Vögellust

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Vögellust

Vögellust

Anita Isiris

Und dann entdeckte Norbert, dass er fliegen konnte. Es war auf dem Weg vom Physiklabor in die Mittagspause, als der 55jährige an sich selber beobachtete, wie beschwingt seine Schritte waren. Norbert hatte zwar einen dem Fitnesscenter geschuldeten gestählten Körper, aber trotzdem. Er war ein Ü50, und was seine Kondition anging, weit entfernt von den Spitzenleistungen seiner Jugend. Kurz vor dem Würstchenstand im Park hielt er inne und machte intuitiv einen kleinen Hüpfer. Beinahe wäre ihm der Boden unter den Füssen entschwunden, denn Norbert hob, ganz entgegen den physikalischen Gesetzen, die er kannte und auch unterrichtete, ab. Beinahe wäre er gestrauchelt und atmete tief durch, als er den Kiesweg unter sich wieder spürte. Vorsichtig, so, als wäre er 30 Jahre älter, legte er die letzten Meter zum Würstchenstand zurück und kaufte sich, wie jeden Mittag unter der Woche, einen Hotdog und einen Vitamindrink. Früher hatte er in rauen Mengen Cola in sich hinein geschüttet – aber Norbert war ein Vernunftmensch und hatte aus diesem Grund, um seine Leber zu schonen und weiteren lästigen Altersgebrechen vorzubeugen, konsequent auf Vitamindrinks und Früchte-Smoothies umgestellt.

Er liess es sich auf einer Parkbank gut gehen und sich von der Sonne bescheinen. Für ihn gab es nichts Schöneres, als den Vögeln beim Tschilpen zuzuhören und den jungen Frauen nachzublicken, die, ahnungslos und vielleicht gerade deswegen so verführerisch, ihre Hüften bewegten – bedeckt mit langen Röcken, bunten Tights, Jeans oder Shorts. Es war Hochsommer, und Norbert konnte es kaum erwarten, am Abend seine Freundin Sina bei sich zuhause zu empfangen und mit ihr auf dem Balkon Sushi zu knabbern, bevor es dann, irgendwann, ins Bett und somit zur Sache ging. Äusserlich war Norbert der analytisch denkende Physiker, innerlich aber brodelte in ihm unbändige Lust auf Frauen in allen Formen, Farben und sonstigen Varianten.

Seufzend erhob sich Norbert nach Ablauf der Mittagspause und verzog sich in sein Labor, wo er an optischen Phänomenen forschte. Was war das vorhin gewesen? Keinesfalls wollte Norbert seine neue Fähigkeit zur Schau stellen, vor lachenden Parkbesucher:innen, vor denen er kopfvoran in den Rasen stürzen würde. Nein, Norbert wollte den Abend abwarten, die Zeit nach 17:00 Uhr, wo die meisten hart arbeitenden Familienväter in den Schoss ihrer Familie einkehrten und mit den Kindern Hausaufgaben machten. Seine Sina war Krankenschwester und würde nicht vor 19:00 Uhr bei ihm zuhause auftauchen. Somit würde Norbert etwas Zeit bleiben, um das, was er soeben vor dem Würstchenstand erlebt hatte, nachzuprüfen.

Endlich rückte der Zeiger auf 17:30 Uhr. Norbert verräumte, ordentlich, wie er war, sein Experimentiermaterial und schloss sein Labor sorgfältig ab, so, wie er es bereits seit Jahren tat. Wenig später betrat er eine kaum frequentierte Ecke des riesigen Parks, eine runde Rasenfläche, die von allen möglichen Blumenarten umsäumt war. Auch wenn er sich etwas blöd vorkam: Er ging in die Mitte der Fläche und machte einen Hüpfer. Und tatsächlich... Norbert erhob sich in die Lüfte. Erschreckt ruderte er mit den Armen, stellte aber rasch fest, dass die Kraft in der Ruhe liegt. Er stemmte sich gegen den Wind, bis er in eine Gleichgewichtslage geriet, und dann durchfloss ihn ein unbändiges Glücksgefühl. Fliegen. Traum der Menschheit. Und er konnte es – einfach so – und benötigte nicht einmal, wie weiland Ikarus, der von seinem Vater vor der Sonnenhitze gewarnt worden war, ein Fluggestell. Aber Norberts Glück durchflutete nicht nur seinen Kopf, sein Herz, sondern auch seine Lenden. Seine ohnehin grosse Lust auf Frauen brach sich Bahn, und Norbert, nachdem er sanft auf dem Rasen gelandet war, sah sich spontan um. Das Glück war ihm hold. Eine junge, schlanke, bildhübsche Frau mit schulterlangem Haar, in einen bunten Pareo gehüllt, kam den Weg entlang. Nun hatte Norbert diese Pareos respektive deren Trägerinnen schon immer als mutig empfunden. Was, wenn der Stoff, der oberhalb der Brüste zusammengehalten wurde, hinunterrutschte? Bestimmt war das schon Dutzenden von Pareoträgerinnen passiert, dass sie ihre Titten unfreiwillig frei legten, und nur dieser Gedanke verursachte bei Norbert eine Erektion. Mit grossen Schritten verliess er die Rasenfläche, aber doch nicht so eilig, damit die Frau sich nicht etwa durch ihn bedroht fühlte. Dann trat er von hinten an sie heran, legte ihr die Hände um die Hüften. Die Schockstarre der Frau nutzte Norbert, um ihr ins Ohr zu flüstern, er sei absolut nicht gefährlich, er sei ein seriöser Physiker, der sie an einem Flugexperiment möchte teilhaben lassen. Der Kehle der Frau entwand sich nur ein Krächzen, und schon war Norbert mit ihr über den Baumwipfeln. Ihr Haar duftete herrlich, und ihren grossen, warmen Hintern schmiegte sie unfreiwillig an seine Lenden. Auch mit ihren Brüsten hatte Norbert bereits Bekanntschaft gemacht – irgendwie musste der die Frau ja festhalten. „Ganz ruhig jetzt“, raunte er ihr ins Ohr. Die Frau antwortete nicht. Mit der einen Hand hielt Norbert den Busen der Pareoträgerin fest, vielleicht auch, auf dass der Pareo nicht verrutsche und zu viel enthülle, mit der andern Hand stabilisierte er ihren Bauch. Klar. Er musste die Frau in der Region ihrer Körpermitte stabilisieren, damit die beiden nicht aus dem Gleichgewicht gerieten und abstürzten. Dann überkam Norbert eine grosse Ruhe. Die Macht, die er über diese Frau besass, erregte ihn bis in die Fingerspitzen. Eine falsche Bewegung, und sie würde abstürzen – fliegen konnte sie ja nicht aus eigenem Antrieb. Norbert nutzte die Gunst der Minuten, um ihren Körper ausgiebig zu erkunden, und natürlich hätten sich alle Feministinnen und überhaupt alle Menschen im Grab umgedreht, wenn sie das gesehen hätten. Aber Norbert war einen Moment lang jenseits von Gut und Böse, er wollte nur noch spüren, tasten, ein bisschen fummeln. Und der Körper der jungen Frau, die nicht fliegen konnte, gab sehr viel her mit den breiten Hüften, dem runden Hintern und den grossen, schweren Titten. Norbert küsste ihren Nacken, um sie zu beruhigen. Natürlich trat das Gegenteil ein; die Frau tat einen gurgelnden Laut der Ablehnung.

Dann war Norbert wieder bei Sinnen. Er war ja kein böser Mann, nur etwas überfordert von seiner neu entdeckten Fähigkeit. Er trat mit der Frau den Sinkflug an, allerdings nicht, ohne ihre Pobacken noch einmal ausgiebig zu erkunden. Dann erfasste ihn endgültig das schlechte Gewissen und Mitleid mit diesem verängstigten Erdengeschöpf. Norbert wandelte sich vom Faun der Lüfte zurück in den korrekten, anständigen, Frauen respektierenden Physiker, der er ein Leben lang gewesen war. Er legte die Frau auf den Parkrasen, strich ihr das verschwitzte Haar aus der Stirn und bedankte sich bei ihr. Er war sich sicher, dass sie mindestens eine Stunde so liegenbleiben würde, um das Erlebte zu verarbeiten. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass bald Sina vor seiner Haustür stehen würde. Sushi und Sake befanden sich bereits in seinem Kühlschrank. Sie mussten die Sushi nur noch mit Sojasauce beträufeln.

Kaum hatte Norbert den Balkontisch mit einem kleinen Blumenstrauss sommerlich hergerichtet, klingelte es. Sina hatte sich schön gemacht, sehr schön sogar. Ihr smaragdgrüner Sommerrock passte perfekt zu ihren Augen, und ihr dunkles Haar war mit blonden Strähnchen durchzogen. Norbert hätte nicht zu beschreiben vermocht, wie sehr ihn nach dieser Frau verlangte, wie sehr er sie liebte. Beruflich gesehen, war er eher nüchtern unterwegs, aber tief in ihm brodelte eine nicht enden wollende Leidenschaft. Selbstverständlich war es so, dass Sina drauflos plapperte und ihre Patient:innen-Anekdoten des Tages von sich gab; aber Norbert lauschte nicht so sehr dem Inhalt, sondern ihrer Stimme, ihrer fröhlichen, lustvollen Stimme, mit der sie so herrlich stöhnen konnte, wenn sie zusammen Sex hatten. Zuerst hatte er gedacht, sie spiele ihm jedes Mal etwas vor, was sie aber energisch verneint hatte. Sina war so. Tatsächlich. Sie stöhnte genauso wie die Frauen in den Youporn-Filmchen, die Norbert jeden Abend genoss, wenn Sina nicht da war.

Irgendwann war es dann so weit. Nach Sushi, Sake, Cynar Orange und Bier hielten sich die beiden Turteltauben lachend an den Händen und lehnten sich über die Balkonbrüstung. „Ich kann was, was Du nicht kannst“, sagte Norbert übermütig, zog Sina eng an sich und tat einen kleinen Sprung. Der Schub war so kräftig, dass er auch Norbert den Atem raubte. Sekunden später schwebte er mit der zu Tode erschrockenen Sina über den Dächern seines Wohnquartiers. Verzweifelt klammerte sie sich an ihn. „Ist jetzt aber nicht wahr, oder?“, fragte sie das eine über das andere Mal. „Ist jetzt aber nicht wahr?“

„Ganz ruhig, Kleines, alles kommt gut“, raunte ihr Norbert ins Ohr und steuerte mit kleinen Bewegungen seiner Beine vom Wohnquartier weg zu den in der Windstille ruhenden Baumwipfel des nahen Waldes. Notgedrungen schmiegte sich Sina ganz fest an ihren Freund, denn sie wusste selbstverständlich, was ihr drohte, wenn sie ihren Partner losliess. Dann überkam sie Ruhe und Entspannung. Norbert bewegte sich in der Luft sehr sicher, und er liebte sie ja. Keineswegs würde er es zulassen, dass sie in den Wald stürzte. Norbert befand sich jetzt in Rückenposition, Sina war über ihm. Sina war nur 158 cm gross, Norbert hingegen mit seinen 192 cm gross und kräftig. „Ich habe in meiner Mittagspause zufällig entdeckt, dass ich fliegen kann“, sagte Norbert belustigt zu Sina und konnte es kaum erwarten, dass sie sich ihm in den Lüften hingab. Selbstverständlich, brauchte das eine Weile, denn keine Frau lässt sich lustvoll auf ein Liebesspiel ein, wenn ihr die Umgebung fremd oder gar unheimlich ist.

Dann meinte Norbert, dass sie so weit war und knöpfte Sinas Kleid auf, das auf der Vorderseite eine Reihe kleiner silberner Ösen besass. Sina trug keinen BH, und Norbert realisierte sofort, dass auch in ihr Sexlust köchelte. Das Kleid segelte kurz darauf durch die Luft, und Sina trug nur noch ihren Slip. Sina sass jetzt rittlings auf ihm. Sie sah ungemein sexy aus mit ihrem wehenden Haar und den wogenden Titten mit den milchschokoladefarbenen Brustwarzen, an denen er so gerne saugte, so er denn konnte. Im Moment konnte er nicht. Norbert musste sich darauf konzentrieren, dass die beiden ein stabiles Gleichgewicht hielten und Sina keinesfalls abstürzen konnte. Er spürte die Wärme zwischen ihren Schenkeln an seinen Lenden, was ihn fast wahnsinnig machte. In einem Akt halsbrecherischer Akrobatik zog Norbert sich splitternackt aus, dann streifte er mit Unterstützung von Sina ihr Höschen ab. „Oh mein Gott“, sagte er mit Blick auf die helle Mondsichel und auf Sinas zart behaarte Scham. Kurz erinnerte er sich an ein Buch, das ihm sein Vater zu Kindertagen immer und immer wieder vorlesen musste. „Der kleine Häwelmann“. War nicht auch dieser Häwelmann, in seinem Bettchen, durch die Lüfte geschwebt? „Jetzt fühle ich mich sicher, das ist ja mega, was wir da machen“, sagte Sina mit ihrer warmen Stimme und ruckelte mit ihren Lenden. Endlich gelang es Norbert, wenn auch unter einer gewissen Anstrengung, in Sina einzudringen. Selbstverständlich war der Coitus gewöhnungsbedürftig, weil es unter Norbert ja keine Matratze, keinen Küchentisch, keinen Teppich gab, sondern nur frische Waldluft an einem Sommerabend. Er hielt sich ruhig, wegen der Balance, und Sina tat etwas, das sie sehr gut konnte. Sie fickte Norbert mit sanften, aber entschlossenen Bewegungen ihres Beckens. Für den unbeteiligten Zuschauer hätte der Akt wie ein Tanz gewirkt, ein Liebestanz in den Lüften über Wien. Dann geschah es. Sina verlor das Gleichgewicht und somit den Halt, Norbert glitt aus ihr heraus. Er klammerte sich an Sina und schmiegte sich nun an ihre Rückseite. Diese Position erforderte sehr viel Kraft und stand klassischen physikalischen Gesetzen diametral entgegen. Isaac Newton hätte seine Augen rädergross aufgesperrt, hätte er das gesehen. Norbert umschlang die Schenkel seiner nackten Freundin mit seinen eigenen Beinen, hielt mit der einen Hand Sinas Brüste fest, mit der andern ihre Hüften, so, wie er es zuvor mit der schönen Unbekannten im Park getan hatte.

Dann überkam ihn erneut die Vögellust; Sinas Arsch war einfach zu verführerisch, zu warm, zu prall, zu geil. Von Sinas Säften war sein Zentralorgan derart gut geölt, dass Norbert ihren Anus suchte und fand. Mit einem heftigen Ruck drang er in sie ein.

„Haaah“..., schrie Sina. „Du hättest mich auch vorwarnen können“. Norbert schreckte hoch. Der Mond schien durch den dünnen Vorhang ins Schlafzimmer, Norbert rieb sich die Augen, setzte sich auf und sah seine nackte Sina, die sich verärgert von ihm abwandte, sich zur Bettkante schob und nach einem leisen Knurren weiterschlief.

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