Immer mehr Feuchtigkeit erleichtert es dem Finger, noch ein wenig tiefer einzudringen. Tina beißt sich unter leisem Keuchen erneut auf die Unterlippe. Dabei verpasst sie das Grün der Ampel, worauf sie heftiges Hupen hinweist. Mit quietschenden Reifen räumt sie die Kreuzung und presst zwischen den Zähnen hervor:
„Geil! Noch geiler wär's, es würde jemand sehen und vor Neid fast platzen.“
Und was ist mit Harald? Dem Mann, der sonst jedes Aufsehen vermeidet? Tina hat ihn in eine Parallelwelt gezogen. Sein Verstand ist ausgeschaltet, die Sinne beherrschen sein Handeln. Als sie an der Kreuzung zum Stehen kamen, wollte die Vernunft noch einmal aufbegehren, doch jetzt genießt er Tinas heftig gehenden Atem. Es treibt Harald an, sie höher zu treiben, was ein gefährliches Spiel bei der Fahrt ist.
Glücklicherweise biegen sie bald in die Tiefgarage eines Wohn- und Geschäftshauses ein. Tina parkt den Wagen und wendet sich Harald zu. Ein kurzes Zögern, dann greift sie sich Haralds Kopf und zieht in zu sich heran. Sie presst ihre Lippen auf die seinen und schiebt zaghaft ihre Zunge in seinen Mund. Immer darauf gefasst, eine Prothese zu erfühlen und sich sofort zurückzuziehen. Ein paar Zahnlücken ja, doch nichts von dem, was sie befürchtet und sie lässt die Zunge tanzen.
Harald ist geflasht! Niemals hat er erwartet, dass ihn eine so junge Frau küssen könnte. Jetzt das! Es ist kein einfaches Küssen, es ist wildes Knutschen im Auto. In einer gut frequentierten Tiefgarage, wo ständig Besucher der Einkaufspassage unterwegs sind. Haralds Adrenalinspiegel schnellt ins Unermessliche! Er gibt alles, um den Kuss zum Rausch werden zu lassen, und Tina löst sich schließlich nach Atem ringend von ihm.
„Ich verstehe deine Frau nicht“, stellt sie mit erstauntem Gesichtsausdruck fest. „Solche Küsse könnte ich nicht verweigern!“
Anscheinend haben sie wirklich über alles gesprochen, wird Harald bewusst. Auch das Karin Tina vermutlich ermuntert hat, ihm selbst dieses Begehren zu erfüllen.
Tina entwindet sich Haralds Hand und steigt aus.
Unerwartet für beide
Sehnsüchte, Träume und Gelegenheiten: Teil3
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Unerwartet für beide
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