Überraschung in Berlin 

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Überraschung in Berlin 

Überraschung in Berlin 

Anita Isiris

Als wir endlich, noch immer umschlungen, aufwachen, ist der Morgen schon weit vorgerückt. So viel Nähe habe ich wohl noch kaum jemals zugelassen. Ich überlasse Sabrina erst mal den luxuriösen Duschraum und höre, wie das Wasser auf sie herniederprasselt. Ich schliesse die Augen und stelle mir vor, wie meine Freundin sich einseift… und schon wieder spiele ich an mir. Diese Frau macht mich noch verrückt. Ob ihr Mann zuhause sie eigentlich noch begehrt? Weiss er eigentlich, was er an ihr hat? Dann kommt sie zurück, in ein weisses Badetuch gehüllt, mit verstrubbeltem Haar… und ich kann nicht anders als auch diesen Moment mit meinem Handy einzufangen.  

Dann, endlich, sitzen wir beim Frühstück. Während Sabrina den Tisch deckt und mit der italienischen Espresso-Maschine Kaffee braut, eile ich nach unten in unsere Quartierbäckerei. Ich habe Glück. Trotz des fortgeschrittenen Morgens gibt es noch frische Brötchen. Sie haben wirklich Geschmack und sind nicht von einer Massenbäckerei angeliefert. Durch einen Türspalt sehe ich, wie in der Backstube schon wieder gearbeitet wird – da werden frische Kuchen für den Nachmittag zubereitet. Einfach wunderbar… ich liebe es, hier zu wohnen und zu leben.

Als ich in der Wohnung zurück bin, hat Sabrina nicht nur das Frühstück zubereitet, sondern sitzt bereits fertig angezogen am Tisch. Heute trägt sie ein schwarzes Kleid mit gelben, grossen Blumen. Es steht ihr prima ins Gesicht. Die Frau hat einfach Stil und strahlt eine Wärme aus, die sich direkt auf mich überträgt. Sie hat einen Berliner Stadtplan vor sich ausgebreitet. Klar, dass sie den Alexanderplatz sehen will. Das Brandenburger Tor. Die Museumsinsel. Den Tempelhof. Die Hackeschen Höfe. Die Regierungsgebäude.  

Wir entscheiden uns für eine Spreefahrt. Das ist aus meiner Sicht das Coolste, was man in Berlin machen kann. Man gondelt einfach so gemütlich an all den Sehenswürdigkeiten vorbei, hat vor sich ein Himbeerbier und ist glücklich. Ich habe ja schon verschiedene Besuche in Berlin herumgeführt und eine gewisse Routine entwickelt, damit der Zeitplan einigermassen aufgeht. Die Stadt ist riesig und die Distanzen, die man zwischen U-Bahn und Bus zu Fuss zurücklegt, sind nicht zu unterschätzen.  

Während Sabrina sich kämmt, ziehe auch ich mich an, wähle ein lindgrünes, knielanges Kleid und eine schwarze Perlenkette, die ich von meiner Mutter geerbt habe. Riemensandaletten, eine ideale Kombination von elegant und praktisch. Dann verlassen wir die Wohnung und machen uns auf den Weg Richtung U-Bahn.  

Sabrina ist Kölnerin und somit alles andere als ein Landei. Trotzdem muss ich schmunzeln, wie sie immer wieder staunend stehenbleibt, die Konzertplakate studiert, ab und zu eine Häuserzeile fotografiert und sich freut wie ein kleines Mädchen, dass wir pünktlich das Spree-Schiff erreichen. Einen Moment lang geht sie vor mir, und ich ertappe mich dabei, wie ich ihren wohlgeformten Hintern beobachte, der sich unter dem schwarzen, gelb geblümten Kleid bewegt. Wie glücklich sich ihr Mann schätzen kann! Und heute Abend… je nachdem… Bernd…

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