Vorsichtig legte ich den Hörer auf das Telefon. Mein Körper zitterte vor Aufregung, heute Abend um einundzwanzig Uhr würde er kommen. Ich freute mich, ich war aufgeregt, ich war glücklich. Mein Lächeln verriet meinem Spiegelbild happyness. Ich sah mich im Spiegel genauer an, meine Haare, oh Gott, wie sahen nur meine Haare aus, ich schrak zusammen, ein Durcheinander wie auf dem Flohmarkt. Ich schaute auf meine Armbanduhr, nein, Zeit hatte ich keine mehr für den Friseur. Ich musste mich selbst herrichten, meiner Frisur einen neuen Touch verleihen. Und mein Kleid, Jesus und Maria, das kann ich so nicht lassen, ich muss mich umziehen, ein Abendkleid, etwas besonders für einen besonderen Besuch an einem besonderen Abend. Und das Wohnzimmer? Ich erschrak wiederum, machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, in der Tür blieb ich stehen und ein Stein fiel mir vom Herzen, das Wohnzimmer war aufgeräumt und sauber. Keine Arbeit für das Wohnzimmer, alles perfekt, selbst die Bar war gefüllt und kleine Schälchen mit Erdnüssen standen auf der Theke. Ein Beben ging durch mich hindurch. Das Lächeln verwandelte sich in ein Lachen und ich ging in Richtung Badezimmer.
Als ich im warmen Schaumbad lag und mir den heutigen Abend genauer in meinen Gedanken ausmalte, schaute ich verträumt in den Kerzenschein und sah, wie sich das Licht in meinem Weinglas brach. Ein leichtes Kribbeln verspürte ich in der Magengrube, als ich mich an das Telefonat von heute Nachmittag erinnerte. Warm und Kalt durchzuckte es meinen Körper, die Füße kribbelten und die Wärme stieg langsam empor, meine Beine, meine Oberschenkel, mein Venushügel, mein Bauch, meine Brust, mein Hals einfach jede einzelne Partie meines Körpers wurde durchflutet von einem Gefühl der Erwartung, der Neugier, der Angst und der Zufriedenheit. Heute Abend wollte ich perfekt sein, für ihn, nur für ihn. Ich dachte wieder an seine Stimme, diese Männlichkeit durchdrang in mir jeden Knochen und ich begann zu zittern. Ich leerte mein Glas und stellte es zur Seite, nahm den Schwamm und begann mich einzuseifen. Erst die Beine, von den Zehen, die mit weißem Schaum des Badezusatzes benetzt waren, über den Spann, hinauf über das Schienbein, dem Knie bis hin zum Oberschenkel. Ich fühlte den weichen, warmen Schaum und stellte mir vor, es wäre die Hand, die Hand von Viktor. Ich konnte es kaum erwarten Viktor in meinen Armen halten zu dürfen. Ich musste mich zusammenreißen, ich durfte mich nicht meinen Gedanken hergeben, ich sollte mich bewahren und diese Neugier aufbewahren – für heute Abend, für Viktor.
Viktor kommt
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Viktor kommt
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