Überraschung:

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Überraschung:

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Eva Winter

Der Platz an der Bar, war einer der besten in der ganzen Diskothek. Mit leicht blasiertem Gesichtsausdruck lümmelte der junge Mann auf seinem Hocker. Die dichten Haare waren perfekt gestylt, seine Designerkleidung nach der neuesten Mode. So mancher interessierte Blick wurde gelangweilt übergangen. Fast jedes Wochenende das gleiche Bild. Mehr oder minder freizügige Menschenmassen die sich an seinem Platz vorbei schoben. Wenn er ein Mädchen sah, das seiner augenblicklichen Stimmung entsprach, reichte oft nur eine lässige Bemerkung. Einige Abende traf man sich, er machte seine üblichen Komplimente. Die Wäscherei jammerte über die mit Lippenstift verschmierten Hemden. Danach ein einziger intimerer Abend. Ein paar Tränen, wenn er gut gelaunt war, ein bisschen Trost von seiner Seite. Am Abend darauf, die neue Suche.Gelangweilt, beschloss er diesmal auf die übliche Entspannung zu verzichten. Eine faule Woche konnte nicht schaden. Ein letztes Mal glitt sein Blick über die Menge und blieb fast angeekelt hängen.
Dieses Gesicht, nichtssagend, geradezu hässlich, das lose Sackkleid ließ ihn fast schaudern. Dazu eine ungepflegte Frisur und zu allem Überfluss tiefe Aknenarben. Er wollte sich schon kopfschüttelnd abwenden. Nachlässig glitt sein Blick über ihre Begleiterin und erstarrte. Die gleiche Größe, aber was für ein Unterschied. Der nüchterne graue Rock, mit passendem Blazer, wirkten an diesem Ort fast unwirklich. Streng aufgestecktes Haar. Selbst in dem diffusen Licht, war die goldblonde Färbung zu erkennen. Eine geradezu königliche Haltung. Unverschämt üppige Formen und ein Profil wie eine Porzellanpuppe. Unwillkürlich entschlüpfte ihm ein leiser Pfiff. Sofort waren alle guten Vorsätze vergessen. Die Jagd konnte, nein, sie musste einfach beginnen.
Methodisch begann er zu überlegen. Heute Abend würde er Sie mit einigen lockeren Sprüchen beeindrucken. Ein paar Komplimente, ein wenig plaudern. Frauen mit solch exquisiten Geschmack durfte man nicht drängen. Langsame Verführung hieß die Devise. Eine Strategie die immer wirkte. Vorsichtig würde er sie aushorchen, ein unerwartetes Treffen in wenigen Tagen. Dann ein kleines Abendessen, ein keusches Küsschen vor der Haustür. Die Wartezeit war zwar lästig, doch bei diesem Typ, unumgänglich. Genüsslich überlegte er, dass sie gar nicht anders konnte, als in zwei, spätestens drei Wochen in seinem Bett zu landen. Mit siegessicherem Lächeln wandte er sich ab, um der Kellnerin zu winken. Seine Hand wedelte ein paar mal ziellos durch die Luft, zuckte schließlich hektisch zu seinem Schritt zurück. Vor ihm stand seine neueste Favoritin. Wirklich irritierend waren nur die gelenkigen Finger, die einen sehr empfindsamen Teil in seiner Hose zärtlich zwickten. Ein letztes leises Kitzeln, sie zwinkerte ihm auffordernd zu. Ihre Hüften vollführten eine geradezu laszive Bewegung. Wandten sich zielstrebig dem Hinterausgang zu. Völlig fassungslos ruckte er herum und klammerte sich Halt suchend an die Bar. Unglaublich, diese Einladung war mehr als eindeutig. Wie ein hungriges Raubtier, glitt er wenige Sekunden später von seinem Sessel. Ohne einen weiteren Gedanken an die Umgebung zu verschwenden, eilte er ihr nach. Ein letzter sichernder Blick und er huschte durch die, vor ihm liegende Tür. Dahinter tiefste Dunkelheit. Ein leises Rascheln wies ihm den Weg. Mit heiseren Kichern fassten zwei Hände zielstrebig nach seiner Jacke und zerrten sie ihm vom Leib. Als er helfen wollte, fühlte er samtig weiche, nackte Haut. Seine Verwunderung dauerte nur kurz, dann setzte jedes klare Denken aus.
Wie ein Wirbelsturm fiel sie über ihn her. Streichelte hier, kratzt dort. Ein weicher duftender Körper umglitt ihn, riss die letzten Kleidungsstücke beiseite. Gierig erkundete sie jeden seiner Muskeln. Knetete, kratzte und küsste. Hungrig ließ er sich in diesen Sinnestaumel fallen. Die undurchdringlich Finsternis und die Gefahr entdeckt zu werden, intensivierten die Lust ins unermessliche. Als er nach einem gewaltigen Orgasmus endlich wieder zur Besinnung kam, vernahm er nur mehr das leise Klicken der Tür, die wieder ins Schloss viel. Wackelig tastete er nach seinen verstreuten Utensilien und einem Lichtschalter. Kurze Zeit später wankte eine etwas desorientierte Gestalt Richtung Barhocker. Wollte sich mit genüsslichem Seufzen fallen lassen, um im selben Augenblick wieder hochzuschnellen. Mit völlig irrem Blick starrte er in die Ecke. Dort saß seine Begegnung wie aus dem Ei gepellt. Das Haar makellos hochgesteckt, in angeregter Unterhaltung mit einem Fremden. Ihr gegenüber eine ausgelassen lachende Freundin.

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