In der DDR war zwar nicht sehr viel wirklich lustig, aber auch in der DDR gab es schöne Sachen. Zum Beispiel Gesetzliche Feiertage. Ja, auch der erste sozialistische Staat auf deutschem Boden hatte seinen Bürgern erlaubt, Pfingsten, Ostern und Weihnachten zu feiern. Das taten alle Familien auf die allgemein übliche Weise. Nämlich sich gegenseitig auf der Pelle hocken und voneinander genervt sein. Ein Umstand, der auch heute noch in Familienvätern, Müttern und Kindern Angstzustände vor dem nächsten verlängerten Feiertagswochenende auslöst. Es ist nämlich erwiesen, daß sich unter deutschen Dächern die Familienmitglieder während der Feiertage gegenseitig so auf den Sack gehen, daß nach Ostern, Pfingsten und Weihnachten die Scheidungsraten regelmäßig auf neue Rekordmarken steigen.In der DDR wurden zwar auch viele Ehen geschieden, jedoch hatte dies andere Gründe, zum Beispiel gaben viele Frauen ihrem Gatten den Laufpaß, weil der Alte den Ehekredit versoffen hatte.
Andere schlimme Sachen mögen auch zu Scheidungen geführt haben, aber die Feiertage gehörten in der DDR bestimmt nicht dazu.
Der Grund war die ausgeklügelte Programmgestaltung des Fernsehens der DDR. Das strahlte nämlich im ersten Programm jedesmal zu Pfingsten, Weihnachten oder Ostern die französische Fernsehserie "Erotisches zur Nacht" aus. Jede Episode dieser frivolen Serie dauerte, so glaube ich mich erinnern zu können, eine halbe Stunde, und bestand aus drei Kurzgeschichten. Diese nur am Anfang jeder Episode kostümlastigen Softsexfernsehspiele spielten allesamt zu einer Zeit, in der sich französische Aristokraten noch nicht einer revolutionsbedingten Fallbeilkopfrasur unterziehen mußten, sondern mit ihren Mätressen noch ein gewisses Sozialleben pflegten. Erotisches zur Nacht auf DDR 1, das ging es immer um ein armes Mädchen vom Land, das auf ein Schloß kommt, um dort dem reifen, nicht selten greisen Schloßherren eine dienstbare Hand zu sein. Nun hatte der alte Sack auf seinem Schloß meistens noch jemanden wohnen, wahlweise seinen Neffen, seinen Sohn oder den Rittmeister. Das Drehbuch verlangte dann immer ein Techtelmechtel zwischen junger Frau, in den meisten Fällen noch nicht defloriert, außer sie war ein ausgemachtes Luder, und dem jeweiligen jungen Mann. Der alte hatte dabei auch immer seinen Spaß. Denn in irgendeinem Wandgemälde fand sich meist ein Loch zum Durchgucken.
Und um 23.15 Uhr: Erotisches zur Nacht
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Und um 23.15 Uhr: Erotisches zur Nacht
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