Verwarnt!

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Verwarnt!

Verwarnt!

Herzog

Als sie sich wie gewöhnlich nach Feierabend in dem kleinen Café am Ende der Straße trafen, war er in keiner Weise darauf vorbereitet gewesen, dass sie bereits alles wusste. Diese kühle Beiläufigkeit, mit der sie ihn überrumpelte! Dieser Blick über den Rand der Kaffeetasse hinweg, der ihm keinen Ausweg ließ. Jawohl, es stimmte, er war wieder mit der anderen Frau zusammengewesen, zweimal sogar in dieser fremden Wohnung, und er konnte keine Erklärung dafür angeben, denn im Grunde bedeutete sie ihm doch nichts. Er bat um Verzeihung, wusste, dass er in diesem Augenblick kläglich versagte, nicht die richtigen Worte fand und es war ihm klar: So leicht kam er ihr diesmal nicht davon. Diesmal nicht...
Sie war natürlich ganz ruhig geblieben, keine Szene, aber die Nacht hatte er auf dem Fußboden in seinem Arbeitszimmer schlafen müssen, und als er am nächsten Nachmittag, Freitag, aus der Firma nach Hause kam, war sie zu einer Entscheidung gekommen.
"Wir werden ein Spielchen machen", flüsterte sie mit einer ganz seltsamen Stimme, befahl ihn zu sich und öffnete den Reißverschluss seiner Anzughose.
"Es wird dir gefallen."
Er ahnte sofort, dass dies nicht eins von ihren üblichen bizarren Spielchen war. Die Art, wie sie an ihm vorbeisah, als sie seinen Schwanz auspackte, gab ihm zu denken und irgend etwas Unbestimmtes warnte ihn. - Doch andererseits war es von Anfang an zu spät. Die Lust hatte ihn sofort überfallen und ein dunkles Gefühl von endgültiger Verlorenheit. Wie unter Hypnose gab er sich ihren Wünschen hin. Etwas in ihm wollte dieses Spielchen erleben und wenn es das letzte war, was er überhaupt je erleben sollte...
So legte sie die Ledermanschette an und schob den Schnappverschluss zusammen, was seine blankrasierten Hoden blauviolett anschwellen und seinen Schwanz groß und gewaltig erscheinen ließ. Sie griff zur Schere und er hielt den Atem an, als sie das untere Drittel seiner Hosentasche abtrennte. Schließlich, nachdem sie die kurze Knebelkette durch das Loch in der Tasche hindurchgeführt hatte, befahl sie ihm, den Reißverschluss wieder hochzuziehen.
"Sieht stark aus", flüsterte sie, als sich das Leinen über seinem gequälten Schwanz spannte.
"Komm, du kleines geiles Luder, jetzt gehn wir in die Stadt."
"Aber ich kann doch nicht...", wollte er protestieren.
"Du kannst nicht? Du mußt!" antwortete sie, fasste die Kette und drehte daran, dass sich die stumpfen Innendornen in dem breiten Kragen, der seine Schwanzwurzel umschloss, schmerzhaft in das hochempfindliche Fleisch bohrten.
Er stöhnte erschrocken auf und von nun an hatte sie leichtes Spiel. - Sie befahl ihm, sich bei ihr einzuhängen. Dann drapierte sie einen leichten Regenmantel über dem glänzende Metall, so dass es für den zufälligen Betrachter unsichtbar blieb, und zog ihn mit sich fort.
Im Taxi sprachen sie kein Wort, er war viel zu verwirrt und was sollte er auch sagen? Sie beobachtete ihn wie eine Katze ihr Beutetier, und wenn er sich auch nur ein wenig bewegte, nur den Anschein erweckte, als wollte er Widerstand leisten, wusste sie sehr genau, wie dies mit einem kurzen Zug an der Kette zu verhindern war...
Irgendwo draußen vor der Stadt, in einem Vorort, den er nicht kannte: Die Praxis einer Frauenärztin am Rand einer belebten Fußgängerzone... Man trat ebenerdig durch die Vordertür hinein und rechts ging es eine Wendeltreppe hinauf in die "Privaträume". Hier wurde jedes Geräusch von hochflauschigen Teppichen, Ton in Ton mit den schweren Fenstervorhängen und den Wandbespannungen aus kostbarer Seide verschluckt. Eine weitere, doppelt gepolsterte Tür öffnete sich und er fühlte sich in eine Art "Wartezimmer" hineingeschoben...
Auf einer Chaiselongue, gleich neben dem Fenster, lag malerisch hingegossen eine Dame in einem hellen Kostüm, das tizianrote Haar zu einem kunstvoll-nachlässigen Gebilde aufgetürmt. Ihr zu Füßen kniete dieser sehr viel jüngere Mann, den Nacken gebeugt, die Hände auf dem Rücken verschnürt. Man hörte ihn sprechen, leise und mit einer zu Herzen gehenden Hoffnungslosigkeit. Nur Bruchstücke waren zu verstehen, er winselte um Gnade, bat sie, die er "Mama" nannte, ihm zu verzeihen, wieder mit ihm nach Hause zu gehen, er wollte es auch niemals wiedertun. Aber man brauchte sie nur zu sehen, wie sie da saß: Dieser stolz erhobene Kopf, diese hochaufgerichtete, von hoheitsvoller Unerbittlichkeit zeugende Gestalt...- sein Bitten war vergeblich, keine Frage.
Als die Tür aufging und zwei kräftig gebaute Frauen in weißen Kitteln den Jüngling unter den Armen griffen und ihn, der sich nun heftig wehrte, mit beruhigenden Worten aus dem Raum schleiften, steigerte sich seine Unruhe zu wilder Panik.
"Nein", schrie er, "ich will hier raus."
Er versuchte, ihr die Kette zu entreißen, es kam zu einem Handgemenge, das erst beendet war, als ihn starke Arme von hinten umfingen, irgend jemand seinen Hosenbund öffnete und er den scharfen Einstich einer Spritze im Gesäß verspürte. Fast zeitgleich damit begann das Zimmer sich um ihn zu drehen. Er fühlte sich plötzlich müde, so müde - und noch ehe er wusste, wie ihm geschah, fiel er in ein traumloses Schwarz, in dem jeder Widerstand sinnlos wurde...

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Später erinnerte er sich an eine seltsame Musik, ein helles, überirdisches Leuchten, das glockenhelle Lachen einer fremden Frau... Da war das Gesicht seiner Göttin dicht über ihm, er spürte ihren Arm unter seinem Nacken, ihre üppige weiche Brust an seiner Wange, getröstet sog er sich fest, sah ihr in die Augen, ließ nicht los, als der kurze Einstichschmerz ihn leicht zusammenzucken ließ ... Und wieder versank er in den Tiefen seines friedlichen Traums, gegen den er sich nicht wehren wollte, mochte auch geschehen, was immer da mit ihm geschah...

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Als er erwachte, fand er sich in einem gewöhnlichen Krankenhausbett wieder, die Arme sorgfältig an die Seitengitter gebunden. Er war allein in einem nicht allzu geräumigen Zweibettzimmer, wenn er den Kopf wandte, konnte er durch ein vorhangloses Fenster den dunklen Park liegen sehen.
Es mußte nach seiner Schätzung schon früher Abend sein und eigentlich spürte er keinen Schmerz. Da war nur dieses Taubheitsgefühl zwischen den Beinen, manchmal ein leichtes Brennen, aber Schmerzen? - Nein, eigentlich nicht.
Er weinte ein bisschen und schlief wieder ein, aber als sie ihn am nächsten Morgen nach einem überraschend üppigen Frühstück abholte, ließ er sich brav beim Anziehen helfen. Sie sprachen nicht über das, was geschehen war. Er dachte über die verschiedenen Möglichkeiten nach und kam zu dem Schluss. dass alles seine Schuld sei. Er musste dankbar sein, wenn sie ihn überhaupt bei sich behielt.
Wieder daheim, legte sie sein Lieblingskissen in den Schaukelstuhl am Kamin und packte ihn mit der warmen Decke ein. Er genoss ihre Fürsorglichkeit, unterschrieb bereitwillig eine Art nachträgliche Einverständniserklärung, gab sich dann aber doch wieder seinen Gefühlen hin.
Sie überließ ihn seinen Tränen und zeigte ihm schließlich eine kristallklare Spiritusflasche mit einem festschließenden Glasstopfen, die sie dann später auf den Kaminsims stellte. Und als er das haselnussgroße Stück Gewebe darin genauer betrachtete, schlug sein Herz plötzlich vor Freude und Überraschung: Wie gütig sie doch war! - Er ergriff ihre Hand und küsste sie voll Dankbarkeit.
"Du verstehst", lächelte sie ihn an.
"Es war nur eine Warnung. Aber beim nächsten Mal ist es endgültig aus. Dein zweites Fläschchen steht schon bereit. Es liegt an dir, ob wir es brauchen werden oder nicht..."
Aber er wusste - es war vorbei. Für ihn hatte etwas Neues begonnen, er war ein anderer geworden. Er würde nie wieder der sein, der er früher einmal gewesen war. Von nun an konnte sie sich verlassen auf ihn, so viel war gewiss.

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