Sie flüsterte mir nur leise ins Ohr:
„Vergiss mich nicht!“
Ich konnte nur noch mit dem Kopf schütteln, da musste ich weiter, weil Renate drängelte.
- * -
Dieser Abschied sollte 25 Jahre dauern.
Ich war inzwischen mit Renate verheiratet, hatte noch einen Sohn bekommen, den ich eigentlich nicht mehr wollte und schon deshalb war unsere Ehe zum Scheitern verurteilt.
Aber ich hielt wegen meines Sohnes an der Ehe fest, wollte ihm wenigstens ein ordentliches Familienleben mit auf den Weg geben, denn er konnte nichts dafür, dass wir uns nicht mehr verstanden.
Aber mit Renate war mit der Geburt unseres Sohnes alles vorbei. Sie hatte, was sie sich wünschte, ein Kind! Ich war nur noch als Ernährer zu gebrauchen. Der Sex blieb nach und nach ganz auf der Strecke. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen und irgendwann war auch keine Liebe mehr da.
Wir stritten uns um Kleinigkeiten und keiner war bereit, nachzugeben.
Ich hatte Vanessa nie vergessen!
Ich liebte sie wie man eine schöne Fee im Märchen liebt. Sie war für mich unerreichbar.
Dazu kam, dass Begegnungen mit ihr durch irgendwelche Zufälle nicht stattfanden. Sei es, dass Vanessa zum Geburtstag von Ludwig kam, wir aber erst eintrafen, als sie schon weg war, oder umgekehrt. Es passte einfach nicht.
Und dann kam die Silberhochzeit von Maria und Ludwig. Renate und ich hatten uns kurz davor einvernehmlich getrennt.
Ich hatte mir eine kleine Zwei – Zimmer – Wohnung genommen und war endlich zufrieden.
Eines Tages rief Paul mich an und fragte mich, ob ich trotzdem zu der Silberhochzeit kommen würde, da wir beide, Renate und ich, ja die Trauzeugen wären.
sagte erfreut zu, da ich mit Renate ja nicht im Streit war und mir im selben Moment bewuss
Ich konnte den Abend kaum erwarten.
Leider machte ich den Fehler, Renate in meinem Wagen mitzunehmen. Ich bin einfach zu gutmütig.
Wir waren schon recht früh dort.
Etwa eine halbe Stunde später kam Vanessa.
Ich erkannte sie sofort. Sie war unverändert, überhaupt nicht gealtert, ein unglaublich jugendliches Aussehen.
Immerhin musste sie mittlerweile auch so um die 44 Jahre alt sein, ich konnte es kaum fassen.
Nachdem sich der ganze Begrüßungstrubel etwas gelegt hatte und Vanessa mit Maria allein stand, ging ich hin und begrüßte sie.
Für mein Gefühl etwas linkisch gab ich ihr einen Kuss auf die Wange, doch Vanessa mit ihrem Temperament umarmte mich überschwänglich und drückte mir auch einen herzhaften Kuss auf.
Sie war sichtlich erfreut, mich zu sehen!
Der Abend versprach schön zu werden.
Am Anfang kam ich mir am Tisch sehr verloren vor. Eine lange Tafel, die einsam auf der großen Tanzfläche stand. Rundherum die anderen Tische in einiger Entfernung.
Renate und ich saßen an den Stirnseiten, hatten also eine große Entfernung zueinander. Dann waren da noch die ehemaligen Brautjungfern und die jeweiligen Eltern.
Ich saß neben der Mutter von Maria, einer schon sehr betagten alten Dame. Die ihren Sinn des Lebens darin sah, ihren vielen Kindern ständig Vorhaltungen zu machen.
Vanessa hatte relativ weit von mir bei ihrer Familie Platz genommen. Da sie zusätzlich noch mit dem Rücken zu mir saß, konnte ich noch nicht mal Blickkontakt zu ihr aufbauen, schade.
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