Ich verdränge den Gedanken sofort, denn jetzt geht’s ja erst mal nicht um Sex, sondern um Kultur. Das Spree-Schiff ist nur halb voll, und dem Ticketverkäufer steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Vielleicht interpretiere ich das aber nur. Die Fahrt ist jedenfalls sehr spassig, und Sabrina hat zum ersten Mal in ihrem Leben ein Himbeerbier vor sich. Respektvoll betrachtet sie die Regierungsgebäude, die vielen Anlegestellen, die Museen… und eine Führung durch Berlin könnte gut und gerne ein Jahr dauern. Etwas später setzen wir uns auf eine Parkbank, und da kommt es mir in den Sinn: Ich möchte meiner Freundin das Kaufhaus des Westens zeigen. Unbedingt. Shoppen kann man auch in Köln, klar. Aber nicht so. Wir schlendern durch die gigantische Damenabteilung und sehen Jäckchen für 1'200 Euro. Stiefeletten in derselben Preislage, die aber tatsächlich von der Frau, die hinter uns steht, weggekauft werden. Dann das Highlight: Die Delikatess-Abteilung in der zweitobersten Etage. Fast schon demütig bleiben wir vor den Auslagen stehen. 20 Senfsorten, 50 Honigsorten, fünf Makrelensorten auf Eis… Das erste Mal, als ich hier war, war ich geschockt. Ich komme aus einer eher armen Gegend, und, klar, ich habe eine Zeitlang in Zürich studiert und dort auch mein einigermassen brauchbares Deutsch gelernt. Aber das hier haut dem Fass den Boden aus. Dekadent, klar, und die Frischwaren, die sich nicht verkaufen, werden am Abend gemüllt. Aber gesehen muss man die Delikatess-Abteilung im KDW haben. Gehört irgendwie halt auch zu Berlin. Vom Kaffee im obersten Stockwerk bewundern wir die Gedächtniskirche, die auch bei strahlendem Wetter ein bisschen trostlos und dunkel wirkt… und dann geht die Reise weiter zum Alexanderplatz.
Schneller, als ich das erwartet habe, ist 17:00 Uhr. Auch wenn wir nicht aufwändig kochen werden – aber ein bisschen Vorbereitung braucht es halt wohl doch, bis Bernd dann auftauchen wird. Wir kaufen Plätzchen, Salat, Wein und einen Kuchen als Nachspeise, Nachos mit Paprikasauce als Vorspeise und, klar, Prosecco. Wir wollen es ja heute noch perlen lassen. Sabrina wirkt etwas müde, ist aber gut gelaunt und voller Vorfreude. Endlich sind wir mit unseren vollen Tragtaschen in unserem Treppenhaus. Sabrina geht vor mir die Treppe hoch, und schon wieder lasse ich, unwillkürlich, meinen Blick auf ihrem hübschen runden Hintern ruhen. Sie ist einfach zum Anbeissen, die liebe Sabrina.
Wir schmücken den Tisch draussen auf der Dachterrasse mit ein paar frischen Schnittblumen, und weniger ist mehr. Männer stehen ja nur bedingt auf Blumen und merken oft nicht einmal, was wir Frauen alles für sie tun… aber ein hübsches Ambiente muss einfach her. Ich teste den Gasgrill, denn es gibt nichts Peinlicheres als Besuch zu haben, und plötzlich ist das Gas alle.
Dann duschen wir gemeinsam, jede in ihrer Kabine, denn so können wir wieder mit den «ambient shower» Farbfluten spielen und uns darüber freuen, wie sich mitten in der Wellness-Zone die bunten Lichter mischen.
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