Unverhofft kommt … auch manchmal

Starke Frauen

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Unverhofft kommt … auch manchmal

Unverhofft kommt … auch manchmal

Svenja Ansbach

Schon seit Monaten fiel mir in der Mucki-Bude dieser junge Mann auf. Vielleicht 25 und damit knapp 20 Jahre jünger als ich. Was wollte der? Er hatte offenbar die gleichen Arbeits- und damit Trainingszeiten als ich. Zwei-, manchmal dreimal die Woche trafen wir uns. Er grüßte immer artig zu Beginn und/oder Ende seines Trainings und lächelte mich stets freundlich an. Der könnte doch nicht etwas …? Von mir …?

Als er sich mal wieder sehr dicht an mir vorbei durch die Geräte schlängeln wollte, fasste ich ihn an den Arm.
„Sag, ist irgendwas?“
Verblüfft blieb er stehen, sah auf meine gepflegte Hand herunter, die mit gespreizten Fingern immer noch auf seinem Ärmel lag.
„Äh, wa ... warum …?“
„Na ja Du machst so einen netten Eindruck, immer höflich … grüßt immer … möchtest Du was?“
„Äh“, er fing sich schnell, „ … wenn Du so fragst …, Dich kennenlernen.“ Er grinste.
„Und dann?“
„U ... u … und dann? Einen Kaffee trinken.“
„So, so … einen Kaffee trinken …, ich werde darüber nachdenken.“
Das sagte ich wirklich so nett wie möglich und lächelte ihn dabei an. Endlich nahm ich auch meine eheberingten Finger von seinem Arm.

Am Ende meiner Trainingssession schlenderte ich zu dem Gerät, auf dem er gerade alles gab. Er war schon ein Schnuckel, das musste ich schon sagen! Er sah gut aus, hatte einen definierten Körper …, und machte in keiner Weise einen ‚stumpfen‘ Eindruck.

„Morgen Nachmittag, 17.00 Uhr, der Pub am Altmarkt?“
Er schaute mich erst ent-, dann begeistert an und sagte ohne langes Überlegen direkt zu.

An diesem Abend rasierte ich mich endlich mal wieder, und zwar nicht nur unter den Armen. Während ich mich im Spiegel ansah, fragte ich mich ernsthaft: ‚Katrin; bist Du eigentlich ein bisschen verrückt? Der junge Mann, der dein Sohn sein könnte, was hast Du mit dem vor?‘

Schnell verwarf ich meine Zweifel. ‚Was würde sein? Er würde mit mir ein Bier trinken und das würde es dann doch wohl sein. Oder? Aber was machte ich dann hier? Warum rasierte ich mir die Schnecke?‘

******

Pünktlich um 17.00 Uhr stand er am nächsten Abend plötzlich neben mir an der Theke. Wir suchten uns einen Tisch für zwei und hatten ein paar wirklich vergnügliche Stunden. Nicht einen Moment wirkte unsere Unterhaltung gekrampft oder gekünstelt. Wir hatten stets Gesprächsstoff und durchaus den gleichen Humor, wie sich schnell herausstellte. Überdies erwies sich als eloquenter und geistreicher Unterhalter, was ich von einem Dreibeiner in seinem Alter nicht unbedingt erwartet hatte.

Er hieß übrigens Tom. Also eigentlich Thomas, er wollte aber Tom genannt werden. Gegen 19.00 Uhr quälte uns der Hunger und wir studierten die Karte. Es gab aber nur kleine Snacks auf die uns nicht so wirklich der Sinn stand. Daher schlug ich vor „Lass uns zum Ausklang des Abends im ‚Bären‘ essen.“
Jeder kannte das Hotel – mit bekannt guter Küche - direkt in der Nachbarschaft und Tom willigte gleich ein.

Bald saßen wir im Bären und nach dem Essen erneut ins Gespräch vertieft. Auch hier war die Unterhaltung wieder äußerst kurzweilig und mit viel Lachen verbunden. Verblüfft schaute ich daher um 21.00 Uhr auf die Uhr: „Huch, schon 21.00 Uhr!“
Tom bekam einen Schreck: „Musst Du los?“
„Nein, hab mich nur gewundert, wo die Zeit geblieben ist.“
Er fragte zaghaft: „Mu ... musst Du nicht nach Hause?“
Ich antwortete nicht auf seine Frage, winkte aber den Kellner herbei, damit wir zahlen konnten.

Nachdem wir aufgestanden waren, schritt ich zielstrebig zur Rezeption. Er wunderte sich darüber, trottete aber willig hinter mir her. Ich fragte die Dame an der Rezeption, ob noch ein ‚Doppel‘ frei wäre. Das war der Moment, in dem er betreten zu Boden sah, aber keine Anstalten machte die Flucht zu ergreifen.

Wenig später standen wir im Lift. Tom schien mehr als irritiert.
Ich grinste ihn an: „DAS war es doch, was Du wolltest, oder?“
„Äh ..., nein …, ja …, irgendwie schon … aber musst du nicht nach Hause?“ Er starrte auf meine Hand, mit der ich gerade meine Jacke richtete.

„Ach so, … der Ehering …“, ich musste lachen, „den trage ich nur aus alter Gewohnheit und um nicht belästigt zu werden. Wir haben uns vor zwei Jahren in aller Freundschaft getrennt.“

Im Zimmer schauten wir erst einmal in die Minibar und plauderten in der Sitzecke. Ich wollte ihm Gelegenheit geben zu alter Unbefangenheit zurückzukehren. Mit dem Picolo in der Hand fand er schnell zur bereits erreichten Vertrautheit zurück.

Dann stand ich einfach auf und ging ins Bad. Spätestens als das Wasser der Dusche lief, würde ihm klar geworden sein, was die Stunde geschlagen hatte. Nach dem Abtrocknen stolzierte ich, so wie der Schöpfer mich geschaffen hatte, zurück ins Zimmer und drapierte mich aufs Bett. Er sah mit großen Augen zu, wie ich möglichst grazil mit wackelndem Poppes die Strecke vom Bad zum Bett zurücklegte. Offenbar hatte es ihm die Sprache verschlagen.

„Nicht das Du denkst, ich bin leicht zu haben, aber immerhin machst Du mir ja schon seit Monaten den Hof - ich bin ja nicht blöd.“ Ich kicherte. „Und nun ab ins Bad!“

Sekunden später lief das Wasser in der Dusche erneut und Minuten später lag er neben mir. Wir hatten uns noch nicht geküsst, noch nicht einmal berührt, aber lagen gemeinsam nackt auf dem Bett!
Ich sah, wie er mich ungeniert taxierte. Seine Blicke brannten förmlich auf meinem Körper, aber es war mir nicht unangenehm, es machte mich eher geil.
„Magst Du mir sagen, was Du siehst?“
„Ich sehe den begehrenswerten Körper einer 45jährigen“, begann er. „Ich sehe ein nettes offenes Gesicht mit ganz liebenswerten Grübchen und jeder Menge Lachfalten. Ich sehe schönes rötlichblond schimmerndes Haar, gebunden zu meiner Lieblingsfrisur, dem Pferdeschwanz. Ich sehe süße kleine Sommersprossen im Gesicht, am Hals, auf dem Dekolleté. Ich sehe vornehm blasse Haut, die zumindest diesen Sommer nicht am Badesee und schon gar nicht am FKK-Strand war. Ich sehe kleine Spuren des Lebens, die ich sexy, … nein ausgesprochen reizvoll finde. Ich sehe, dass du einen Kaiserschnitt hattest und mal einen kleinen Unfall, von dem eine Narbe am Oberschenkel …“

„Als Kind, mit dem Roller…, aber entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen.“
„Ich sehe ein kleines Bäuchlein, das mich nicht im mindesten stört und das ich zu gerne streicheln möchte.“
„Dann mache es!“ Ich griff nach seiner Hand und legte sie an die besagte Stelle.
Er begann mich zärtlich rund um meinen Bauchnabel zu streicheln, während er weiter beschrieb, was er sah.
“Ich sehe sehr gepflegte schöne Hände, die mir schon in der Fitnessbude aufgefallen sind und jetzt auch lustig bemalte Fußnägel. Rot, grün, rot, grün im Wechsel … ist mal was anderes.“ Er grinste.
„Wenn Du Dich umdrehen würdest, würde ich Deinen Knackarsch sehen. Ich weiß, dass du einen hast, seit Du eben an mir vorbeidefiliert bist.“
„Und siehst Du keine Schwangerschaftsstreifen?“ Mir war bei seiner ganzen liebevollen Aufzählung richtiggehend heiß geworden, und warum auch immer - manchmal bin ich einfach so - meinte ich mich wieder ‚runterbringen‘ zu müssen.
„Doch! … und weiter? Du hast Leben geschenkt und daher kannst Du sie mit Stolz tragen, oder warst Du gar nicht schwanger?“ Er grinste mich an.
„Clown! - Aber sag, hast Du nichts vergessen?“
„Du meinst deine schweren wunderschönen ganz leicht hängenden Brüste mit den geilen großen dunklen Vorhöfen und den mindestens im Moment Lkw-ventilgroßen Nippeln? – Nein, auf die wäre ich noch zu sprechen gekommen. Ich bin ja auch der Meinung, dass die linke die größere Schwester von den beiden ist, oder vertue ich mich da. Find ich jedenfalls supergeil!“

Er grinste jetzt noch breiter, vor allem, als ich an mir runterschaute und feststellte, dass er nicht übertrieb. Meine Brustwarzen verrieten im Moment viel über meinen Zustand! Und mit der Größe hatte er recht, die Linke war um einiges besser im Futter.
„Und da, wo Du Dich möglicherweise im Moment sehr gut fühlst – jedenfalls dem Glitzern nach zu urteilen - sehe ich eine rasierte Schnecke, sehr lecker anzuschauen mit vorwitzig herauslugenden inneren Schamlippen.“

Dieser unverschämte Lümmel war ein scharfer Beobachter, vorlaut, treffend und offenbar auch sehr erregend. Ich spürte nur allzu deutlich, dass er recht hatte.
Ich musste das Thema wechseln!

„Ich werde Dir nicht sagen, was ich sehe. Alles zu meiner Zufriedenheit! Aber sag, … warum ich?“
„Ach, alles zu Deiner Zufriedenheit? Klingt wie 6 - 7, … aber gut! - Warum Du? Ganz einfach, meine Ausflüge mit und in die altersgemäße Damenwelt sind ernüchternd bis enttäuschend verlaufen. Natürlich, ich habe es ja auch schwer …“, fuhr er grinsend fort, „bei meinem Aussehen …! Bis ich mal eine weggeflankt bekomme, … das dauert ja immer!“

Jetzt wurde es skurril. Er fischte nach Komplimenten, aber ich stieg nicht so drauf ein, wie er glaubte.
„Ja, als 6-7 hast du es nicht einfach, aber erzähl mal weiter.“

„Na ja, ein paar kamen mir sehr unreif vor, einige suchten ernsthaft nach Versorgern, einige waren intellektuell sehr herausgefordert und bei einigen fehlten mir einfach zwei hervorstechende Argumente in akzeptabler Größe.
Und dann kamst Du um die Ecke … seitdem lebe ich ja monogam … nicht mal meine rechte Hand darf noch ran, seit ich nur noch von Dir träume!“
„Spinner!“ Ich nahm seine streichelnde Hand von meinem Bauch und legte sie auf meine – wie sagte er? – ‚wunderschönen schweren Brüste‘ (das ‚leicht hängende‘ überging ich mal).

Sofort nahm er hier das Streicheln wieder auf und seufzte dabei langanhaltend.
„Fühlen die sich gut an. – Na, jedenfalls kamst Du dann ums Eck. Und weißt Du was mir zuerst aufgefallen ist? Willst Du’s hören …? - Schön!“ Ohne eine Antwort auf seine rhetorische Frage abzuwarten setzte er zur Erklärung an.
„Dein Pferdeschwanz. Ich hatte schon einen Steifen als ich Deinen Pferdeschwanz und erst recht als ich dann den Rest von Dir sah. Ich hätte nie ernsthaft geglaubt, dass wir uns mal kennenlernen, aber ich wollte es versucht haben. Ist wie mit dem Lottospielen! Man glaubt nicht ernsthaft an den Sechser, aber die Hoffnung darauf verschafft einem schöne Gefühle.“

Nun wirkte er etwas verlegen, gar nicht mehr so souverän.
Ich zog ihn an mich heran und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann drückte ich ihm sein Gesicht zwischen meine Brüste und wohlig grunzend tauchte er dort ein.

In der Folge erwies er sich als guter Liebhaber. Er wusste welche Knöpfe man im Allgemeinen bei Frauen zu drücken hatte und welche bei mir im Besonderen. Das lernte er wirklich schnell. Und er hatte mindestens in einem Punkt dreist gelogen: er lebte nicht seit Monaten monogam. Wenn das gestimmt hätte, hätte er mich vollgeschlonzt drei Sekunden nachdem er eingedrungen war. Aber er erwies sich selbst bei diesem ersten Mal, dem noch viele Male folgen sollten, als ausdauernder Liebhaber.

Und das machte diese Schwindelei doch wirklich verzeihlich, oder?

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