Victoria Hill

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Victoria Hill

Victoria Hill

Yupag Chinasky

Eine derartige Handgreiflichkeit tat ihm die hübsche Maria, mit ihren langen, seidenen, hellbraunen Haaren, mit ihrem sanften, schüchternen, aber dennoch verführerischem Blick, nicht an. Sie hatte sich nicht einmal auf ihn gestürzt, nicht einmal laut gerufen, aber dennoch hatte sie sofort seine Aufmerksamkeit erregt, als sie ganz beschwingt auf ihn zukam. Ihr Gang, das konnte er schon auf den wenigen Metern erkennen, die sie zurücklegte, um dicht neben ihm zu stehen, war phänomenal: ein sanftes Schwingen der schmalen Hüften, ein verhalten-erotisches Wackeln des straffen Hinterns, ein sorgfältiges Aufsetzen der Füße. Dazu war in ihrem Gesicht der Ausdruck reinster, offensichtlichster Freude, als wenn ein lang ersehnter Freund oder der Traum von Mann, endlich, endlich zu ihr gekommen war. Als sie neben ihm stand, sie war sogar ein wenig größer als der Durchschnitt, umfasste sie sofort seine Schultern mit beiden Händen, näherte ihren Mund seinem Ohr und flüsterte ihm ganz verführerisch zu, sie heiße Maria und ob er nicht eine Massage wolle, eine sehr gute, ganz billig, eine ganze Stunde lang. Sie wartete ein Weilchen, um sicher zu sein, dass er sie verstanden hatten, dann fuhr sie fort, sie sei sehr gut, in allem, sie würde alles für ihn tun, alles, was er nur wolle und sie würde ihn garantiert nicht enttäuschen. Dann zählte sie im Einzelnen auf, was ihn erwarten würde, was zu ihrem Angebot gehörte und wie viel er für diese Wonnen bezahlen müsste. Es waren eingeübte Worte, die sie flüsterte, denn später, als er versuchte, sich mit ihr zu unterhalten, stellte er rasch fest, dass ihr Wortschatz in Englisch sehr, sehr begrenzt war. Aber ihren Spruch hatte sie wirklich schön aufgesagt, mit einer wirklich sexy Stimme und ihm zum Abschluss noch einen gehauchten Kuss auf die Wange gegeben, der fast mehr versprach, als ihre Worte und der ihn, wenn er noch unschlüssig gewesen wäre, endgültig für diese Maria voller Gnaden eingenommen hätte. Aber war bereits jetzt schon entschlossen und so fiel es ihr leicht, ihn an der Hand zu nehmen und in Richtung ihres Salons zu ziehen. Auf dem kleinen Hof saßen, im Schein eines rosafarbenen Neonlichts, noch drei andere Mädchen, die den Gast freundlich, aber auch etwas seltsam anschauten und Maria anscheinend zu ihrem Fang beglückwünschten. Er blieb vor der Eingangstür stehen und betrachtete, bevor er den Salon betrat, die wartenden Mädchen und auch seine neue Bekanntschaft, als ob er prüfen wollte, ob seine Wahl richtig war. Aber an Maria gab es nichts auszusetzen. Sie war schlank und schmal, wie die meisten Mädchen hier. Sie trug einen grünen, bodenlangen Rock und eine einfache, weiße Bluse. Ihre Figur war, soweit er es beurteilen konnte, tadellos, auch wenn sie noch mehr als die anderen einer Elfe glich. Ihr Gesicht war ein wenig herb, nicht so lieblich, aber ihre Züge waren ebenmäßig und wohlproportioniert. Sie deutete sein Zögern so, dass ihm noch Information fehlte und so sagte sie das Sprüchlein mit ihren Dienstleistungen erneut auf, diesmal aber nicht flüsternd, sondern mit einer angenehmen Altstimme. Alles war bestens, er trat ein und Maria führte ihn zu einem Sofa, sagte er solle sich setzen und die Schuhe ausziehen. Dann verschwand sie kurz und kam mit einer Schüssel warmen Wassers zurück und begann seine Füße zu waschen, wie Jesus in der Nacht vor seinem Tode, nur dass sie ein Handtuch und nicht ihre Haare zum trocknen verwendete.

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