor mir? Das geht ja gut los.

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Julia ist wach, aber schwach, was zu erwarten war. Sie sieht uns an. Als wir zu viert in das Krankenzimmer kommen. Sandra ist unsicher, ich spüre das. Ihre Hand hat meine gesucht und drückt sie. Vorhin war sie noch die selbstsichere, taffe junge Frau. Und nun scheint sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher zu sein. Ihr Blick, der mich trifft, ist fragend. Ich nicke ihr kurz zu um sie in ihrem Vorhaben zu bestärken.

Langsam gehen wir zu Julias Bett, wo sie Emma und Peter längst in ihre Arme geschlossen hat.

„Sie sind die Polizistin oder?“, fragt sie in unsere Richtung.

„Ja Frau Berger, ich bin Sandra Wagner, die Polizistin.“

„Und die Freundin von Herrn Schüttler, richtig? Die Kinder haben das verraten.“

„Das stimmt auch, Timo und ich sind seit gestern zusammen.“

„Seit gestern erst? Und ich dachte … ist ja auch egal, Hauptsache … ach was rede ich hier eigentlich?“

Wir setzen uns zu ihr ans Bett. Meine Antennen verraten mir, dass Julia die Situation nicht ganz so entspannt erlebt, wie es den Anschein hat. Mit fällt auf, dass sie die junge Frau doch recht argwöhnisch taxiert und trotzdem bleibt sie während der Unterhaltung uns gegenüber freundlich.

Sie erzählt, wie es zu dem zweiten Infarkt kam und wie sie jetzt behandelt wird. Sie ist verzweifelt, weil es ihr nicht gelingt, eine Haushaltshilfe für die Betreuung der Kinder zu bekommen. Das Jugendamt hat keine freien Kräfte und kann deshalb nichts für sie tun. Das ist die perfekte Steilvorlage für Sandra.

„Frau Berger, ich bin mitgekommen, weil ich etwas mit Ihnen besprechen möchte. Sehen Sie, es ist so: Timo hat noch 2 Wochen Urlaub und ich darf wegen meiner Schwangerschaft nur noch Polizei-Innendienst machen. Wir haben die beiden ins Herz geschlossen und würden uns freuen, wenn wir sie noch eine Weile betreuen könnten. Und es ist viel Platz im Haus. Deswegen möchten wir Ihnen anbieten, bis Sie für die Kinder wieder kräftig genug sind, auch bei uns zu wohnen. Ich denke, wir würde alle davon profitieren, oder?“

Während sie das sagt, wandert ihr Blick zwischen Julia und mir hin- und her, wartet dabei auf Reaktionen von uns.

„Ist das Kind von dir Timo?“ Julias Frage überrascht mich. Sandra hatte doch vorhin schon gesagt, dass wir erst seit gestern zusammen sind. Und außerdem war sie ansatzlos zum ‚Du‘ gewechselt.

„Nein, es ist nicht von Timo. Es ist von meinem Ex-Verlobten.“, antwortet Sandra leicht bedrückt für mich.

„Und wie stehst du dazu Timo?“ Julia versucht das Gespräch von Sandra wegzuziehen und sieht mich erwartungsvoll an.

„Ich werde es wie mein Eigenes annehmen, so ist jedenfalls der Plan.“

„Hm, schwierige Sache, kannst du mir glauben. Aber sei’s drum. Ich soll bei euch wohnen, seid ihr da sicher? Ich will auf keinen Fall stören, versteht ihr?“

„Du störst nicht Julia“, gehe ich jetzt auch zum Du über, „es ist reichlich Platz. Das passt schon.“

„Ich denk drüber nach.“, nickt sie.

Dann wäre das auch besprochen. Sandra ist wieder bester Laune. Vielleicht hatte ihr ‚Hänger‘ vorhin gar nichts mit der Nachricht von Franjo zu tun, sondern war einfach ihre Angst, dass Julia sie ablehnen könnte.

Der Vormittag plätschert etwas träge vor sich hin. Nun ist ein Krankenhaus auch nicht unbedingt ein spannender Ort, an dem viele aufregende Dinge geschehen. Und so sind wir eigentlich nur noch wegen der Kinder hier, bis wir die Runde gegen Mittag auflösen.

Zu Hause angekommen geht Sandra unter die Dusche und macht sich für den Besuch bei ihrer Frauenärztin fertig.

Das Wetter ist heute auch nicht das Schönste, weswegen ich mich mit den Kindern auf einen Nachmittag im Haus einrichte. Peter baut in seinem Zimmer mit Lego und Emma beschäftigt sich mit ihrer Puppe.

Bei ihr geht es um Familie, die sich um einen kleinen Tisch bei Kaffee und Kuchen versammelt hat. Wobei der Kaffee aus Mineralwasser und der Kuchen aus Keksen besteht, die sie in der Küche stibitzt hat.

Die Kinder sind es gewohnt, sich selbst zu beschäftigen, während ich es mir auf dem Sofa mit meinem ‚Fitzek‘ gemütlich mache.

Sandra hatte sich mit einem süßen Kuss und einem ‚bis gleich‘ verabschiedet. Zweckmäßigerweise hatte sie einen knielangen Rock und eine hübsche, farblich abgestimmte Bluse dazu an. Ihr Handy? Das hatte ich nach der Nachricht von heute Morgen nicht mehr gesehen. Sonst liegt es schon mal hier oder da achtlos herum. Aber heute ist sie sehr darauf bedacht, dass ich es nicht sehe. Oder denke ich das nur, weil ich nach der Nachricht von Franjo besonders darauf achte? Mag sein, dass ich übertreibe, aber ich werde sie heute Abend darauf ansprechen.

Schon eine Stunde später ist sie wieder da. Das ging zu schnell, als dass sie sich mit Franjo hätte treffen können.

Sandra ist bestens gelaunt und fällt mir mit einem strahlenden Lachen um den Hals.

„Es ist ein Mädchen Timo. Willst du mal sehen?“ Dabei wedelt sie mit ihrem Mutterpass und einem Ultraschallbild in der Luft herum. Ich ziehe ihren Körper fest an mich und suche nach Duftspuren von fremdem After Shave. Nichts.

Am liebsten würde ich mir für meine dummen Gedanken selbst eine reinhauen. Sie liebt mich doch. Das hat sie mir doch mehr als deutlich gesagt, dass sie verrückt nach mir ist und ich sie willenlos mache. Warum also sollte sie ausgerechnet mit Franjo ins Bett steigen, wo sie ihn doch vorgestern erst verlassen hat.

Verliebt lehnt sie sich auf der Couch an mich und zusammen sehen uns das Bild an. Sandra erklärt mir was alles zu erkennen ist. Ein Mädchen, 13 te Woche, 7,5cm groß. Das und noch viel mehr, steht am Rand des Bildes. Immer wieder sieht sie zu mir hoch und lächelt. Ich kann ihr ansehen, wie stolz sie ist.

„Du Timo, du bist so komisch seit heute Morgen, alles ok?“

„Na du bist ja lustig. Nach der Nachricht von Franjo bist du doch so merkwürdig. Deine Laune geht in den Keller, dein Handy wird versteckt, kaum noch Küsschen.“

Ihr Blick geht nach unten. „Er will mich zurück“, schluchzt sie. „Außerdem habe ich Sachen mitgenommen, die ihm gehören, behauptet er.“

„Und was willst du?“

„Ich will dich.“

„Und Franjo?“

„Er hat eine ganz liebe Nachricht geschickt. Das er mich noch liebt und wie sehr er mich vermisst. Das ist ihm erst klar geworden, seit ich weg bin. Willst du lesen?“

„Nur, wenn es für dich wirklich ok ist.“

Ich lese die Nachricht von Franjo, nachdem Sandra ihr Handy entsperrt hat und mir gegeben hat. Bei der Gelegenheit sehe ich, dass er heut schon 6 x geschrieben hat und sie ihm auch immer geantwortet hat. Aber was ich lese ist, dass sie ihn abblitzen lassen hat, jedes Mal. Seine letzte Nachricht, dass er sich mit ihr treffen will, beantwortet sie mit „auf keinen Fall, ich will dich nicht mehr sehen.“

„Sandra, du solltest ihm schreiben, dass du ein Mädchen erwartest.“

„Nix da, er will uns nicht, dann hat er eben Pech gehabt.“

„Ist das fair?“

„Timo, er hat sich gegen uns entschieden. Und nur, weil der feine Herr sich über Nacht vielleicht ein paar Gedanken gemacht hat, will er mich zurück? Weil ihn keiner bekocht oder ihm die Unterhosen nachträgt? Was, wenn ich wieder angekrochen komme, wie lange dauert es dann, bis er wieder der Alte ist? Keine Chance. Und nun wieder gut?“

„Wieder gut“, antworte ich und küsse sie liebevoll. Ich habe mir völlig grundlos Sorgen gemacht. Mein Gott, so eifersüchtig war ich doch sonst nicht.

Sandra lässt mich allein und geht zu den Kindern und verkündet auch dort die frohe Kunde. Ich höre Emma vor Freude hüpfen und lachen.

Ich klappe nachdenklich das Buch zu. Was wäre denn überhaupt, wenn sie zu Franjo zurückgehen würde. Immerhin ist

er der Vater des Kindes und außerdem in ihrem Alter. Es würde mich natürlich traurig machen, aber wir kennen uns

genaugenommen erst eine Woche und nach so kurzer Zeit wäre eine Trennung kein Weltuntergang.

Wieso mache ich mir so viele Gedanken darum, sie will ja nicht zu ihm zurück. Sogar ihr Handy liegt jetzt wieder unbeobachtet auf dem Couchtisch.

Ich glaube, Sandra ist sehr bewußt, dass die Nachrichten von Franjo in meinem Kopf rumgeistern. Sie ist auffallend still, als wir im Bett liegen und sie sich fest in meine Arme kuschelt.

„Du glaubst mir nicht oder? Ich meine, das mit Franjo.“

„Ich glaube dir alles was du gesagt und ich gelesen habe. Aber Sandra mein Engel, es ist alles noch so frisch. Und ihr wart lange zusammen, das wirft man doch nicht alles von einem auf den anderen Tag weg, bloß weil man plötzlich jemand anderen kennenlernt.“

„Du glaubst, ich liebe dich nicht? Ist es das?“

„Doch, ich weiß, dass du mich liebst. Das spüre ich.“

„Timo, das tue ich wirklich. Das mit dir ist so einzigartig-himmlisch. Du bist ein ganz toller Mann, wirklich. Ich bin verrückt nach dir. Und ganz nebenbei der Erste und Einzige, bei dem ich Orgasmen habe. Ich hätte Franjo niemals gehen lassen, wenn er nicht so ein Arsch geworden wäre, er hatte nämlich auch seine guten Seiten.“

„Genau das meine ich. Hast du dir das wirklich gut überlegt? Die Trennung, das mit mir Zusammensein?“

„Was soll das Timo, willst du mich wieder loswerden?“

„Nein, ganz bestimmt nicht. Ich will nur nicht, dass du in einer, oder in zwei Wochen, oder vielleicht in 3 Monaten alles bereust. Und ich möchte keine Geheimnisse mehr, so wie heute Morgen.“

Sandra dreht sich wortlos in meinem Arm auf die Seite und zeigt mir ihren Rücken. Oder ist es sogar die sprichwörtliche ‚kalte Schulter‘? Kein Geräusch von ihr. Kein schluchzen oder weinen, kein atmen, nichts. Nur ihre Hand sehe ich, die in unregelmäßigen Abständen über ihre Augen fahren.

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter, aber sie schüttelt sie ab. „Es ist besser, du fasst mich heute nicht mehr an. Gute Nacht.“, sagt sie traurig.

Mich hat die Unterhaltung genauso traurig gemacht wie sie. Aber ich bin froh, dass es ausgesprochen ist. Ich bin ein Freund klarer Verhältnisse, auch wenn sie meine Gedanken und Worte vermutlich verletzt haben.

Sandra schläft unruhig. Schläft sie überhaupt? Doch ja, sie träumt. Schlägt mit den Armen wild um sich. „Lass mich in Ruhe Franjo“, ruft sie, „ich bin jetzt mit Timo zusammen.“ Sie weint im Schlaf. „Hau ab du Arschloch und setz dich wieder vor deine Playstation. Und mit deinem Pimmel befriedigst du mich sowieso nicht.“

Wieder wirft sie sich auf die Seite. Zuckt mit den Beinen und schubst irgendjemanden mit den Armen von sich.

„Verschwinde endlich du Waschlappen“ und wieder dieses imaginäre schubsen.

Ich lege mich dicht an sie heran und meinen Arm um ihre Schulter. „Timo, bist du das?“, fragt sie mich schlafend. „Ja mein Engel, ich bin es.“

Sie wird sofort ruhiger, schiebt ihren Hintern dicht an meinen Bauch und zieht meine Hände um sich herum, bis sie auf ihren Brüsten liegen. „Ich liebe dich“, murmelt sie und schläft weiter.

Sie wieder so eng an mich zu drücken, fühlt sich wirklich gut an und lässt mich auch schnell einschlafen.

VI.

Irgendwo pingelt ein Handy. Meins kann es nicht sein, weil ich es, wie immer, auf stumm geschaltet habe. Bleibt nur das von Sandra. Ihren Klingelton kenne ich, wobei sie ihres gestern auch auf stumm umgestellt hat, wenn ich das richtig gesehen habe. Es muss also ihr Weckton sein, der jetzt randaliert. Stimmt, da war ja was, ihr Innendienst.

Das alles dominiert mein verschlafenes Unterbewusstsein, doch was mich wirklich schlagartig wachwerden lässt, ist die Hand, die sich zwischen meinen Schenkeln aufwärts zu meinem Beutel schiebt. Sie erreicht ihn, umhüllt die warme Haut, in der meine beiden Akkus schlummern. Sanft ertasten die Finger die harten Knollen, spielen mit ihnen.

Die Hand wandert ein paar Zentimeter höher, hinauf zu meinem schlaffen Glied, dass seelenruhig auf meinem Unterbauch liegt. Sandra streichelt es, nimmt es in die Faust. Reizt die freigezogene Eichel.

Sie krabbelt unter der Decke nach unten, küsst sich einen feuchten Weg zum Bauchnabel. Erreicht meinen anschwellenden Schlauch. Saugt den roten Kopf zwischen ihre Lippen, umkreist ihn mit der Zunge.

Auch wenn das erst ihr zweiter Blowjob ist, es ist geil. Himmel Herrgott, sie saugt mir das Rückenmark mit raus, wenn sie nicht aufpasst. Gut, dass sie noch immer ihre Hand um meine Hoden hält. Ich, oder besser, mein bestes Stück platzt gleich. Sie gönnt sich und mir keine Pause. Ich habe keine Ahnung, wie lange sie sich da unten abmüht. Ich weiß nur, dass es gleich sein natürliches Ende finden wird. Ich warne sie, das ist nur fair. Aber das Einzige was passiert ist, dass sie noch stärker saugt, lutscht und wichst. Meine Schwellkörper blähen sich drohend auf. Sandra kann sie kaum noch in ihrem Mund aufnehmen. Ihre Kiefer sind aufs Äußerste gespannt. Laut stöhne ich auf. Dass Sandra das auch schon lange tut, nehme ich kaum wahr. Ich löse mich, die Spannung baut sich ein letztes Mal auf, dann passiert das

Unvermeidliche.

Sandra hustet meine Ladung wie einen Sprühregen über meinen Oberkörper. Ich bin über und über mit der Mischung aus Sperma und Speichel überzogen. Sie schluckt, ich erkenne es an ihrem wippenden Kehlkopf.

Geduldig wartet sie, bis das Zucken meiner harten Stange aufgehört hat. Sie lächelt mich von unten herauf an und leckt die letzten milchigen Tropfen vom Pilzkopf.

Dann legt sie sich der Länge nach auf mich. „Das war geil mein Schatz, heute Abend darfst du dann mich verwöhnen.“

flüstert sie spitzbübisch und krabbelt aus dem Bett.

Wow, es fühlt sich an, als sei ein Tornado über mich hinweggefegt. Meine Eier schmerzen. Während ich abgeschossen habe, hat sie ziemlich zugedrückt. Oder der plötzlich entweichende Druck hat dieses leichte Ziehen hinterlassen. Es ist mir auch egal, ich ertrage es mit einem Lächeln, weil ich weiß, warum dieser ‚Schmerz‘ da ist.

Nach der Spermadusche ist ein ausgiebiger Aufenthalt unter der Brause Pflicht. Meine ‚Frau‘ steht leicht gebeugt vor dem Spiegel und zieht ihren Lidschatten nach. Ein sehr interessanter Anblick tut sich mir auf. Aber eine typisch männliche Reaktion bleibt aus. Logisch, er hat ja auch gerade erst…

Nackt gehe ich an ihr vorbei unter die Dusche, meine Augen folgen ihrem Blick, der sehnsüchtig an meinem Gemächt hängen bleibt. Sandra leckt sich noch über die Lippen, bevor sie dort ein zartes Rot aufträgt. Sie hat es anscheinend eilig, denn der Rest ihrer Routine gleicht eher einer Katzenwäsche, bevor sie mit einem Handtuch um ihren Körper aus dem Bad verschwindet.

Später in der Küche finde ich eine eilig geschriebene Notiz von ihr: „Musste schnell los, sorry. Ich liebe dich … wirklich. Ich küsse dich. Drück die Kinder von mir. Bis heute Abend.“

Emma und Peter kommen zusammen die Treppe heruntergelaufen. Ich knie mich hin und beide bekommen einen dicken Knutsch von mir zur Begrüßung.

Es wird heute schwierig sein, die Kinder zu beschäftigen und ein tagfüllendes Programm zu organisieren. Es ist zwar warm draußen, aber bedeckt. Es ist schwül und es riecht nach Gewitter. Solange der Himmel ruhig bleibt, ist die Erfrischung im Pool nicht die schlechteste Idee. Und ins Krankenhaus müssen wir ja auch noch. Am Nachmittag ein Spaziergang und zum Abschluss ein Eisbecher in meinen Eiscafé, dann sollte das schon passen. Den Rest des Tages werden wir dann wohl auf dem Teppich in einem Haufen Legosteine und diversen Puppenutensilien verbringen müssen.

Na dann … den Startknopf drücken und los geht der Tag mit dem Frühstück.

So oder ähnlich werden die nächsten Tage alle aussehen. Sorglos fahren Ehegatten morgens zur Arbeit und machen sich keine Gedanken, wie schwierig es ist, den Nachwuchs 5 Tage die Woche von morgens bis abends zu bespaßen. Irgendwie ist es doch selbstverständlich geworden, dass der Partner im Haus die Kinderbetreuung geregelt bekommt.

Egal, ob das der Mann oder die Frau erledigt. So will es das ungeschriebene Gesetz der Partnerschaft.

Wie schwierig muss das erst für eine(n) Alleinerziehenden sein, wie zum Beispiel Julia, die auch die Wochenenden noch mit Leben füllen muss. Und dann noch mit schmalem Budget, so dass nicht „mal eben“ ein großer Eisbecher, oder ein spontaner Zoo-, Kino-, oder Schwimmbadbesuch möglich ist.

Unser Frühstück ist lustig und die Laune der Kinder bestens. Fröhlich schaukeln sie mit den Beinen oder hopsen auf dem Stuhl herum.

Sie können es kaum erwarten, bis der Kakao getrunken, das Brot gegessen, und die leichte Jacke angezogen ist, damit wir ins Krankenhaus fahren können.

Julia erwartet uns schon. Zumindest scheint es so. Ihr geht es deutlich besser. Sie lacht, als sie die Kinder sieht und breitet die Arme zur Umarmung aus. Emma und Peter mit ihren feinen Antennen erfassen das sofort und laufen die letzten Schritte an Julias Bett und schmiegen sich an die Frau. Ihre kleinen Köpfe, einer links, einer rechts von ihrem, die sich in ihre Halsbeuge drücken. Julia sieht mich an, sie lächelt. Es steht ihr gut, diese leicht geschwungenen, vollen Lippen.

Ihre Gesichtsfarbe sieht deutlich gesünder, erholter aus, als noch die letzten Tage. Rosig schimmert ihre Haut und verleiht ihr dadurch einen samtweichen Look. Ich würde ihr am liebsten über die Wangen streichen. Vor allem würde ich ihr gern sagen, wie gut sie aussieht. Nicht nur jetzt, auf dem Wege der Besserung, sondern überhaupt, wie hübsch sie ist. Warum eigentlich nicht, was hindert mich daran. Jeder hört doch gern, wenn man ihm sagt, wie gut er aussieht. Ist doch auch nichts Schlimmes dabei.

„Hallo Julia, du siehst richtig erholt aus. Steht dir gut, siehst hübsch aus.“ Ich habe es noch nicht ganz gesagt, da ärgert es mich auch schon wieder. War doch wie ‚mit der Tür ins Haus fallen‘, das mit dem hübsch hätte ich vielleicht doch besser weglassen sollen.

„Danke Timo, ich fühle mich auch gut. Die sind alle sehr nett hier und helfen mir beim Gesundwerden. Und das mit dem hübsch … naja, ich hatte schon bessere Zeiten, aber vielen Dank für das Kompliment.“

„Entschuldige, ich wollte nicht so direkt sein. Aber ich bin manchmal schneller mit dem Mund, als mit dem Kopf.“

„Nein ist schon gut, ich fand’s ja süß.“

Ich ziehe mir den Stuhl ans Bett, wie eigentlich immer schon. Nur dieses Mal sitzt Julia aufrecht im Bett und hat die Kinder im Arm. Die Zwerge genießen die Streicheleinheiten ihrer Oma, auf die sie schon viel zu lange verzichten mussten.

Geduldig hört sich Julia die Geschichten von Emma und Peter an. Immer wieder erhasche ich einen Blick von ihr. Je nach Geschichte mal einen strengen, einen bösen, oder auch einen liebevollen.

Als sie hört, dass ich die Kinder teilweise neu eingekleidet habe, oder ihnen Puppe und Ball gekauft habe, gibt’s zum Beispiel böse Blicke. Für die vielen Badestunden und Ausflüge wiederum liebevolle.

Im Nachhinein betrachtet, gab es doch mehr dankbare Blicke von ihr. Manchmal werden ihre Augen sogar feucht, wenn eines der Kinder besonders leidenschaftlich von ihren Erlebnissen erzählt.

Auch Sandra kommt immer wieder in ihren Ausführungen vor. Besonders Emma hat zu der jungen Frau offensichtlich einen guten Draht gefunden.

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Es wird immer spannender.

schreibt Susanna

Ich liebe Ihre Mehrteiler!

Gedichte auf den Leib geschrieben