Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Auf dem Bett knieend, reckte ich meinen Po in die Luft. Die Lederbänder saßen straff. Er hatte meine Handgelenke links und rechts an das Kopfteil gefesselt. Seine Hand fuhr zwischen meine Schenkel. Kurz darauf konnte ich etwas Hartes fühlen, das meine hinteren Backen besuchte. Schnell drang es in mich. Ich schrie, wobei ich nicht sagen kann, ob aus Lust oder Schmerz. Meine Augen entdeckten die Ratten. Sie sahen unserem Treiben neugierig zu. Mir kam der Verdacht, als amüsierte sie meine Hilflosigkeit. Blitz packte mich an den Hüften. Er stieß immer kräftiger zu, glich in seiner Triebhaftigkeit einem wilden Tier. Ich gestehe, dass ich jede Bewegung genoss, die sein wütender Schwanz in mir ausführte. Blitz gab mir etwas, das ich mir sehnlichst gewünscht hatte. Mein Bruder Jimmy rebellierte gegen die Langeweile, die uns das friedliche Leben im Eisenbahntunnel aufzwang. Die Ratten schienen zu spüren, dass etwas in der Luft lag. Die wuseligen Nager wagten sich aus der Dunkelheit, als erwarteten sie die Ankunft eines besonderen Wesens. Ich hörte sie quieken, wobei ich mich Blitzie hingab. Mein blonder Lover belohnte mich mit Entspannung, ließ mich alle Sorgen vergessen. Blitz konnte spüren, dass ich bald explodierte. Seine Hand klatschte auf meine Backen. Ich schrie auf, gab mich ganz dem Orgasmus hin. Kurz darauf band er mich los. Blitz schenkte mir etwas zu trinken ein. „Nimm von dem Trank, Sharon! Du siehst verdammt blass aus.“ Ich leerte den Becher in einem Zug. Blitz wusste, dass ich blutdurstig war. Die uralte Gier trat wieder hervor, nachdem einige aus der Gruppe wieder auf die Jagd gingen. Jimmy und seine Freundin Gwen fanden immer neue Anhänger, denen dieses zurückgezogene Dasein ebenfalls nicht länger ausreichte. Sie bezeichneten sich als Old School Demons und so benahmen sie sich auch. Es handelte sich um einen elitären Club, der mir Sorgen machte. „Ich habe Angst, Blitz, Angst davor, dass es sich wiederholt. Marisa ist es fast gelungen, den Clan zu zerstören. Fängt es nun wieder von vorne an?“ Johnny Blitz erwies sich einmal mehr als einfühlsamer Zuhörer. Er überlegte lange, ehe er mir eine Antwort gab. „Es ist etwas völlig anderes, Sharon. Dein Bruder spürt den Zwang seines Blutes, dem er nun folgen muss. Es ist das Tier in ihm, das sein Recht einfordert. Gwen spürt dasselbe Verlangen. Die dunkle Gräfin wollte nur Zwietracht säen, sich auf verspätete Weise an Stiv rächen. Was gerade geschieht, wiederholt sich immer wieder aufs Neue. Sieh dir unsere kleinen Freunde an! Der König der Ratten wird sehnsüchtig erwartet, damit er seinem Volk den Weg weist. Der Blutrausch des Wolfes fordert ihn heraus. Hat dir Stiv von der Prophezeiung erzählt?“ Ich bejahte Blitzies Frage, wobei ich seine Reaktion beobachtete. Er schien verärgert zu sein. „Damit verunsichert er dich bloß! Die Prophezeiung besagt nicht, dass ein Mischwesen die Familie zerstören kann. Sie warnt uns vor der Rückkehr eines mächtigen Dämons, der nur unter bestimmten Voraussetzungen sein selbst gewähltes Exil verlassen wird. Der König der Ratten greift ein, wenn die natürliche Harmonie in Gefahr gerät. Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, Sharon! Jimmy ist zur Hälfte Wolf und Vampir. Der König der Ratten vereint die Kräfte aller Kreaturen der Nacht. Manche sagen, dass er ein Mythos sei. Ich weiß nicht, ob diese Ansicht der Wahrheit entspricht.“ Ich war verunsichert. „Was hat dieser König mit Jim zu tun?“ Blitz wirkte nachdenklich, als wäre dies eine besonders schwierige Frage. „Dein Bruder ist stärker als Laureen. Ich bin nicht sicher, ob Jimmy das weiß, aber er verfügt über unglaubliche Fähigkeiten. Jemand wie Jim kann unsere dämonische Welt aus den Angeln heben, von der menschlichen ganz zu schweigen. Wenn diese Gefahr droht, greifen die alten Mächte ein. Götter der Natur, die über die Sterne, das Wetter oder die Tier- und Pflanzenwelt herrschen. Einer dieser ewigen Götter nennt sich König der Ratten. Er schläft tief, aber er kann geweckt werden. Es liegt an unserem Clan, sein Kommen zu verhindern.“
Stiv betrat den Raum. Er lächelte müde. „Blitz hat es schön erklärt, Sharon. Doch noch besteht keine Gefahr. Wenn Jimmy jagen will, soll er es tun. Es gibt viele hier, die dieses Leben satthaben. Sie dürsten nach Abenteuern wie in der alten Zeit. Lassen wir sie ihren Spaß haben!“ Blitz winkte nur ab. Er schien wütend zu sein, als er die Türe hinter sich zuschmiss. Ich fühlte mich unfähig, etwas zu sagen, das ihn trösten konnte. Zwischen Blitz und mir stand Stiv, den ich aus tiefster Seele liebte. Ich sah ihn ratlos an, worauf er mir ein warmes Lächeln schenkte. Stiv hielt meine Hand fest. „Komm mit, Sharon! Wir sind Kinder der Dunkelheit und es wird Zeit, dass wir uns wie solche verhalten!“ Ich klammerte mich an ihm fest. Stiv flog mit mir durch die Gänge. Ich glaubte zuerst, dass er seine menschliche Gestalt behielt, aber das war ein Trugschluss. Wir schwebten beide wie Fledermäuse durch den Tunnel, bis wir in den Nachthimmel aufstiegen. Diesmal zog es uns nicht an den Strand. Stiv führte mich in die kleine Stadt, in der Jim und ich aufwuchsen. Er hielt meine Hand, als wir wieder Boden unter unseren Füßen spürten. „Dies sind deine Wurzeln, Sharon! Auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Die meisten Menschen hier, sie haben dich nicht gut behandelt. Du solltest ihnen endlich zeigen, dass du nicht mehr das wehrlose Mädchen bist. Gibt es jemanden, mit dem du etwas zu klären hast?“ Er las in mir, wie er es immer tat. Ich deutete auf die Spelunke, deren Name nur schwer zu lesen war. Die Leuchtschrift schwächelte, aber ich kannte den Namen der Kneipe nur zu gut. Lovers Lane klang schon immer wie Hohn! In dem heruntergekommenen Lokal verkehrten geile Männer, die sich am Elend der jungen Frauen und Männer berauschten. Ich erinnerte mich, wie ich in dieser Bar arbeitete. Tex nannte sich der Besitzer, der auch hinterm Tresen stand. Er bot seinen Gästen Ausreißer an, die er bei sich aufnahm. Die Jugendlichen ahnten nicht, was er im Schilde führte, wie auch ich zu naiv war, um seine Absichten zu erkennen. „Tex hat dir weh getan, Sharon! Es ist an der Zeit, dass er dafür bezahlt!“ Stiv deutete auf das schummrige Licht der Neon-Reklame. Im Eingangsbereich stand Tex, der ein junges Mädchen bedrängte. Er drückte sein Knie zwischen ihre Beine, während er ihren Po tätschelte. Ich sah, dass sie angewidert war, obwohl sie lächelte. Ich wusste, dass Tex den Frauen Drogen gab, um sie gefügig zu machen. Ich ging betont langsam zu ihnen. Ich trug enge, schwarze Jeans, dazu ein weißes Tank-Top. Meine Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz gebunden, damit sie mir nicht die Sicht nehmen konnten, wenn es zu einem Kampf kam. Ich war wild entschlossen, das Treiben zu beenden. Tex wirkte irritiert, als er mich erkannte.
„Sharon? Mit dir hatte ich nicht gerechnet! Man hat mir erzählt, dass du deinen dämlichen Bruder gesucht hast und dabei draufgegangen bist.“ Er lachte schallend, als hätte er eine besonders gelungene Pointe von sich gegeben. „Wie du siehst, hat man dich belogen! Lass jetzt das Mädchen gehen, Tex!“ Er schlug fest auf ihren Hintern. „Du willst mir sagen, was ich zu tun habe? Hau lieber ab, Sharon, ehe ich mich vergesse!“ In meinem Kopf hämmerte es, als ob jemand meine Gedanken beeinflusste. „Töte ihn, Sharon! Du musst dich von deinen Dämonen befreien. Der König der Ratten kehrt zurück und wir müssen gewappnet sein. Du musst dein wahres Ich freilassen. Jetzt sofort!“ Stivs Stimme klang sanft, aber ich spürte, dass ich ihm gehorchen musste. Ich sprang auf Tex zu, um ihn zu Boden zu stoßen. Das Mädchen schrie, als sie meine wahre Kraft erkannte. Ich kniete auf seinen Armen, weidete mich an seiner Hilflosigkeit. Tex zitterte vor Angst, da er seine Wehrlosigkeit realisierte. Ich näherte mein Gesicht seinem Hals. „Du verfluchte Schlampe, ich gebe dir Geld. Fünf Riesen, wenn du mich gehen lässt!“ waren die letzten Worte, die ich Tex zugestand. Meine Zähne durchdrangen seine Haut. Ich schloss meine Lippen über der klaffenden Bisswunde, ehe ich zu trinken begann. Eine lang vermisste Erregung tobte in mir. Ich saugte den köstlichen Lebenssaft aus Tex heraus, bis sein Körper vollends erschlaffte. „Er wird nicht unter uns wandeln. Typen wie Tex brauchen wir nicht in unseren Reihen!“ Stiv wusste, dass ich nicht rechtzeitig aufgehört hatte. Für Tex gab es keinen zweiten Frühling, in dem er nur weitere Bösartigkeiten begehen würde. Wir ließen seinen leblosen Körper zurück, um unsere Jagd fortzusetzen. Stiv war hungrig. Er verweigerte den Trank, den er als zu schwach empfand. Die Visionen quälten ihn. Der Rattenkönig existierte seit Anbeginn der Welt. Er griff jedoch nur ein, wenn die natürliche Ordnung bedroht wurde. Seuchen, Kriege, Heuschreckenplagen und die jetzige Dürreperiode beunruhigten den Herrscher der Dunkelheit. Die Anwesenheit der Ratten verstärkten dieses Gefühl. Stiv musste seine alte Stärke wiederfinden, die ihm die Kraft des Blutes verlieh. Er nahm das einmalige Pochen wahr, das starke Aufregung im Geflecht menschlicher Adern hervorrief. Stiv fand sein Opfer in einer dunklen Seitenstraße. Es handelte sich um eine Ausreißerin, die gerade mal 20 Jahre alt sein mochte. Stiv trank gierig ihr Blut, aber er ging nicht bis zum Letzten. „Du wirst ewig leben, wenn du es wünscht! Ich frage dich nun, ob du zu unserem Clan gehören magst?“ Das Mädchen antwortete kaum hörbar. Ihre Zustimmung drang an Stivs Ohr, der sie sanft auf dem Asphalt ablegte. Ich bemerkte die Ratten. Sie saßen auf den Mülltonnen, blickten mit glühenden Augen auf die blutende Frau. Sie krampfte, zuckte, als litte sie unter einem epileptischen Anfall. Stiv rauchte eine Zigarette, während sie zu einer der unseren wurde. „Ich spüre seine Anwesenheit, Sharon! Die Apokalypse naht und er spürt den drohenden Untergang. Die Älteren sitzen auf dem Heiligen Berg, feiern ihre gottlosen Orgien. Der König der Ratten ist anders. Er gehört zu den weisen Herrschern, die einst über die Erde wachten. Eines Tages verlor er einen Teil seiner Macht, aber die Natur ist stark und sie wird sich ihren Platz zurückerobern. Wir müssen unserem Instinkt folgen, dürfen keine Kompromisse mehr eingehen!“ Er schnippte die Kippe ins Dunkle, wo sie langsam erlosch. Stiv half dem Mädchen auf. „Wie lautet dein Name?“ Sie hielt seine Hand, als sie antwortete. „Ich bin Lisa. Wie heißt ihr denn?“ Stiv stellte uns vor. „Ich bin Stiv und meine Begleiterin heißt Sharon. Du gehörst jetzt zu unserer Familie. Ich weiß, dass ich dich zu dieser Entscheidung genötigt habe. Ich habe dich jedoch bewusst ausgesucht, Linda. Wenn ich nicht an dein Potential glauben würde, wärst du nicht mehr am Leben!“ Ich schüttelte mich. Dieser Scheißkerl agierte immer mit derselben Masche! Linda wusste nicht, was sie erwartete. Es stand ein erneuter Krieg an, wobei diese Bezeichnung zu schwach klingt. Stiv sprach die Apokalypse an, den jüngsten Tag. Ich wollte zurück, um mit Gretchen zu reden. Die Tochter des Monds wusste Rat – dessen war ich mir sicher. Ich schwang mich in den Nachthimmel auf. Stiv folgte mir, wobei er Linda im Schlepptau hatte. Das Blut erlaubte mir die Verwandlung, was ich sehr aufregend fand. Gretchen lächelte, als eine Fledermaus in ihr Quartier eindrang. „Hi Sharon! Ich habe gesehen, was du getan hast und ich kann es gut nachvollziehen.“ Sie wartete, bis ich meine menschliche Gestalt angenommen hatte. „Was ich über deinen Begleiter nicht sagen kann. Stiv hätte Linda nicht verwandeln dürfen – jedenfalls nicht in diesen Zeiten!“ Ich setzte mich neben sie. Gretchen wirkte besorgt. „Siehst du die Ratten? Sie warten auf den einen König! Er will sein Werk retten, das Menschen und Dämonen bedrohen. Stiv glaubt, dass uns die alten Riten vor Unheil bewahren, aber so einfach ist es nicht. Der König verlangt, dass wir uns zurückbesinnen. Er gibt uns die Richtung vor, aber den einen Weg müssen wir selbst finden. Die Werwölfe in unseren Reihen leiden an Blutdurst. Jimmy und Gwen streifen ebenso durch die Nacht, wie es du und Stiv taten. Ich träumte letzte Nacht und ich bat Shawnee den Traum zu lesen. Ich erzählte ihr von einem Schwan, der sein Blut vergoss. Auf seinem Rücken saßen zwei Frauen, die ihn mit Messern traktierten. Shawnee sagte mir, dass sie Candara erkannte. Von den Frauen konnte sie nur eine identifizieren. Es war Laureen, die auf Candaras Rücken saß. Das Blut könnte einen Neubeginn bedeuten, oder das Ende einer ganzen Epoche. Shawnee sagte, dass sie es nicht erkennen konnte.“ Ich fragte Gretchen.
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