Ab und zu werde ich von Bekannten gefragt, ob ich die Männer hasse, daß es mir eine solche Freude bereitet, sie zu quälen. Ich lächele dann immer nur still in mich hinein. Man würde es ohnehin nicht verstehen, wenn ich erkläre, daß ich nur einen Mann quälen kann, den ich auch liebe. Wen ich nicht mag, den verwunde ich allenfalls mit Worten oder distanzierten Taten. Anfassen aber werde ich ihn nicht. Nicht einmal mit spitzen Krallenfingern.
Es wird nicht deutlich, was ich meine? Nun, ich möchte dazu eine kleine Geschichte erzählen. Das heißt, eigentlich sind es zwei Geschichten.
1. Ronald
Der Kontakt begann sehr erfreulich. Meine Anzeige lautete: „Gesucht: Du, sensibel, sanft und selbstbewußt, hingebungsvoll und hart im Nehmen. In einem Wort – devot.“ Die Antwort von Ronald war ganz außerordentlich interessant, geradezu aufregend, und von den Umgangsformen her korrekt. Darauf lege ich Wert. Schnell blühte bei ihm auch die Begeisterung für meine Person. Und auf meiner Seite die für seine. Dann bekam er Angst vor seiner eigenen Courage. Binden an mich wollte er sich nicht. Es folgten die hundert kleinen, demütigenden Nadelstiche des Rückzugs. Bis ich genug hatte. Sehr lange dauerte es nicht; denn wenn man sich erst sehr kurz kennt, und nur per Mail und Telefon, löst eine Bindung sich ebenso schnell wieder, wie sie entsteht.
Ich faßte einen Plan. Es war gleich zu Anfang bereits davon die Rede gewesen, daß er mich besuchen wollte. Glücklicherweise ergab sich bald ein beruflicher Termin, der ihn in meine Nähe führte. Wir verabredeten uns. Dabei war ich mir absolut sicher, daß er im letzten Moment noch versuchen würde, sich zu drücken.
Er tat es. Statt der versprochenen Ankündigung seiner Ankunftszeit kam irgendwann ein SMS, in dem er erklärte, er wolle mich auf keinen Fall bei meiner Arbeit stören. Ich schrieb giftig zurück, ich hätte es mir schon gedacht, daß er kneifen würde. In der nächsten Kurznachricht bat er mich sehr lieb darum, das Treffen zu verschieben. Großzügig erteilte ich ihm Dispens und spottete gleichzeitig über seine Feigheit.
Unterschiede
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