Vergissmeinnicht

Der Laternenanzünder

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Vergissmeinnicht

Vergissmeinnicht

Madam Lasterhaft

Der Puls der Zeit raste in den jungen Adern von Adele, ihre Augen jagten über die Zeilen. Auf vergilbten Seiten versuchte sie in der Londoner U-Bahn zu entziffern, was die nach rechts geneigte Handschrift ihr offenbarte. Sie spürte etwas Unbehagliches in ihrer Nähe. Schloss das Buch so sorgfältig es ihr möglich war, nachdem sie sicher war nicht alleine den Inhalt zu lesen. Zerstören wollte sie die durch den Zahn der Zeit beschädigten Seiten keinesfalls. Doch würde sie darauf achten, es in ihren geschützten Räumen zwischen den vielen Büchern in Einsamkeit zu ins Auge zu fassen und näher zu betrachten.

Zuhause angekommen ließ sie ihren Schlüsselbund mit der kleinen Pfauenfeder beinahe klirrend auf einen Messingteller fallen. An der Wand hing ein schwarz eingefasstes Bild mit alten, gepressten Pflanzen. Kunstvoll neu zu einer Blüte aus Blüten von Vergissmeinnicht zusammengefügt und für die Nachwelt hinter Glas konserviert. Am unteren Blattrand befand sich die schwungvolle und unüblich für eine Frau ausladende Signatur ihrer Urgroßmutter.

Sie drückte auf den runden, schwarzen Kippschalter ihrer weißen Schreibtischlampe und beugte sich über das Buch. Mit zunehmender Kenntnis über die Inhalte des Sammelsuriums stieg ihr die Aufregung zu Kopf. Das war ja für die damalige Zeit verboten und auch heutzutage noch mit dem Schweigen des Tabus behaftet. Ihr stockte zunehmend der Atem. Sie überlegte, ob es nicht gut wäre, die Seiten in alle Ewigkeit ruhen zu lassen. Klappte die Blätter zu und verstaute das Buch in der zweiten Schreibtischschublade. Das war schon sehr ungeheuerlich zu was die Autorin hier in der Lage gewesen war. Sie ging zu ihrem Balkon und hielt sich am Geländer fest. Durch die Adern des Ahnenbaums war sie mit dieser Person unwiderruflich verbunden. Andererseits besaß das Buch kein Schloss. Das Thema war noch nicht ausgestanden. Einen Weg zurück gab es nicht, da das Lager des Nachlasses aus erschöpften finanziellen Mitteln aufgelöst worden war.

Friedrich schälte sich aus seinem Mantel und übergab ihm dem Garderobier, der ihn behandschuht bereitwillig in Empfang nahm. Aus dem schwarzen Kutschengewühl hatte er es doch noch rechtzeitig hierhergeschafft. Durch den Tunnel der ehemaligen gescheiterten Tower Subway wollte er keinen Vorlieb nehmen. Das Ganze war ihm noch sichtlich unheimlich. Er war durch seinen Beruf als Laternenanzünder über die Jahre Dunkelheit gewöhnt gewesen. Sich wie ein Getier durch die Unterwelt zu bewegen, war ihm trotzdem zu viel. Und auch an den Gedanken, dass die Themse über ihm entlangrauschte brachte ihn in eine ungute Situation.

Ein vornehm gekleideter Mann wies ihm seinen Platz zu und brachte ihm sein hochprozentiges Getränk. Friedrich ruhte seine Knochen aus, nippte zufrieden an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und betrachtete den schwankenden Schimmer, der auf dem Tisch geworfen wurde nachdem er das schwere Glas abgestellt hatte. Hoch oben auf einer Leiter brachten Helfer die Scheinwerfer in die richtigen Positionen. Der Samtbezogene, ausladende Stuhl lag gut an seinem feinen Anzug, den er für diesen Anlass beim Schneider anpassen hatte lassen. Kleine Lampenschirme auf den Tischen der kleinen Sitzgruppen verbreiteten einen gemütlichen Flair in dem Varieté. Es war doch noch wahrgeworden. Elisabeths Kutsche hatte sich ihren Weg gebahnt. Mit leuchtenden Augen begrüßte sie ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange um dann Platz zu nehmen.

Verspielt kreiste sein Zeigefinger um den kaum wahrnehmbaren Vorsteckring seiner Begleiterin. Mit stolz geschwellter Brust präsentierte er sitzend sein blütenweißes Hemd mit den schimmernden Perlmuttknöpfen. Nicht nur eine Nacht hatte er Elisabeth in ihrem Domizil durch den Dienstboteneingang besucht und sie begattet. War er dann doch gegen alle gesellschaftlichen Erwartungen ihr Mann geworden. In jeder Situation in der er sich das vor Augen geführt hatte und immer noch führte begann sein Herz warm durchflutet zu werden. Sie zogen in eine respektable Gegend weg aus der vornehmen, die gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht hätte. Aber wozu und für wen sollte man den Schein noch aufrechterhalten? Den staubigen, klatschenden Damen der regelmäßig stattfindenden Teepartys hatte sie den Rücken zugekehrt und sich zu ihm hingewandt. Das war nicht selbstverständlich. Ihr wutverzerrtes Gesicht würde er nie vergessen, als sie damals nach ihren Treffen bei ihm wieder unangekündigt aufgeschlagen war und dabei seine Schwester beobachtet hatte, wie diese seine Wäsche aufhing. Um das Missverständnis aufzuklären hatte es einiges an Geduld und Beschwichtigung gebraucht. Und ein paar nachbarschaftliche Zeugen.

Über die Jahrzehnte hatte er in unendlichen Minuten den lieblichen, mädchenhaften Zügen seine Aufmerksamkeit geschenkt, als ihre Augenlider bereits geschlossen und ihr Kopf schwer im Daunenkissen versunken war. Ihre dunkelblonden, gelockten Haare waren jetzt mit feinen silbernen Strähnen durchwirkt adrett zu einer schönen Frisur aufgetürmt und mit prachtvollem Haarschmuck geschmückt. Sie war eine wunderschöne, anziehende Frau geblieben. Die mädchenhaften Züge hatten lediglich ein paar bleistiftdünne Falten hinzubekommen.

Das ausgiebige weiblich geprägte Prozedere am Morgen brachte Friedrich seit Jahrzehnten dazu, sich auszumalen wie das wohl war in den frühen Stunden seiner Frau. Was für eine erotische Vorstellung ihr Dienstmädchen, besser gesagt war das auch eine im Leben stehende Frau, und ihre Herrin dabei zu beobachten, wie die halbnackte Elisabeth mit dem glühenden Lockenstab eine hübsche Frisur gemacht bekam, bevor ihr in die Kleider geholfen wurde. Elisabeth machte trotz des Dienstverhältnisses nie einen Unterschied zu anderen Damen und lachte mit dem oder derjenigen, die sie zum Lachen oder nachdenken brachte. Friedrich war sich selbst etwas unangenehm in seiner Neugier. Nicht, dass es ihnen in ihrem belebten Eheleben an Intimitäten gemangelt hätte. Beim Ankleiden bat sie immer wieder ihren Mann er möge ihr Ankleidezimmer verlassen. Es galt zu erforschen, wie es um dieses Dienstmädchen und dessen Hemmungen bestellt war. Dass die beiden seit einer längeren Zeit etwas zu verbergen hatten, war im Bereich des Möglichen.

Ihr golden schimmerndes Opernglas hatte sie heute Abend in ihrer fein gearbeiteten Tasche für die Artisten und nicht zur Beobachtung ihres arbeitsamen Mannes in den Diensten der Öffentlichkeit mitgebracht. Nie hatte sie diese Gewohnheit eingestellt, nach ihm Ausschau zu halten. Auch als sie eines ihrer Kinder fürsorglich im Arm hielt oder schon viele Jahre in ihrer Ehe dahingezogen waren. Die Neugier hielt ihre Liebe am Leben wie das Wasser ihre Blumen, die sie sorgsam in ihrem kleinen Wintergarten hegte und pflegte um sie in ihrer schönsten Blüte zu schneiden und zu pressen.
Heut Abend sollte es soweit sein Magdalena sollte die beiden schon in ihren Gemächern erwarten. Nachdem Elisabeth und Friedrich die Vorstellung in sich aufgesogen hatten betraten sie die Räume. Friedrich beobachtete das Mienenspiel der beiden. Er zückte seine silberne Taschenuhr und erwähnte: „Oh ja schon so spät. Ich werde mich nach unten begeben und die Zeitung studieren. Lassen sie sich Zeit.“ Er beugte sich nach vorn und war im Begriff zu gehen. „Friedrich?“, hielt Elisabeth in auf.

Elisabeth suchte seinen Blick. „Lieber Gatte. Du sollst heute bei uns bleiben und uns Gesellschaft leisten.“ Magdalena nickte. Die beiden Damen positionierten sich vor dem großen, ovalen mit Holzwindungen eingefassten Standspiegel. Friedrich wusste gar nicht wie ihm geschah. Ihn holten die Ereignisse ein. „liebend gern.“, flüsterte er und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Wollten die Damen ihm zeigen, dass ich hinter der Umkleideprozedur nichts Unkeusches verbarg? Daran glaubte Friedrich nicht im Traum. Das wäre sonst nicht seine Frau, die wilde Göttin der ungezähmten Lust. So undefiniert wie er herumstand erkannte er sich selbst nicht wieder. Immer wieder schlummerten Geheimnisse in der Tiefer ihrer Seele, die er noch nicht entdeckt hatte.

Honigsüß schmeckten ihre Pflaume und Lust. Wie wohl Magdalena damit umgehen würde? Wie ihre Pflaume schmeckte? Herb, süß? Bei diesem Gedanken drang in seinen Pfeil eine unbändige Energie. Wehrlos und fasziniert zugleich war er Zeuge der Intimitäten und seiner heißen Gedanken. Die zwei Damen waren beide in einer unsichtbaren Hülle aus Zweisamkeit. Noch wartete er auf ein Zeichen, dass er in diese hauchfeine Blase eindringen durfte. Sich wieder in den Bereich des für sie Wahrnehmbaren zu bringen. Deutlich spürbar zwischen den Schenkeln. Die Hitze der weiblichen Lust mit seinem Samen zu besänftigen bis hin zum Abgrund des maßlosen Glücks. Magdalenas flinke Finger waren schnell in der Entblätterung seiner Frau. Es war als spiele sie Klavier mit der Schnur der Corsage. Sie rüttelte minimal, wenn sich etwas verhakte. Strich über die Schulter und Haare.

„Wo bist du?“, fragte er vorsichtig nachdem ihm eine seidene Augenbinde angelegt worden war. Sie kicherten. Drehten ihn im Kreis. Er war der blinde Stier. Mit noch einem Sinn weniger konnte er es nicht mehr ordnen. Endlich öffnete jemand seinen Hosenstall. Das Wolkentor der beiden Damen war geöffnet. Wann würde er endlich etwas handfestes zu fassen bekommen? Er fühlte nicht nur sein Fleisch bloßgelegt. Seine Seele dürstete nach sexueller Erfüllung. Der Penis bohrte sich mutig und zugleich angreifbar nach draußen in die Welt. Er spürte vier Brüste an seinen Kleidern. Finger machten sich an den Knöpfen zu schaffen. Das musste Magdalena sein. Zart knetete eine Hand ihm die Haare auf dem Kopf und küsste seinen Hals. Er hörte wie seine Kleider Beiseite geschafft wurden. Jetzt wurde es ernst. Er schluckte kurz. Von jeder Seite begleitete ihn eine Hand zu der Chaiselongue. Was vier Hände alles anrichten konnten wurde ihm erst jetzt klar. Sachte ließ er seine Finger an den Windungen der hitzigen Brust entlanggleiten. Etwas weniger kurvig als Elisabeths Körper doch hatte er auch seine Reize. Sie beugte sich zur Armlehne und streckte ihm wahrscheinlich ihren Po hin während sein Prachtbursche von Elisabeths Hand massiert wurde wie unverkennbar am Rhythmus zu spüren war. Guter Gott, das war mehr als eine einzige Seele zu fassen vermag! Wie nach einem größeren Plan folgend glitt sein Zeigefinger in die Spalte der willigen Magdalena. Lockte die raue Stelle innen mit seiner Fingerkuppe. Magdalena machte intuitiv mit. Elisabeth hatte genug. Sie drückte ihn näher an die schon vor Bereitschaft zitternden Pflaume um seinen geschwollenen Penis in sich aufzunehmen. Der Geschmack der fremden Lust und die Enge seiner Frau waren ein Spektakel, dass so nicht lange anhalten würde. Elisabeth drückte ihren Schenkel zusammen und ritt ihn, sodass er mit einer Hand ihren Rücken vor seinem Gesicht spürte. Alles was ihm noch zuteilwurde, war, dass seine Hand ihre Hüfte umfasste und die Frequenz steuern konnte. Er war genötigt die letzte Verhüllung seiner Lust zu entfernen und den weißen Samen zu ergießen. Mit keuchendem Atem ließ er das Sperma tief hineinschießen und war erleichtert das wohlige Zucken zweier Mösen an sich zu spüren.

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