Vierer auf der Donauinsel

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Vierer auf der Donauinsel

Vierer auf der Donauinsel

Georg Biron

Nathalie ist stolz auf ihre Titten, sie zeigt sie gerne her, sie liegt oben ohne im Liegestuhl, trägt viel zu kleine Blusen, die fast platzen. Wenn sie ihren Bikini anzieht, um schwimmen zu gehen, fallen die Titten fast aus dem Oberteil raus. Nathalie ist ein bisschen zu dick, aber das stört mich überhaupt nicht, ich finde ihre kurvige Figur sehr verführerisch. Und ich finde, sie passt guuuuuuuut zu mir, weil ich auch zu dick bin, eindeutig zu dick. Nachdem ich mit dem Boxen aufgehört habe, habe ich zugenommen. Nachdem ich mit dem Bumsen vor der Kamera aufgehört habe, habe ich zugenommen. Ich werde immer mehr zu meinem eigenen Buddha.
Nathalie ist nicht wirklich blond. Eigentlich ist sie brünett. Doch es gefällt ihr, wenn die Menschen sie für blond halten.
„Das macht das Leben leichter“, sagt sie und lacht. Nathalie lacht laut, sehr laut, und sie zeigt weiße Zähne, und zwischen den oberen Vorderzähnen glitzert ein Diamant, den sie sich in New York einsetzen hat lassen. Nathalie hat lustige Falten in den Augenwinkeln. Ich weiß nicht genau, wie alt sie ist, Anfang / Mitte dreißig. Aber sie schaut aus wie Ende zwanzig.
Ich kann nicht länger hinschauen. Würde ich länger hinschauen, müsste ich sofort aufstehen, zu ihr rübergehen und sie auf der Stelle küssen. Das weiß sie, ich bin ziiiiiiiiiiiemlich sicher, dass sie das ganz genau spürt, und sie lächelt in meine Richtung und setzt ihre dunkle Sonnenbrille auf und nimmt eine Illustrierte aus ihrem Rucksack, den sie mitgebracht hat, und beginnt darin hin und her zu blättern, aber es wirkt nicht so, als würde sie irgend etwas in dieser Illustrierten so richtig interessieren. Außerdem wird es langsam dunkel.
Das Gebüsch hinter uns kommt plötzlich in Bewegung. Mwai kriecht raus.
„Endlich habe ich euch gefunden“, sagt er.
Nathalie schaut ihn überrascht an. Nahoko schaut ihn interessiert an. Ich gebe ihm die Hand. „Es ist Zeit fürs Abendessen“, sage ich. Mwai nickt.
Er hat wie jeden Tag ein weites Hemd mit Tigerstreifen, blaue Tennisschuhe und seine enge leuchtend rote Hose an, und man kann deutlich die Konturen seiner Medizin sehen, die in der engen Hose sehr dekorativ verpackt ist. Er läuft den ganzen Tag in dieser Hose herum und macht die Frauen in der Wasserwelt verrückt. Ich habe schon ein paar Mal bemerkt, dass die Frauen, die in der Meiselmarkt-Halle einkaufen, ungeniert auf Mwai starren, wenn er mit wippenden tänzerischen Schritten umher geht und über seinen Schultern zwei große Säcke mit Parboiled Rice hängen hat: ein schlanker muskulöser Kerl, der so gebaut ist wie die Marathonläufer, die im Sportfernsehen auf dem Siegerpodest gezeigt werden. Und er hat die dunkelste Haut, die ich je gesehen habe.

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