„Das nennt man Planke.“, verriet er mir freundlich, „Komm, ich zeig dir alles.“
Damit sah er mich mit einem Blick an, der mir unter die Haut ging und zog mich an meiner Hand, die er noch immer gefangen hielt, durch eine Holztür unter Deck.
Ich, die in 'normalen' Verhältnissen aufgewachsen war, staunte nicht schlecht. Für mich war das vollendeter Luxus auf kleinstem Raum. Edelhölzer, Chrom, schöne Stoffe, alles harmonierte farblich perfekt. Für mich war schon ein kleines Motorboot toll. Aber das hier verschlug mir die Sprache. Mit offenem Mund drehte ich mich im Kreis und bewunderte den Raum, der wie ein vornehmes Wohnzimmer eingerichtet war. Ringsherum mit großen Fenstern, bot sich ein fantastischer Rundumblick.
Der nächste Raum war wie eine kleine Küche eingerichtet. Auch hier fehlte nichts. Spüle, Herd, Mikrowelle, sogar eine kleine Sitzecke, die knapp Platz für vier Personen bot. Und es gab 2 Schlafzimmer, eines ein klein wenig größer als das andere, mit insgesamt 4 Betten und natürlich gab es auch ein kleines Bad mit Dusche und Toilette.
Wenn es nicht leicht geschaukelt hätte, und Franzi nicht mit Falk auf das Boot gekommen wäre, ich wäre wohl nie aus dem Traum erwacht, in dem ich mich gerade wähnte. Wenn schon nicht alles andere, so riss mich auf jeden Fall die kleine Beinklammer, die aus Falks dünnen Armen bestand, zurück in die Realität.
„Da seid ihr ja endlich! Prima, dann können wir ja los. Franzi, übernimmt du die Taue?“
Chris war an mir vorbei erst auf das Deck, und von dort aus ganz nach oben in den Ruderstand gestiegen. Ich sah ihn von unten herauf ein paar Knöpfe drücken und einen Hebel schieben, bis kurz darauf das dumpfe Brummen des Motors zu hören war.
Franzi kam zurück auf das Boot und zog an einer Seilvorrichtung die Planke auf den Steg, so dass damit auch die letzte Verbindung zum Ufer gekappt war. Wenn ich noch vom Boot gewollt hätte, jetzt wäre es zu spät gewesen. Aber ich wollte ja gar nicht. Für nichts in der Welt wollte ich dieses Abenteuer, und für mich war es eines, gegen einen langweiligen Nachmittag in meiner Wohnung oder bei einer Freundin eintauschen.
In mir kam ein Gefühl auf, das mir nun gar nicht zustand. Nämlich das, ein Teil dieser Familie zu sein. Da war Franzi, die schon die Ziehmutter von Chris, und das Gleiche jetzt für Falk war. Chris, der nur ein Jahr älter als ich, so etwas wie mein Freund hätte sein können und ich, die ja auch durchaus die Mutter dieses kleinen Jungen hätte sein können. Zumindest vom Alter her. Jetzt war ich definitiv etwas Besonderes, denn hierauf hatte er sicher noch nicht viele seiner Mitarbeiter eingeladen.
Ich kletterte zu Chris nach oben in den Ruderstand und schaute über den See. Von hier oben hatte man eine atemberaubende Aussicht. Die Bilder brannten sich in meinem Gehirn fest. So etwas Schönes, einfach so an einem Wochenende zu erleben. Nicht im Urlaub, irgendwo im Süden, sondern an einem ganz normalen Samstag, wie es ihn etwa 52x im Jahr gab. Für mich war das bis vorgestern so weit weg, dass ich noch nicht einmal davon zu träumen gewagt hatte.
Und nun stand ich hier, legte meine Hand auf das weiße Leder des 'Fahrersitzes' und sog die Eindrücke in mich auf, zu denen auch der Duft des Mannes gehörte, der nur wenige Zentimeter von mir, hochkonzentriert das riesige Boot auf den See hinaus lenkte. Vorne am Bug saßen Franzi und Falk und ließen ihre nackten Füße über den Bootsrand baumeln. Falk hatte eine kleine Schwimmweste umgelegt bekommen und Franzi zusätzlich schützend ihren Arm um seinen kleinen Po gelegt.
Wenn es für mich ein Beispiel für eine 'gute' Mutter gab, dann war es ganz sicher Franzi, die solch eine Person verkörperte.
„Na du, gefällt es dir?“, fragte Chris, der mich über seine Schulter hinweg ansah.
„Und wie! Es ist wahnsinnig schön. Alles, der See, das Boot, die Eindrücke …, du!“
„Ich?“
„Ja … du!“, antwortete ich nach kurzem Zögern, legte meinen Arm um seine Schulter und küsste ihn auf die Wange.
„Danke! Ich hätte mich geärgert, wenn ich 'nein' gesagt hätte.“
„Das Schönste kommt erst noch, warte nur ab! Und wofür war der Kuss?“
„Den hast du schon lange verdient und noch viele mehr davon. Für das, was du für mich getan hast, Job, Wohnung … dann die Blumen gestern, die Einladung, das hier …!“ und zeigte in die Runde.
„Nein Josie, ich muss dir danken! Weißt du … als ich dich im Park sah, es war wie … ein innerer Zwang dir zu helfen.
Irgendwie wusste ich, dass ich es nicht bereuen würde. Glaube mir, ich habe in meinem Leben schon so einiges bereut. Aber bei dir war ich mir sicher. Und du hast mich nicht enttäuscht! Nicht in dem Eindruck, den ich schon früher von dir hatte und auch jetzt nicht, wo du für mich arbeitest. Du hast mich nie als Mensch, als Mädchen, und auch nicht als Mitarbeiterin enttäuscht. Dafür danke ich dir!“
„Dafür die ganzen Privilegien? Chefetage, Zugang zu deinem Büro, Zugang zu deiner Villa, und …“
„… Zu der es übrigens nur 6 Karten gibt.“, fiel er mir ins Wort. „Du, Franzi, der Gärtner, die Reinigungskraft, ich natürlich und eine in Reserve im Tresor.“
„Siehst du, genau das meine ich! ICH darf in deine Villa, wann immer ich will! ICH habe eine Wohnung von dir bekommen! ICH habe diesen Traumjob! ICH darf mit euch auf diesem Boot fahren! Ich, ich, ich …, immer nur ich! Warum?“
„Weil ich in dich verknallt bin, du Blitzmerkerin, sagte ich das nicht schon? Nein? Dann eben jetzt!“
Wenn bis eben meine kleine Welt noch in Ordnung war, geriet sie jetzt ein wenig aus den Fugen. Meine Stirn bekam kleine Falten vom Nachdenken, oder sollte ich besser vom Analysieren sagen?
Meine Beine begannen zu wackeln, so, dass ich Halt suchen musste, den ich in dem zweiten Sitz fand, der auf dem Ruderstand montiert war. Ich musste mich setzen und verstand nun, woher die Falten auf meiner Stirn kamen.
Ja, ich analysierte, was er mir eben laut und deutlich gesagt hatte.
Nichts war geblieben von 'Ich mag dich!' oder 'Ich mag dich immer noch!'. Und genau das war es doch gewesen, was ich gerade erst verinnerlicht, verarbeitet hatte. Abgesehen davon beschrieb es ziemlich gut, was ich für Chris empfand.
Mit jedem Tag mehr lernte ich diesen Mann neu kennen, entdeckte Seiten an ihm, die er entweder früher nicht hatte, oder sie nie zeigte. Gut möglich, dass ihn der Erfolg verändert hatte, ihn auch charakterlich auf eine andere Stufe stellte. Aber wenn das so war, dann hatte er sich zu seinem Vorteil verändert.
Nie hatte ich in den letzten Wochen ein lautes Wort von ihm gehört, auch wenn logischerweise in der Firma nicht alles rund lief. Seinen Mitarbeitern gegenüber, immer freundlich, höflich, respektvoll auftretend. Mich inklusive.
Und nun nahm er mich vollends raus aus der Menge seiner Angestellten und stellte mich auf eine Empore, legte mir einen Lorbeerkranz um meine goldenen Locken und … trieb mir die Tränen in die Augen.
„Chris, wo kann ich mich umziehen?“, war bestimmt nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Aber ihm auf sein Liebesgeständnis zu antworten, ging gerade nicht. Ich war schon froh, die sechs Worte rausbekommen zu haben.
„Josie bitte … entschuldige, ich hab' mich vergessen, das hätte nicht passieren dürfen. Es tut mir leid!“
„Muss es nicht Chris! Es ist nicht gut, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen. Ich danke dir, dass du es gesagt hast, ... also wo?“
„In der größeren der beiden Kajüten. Da bist du ungestört.“
Er hatte sehr schnell gemerkt, dass es für den Moment wohl das Beste war, nicht weiter darauf herumzureiten. Nahm aber doch meine Hand, als wollte er mich zurückhalten, ließ sie dann aber sanft durch seine Finger gleiten.
Ich war verwirrt! Hätte ich mit ihm in einem Restaurant, einem Café oder an einem anderen öffentlichen Platz gesessen, wäre ich wohl weggelaufen. Einfach vom Boot zu springen und ans Ufer zu schwimmen, war allerdings keine so gute Idee.
Ich stieg die schmale Leiter in das Innere des Bootes hinunter und ging in das mir angebotene Schlafzimmer.
Bäuchlings warf ich mich auf das breite Bett und heulte los wie eine dumme Gans. Dumm deshalb, weil ich nicht verstand, wieso mich seine Worte so um den Verstand brachten. Es war weiß Gott nicht die erste Liebeserklärung eines
Mannes. Schon seit ich vierzehn war, erreichten mich immer mal wieder kleine Zettel von Jungs mit den Worten:
'Willst du mit mir gehen Ja, Nein, Vielleicht', mit den Möglichkeiten kleine Kreuzchen daran zu machen. Später wurden es kleine Briefchen, die dann immer länger und auch intimer wurden, bis es dann nach ein paar Dates, die Herren fertigbrachten, mit mehr oder weniger dummen Sprüchen mir ihre Zuneigung zu offenbaren. Seinerzeit bestimmt mit dem Zweck, mich so schnell wir möglich flach zu legen. Aber ein paar ernst gemeinte waren schon damals dabei.
Also heulte ich weiter in die verdammt weiche Bettdecke hinein, bis sich eine Hand auf meinen Rücken legte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und entdeckte Franzi, die leise hereingekommen sein musste. Jedenfalls hatte ich sie nicht gehört und mit ihr gerechnet sowieso nicht, saß sie doch eben noch mit Falk am Bug.
„Na, meine Kleine, hat er sich wie ein Tölpel benommen?“
„Nein, wenn er es denn wenigstens getan hätte, dann wüsste ich ja, warum… was machst du überhaupt hier.“
„Glaub mir Josie, Chris ist feinfühliger als du vielleicht denkst. Er schickt mich, weil ich nach dir sehen soll. Er hat mir gesagt, was passiert ist.“
„Es ist ja nichts passiert, das ist ja das Schlimme.“
„Doch schon, ist es. So ein Liebesgeständnis kann einen schon umhauen. Vor allem, wenn man genauso empfindet, hab ich recht?“
„Was? Nein … doch … vielleicht … ach ich weiß es doch nicht! Ich mag ihn, sehr sogar, das auf jeden Fall. Aber … man Scheiße, was mach ich denn jetzt? Ich kann ihm doch nicht wieder in die Augen sehen, ohne dass …!“
„Ohne, dass du seine Liebe erkennst? Ich will dir mal was erzählen Süße, und dann entscheidest du in Ruhe.“
Und Franzi erzählte, von seinen Eltern, vor allem von der herben Enttäuschung, als seine Mutter die Familie im Stich gelassen hatte. Von seinem Vater, der immer arbeiten musste, um das Geld ranzuschaffen und ihn damit sträflich vernachlässigte. Von dem Mobbing in der Schule, das ich selbst nie so schlimm eingeschätzt hätte, den wenigen ernstzunehmenden Beziehungen, die er hatte und von den wenigen Prostituierten, die es in seinem Leben gab.
Aber sie erzählte auch von seinem Erfolg, von den Rückschlägen, die es immer wieder gab und wie steinig der Weg zum Erfolg für Chris war.
Und dann kam der Absatz, der mich wieder sentimental werden ließ, als sie von den letzten Wochen berichtete. Wie glücklich er nach Hause gekommen war, nachdem er mich im Park gesehen hatte. Wie er aufblühte, als er mir den Job und die Wohnung geben konnte.
„Josie, der Mann redet seit vier Wochen nur noch von dir! Schwärmt, kriegt glänzende Augen und rote Wangen, wenn er uns erzählt, was du in der kurzen Zeit alles geschafft hast. Ich sehe aber auch, wie traurig er nach unten sieht, wenn du auf seine Aufmerksamkeiten nicht reagierst. Wenn der nicht verknallt ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Mal abgesehen von Falk, der jeden Tag mit in die Firma will, nur um mit dir spielen zu können. Ach Josie, hör auf dein Herz! Der Mann liebt dich ehrlich! Seit fünf Wochen hat er keine andere Frau in seine Nähe gelassen, das schwöre ich!“
Ich blieb noch einen Moment auf dem Bett liegen und ging in mich. Im Grunde gab es doch nichts, was mich daran hinderte, diesem Mann eine reelle Chance zu geben, mich zu lieben. Ich war ungebunden, er sah gut aus, wenn man mal von seiner Hüfte und seinem Fuß absah. Ich mochte ihn und er mich. Eigentlich hatte er alles, was ich an einem Mann zu schätzen wusste …
Ich kramte in meinem Rucksack herum, fischte meinen schwarzen Lieblingsbikini raus, der meine Formen so schön in Szene setzte. Ich musste lächeln, als ich mich im Spiegel sah, vor dem ich mich herumdrehte.
Mit geübtem Griff richtete ich meine Möpse in den Schalen, zupfte den Steg zwischen meinen Beinen etwas zurecht, und frischte das Make-up auf, bevor ich mich wieder an Deck traute.
Die Leute um mich herum waren mir fremd und doch irgendwie nah. Anders als im Freibad, wo heutzutage sowieso viel nacktes Fleisch zur Schau gestellt wurde, fühlte ich mich hier wirklich nackt. Die Stoffdreiecke auf meinen Titten waren so klein, dass sie meine Nippel züchtig bedeckten, aber noch genug zeigten, um der Fantasie ausreichend Futter zu bieten.
Gleiches galt für das Höschen, das doch recht knapp ausgefallen war. Aber auch hier gab es nichts zu sehen, was unter das Jugendschutzgesetz gefallen wäre.
Leise stieg ich die Leiter zum Ruderstand wieder nach oben, schlich mich von hinten an Chris heran, legte meine Arme vorsichtig um seine Brust, küsste ihn im Nacken und hauchte: „Ich mich doch auch in dich!“
Fortsetzung folgt …
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.